Tennis

Natürlich habe ich mir als grosser Tennisfan das Spiel Zwerev gegen Djokovic angesehen.

Vor dem Spiel war die Favoritenrolle eindeutig verteilt: Djokovic hatte in den letzten sechs Monaten gerade einmal 2 Spiele verloren. Im Turnier in London nicht einen Satz abgegeben und nicht ein Aufschlagspiel verloren.

Und: In der Gruppenphase Zwerev mit 6:4 und 6:1 vermöbelt.

Gestern sah das alles ganz anders aus: Zwerev von Anfang an auf der Höhe des Geschehens. Zu dessen gefürchteten Winkelspiel liess der Deutsche den Serben gar nicht erst kommen - weil er ihm keine Winkel gab.
Ab durch die Mitte, daß war ganz offensichtlich der Matchplan. Und wer gedacht hatte, daß Djokovic gerade bei längeren Ballwechseln vorne liegen würde - der sah sich getäuscht. Zwerev spielte sicher und Zwerev
konnte läuferisch mit halten.

Und Zwerev schlug fulminant auf - 10 Asse und bestimmt genauso viele Service Winner. Der Joker wirkte im Verlaufe des Spieles immer ratloser und auch müder, während Zwerev weiterhin auch Sicherheit gewann.

Grosses Spiel von Zwerev - mag sein, daß wir einen Teil einer Wachablösung im Tennis gesehen haben. Wobei ich da immer vorsichtig bin bei Spielern wie Djokovic, Federer und Nadal.

Irgendwann - wenn Djokovic, Federer, Nadal abgetreten sind - werden wir auf das Tennis zurück blicken und sagen: Wir haben die ganz grosse Zeit des Männertennis mit diesen Spielern erlebt. Und hinzufügen, daß Spieler
wie Murray, Cilic, Wawrinka, del Potro insgesamt nur deswegen 9 oder 10 Grand Slam Titel gewinnen konnten weil "drei Musketiere" zu Ausnahmefiguren des Tennis wurden.

Seit 2004 - ab da waren mindestens zwei der drei immer auf der Bühne - gab es 60 Grandslam Titel zu verteilen. Und Federer/Nadal/Djokovic spielten gegen den Rest der Welt 51:9. Einundfünfzig zu Neun

Den Rest der Titel holten Murray und Wawrinka mit jeweils drei Titeln, dazu Gaudio, Cilic und del Potro. Eine schier unfassbare Bilanz. Und es ist im nächsten Jahr nochmal möglich, daß diese ausgebaut wird. Aber - eine
Ära neigt sich dem Ende zu.

Wenn man sich die Toplisten der Tenniswelt ansieht, dann sieht da noch die genannten Cilic, del Potro, Wawrinka. Andy Murray lange verletzt, Nishikori auf dem Weg zu alter Form. Es gibt einen Kevin Anderson, einen John
Isner - aber sie alle sind nahe oder über den 30. Ein Spieler wie Dimitrow - mittlerweile 27 - der jahrelang als Kronzprinz galt, wurde von der Phalanx Federer und Co erdrückt. Die jungen Wilden, die nachrücken sind andere:

Zwerev, Vielleicht ein Thiem(auch der ist nicht mehr "jung). Khachanow, Tsitispas, de Minaur. Diese Namen werden sich nach vorne spielen. Aber nie mehr wird es eine solche Generation von Topplayern wie Federer/Djokovic
Nadal zusammen geben, die einer ganzen Tennisära über 15 Jahre den Stempel aufgedrückt haben und an denen Generationen von Spielern verzweifelt sind. Insofern stehe ich zu dem, was ich da oben sagte - die ganz
grosse Zeit des Männertennis. Denn vor allem diese drei haben sich zu Leistungen getrieben, die fast ausserirdisch waren. Wenn ich beispielsweise an das Australian Open Endspiel 2017 zwischen Nadal und Federer denke,
dann bekomme ich immer noch glänzende Augen.

Kerber gewinnt bei den Australian Open glatt mit 6:2 und 6:2 und zieht in die 2te Runde ein.

Goerges unterliegt Collins in drei Sätzen und scheidet - einigermassen überraschend - aus.

Zitat von FCCOLONIA48

Nadal vs Djokovic!

Das Duell der meiner Meinung nach besten Tennisspieler der Geschichte.

Lass eine von beiden mal nit einem Holzschläger gegen den früheren John McEnroe spielen.

Ich sag auch nicht, dass McEnroe der beste war - für mich aber der genialste, den man an einem guten Tag nicht bezwingen kann, egal wie gut der Tag des Gegners ist.
Es gibt kaum einen mit einem solchen Ballgefühl. Eventuell Federer, der unfassbar komplett und ganz anders als McEnroe auch sehr in sich ruhend war.
Aber Genie und Wahnsinn halt. Daher auch nie lange die Nummer 1.

Ich habe keinem Spieler so gerne zugesehen wie ihm.

Um das mal abzuschließen:

mit meiner Aussage "der sollte mal gegen McEnroe mit einem Holzschläger spielen" wollte ich eben diesen Generationenkonflikt aufzeigen. Eben, dass es gar nicht möglich ist, Spieler von heute mit Spielern von damals zu vergleichen.
Rein vom Talent her (Ballgefühl, Spielwitz etc) ist für mich eben McEnroe einer der größten aller Zeiten. Er war sicher bei weitem nicht der erfolgreichste Spieler, aber für mich eben der mit dem größten Unterhaltungsfaktor. Dem ich einfach am liebsten zugesehen habe. Unvergessene Matches gegen Borg und Ivan Lendl (letzteren habe ich zB überhaupt nicht gerne spielen sehen, er war ne Maschine ohne jede Leidenschaft). Oder die unvergessenen Matches gegen Boris im DavisCup.

Da hat er den doofen Lendl ganz schön mit verarscht, der kleine Chang! (war doch der Ivan, oder?)

Ja, das waren tolle Zeiten.