Eure Geschichte mit dem FC

  • Krasser Scheiß... hast du denn mal deine Akte eingesehen?


    Also falls sie eine über dich hatten, aber das ist ja nicht unwarscheinlich...

    Ja, die hat auch paar Seiten. Aber die kannst du dir schenken. Meine besteht fast nur aus schwarzen Streifen. Alles wichtige wurde geschwärzt

    Alle verrückt hier. Komm Einhorn, wir gehen

  • Dann will ich Oros Aufforderung auch mal folgen.


    Meine Familie war nie fußballbegeistert, jedenfalls dachte ich das lange Zeit. Dazu später mehr. Bin in einem kleinen Dorf die ersten 8 Jahre meines Lebens als einziges Mädchen in meinem Alter aufgewachsen. Daher spielte ich immer nur mit den Jungs, wo Fußball natürlich schon früh ein Thema war.
    Meine Freunde spielten dann auch früh im Verein. Das wollte ich auch, und meine Eltern meldeten mich an. Ich habe dann eine Saison in der F-Jugend gespielt oder viel mehr auf der Bank gesessen. Zu dem Zeitpunkt mitte der 90er war der BVB ganz toll, wurde ja schließlich auch deutscher Meister und wenn alle die toll finden, dann ich auch. Ich habe sogar in BVB Bettwäsche geschlafen. :woman_facepalming: Naja, da ich dann doch nicht so den Spaß am Fußball hatte, wurde ich wieder abgemeldet und meine Begeisterung für den BVB verschwand dann auch schnell.


    Mit 8 Jahren zogen dann meine Freundinnen ins Dorf. Ihre Eltern haben die Dorfgaststätte/Kneipe übernommen. Wir saßen als Kinder ständig in der Kneipe und haben dort gespielt. Dort wurde auch Fußball geschaut und der Großteil der Gäste war natürlich FC Fan. Meine Freundin wurde von dem ein oder anderen Gast auch schon mal mit ins Stadion oder zu den Haien genommen. Sie hat immer schon erzählt wie toll es da ist. Da sympathisierte ich auch mit dem FC. Ich feiere gerne Karneval und so kam man auch nicht drum rum die Hymne auf der ein oder anderen Veranstaltung mitzusingen. Ich bekam allein durch die Kneipe immer mit, wie es um den FC steht. Der erste Abstieg, Aufstieg usw.


    Mein älterer Bruder war wohl öfter mal Ende der 90er im Müngersdorfer Stadion. Ich glaube er interessierte sich allerdings nicht unbedingt für den Fußball, sondern eher für das Drumherum und die 3 Halbzeit. Ist aber auch nur ne Vermutung.


    Die Nationalmannschaft habe ich auch immer nur so am Rande mitbekommen. Als dann die WM im eigenen Land war, war ich natürlich auch euphorisch. Ich habe so viel Fußball geschaut wie nie. Ständig beim Public Viewing. Hab schnell die Regeln kapiert und war ein bisschen stolz, Abseits zu verstehen und auch zu erkennen.


    Mein erster Stadionbesuch sollte aber weiter auf sich warten lassen. Es war der 23.02.2013 es schneite ein wenig und war kalt. Mein Freund hat ein neues Auto gekauft und wollte es an diesem Samstagvormittag abholen. Im Autohaus wurden wir dann gefragt ob wir uns für Fußball interessieren. Sie hätten noch Karten übrig für das Spiel um 13 Uhr ob wir dahin wollen. Ja wollten wir. Es war ein Spiel gegen Union Berlin. Wir mussten noch ein paar Dinge für das Auto erledigen und waren daher nicht pünktlich am Stadion. Die erste Halbzeit lief schon, wir sind von der Aachener Richtung Stadion gegangen. Ich hatte sofort Gänsehaut. Die Geräuschkulisse die einem da schon entgegen kam, war der Wahnsinn. Kurz bevor wir im Stadion waren fiel das erste Tor für den FC. Ich habe so gehofft, dass es nicht das letzte an diesem Tag war und ich noch eins im Stadion mitbekomme. Also ab auf die Plätze, Stadion war nicht ausverkauft. Auf dem Weg zu meinem Platz mussten einige aufstehen und ein Mann sagte „Der FC hätt die schönste Mädche“. Ach, fand ich das schön dort. :thumbs_up: Das Spiel ging übrigens 2:0 aus und ich habe somit noch ein Tor mitbekommen und durfte auch das Trömmelche mitsingen. Spätestens da wusste ich, dass der FC mein Verein ist.


    Für den nächsten Teil heißt es stark sein.
    Es war sehr irritierend für mich, als mein Vater irgendwann Geburtstag feierte und irgendwas von Gladbach geschenkt bekam. Ich fragte meine Mutter, wie man denn auf so ne bescheuerte Idee kommen würde. Sie sagte dann „Na dein Vater ist doch Gladbach Fan“. Ach du scheiße, zum Glück ist aus mir trotzdem was geworden. Mein Bruder wusste bis dahin auch nix davon. Er hat sein „Fan“ sein zum Glück nicht wirklich ausgelebt. Aber ist schon schlimm, wenn man nen Kaffee bei den Eltern trinken will und auf einmal ne Gladbach Tasse in der Hand hat. Familie kann man sich halt nicht aussuchen. :schnuffi: Ich hätte jetzt gerne ganz viel Mitleid. Meine Mutter hält es zum Glück eher mit dem FC. Witzige Geschichte nebenbei. Haben sie zum Spiel gegen Lev das erste mal mit ins Stadion genommen und sie schaute die Südkurve an, die grade anstimmte „Lever–kusen Hu*en-Söhne“ und klatschten auch dabei. Und meine Mutter sagte „Oh, das gefällt mir“ Ich: „Mama, verstehst du was die da sagen?“ Sie: „Nein“. Das ist jetzt immer unser running Gag.


    Weiter in der Geschichte. Der FC spielt international, das war was Besonderes. Aber die Saison verlief so gar nicht gut. Alle redeten davon, dass der FC mal wieder absteigen muss. Nur 6 Punkte nach der Hinrunde, das können die nicht schaffen. Ich habe an den FC geglaubt und war der Meinung ich muss ins Stadion, weil der FC meine Unterstützung braucht. Hab dann einfach Tickets für das Spiel gegen Hannover gekauft. Mein Freund war von der Idee so begeistert, dass er dann über nen Kollegen auch noch Karten für das Spiel gegen Dortmund geholt hat. Und danach war ich noch 2mal dort. Der FC stieg trotz allem hoffen wieder ab und ich habe mir gedacht, jetzt werde ich Mitglied. Die nächste Saison direkt auch das erste Auswärtsspiel gegen Bochum live dabei. Insgesamt habe ich dann 19 mal in der Saison den FC live gesehen. Darauf die Saison 15 mal bis Corona. Und hoffentlich werden es noch viele mehr. Ich habe also spät angefangen, dafür versuche ich jetzt alles nachzuholen.


    Ich hoffe die Geschichte war nicht zu lang und schockierend.

  • Hallo zusammen.

    Ich lese hier schon ein paar Jahre mit und diesen Thread nutze ich jetzt mal als Einstand.


    Das erste Mal im Stadion war ich 1988 im vergleichsweise recht fortgeschrittenen Alter von 12 Jahren mit meinem Vater. Gespielt wurde gegen Werder Bremen und der FC gewann mit 2 zu 0. Dieses Erlebnis hat mich wohl derart geprägt, dass ich bis heute durch alle Höhen und (mehr) Tiefen mit diesem Verein gehe. Meine ersten Helden waren damals, wie soll es anders sein, Littbarski, Häßler, und Illgner.


    Klar, die ersten richtigen, mir bewussten Jahre FC-Fan-Dasein waren mit zwei Vizemeistertiteln sehr erfolgreich. Wenn der Verein Tore schießt und gewinnt, fällt der Einstieg und die emotionale Bindung zu einem Verein bestimmt etwas leichter. Aber es war nicht nur das Gefühl nach einem Sieg, es war auch das Erlebnis rund um den Stadionbesuch, der mich damals fasziniert hat. Wir haben damals oft auf Stehplatz Mitte gestanden. Das alte Stadion war nur selten ausverkauft aber trotzdem war die Stimmung immer besonders. Wenn man sich die Karten nicht schon im Vorverkauf an der Theaterkasse gekauft hatte, konnte man oft noch spontan Karten am Spieltag kaufen. Heute (wenn den Zuschauer jetzt wieder rein dürfen) fast undenkbar.


    Ich finde es sehr schwer zu beschreiben, was ich nur an diesem Verein finde. Wieso ich trotz mehr Misserfolgen als Erfolgen zum FC stehe. Ich glaube, es ist gerade dieses Underdog-Dasein des FC seit Anfang der 1990er-Jahre das bei mir die Bindung noch verstärkt hat. Man nimmt jeden Erfolg nicht als selbstverständlich hin. Jedes Tor ist wertvoll. Man hofft auf den nächsten wichtigen Sieg. Die Freude ist umso größer, wenn er dann tatsächlich eintritt. Ich glaube, ein Verein wie Bayern wäre mir auf Dauer einfach zu langweilig. Ohhh, schon wieder Meister. Wie toll. Natürlich hätte ich auch nichts gegen ein paar Jahre in ruhigen Fahrwassern mit Luft nach oben.


    Ich muss gestehen, dass auch ich in der Corona-Zeit eine gewisse Fußball- und FC-Müdigkeit verspürt haben. Doch spätestens nach dem 2 zu 1 Sieg in Dortmund letztes Jahr hat sich wieder gezeigt, dass ich immer noch voll mit dem Herzen dabei bin und mitgefiebert habe wie der kleine Junge aus 1988.


    Einen besonderen Reiz machen natürlich die Stadionbesuche aus. Ich freue mich immer noch wie ein kleines Kind auf den Spieltag und bin froh, wenn die Woche rum ist und wir endlich im Auto Richtung Müngersdorf fahren. Es sind einfach diese Emotionen, die dort manchmal zutage treten und man sich nachher fragt, hab ich das jetzt wirklich gesagt (eher gebrüllt) oder gemacht. Und endlich...heute ist es wieder soweit...Müngersdorf wir kommen.


    Es ist mir in den Jahren gelungen, meine Frau für den FC zu begeistern und auch meinen Sohn habe ich dank frühkindlicher Prägung, mit dem FC Virus infiziert und habe somit das FC-Gen an die nächste Generation weiter gegeben. Mission completed.


    Jetzt vielleicht noch ein paar Spiele, die ich live im Stadion gesehen habe und die mir am meisten in Erinnerung geblieben sind:


    Dazu zählen der 2 zu 1 Sieg gegen Schalke am vorletzten Spieltag der Saison 92/93 der den sicheren Klassenerhalt bedeutete. Ich kann mich noch dran erinnern, wie ich dem aufs Tor zustürmenden Frank Greiner zubrülle "zieh ab" und kurz darauf das Stadion explodiert.


    Ein 3:1 Sieg gegen die eigentlich übermächtigen Bayern (die in dieser Saison aber auch nur 6. wurden) in der Saison 94/95. Die Tore schossen damals Thiam und zweimal Polster.


    Negativ in Erinnerung geblieben ist mir im gleichen Jahr eine 0 zu 1 Niederlage gegen den damaligen Zweitligisten Wolfsburg im DFB-Poklal Halbfinale. Wir waren vorher der Meinung, das wird ein Selbstläufer und planten schon die Reise nach Berlin. Diese Tristesse an diesem Abend, obwohl man der Chance auf einen Titel so nah war.


    Und in jüngerer Vergangenheit der letzte Spieltag der Saison 2016/2017 mit dem 2 zu 0 gegen Mainz. Als Osako das Ding kurz vor Schluss reinhaut ... unbeschreiblich.


    Zwar nur am TV aber dafür nicht minder spannend waren natürlich die beiden Alles oder Nichts Relegationsspiele zum Ende der letzten Saison. Glücklicherweise mit positivem Ausgang. Nach diesen Spielen weiss auch der letzt in unserer Nachbarschaft das ich FC-Fan bin. Ich war nicht zu überhören.


    Da waren sicher auch noch einige weitere Spiele, die eine Erwähnung verdient hätten (auch einige schöne Derbysiege, die ich nur am TV oder Radio mitverfolgt habe), nur sind mir die nicht so sehr in Erinnerung geblieben wie die oben genannten.


    So, das waren ein paar Einblicke in mein FC-Dasein. Auch ich würde mich an dieser Stelle über weitere FC-Geschichten freuen.

    Einmal editiert, zuletzt von fchennes ()