Legendäre Spieler der 60er und 70er Jahre

  • 27ter März 1993 - der 1.FC Köln empfängt Wattenscheid 09. Der FC liegt auf Platz 16, seinerzeit einem direkten Abstiegsplatz. 15:29 Punkte lautet die einigermassen erschütternde Bilanz. Trainer Berger - vor einiger Zeit noch ein
    gefeierter Mann - war nach dem 19ten Spieltag entlassen worden, der Trainer der FC Amateure, Jerat, übernahm(auch er sollte das Ende der Saison nicht auf der Trainerbank erleben). Wattenscheid lag bei 18:26 Punkten und
    war 15ter. Mit anderen Worten: der FC musste gewinnen, ein Punkt wäre zu wenig gewesen und verlieren war verboten.


    Dicke über 30.000 Zuschauer und von Anfang an eine ganz nervöse, hektische Stimmung auf dem Rasen und den Rängen. Und Härte war auch reichlich im Spiel, vor allem die Wattenscheider wehrten sich oft über die Grenze des
    Erlaubten hinaus. Auffälligster Mann bei Köln - wie oft in dieser Saison - war Andrejz Rudy. Gute Zweikämpfe, klare Pässe, starker Auftritt. Littbarski spielte ordentlich, Steinmann ok, Weiser fiel im Mittelfeld deutlich ab. Vorne
    hatten es Sturm und Ordenewitz sehr schwer gegen eine harte - manchmal eben überharte - Abwehr der Gäste. Zu überhart dann das >Einsteigen eines Wattenscheider Spielers nach knapp einer halben Stunde. Notbremse und
    da gab es keine zwei Meinungen - Platzverweis. Wattenscheid zu zehnt für 60 Minuten. Bis zur Halbzeit passierte trotzdem nicht viel. Dem FC fiel einfach zu wenig ein und wenn es Chancen gab, dann war man vor dem Tor einfach
    nicht konsequent genug. Halbzeit 0:0, aber man hatte ja noch eine Halbzeit.


    Heldt kam für Steinmann und der FC wurde sehr überlegen. Das Mittelfeld mit Rudy, Heldt und Littbarski jetzt dominant und es ergaben sich Chancen, aber der FC nutzte sie einfach nicht. Daneben, drüber, ein Gästebein da-
    zwischen, der solide Torwart der Wattenscheider griff ein - wie verhext. Über den Rängen breitete sich zunehmend Unruhe aus, spürbar die Nervosität. Eine Viertelstunde vor Schluss holte Jerat Weiser vom Platz und brachte
    Uwe Fuchs - der "Brecher" sollte es richten. Zwei Minuten später richtete er es - Hereingabe von Littbarski und Fuchs wuchtete den Ball zum 1:0 über die Linie. Danach brachen die Wattenscheider zusammen. Köln hatte weitere
    Grosschancen, nutzte aber durch wiederum Fuchs und Ordenewitz nur zwei zum hoch verdienten 3:0. Der Anschluss an das rettende Ufer war hergestellt - indes es sollte noch ein langer Weg werden.

  • [...] Der Anschluss an das rettende Ufer war hergestellt - indes es sollte noch ein langer Weg werden.

    Also so wie diese Saison nach Spieltag 28/29...Ende sollte bekannt sein 8)

  • *klugscheißmodusein* Die heißen Borussia Neunkirchen, ohne e zwischen u und n. *klugscheißmodusaus*


    Tolle Berichte Soll/Ist! Liest man immer wieder gerne.

  • Ich bin dabei....

    Dann solltest Du jetzt aber aufhören zu bloggen. Sonst kauft es nachher niemand mehr. frecher


    War natürlich nur ein Scherz. Ich finde das wirklich klasse, dass Du solche Erinnerungen am leben hältst! "Die Werkstatt" wäre bestimmt interessiert.

    Spieler Trainer kommen und gehen - der :effzeh: bleibt!

  • Samstag, 1ter April 1978 1.FC Köln gegen Eintracht Frankfurt


    Die Meisterschaft ging mit diesem 31ten Spieltag in die entscheidene Phase. Der 1.FC Köln als Tabellenführer, 2 Punkte vor den Gladbacher Borussen. 14 Tage vorher hatte der FC bei 1860 München gewonnen, in der Woche darauf
    waren Nachholspiele. Eines dieser Nachholspiele tat ich mir an - Borussia Gladbach spielte gegen Fortuna Düsseldorf in Rheydt(der Bökelberg wurde renoviert). Gladbach gewann das Spiel gegen Düsseldorf mit einem geradezu
    unverschämten Glück mit 3:2 - Düsseldorf hatte 2:0 geführt und war von 90 Minuten 80 Minuten nicht die bessere, sondern die klar bessere Mannschaft. Gladbach konnte so den Abstand auf zwei Punkte verkürzen. Köln mit
    42:18 Punkten, Gladbach mit 42:20 Punkten.
    Weit über 40.000 Zuschauer kamen nach Müngersdorf, um den FC gegen die Frankfurter Eintracht zu sehen. Frankfurt als Tabellensechster, mit einer sehr spielstarken Mannschaft. Die Weltmeister Grabowski und Hölzenbein,
    im Tor mit Koitka(später HSV). Willi Neuberger, ein ganz grosser Bundesligaspieler als Libero. Stepanovic, jugoslawischer Nationalspieler und nachher als Zigarillo rauchender Trainer bekannt. Der junge Norbert Nachtweih, der aus der DDR geflohen war und der seine beste Zeit bei Bayern absolvieren sollte. Bernd Nickel - der Spitzname Doktor Hammer sagte alles. Dazu Giftnickel Kraus im Mittelfeld - eine gute Mannschaft war das.


    Der FC mit ein wenig Sorgen. Herbert Zimmerman fehlte wegen Verletzung, Herbert Neumann war im Training angeschlagen worden. Dieter Müller sollte wegen Kniebeschwerden geschont werden, musste aber ran.


    Wir waren dieses Mal zu fünft nach Müngersdorf gereist. Neben meinem Vater, meinem Onkel und mir waren noch ein Freund meines Vaters und mein Kumpel Manni dabei. Vor dem Spiel hatte mein alter Herr zum Essen geladen
    und dementsprechend liessen wir es uns schmecken. Und die Altvorderen liessen auch ein paar Gerstensaft durch die durstige Kehle rinnen, während ich bei der bewährten Limonade blieb - aus Überzeugung. Manni trank auch
    Limo - nicht aus Überzeugung sondern weil er als Fahrer auserkoren war.
    Ich weiss es noch wie heute: Punkt 15 Uhr liefen wir ins Stadion ein und sahen den Spielern beim Aufwärmen zu. Mein Vater sah mit äusserst kritischem Blick auf Neumann und Müller und sagte: beide nicht fit. Abgesehen davon -
    ein tolles Bild. Immer vollere Ränge, Bombenstimmung und Sonnenschein.


    15 Uhr 30 - Anstoss. Und es entwickelte sich ein hoch interessantes, hoch dramatisches und hoch intensives Spiel. Der FC und Frankfurt waren an diesem Tag ebenbürtig. Die Frankfurter waren unglaublich motiviert, ganz besonders
    Grabowski, der - obwohl nach der WM 1974 zurück getreten - von der BILD in die Nationalelf zurück geschrieben werden sollte(wollte), was eine klare Spitze gegen Heinz Flohe war. Zumal Bundestrainer Schön den "Grabi" als einen
    "immer interessanten" Spieler lobte. Wenn Flohe und Grabowski im direkten Duell aufeinander trafen, dann sprühten die Funken und dann spritzte das Gift. Flohe hatte an diesem Tag einen ganz massiven Nachteil. Während das
    übrige Frankfurter Mittelfeld mit Kraus(der Flohe unablässig beharkte), Nickel und Nachtweih einen guten Tag erwischte, hatte Herbert Neumann einen schlechteren Tag(man merkte ihm die Verletzung deutlich an), war Bernd
    Cullmann mit Aufgaben überhäuft und Verteidiger Hein verstand nicht, daß er keinen direkten Gegenspieler hatte und deswegen mehr aufrücken musste. Konsequenz: die Frankfurter waren im Mittelfeld numerisch überlegen.
    Und nutzten das auch aus in den ersten 25 Minuten, hatten mehrere Torgelegenheiten die aber sämtlichst versandeten - vor allem weil Libero Gerber sich sehr stark zeigte. Dann kam der FC besser ins Spiel, aber richtig gefährlich
    war vorne nur der angeschlagene Müller, der sich mit der Frankfurter Abwehr gnadenlos duellierte. Okudera und van Gool fielen ab, während Flohe und Cullmann sich ebenfalls gefährlich zeigten. Allerdings zeigte Koitka im
    Frankfurter Tor, daß er zu dieser Zeit einer der besten Torleute der Republik war. Sehenswert besonders die Parade kurz vor Halbzeit, als der unermüdliche Müller Heinz Flohe bediente und der mit einem herrlichen Aussenrist-
    schuss uns den Torschrei auf die Lippen zauberte - bevor Koitka mit einem wahren Panthersprung den Ball aus dem Eck hechtete.


    In der zweiten Halbzeit war Frankfurt 5 Minuten überlegen. Danach spielte nur noch der FC. Aber Koitka war Extraklasse - hielt vier, fünf, sechs Mal in Klassemanier. Und dann kam es, wie es kommen musste - den Treffer schoss
    der Gegner. Hölzenbein ist wach, Konopka ist im Tiefschlaf - 1:0 für Frankfurt. Der FC wechselt zweimal. Simmet kommt für den völlig erschöpften Herbert Neumann und Willmer für Okudera. Köln macht Druck, Frankfurt kontert.
    5 Minuten vor Schluss einer dieser Konter, dieses Mal schläft Strack - Hözenbein ist durch und an Schumacher vorbei und....verstolpert. Anschliessend setzt sich der FC komplett im Strafraum der Hessen fest, aber an diesem
    Tag hat man nichts: keine Kaltschnäuzigkeit, kein Glück und obendrein das Pech einen wirklich überragenden Koitka gegen sich zu haben. Das Spiel geht verloren. Nach dem Spiel kommt das Endergebnis aus Saarbrücken - 0:1
    gegen Gladbach. Köln 42:20 Punkte und Gladbach 42:20 Punkte. Drei Spiele noch und jetzt geht es wirklich, wirklich um alles - in jedem Spiel. Über diesen Aprilscherz kam beim FC wahrlich keiner lachen.


    Wir schleichen bedröppelt aus dem Stadion. Meine Güte, soll das noch schief gehen?!....Erreichen das Auto und hören im Radio, daß Gladbach wiederum äusserst glücklich gewonnen hat. "Schei..Gladbacher", sagt mein Onkel.
    "Schei..Gladbacher", wiederholt der gesamte Chor. Manni fährt zurück und wird unterwegs so dirigiert, daß wir gegen 18 Uhr 30 die Kneipe "Zum Bökel" erreichen. Die Bude ist gerammelt voll mit Gladbacher Anhängern und
    dann kommen wir. Ich sehe sie alle nach vor mir - so viel Frechheit konnten die nicht fassen.


    Um Mitternacht sind wir aus dem Etablissement wieder raus. Vater, Freund, Onkel - dicht bis zum Stehkragen. Manni und ich abgefüllt mit Limo, Cola bis zum Anschlag. Was für ein Tag, was für ein Abend. Denn damals konnte
    man mit Gladbachern noch reden und flachsen und dumme Sprüche austauschen. Und Bier saufen bis zum Unfallen - ohne das einer tätlich wurde. Es wurde ausgeteilt und eingesteckt und mein Vater bot irgendwann natürlich
    die Wette, daß der FC doch Meister würde. 100 Liter Bier - in dieser Kneipe. Zwei Gladbacher hielten dagegen(das ist zwar eine andere Geschichte, aber ich kann euch sagen - das war dann wirklich eine Geschichte).


    Als Manni uns schliesslich zu Hause absetzte, fand ein denkwürdiger Spieltag seinen Abschluss. Nicht ganz, denn Frau Mama erwartete uns schon - und das war dann für Herrn Papa nicht ganz so lustig. Aber - was tut man nicht
    alles für seinen Verein.

  • 45 Jahre her - da gab es ein Spitzenspiel in der Bundesliga. Der Tabellendritte trat beim Tabellenzweiten an. Der Tabellendritte war der 1.FC Köln und der Tabellenzweite war der .......Wuppertaler SV.


    Der Wuppertaler SV war zu Beginn der Saison als Neuling aufgestiegen. Souveräner Meister der Regionalliga West und dann ganz souverän durch die Aufstiegsrunde marschiert - jedem, der ein wenig Ahnung hatte war klar, daß
    da kein normaler Aufsteiger kam. Die waren einfach richtig stark. Spieler wie Müller im Tor, Reichert in der Verteidigung, Kohle im Mittelfeld und Jung und "Meister" Pröpper - die hätten locker auch bei anderen Vereinen in der
    Bundesliga gespielt.


    Also, auf nach Wuppertal. Ein toller Tag war das. Mit der Schwebebahn fahren, in den Zoo gehen und dann überwechseln in das Stadion am Zoo. Volles Haus, picke packe ausverkauft - tolle Atmosphäre. Und Wuppertal fing an wie
    die Feuerwehr und drängte den FC nach hinten und dieser FC hatte alle Hände voll zu tun, um sich schadlos zu halten. Torhüter Gerhard Welz war von Anfang voll im Spiel, hielt in der ersten Viertelstunde drei Bombendinger. Weber
    und Cullmann spielten eine tolle Innenverteidigung, vor allem Culli war einfach überragend. Und Cullmann war es auch, der nach einer halben Stunde seine Farben in Front brachte. Da war der FC schon längst im Spiel, hatten Flohe,
    Simmet und Overath das Heft des Handelns in die Hand genommen. Nur vorne, da kniff es. Hannes Löhr wurde unerbittlich zugedeckt und Kapellmann war als eine Art verdeckter Mittelstürmer eher eine Verlegenheitslösung. Aber
    gut, 1:0 stand es bei Halbzeit - auch weil Müller und dann wieder Welz auf Wuppertaler und Kölner Seite prächtig reagiert hatten. Overath war dann noch kurz vor der Halbzeit kräftig mit dem Schiedsrichter aneinander gerasselt,
    weil er vergeblich einen Elfer forderte. Nun, der Kölner Kapitän bekam keinen Elfer sondern den Mund verboten.


    Einen Elfer bekamen die Wuppertaler. Zwanzig Minuten in der zweiten Halbzeit gespielt, Herbert Hein foult seinen Stürmer und zum Entsetzen der Kölner zeigt der Schiri auf den Punkt. Das Foul war mindestens einen Meter ausser-
    halb, aber das der Schiri Elfer pfiff - daran hatten die Kölner kräftig gearbeitet. Davor war schon ein Einsatz von Konopka Elfmeterwürdig gewesen und generell zeigten die Gäste sich sehr diskutierwütig mit dem Unparteiischen.
    Zuvorderst Overath(der allerdings auch mächtig getreten wurde) und natürlich auch Heinz Flohe, der es mal wieder übertrieb. Auch musste man sagen, daß der WSV bis dahin die zweite Halbzeit dominiert hatte und Welz schon
    wieder grosses Format beweisen musste.


    Also - Elfer und Tor für Wuppertal und 5 Minuten später nochmal Kohle mit harten Flachschuss - 2:1 für den WSV. Danach sah man sofort wieder ein anderes Spiel. Köln jetzt offensiv, wütend und geradezu aggressiv nach vorne. Wei-
    tere 5 Minuten später setzt Glowacz sich energisch an der rechten Seite durch, bringt den Ball sehr hart nach innen und im Zweikampf zwischen Löhr und einem Wuppertaler Verteidiger rutscht der Ball ins Netz. Köln nach dem
    Ausgleich bedingungslos nach vorne, Overath und Flohe dominieren das Mittelfeld jetzt nach Belieben und Cullmann spielt einen Libero a la Franz Beckenbauer. Offensiv, technisch stark. Mit Siebenmeilenstiefeln überwindet er
    immer wieder das Mittelfeld fast mühelos. Zum Schluss retten die Wuppertaler sich geradeso über die Ziellinie zum Remis. Tolles Spiel, gerechtes Ergebnis und die Zuschauer gehen zufrieden nach Hause. Einzig und allein mein
    Onkel ist nicht glücklich - ein übereifriger Nebenmann hat ihm die mit Senf vollgestrichene Bockwurst übers Hemd gestrichen. Hemd mit Senf sozusagen - Mahlzeit!

  • Anfang April 1983 - der VfB Stuttgart kommt nach Köln. Halbfinale im DFB Pokal, Ostermontag war das, vielleicht 40.000 Zuschauer. Unter ihnen mein Vater, mein Onkel und ich. Kam gerade aus Paris - rechtzeitig um mich mit den Altvorderen zu treffen.


    Der VfB hatte eine Granatentruppe und spielte schon in diesem Jahr um die Deutsche Meisterschaft mit. Hinten die Gebrüder Förster, im Mittelfeld Könner wie Allgöwer, Kempe und der Isländer Sigurvinsson, vorne der Franzose
    Six. Ich hatte Stuttgart schon kurz vorher gegen Eintracht Frankfurt gesehen und richtig Respekt vor den Schwaben. Die waren einfach stark, hinten wie vorne. Und im Mittelfeld - da waren sie spielerisch überragend. Der Isländer
    Sigurvinsson wäre heute ein Superstar, würde vermutlich bei Manchester City oder Real Madrid spielen. Technisch perfekt, ein Wahnsinnsauge für den Mitspieler und ein Stratege vor dem Herrn - jemand der den Rhythmus einer
    Partie perfekt bestimmte. Langer Pass, kurzer Pass. Dribbling, Abschluss - alles da.
    Der FC spielte auch oben mit, war aber nicht so gut wie noch im Vorjahr als es fast zur Deutschen Meisterschaft gereicht hätte. Die im Vorjahr noch mit bestimmenden Kräfte wie Bonhof oder Cullmann waren weg(Bonhof) oder
    oft verletzt(Cullmann). Klaus Aloffs spielte in dieser Saison mal so, dann wieder so. Litti war stark und vorne beim FC DIE bestimmende Komponente. Und stark war beim FC vor allem das Dreigestirn Schumacher, Strack und
    Steiner - Torwart und Innenverteidigung von europäischer Klasse.


    Stuttgart bestimmte am Anfang das Spiel. Eine selbstbewusste Klassemannschaft stand da auf dem Platz und der FC war nervös. 10 Minuten hatte der Zeiger sich gedreht und Karl Allgöwer, der Kanonier aus dem Schwabenländle
    (der uns beim Heimspiel in der Hinrunde schon zwei eingeschenkt hatte), bombte ein - Schumacher machtlos und der VfB mit 1:0 vorne. Gleich in der nächsten Situation musste Schumacher gegen Six Kopf und Kragen retten, als
    der Hönerbach und Engels richtig schlecht aussehen liess. Nach einer Viertelstunde kommt Köln besser ins Spiel, hat ein paar Halbgelegenheiten und dann das Glück, daß Stuttgarts Verteidiger Schäfer Allofs geradezu anfängerhaft
    im Strafraum foult. Allofs will dann nicht schiessen, Engels schnappt sich den Ball und lässt dem Torhüter der Stuttgarter keine Chance - 1:1.
    Bis zur Halbzeit bleibt das Spiel verteilt, aber die Stuttgarter machen den spielerisch besseren Eindruck, den gefährlicheren Eindruck. Köln`s Spiel basiert auf einer starken Verteidigung und die hält die Brände unter Kontrolle. Vorne läuft bei Köln zu wenig. Litti ist stark und engagiert, Fischer agiert sehr fleissig, Allofs fällt ab. Im Mittelfeld laufen die Kölner meist den Stuttgartern hinterher.


    Zur Halbzeit sind wir uns einig: wenn wir den Stuttgarter Kreisel nicht unterbrechen können, dann werden wir das Spiel verlieren. Mein Vater ist sehr kritisch mit Klaus Allofs und meint kurz und prägnant: Zeichen setzen, Halbzeit
    auswechseln.
    Das passiert nicht, beide Mannschaften unverändert. Unverändert ist auch der Rhythmus des Spieles - Stuttgart dominiert den FC spielerisch. Und Köln hat alle Mühe, die Schwaben einigermassen unter Kontrolle zu halten. Das
    geht gut bis gut eine Stunde vorbei ist. Dann lässt Sigurvinsson unnachahmlich im Mittelfeld mehrere Kölner leer laufen und bedient Didier Six. Schumacher erneut ohne Chance - 2:1. Auf der Tribüne werden wir blass und spüren,
    daß der VfB an diesem Tag einfach zu gut ist.
    Köln rafft sich auf und Willmer kommt - überfällig - 15 Minuten vor Schluss für Allofs und der bekommt Pfiffe von den Rängen. 5 Minuten später kommt Hartmann für Hönerbach. Da hat der FC das Momentum schon längst auf
    seiner Seite. Die Kölner attackieren seit der 70ten Minuten die Schwaben mit einer Wucht im Mittelfeld, daß die kaum noch zum Atmen kommen. Da hilft jetzt alle Spielkunst nichts, die Partie ist extrem physisch geworden. Strack
    und Steiner sorgen für permanente Überzahl im Mittelfeld und Stuttgart versucht das Ding einfach über die Zeit zu bringen. Das geht gut bis 6 Minuten vor Schluss. Flanke Littbarski, Ablage Willmer und der gerade eingewechselte
    Hartmann macht das Remis perfekt.
    Verlängerung...Jetzt sind wir auf der Tribüne optimistisch. Der FC erscheint als die Kräftemässig überlegene Mannschaft. 94te Minute, Eckball...und Stopper Steiner bringt das Leder über die Linie. 3:2, ein sicher verloren ge-
    glaubtes Spiel gekippt, auf den Rängen liegt man sich in den Armen. Berechtigt, denn der VfB rafft sich zwar noch auf - aber er hat nichts wirklich Entscheidenes mehr anzubieten. Im Gegenteil, Köln kann sogar erhöhen aber
    vergibt zwei, drei Chancen etwas leichtfertig. Nach 120 Minuten ist Schluss und der FC ist im Finale des DFB Pokales. Die bessere Fussballmannschaft hat verloren, das erkennen wir alle an. Die Mannschaft, die über Physis, Kraft
    und Willen kam - die hat gewonnen. Niemand verkörpert das an diesem Ostermontantag mehr als Paul Steiner, der ein Riesenspiel liefert und der Schütze des Siegtreffers ist. Entscheidend natürlich auch die Einwechslungen
    von Trainer Michels, der mit Willmer und Hartmann die goldenen Joker bringt. Mein Vater kritisiert Klaus Allofs hart:"So viel Klasse, so wenig Engagement. Allofs muss sich was überlegen"....Nun, Allofs überlegte sich etwas. Aber
    das ist eine andere Geschichte.

  • 08.04.1978 1.FC Kaiserslautern gegen 1.FC Köln , Betzenberg


    Der FC hatte in der Vorwoche das wichtige Heimspiel gegen Frankfurt verloren und war jetzt nur noch punktgleich mit Gladbach Tabellenführer. Die Stimmung rund um das Geissbockheim war angespannt - sollte die sicher geglaubte Meisterschaft entgleiten?!


    Zusammen mit Vater und Onkel machte ich mich auf den Weg in die Pfalz. Wir wussten, wie schwer es werden würde. Lautern war sehr heimstark, der Betzenberg eine Festung und Lautern hatte noch Ambitionen in den UEFA
    Pokal zu kommen. Klaus Toppmöller, der Lauterer Torjäger, hatte vorher getönt, daß er keinen Vergleich mit Dieter Müller scheuen würde. Und er sei sich sicher, den " arroganten Kölnern einen rein zu hauen".


    Vor dem Spiel waren wir einer Kneipe, in der Kölner und Lauterer Anhänger waren. Die Stimmung war - um es vorsichtig auszudrücken - angespannt. Die Fans mochten sich nicht und es gab Schubsereien und ein paar Schläge. Einige Polizisten sorgten allerdings sehr schnell für Ruhe. Habe immer noch dieses Bild im Kopf, wie dieser Bär von Polizist(über 1 Meter 90, Kreuz wie ein Preisboxer) sich einen Lauterer und einen Kölner Fan beim Schlafittchen packte und sie schneller als du Uups sagen kannst, auf die Straße beförderte. Danach kam er wieder rein und sagte: "Und jetzt?!" Da war dann Ruhe, keiner legte Wert darauf der Nächste zu sein.


    Im Stadion gingen die Feindschaften weiter - denn auch die Mannschaften mochten sich nicht. Und Leute, das war einfach anders als heute. Diese Typen wie Neues, Melzer, Groh, Briegel. Konoka. Gerber, Strack - die kannten keine Verwandten und die machten auch keine Gefangenen. Da wurde hingelangt, als wenn es kein Morgen mehr gäbe . Aber man glaube nicht, daß die Stürmer oder Offensivspieler wie Toppmöller, Wendt, Flohe, Müller und Co. sich alles gefallen liessen. Nein, die machten mit. Der grosse Unterschied zu heute: du hattest nicht permanent den nächsten Simulanten auf dem Rasen liegen, der die Öffentlichkeit glauben machen wollte, daß man ihm doch gerade glatt das Bein mit der Kreissäge abgetrennt hatte.


    Nun gut, es ging also zur Sache. Das änderte alles nichts daran, daß der FC besser war. Strack beherrschte Grossmaul Toppmöller von A bis Z, Zimmermann liess Pirrung keine Chance. Und im Mittelfeld war Köln ohnehin spielerisch
    stärker und reifer. Flohe und Neumann ein Topduo, der beste war allerdings Bernd Cullmann, der ein gigantisches Laufpensum hin legte und immer wieder den Angriff verstärkte. In diesem Angriff standen van Gool und Okudera
    allerdings im Schatten ihrer Gegenspieler, während Dieter Müller sehr agil und sehr gefährlich wirkte.


    Halbzeit 0:0, obwohl die Kölner besser waren. In Gladbach(eigentlich in Düsseldorf, dort spielte man) stand es 1:0 für Gladbach gegen Schalke. In einer Zwischentabelle also Gladbach vor Köln. Zweite Halbzeit. Köln kam aus einer
    sehr sattelfesten Abwehr und diktierte das Spiel. Zimmermann spielte jetzt eigentlich einen regelrechten Aussen - mit Pirrung in der Manteltasche. Culli trieb unermüdlich an und die Führung war eine Frage der Zeit. Aber: der FC
    machte seine Chancen nicht rein - Dieter Müller setzte sich excellent durch, schoss dann aber Hellström an. Neumann setzte einen Kopfball in ausssichtreicher Situation über den Querbalken. Konopka scheiterte mit einem
    Volleyschuss an Hellström und ein Lauterer rettete auf der Linie als Okudera den Ball am Lauterer Keeper vorbei brachte. 75te Minuten. Eckball....Flohe schlägt den Ball rein, Müller schraub sich hoch. Kopfball - TOR. TOR. 1:0 für den FC jetzt sind wir wieder vorne. Riesenjubel bei den Spielern, auf der Bank und auf den Rängen.


    Lautern will danach anrennen, kann es aber nicht. Köln beherrscht Raum und Gegner und lässt Lautern nicht den Hauch einer Chance. Ein paar Minuten später, die Entscheidung. Okudera vollendet eine Kölner Kombination zum
    2:0. Der FC bleibt Tabellenführer, obwohl Gladbach zeitgleich die Schalker mit 2:1 besiegt.


    Nach dem Spiel sind die Kölner auf dem Rasen ausgelassen - sie wissen, daß dieses Spiel ein absolutes Schlüsselspiel war. Jedenfalls ein ganz wichtiger Schritt zur deutschen Meisterschaft. Wir fuhren in geradezu euphorischer
    Stimmung zurück in die Heimat. In der Woche darauf war das Endspiel um den DFB Pokal gegen Düsseldorf und dann kam Stuttgart nach Müngersdorf. Die Festwochen wollten kein Ende nehmen - Fussball von der besten Seite.

  • 10ter April 1983 Arminia Bielefeld - 1.FC Köln 2:0


    Der FC spielte oben in dieser Saison(wie fast immer) und die Arminia spielte unten in der Saison(wie fast immer). Köln war gerade ins Endspiel des Pokals gekommen und der FC hatte also Selbstvertrauen. Arminia kämpfte ums
    Überleben und man durfte sich auf der "Alm" wie üblich auf einen harten Kampf einstellen.


    Vater, Onkel und ich fuhren sehr frühzeitig an diesem Tag nach Bielefeld, mein Vater hatte unterwegs noch zu tun. Also waren wir schon um ca. 12 Uhr 30 am Ort des Geschehens - Zeit für ein Mittagessen. Von seinem Geschäfts-
    partner hatte mein Vater den Tip bekommen, es mit einem griechischen Restaurant zu versuchen. Dieses wurde als erstklassig beschrieben. Ok, wir also zu diesem griechischen Restaurant. In der Tat erwartete uns ein schönes
    Interieur, eine gute Speisekarte, ein sehr aufmerksamer Service.
    Ich sollte an dieser Stelle hinzufügen, daß mein Onkel eher der Typ "deutsche Hausmannskost" war, sprich: ausländische Küche jeglicher Coleur waren ihm eher suspekt. Nun, mit HIlfe des Servicepersonals liess sich dann das geeig-
    nete beitreiben. Mein Onkel bestand allerdings darauf, daß ihm als Vorspeisen Peperoni gereicht würden. Diese seien - so führte er fachmännisch aus - entzündungshemmend und sehr gut für die Verdauung. Nun, die Peperoni
    kamen und Onkel schob sich völlig ungerührt eine Peperoni nach der anderen in den Mund. Und es war eine grosse Portion.
    Beim Hauptgang schwitzte mein Onkel schon wie der Teufel. Das sei gut und gewünscht, sehr gut für den Stoffwechsel - merkte Onkel an. Während ich mir einen grinste, schüttelte mein Vater nur den Kopf. 14 Uhr 30 Richtung
    Stadion. Onkel war da schon nicht mehr recht Vernehmungsfähig, im Magen rumorte es. Wir tranken noch etwas in einer Gaststätte, Onkel war nicht mehr zu bewegen diese zu verlassen. Mein Vater und ich gingen alleine zum
    Stadion, wir würden meinen Onkel nach dem Spiel wieder einsammeln.


    Der FC spielte also in Bielefeld, die Bude war ziemlich voll. Bielefeld mit Bundesligagrössen wie Geils(säter auch Köln), Wohlers(ehemals Gladbach), Hupe(später Dortmund), Lienen(vorher und später Gladbach, dann Trainer beim
    FC). Köln mit der damals üblichen Startruppe - Schumacher, Strack Steiner, Zimmermann, Engels, Fischer, Littbarski seien genannt. Allofs sei auch genannt, aber der gute Klaus Allofs sass wieder mal auf der Bank. Der FC hatte
    irgendwie mal wieder nicht verinnerlich, daß auf der Alm vor dem Spiel der Kampf stand. Und die kompromisslosen Bielefelder gab en richtig Gas und kauften den Kölner Schönspielern mal so richtig den Schneid ab. Es wurde ge-
    rackert und gekämpft, gegrätscht und geschubst. Und der FC versuchte sich mit Kombinationsfussball und Dribblings und vor allem mit Reklamieren Richtung Schiedsrichter. Die beste Chance der ersten Halbzeit hatte trotzdem
    Köln als Engels und Zimmermann sich durch spielten und Littbarski frei kombinierten. Bombenschuss von Litti, aber der Pfosten verhindert den Einschlag. Ansonsten gab die Arminia den Ton, aber Halbzeit 0:0.
    Mein Vater machte sich Sorgen um seinen Bruder. Sagte, daß er nach ihm schauen müsse und ich solle nach dem Spiel in die Gastwirtschaft kommen. OK - so wurde es gemacht.


    2te Halbzeit gerade angefangen, Blödmann Willmer verdasselt völlig unmotiviert einen Ball(angebliches Foul eines Bielefelders), Pass in die Spitze - Rautianen(ein Finne) vollstreckt, 1:0 für Bielefeld. Bester Mann bei Bielefeld
    übrigens Ewald Lienen, der mit Prestin so ziemlich macht was er will. Und Lienen schiesst dann auch irgendwann um die 70te Minute das 2:0 für Bielefeld - ebenfalls hoch verdient. Danach rennt Köln an, aber an dem Tag ging irgendwie gar nichts. Das Spiel geht verloren, die Einstellung siegte mal wieder über die Aufstellung.


    Ich verlasse das Stadion und nehme zunächst den falschen Weg. Brauche also ziemlich lange, bevor ich in die besagte Gaststätte komme. Erreiche sie um ca. 18 Uhr 15. Vater und Onkel sitzen da im angeregten Gespräch mit
    einer Runde von Männern. Offensichtlich war man recht durstig, was die Striche auf den Deckeln beweisen. "Na, haben wir verloren, Sohn?!", sagt mein Vater, der das Endergebnis schon lange kennt. Ich schaue irgendwie ziemlich
    irritiert in die Runde. Onkel scheint es deutlich besser zu gehen, anders kann ich mir seinen lebhaften Zug aus dem Bierglas nicht erklären. "Alles wieder gut", sagt mein Onkel, unser Gesundheitsexperte. "Hab ja gesagt, daß Peperoni einen Verdauungseffekt haben"...Er fühle sich völlig gereinigt. Mein Vater nickt und fügt hinzu;" Der ist kerngesund. Als ich kam, hat er schon Bier 4 intus gehabt"...Ich mustere die Deckel und sage:"Scheint mir irgendwie nicht dabei geblieben zu sein." - "Naja, wenn du uns so lange warten lässt. Was sollen wir machen?!"


    Viele Getränke später fahre ich Onkel und Vater von Bielefeld nach Hause. Peperoni waren von Stund` an einer der Leibspeisen des Onkels.

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  • 15ter April 1978 - Endspiel um den deutschen Pokal 1.FC Köln gegen Fortuna Düsseldorf , Gelsenkirchen Parkstadion


    Am Sonntag jährt sich dieses Spiel zum 40ten Mal. Köln gegen Düsseldorf, die eine Rheinmetropole gegen die andere. Lokalderby in Gelsenkirchen. Der Pokalverteidiger und Meisterschaftsfavorit gegen den gefährlichen Aussenseiter und fünften der aktuellen Bundesligatabelle. 70.000 erwartungsfrohe Zuschauer wollten dieses Spiel sehen, ausverkauft in Gelsenkirchen. Der FC macht binnen 10 Jahren sein sechstes Endspiel.


    Düsseldorf war ein schwerer Gegner - vielleicht für den FC der schwerste Gegner in dieser Saison überhaupt. Beim Saisonauftakt in Düsseldorf war man mit 1:5 unter die Räder gekommen, nicht zuletzt deshalb weil(a) die Fortuna
    damals eine bemerkenswerte Performance gebracht hatte und (b) weil Trainer Weisweiler - wie er nachher genau wusste - viel zu offensiv hatte agieren lassen. Die Fortuna hatte einen pfeilschnellen Sturm, insbesondere Lund, Seel und den immer wieder nach vorne stossenden Klaus Allofs musste man eher etwas "tiefer" empfangen. Das war beim Saisonauftakt nicht der Fall gewesen, das Ergebnis war dementsprechend. Beim Rückspiel in Köln gewann der FC durch ein Tor von Neumann mit 1:0 - vor allem weil er defensiv optimal positioniert war.


    Köln spielte mit der so genannten Meistermannschaft und die hiess:
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    Schumacher im Tor, Gerber als Libero. Vorstopper war Strack, aussen rechts und links verteidigten Konopka und Zimmermann. Mittelfeld defensiv Bernd Cullmann, die eher offensiven Aufgaben im Mittelfeld übernahmen Herbert
    Neumann und Heinz Flohe. Rechtsausen van Gool, Linksaussen Okudera und Schützenkönig Müller als Mittelstürmer. Für Konopka, Cullmann, Herbert Neumann war es das dritte Endspiel ihrer Karriere. Für Kapitän Flohe das sechste
    Endspiel - 1968 war er das erste Mal dabei gewesen.


    Düsseldorf mit Grössen wie Gerd Zewe als Libero, Gerd Zimmermann(einer der härtesten Shooter der Liga) als Stopper. Dem unermüdlichen Köhnen im Mittelfeld und den erwähnten Allofs, Lund und Seel. Und Josef "Pepi" Hickers-
    berger,einem österreichischen Nationalspieler.


    Weisweiler hatte aus den Erfahrungen des Saisonauftaktes gelernt, er liess den FC defensiv agieren. Und defensive Kontrolle war gegen diese Fortuna lebensnotwendig, denn Düsseldorf war stark. Richtig stark, mit einem überragendem Libero Zewe, der seine Mannen immer wieder antrieb. Mit einem ganz starken Allofs, den die Kölner schwer kontrolliert bekamen und mit einem Wolfgang Seel, der Konopka das Leben schwer machte. Düsseldorf in der ersten Halbzeit besser, auch mit den besseren Chancen. Aber der beste Mann auf dem Platz stand im Kölner Tor und das war Harald Schumacher, der in Weltklassemanier seinen Kasten rein hielt. Der FC hatte es nach vorne sehr, sehr schwer. Im Mittelfeld wurden Heinz Flohe und Herbert Neumann knallhart und manches Mal auch über die erlaubten Grenzen gedeckt. Gefährlich wurde der FC immer dann, wenn es über aussen ging und Dieter Müller in Szene gesetzt wurde - dann hatte die Fortuna alle Mühe den Kölner Mittelstürmer unter Kontrolle zu halten.


    Halbzeit 0:0 in einem rasanten Spiel, daß den Erwartungen entsprach. Köln wurde offensiver, Köln wurde besser. Aber Köln hatte alle Mühe, sich die gefährlichen Fortunen vom Hals zu halten. Der FC hatte jetzt Chancen, die aber
    versandeten, aber auch Schumacher musste wieder zwei Mal spektakulär eingreifen. Offenkundig war, daß Cullmann jetzt der Mann im Kölner Mittelfeld war, der das Geschehen mit grosser Vehemenz an sich riess und immer wieder zum Angriff blies. 71te Minute und Köln bekommt einen Freistoss. Konopka tritt ihn herein und Cullmann wuchtet unnachahmlich den Ball per Flugkopfball über die Linie, 1:0 für den FC.
    Düsseldorf attackierte danach wild und hatte die Ausgleichchance - aber wieder hielt Schumacher famos gegen Hickersberger. Kurz danach ein Ball von Flohe auf Müller und der setzt Schulbuchmässig van Gool ein. Schuss und
    2:0 für Köln. Düsseldorf ist geschlagen, der FC hat den Pokal verteidigt.


    Heinz Flohe holt seinen dritten Pokalsieg im sechsten Pokalendspiel und stemmt glücklich den Pott in die Höhe. Grenzenloser Jubel beim Anhang des FC, grenzenloser Jubel auch bei mir. Wieder Pokalsieger und die Meisterschaft
    ist zum Greifen nahe. Festwochen waren das ohne Ende, im April 1978.

  • 1.FC Köln - VfB Stuttgart, 22. April 1978


    60.000 Zuschauer im ausverkauften Müngersdorfer Stadion wollten den VfB Stuttgart sehen. Der Neuling kam nach einem sensationellen Saisonverlauf als Tabellenvierter nach Köln und hatte den FC in der Hinrunde in Stuttgart
    mal eben mit 3:0 nach Hause geschickt. Und 60.000 wollten natürlich den FC sehen, Spitzenreiter der Liga und gerade Pokalsieger gegen Düsseldorf geworden. Und - der FC war der designierte Meister. Vielleicht würde es sogar
    an diesem Nachmittag schon fest stehen, denn der Rivale Gladbach musste zum schweren Auswärtsspiel nach Hamburg.


    60.000 in Müngersdorf an einem wunderschönen, Sonnen überfluteten Tag. Festtagsstimmung lag in der Luft, die Erwartung von etwas Besonderem.


    Der VfB hatte eine prima Mannschaft. Roleder im Tor, das bedeutete Spitzenklasse. Holcer, der erfahrene jugoslawische Nationalspieler als Libero. Karl - Heinz Förster, schon in jungen Jahren ein Klassestopper. Mit Hadewicz,
    Ohlicher und Hansi Müller ein grossartiges Mittelfeld.Vorne Beck und Dieter Hoeness. Der FC mit der "Meistermannschaft" - alles an Bord. Auch wenn Müller angeschlagen auf die Zähne beissen musste, auch wenn Konopka mit
    Verletzung spielte.


    Von Anfang an entwickelte sich ein Spitzenspiel, das beste Spiel der Saison in Müngersdorf. Beide Torleute - das vorab - hielten überragend. Mussten sie auch, denn die offensiven Bemühungen auf beiden Seiten waren streckenweise Extraklasse. Der FC mit einem sehr starken Herbert Zimmermann, mit einem sehr starken Bernd Cullmann, mit einem absolut überragendem Heinz Flohe und nicht einem schwachen oder abfallenden Spieler. Gleiches galt für den VfB, der seine stärksten Protagonisten in Holcer, Dietterle, Müller und KH Förster hatte. Köln ging in Führung. Knappe 20 Minuten gespielt. Flohe erhält den Ball, kurvt nach innen - knallharter Schuss in den Winkel, 1:0 für Köln.
    Grenzenloser Jubel im weiten Runde. Aber der VfB hält dagegen. Bis zur Halbzeit verteiltes Spiel auf einem Spitzenniveau. Chancen hüben und drüben, Schumacher und Roleder immer präsent und stark. Das Publikum - manchmal
    in Köln etwas versnobt in dieser Zeit - geht mit und sorgt für eine Bombenstimmung auf den Rängen. Kurz vor der Halbzeit dribbelt Flohe drei Stuttgarter aus und spielt Müller frei. Der dringt in den Strafraum ein und wird von
    Förster gefoult. Der Schiedsrichter entscheidet sich - mit Verzögerung - für Freistoss und nicht für Elfmeter. Flohe schiesst den Freistoss an die Latte, ein erregender Schlusspunkt einer fantastischen Halbzeit.


    Auf den Rängen sind wir "platt". So ein Spiel, so ein Tempo - Wahnsinn!! Beste Stimmung, zumal der HSV gegen Gladbach mit 2:1 führt. Die deutsche Meisterschaft ist zum Greifen nah.


    In Halbzeit 2 beginnt Köln so, wie man in Halbzeit 1 aufgehört hat und Roleder wird jetzt für die erste Viertelstunde zum Turm in der Schlacht, verhindert Gegentore. Köln ist am Drücker, das Kölner Mittelfeld dominiert den VfB
    jetzt fast nach Belieben. Nach 60 Minuten macht der VfB sich wieder frei - und wird seinerseits gefährlich. Müller kann ein Tor schiessen, Hoeness kann eines erzielen - aber Schumacher pariert in Weltklassemanier. Das Publikum
    wird unruhiger, alles spürt, daß das Spiel auf des Messers Schneide ist. Nach etwas mehr als 70 Minuten passieren drei Dinge. Sundermann, der Stuttgarter Trainer, wechselt Hitzfeld(ja, dieser Otmar Hitzfeld) ein. Aus den mitge-
    brachten Transistorradios kommt die Nachricht, daß Gladbach binnen vier Minuten drei Tore in Hamburg erzielt hat und mit 4:2 in Führung gegangen ist. Die dritte Sache ist, daß Weisweiler Bernd Cullmann an die Seitenlinie
    dirigiert und ihm nachhaltig nahe legt, defensiver zu agieren. Es ist heiss in Müngersdorf, die Sonne scheint unerbittlich und auf dem Rasen geht es zur Sache - die Stuttgarter wollen auf Biegen und Brechen den Ausgleich.


    Und dann passiert nach 75 Minuten die vierte Sache - Otmar Hitzfeld schiesst nach einer blitzsauberen Kombination den Stuttgarter Ausgleich. 1:1 und jetzt liegt Gladbach in der Tabelle vorne.


    Köln rafft sich sofort auf und setzt die Stuttgarter unter Druck. Wenn überhaupt möglich, schalten die Kölner noch einen Gang höher und holen das Allerletzte aus sich heraus. Hat eine Chance durch Zimmermann, dann eine durch
    Müller. In Minute 81 kommt der Ball nach innen, wo Okudera ist. Und Okudera trifft den Ball volley mit einer Mischung Schienbein und Fuss und er zappelt im Netz. Der Jubel der Kölner Spieler ist grenzenlos, der Jubel auf den
    Rängen ist noch grenzenloser - das Stadion vibriert förmlich. Hinter mir schreit ein Mann immer wieder mit überschnappender Stimme:"Na Sundermann, mit dem Toyota haste nicht jerechnet".....


    Die letzten 10 Minuten gestalten sich nervlich zu einer wahren Tortur. Köln hat weitere Gelegenheiten, verpasst sie aber. Und auch Stuttgart hat Chancen, aber es bleibt beim 2:1. Köln bleibt Tabellenführer, Köln hat jetzt wirklich
    9 Finger an der Meisterschale, auch wenn Gladbach in Hamburg mit 6:2(!!) gewinnt.


    Ich bin völlig fertig nach diesem Spiel. Heisser, von der Sonne - die mit die ganze Zeit ins Gesicht geschienen hat - verbrannt. Mein Kumpel Manni neben mir wirkt wie ein angeschlagener Boxer. Offener Mund, wirre Augen, wild
    gestikulierend, hoffentlich sehe ich nicht auch so aus. Nach dem Spiel treffen wir uns mit meinem Vater und meinem Onkel und deren Freunde. Strahlende Gesichter, lachende Gesichter. Aber auch gezeichnete Gesichter, dieses
    Spiel hat allen alles abverlangt. Mein Gott, ist Fussball eine Hölle...Wir sind uns aber einig - das muss es doch gewesen sein. Nur noch 90 Minuten und wir sind Doublegewinner.

  • Am 29ten ist ''Double Day'' im deutschen Sport und Olympia Museum, Gäste unter anderem Konopka und Schumacher:


    fc.de/fc-info/news/detailseite…dein-eigenes-double-foto/

    PRO FC, meine Liebe, meine Stadt, meine Partei.


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  • Hier kann man das Saisonfinale 1978 noch einmal im Express Live Ticker nachlesen:


    https://www.express.de/sport/f…n-1978-im-ticker-30089850


    :FC: :smiling_face_with_hearts:


    14.53 Uhr: Singende Fußballer: Eine schöne Tradition, die ganz bestimmt niemals aussterben wird. :face_with_tears_of_joy:

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  • 29ter April 1978 - das Meisterschaftsfinale


    29 von 34 Spielen des FC in dieser Saison habe ich live gesehen - das abschliessende Spiel gegen St.Pauli im Hamburger Volksparkstadion nicht.


    Meine Eltern gaben mir keine Erlaubnis nach Hamburg zu fahren. Ich will - aus heutiger Sicht - einmal sagen, daß ich Verständnis für diese harte Massnahme aufbringe. Aus damaliger Sicht: Katastrophale Fehlentscheidung.


    Nun, der FC spielte also im fernen Hamburg und ich, ich fuhr nach Düsseldorf. Dort spielte der Konkurrent - Gladbach gegen Dortmund. Die Vorzeichen waren klar, die Mannschaften waren Punktgleich. Köln mit einem Torverhältnis von 81:41(plus 40) und Gladbach mit einem Torverhältnis von 74:44(plus 30). Gewann Köln gegen St.Pauli - den fest stehenden Absteiger - würde der FC Meister und damit Doublegewinner werden. Niemand - auch kein Gladbacher - hegte Zweifel daran, daß der FC in Hamburg gewinnen würde. Also dachten die knapp 40.000 Zuschauer in Düsseldorf: schauen wir uns mal einen netten Frühlingskick an und sehen mal wie die Gladbacher das so handhaben.


    Das Spiel ist eine Minute alt und Jupp Heynckes macht das 1:0 für Gladbach. Geht ja prima los, denke ich - aber gut. Was sich dann entwickelt, ist schier unfassbar und treibt mir die Schweissperlen von Minute zu Minute mehr auf
    die Stirn. Die Dortmunder zeigen NULLKOMMANULL Gegenwehr und Gladbach nagelt den BVB schlicht und simpel in der eigenen Hälfte fest. Bis Minute 22 machten die Gladbacher drei weitere Tore und es steht 4:0. Aus Hamburg
    vermeldeten die Kommentatoren einen überlegenen FC und ein 0:0. Gladbach aktuell Meister. Dann die frohe Kunde aus Hamburg - Heinz Flohe hat das 1:0 erzielt. Köln ist virtueller Meister und hat 7 Tore Vorsprung. Bis zu Halbzeit
    machen die Gladbacher noch 2 Tore, in Hamburg steht es nach wie vor 1:0 für den FC. Nur 1:0 und Gladbach hat schon 5 Tore gut gemacht. Mir wird heiss und kalt gleichzeitig und eine ohnmächtige Wut auf diesen Drecksack
    Rehhagel packt mich. Hat er doch vor Wochenfrist gesagt, daß ihm Gladbach als Meister lieber wäre als der FC. Und wieso spielt eigentlich dieser Endrulat im Tor und nicht der Stammtorwart Bertram. Und wieso läuft Burgsmüller
    nur im Zuckeltrab über den Rasen. Und wieso lässt der ansonsten so eisenharte Stopper Theiss Heynckes so viel Raum, als wenn er bei Körperkontakt eine ansteckende Krankheit befürchtet?!


    In Halbzeit 2 geht es "lustig" weiter. Gladbach macht nach einer Stunde blitzartig 2 Tore - 8:0 und noch drei Tore zum FC. In meine Verzweiflung kommt der Ruf aus Hamburg - Okudera 2:0 für Köln. Wieder vier Tore. Gladbach macht
    das 9:0 fünf Minuten später, aber Flohe kontert postwendend zum 3:0 - der Abstand bleibt bei vier Toren. Wieder machte Heynckes einen, aber Culli macht auch einen und Okudera gleich noch einen hinterher. Da können Lienen
    und Kulik nichts mehr mit ihren Toren anrichten. 12:0 für Gladbach, 5:0 für Köln. Sieben Tore hat Gladbach aufgeholt - Dortmund hat sich komplett jeglicher Leistung versagt. Das Spiel hat Konsequenzen - Rehhagel wird gefeuert,
    die gesamte Mannschaft vom Verein mit einer Geldstrafe belegt, Torwart Endrulat macht nie mehr ein Bundesligaspiel.


    Mich interessierte nach dem Schlusspfiff nichts mehr, ausser: Der FC ist Meister, Doublesieger. ICH in Meister und Doublesieger. Diese Saison werde ich niemals vergessen, so lange ich leben werde. Unvergesslich, nicht zu toppen. Auch wenn ich nicht in Hamburg war, ansonsten war ich(fast) überall. Ich bin nach dem Spiel mit der Strassenbahn Richtung Heimat gefahren. Ich habe keine Erinnerung mehr an diese Fahrt, ich war in kompletter Trance. Unglaub-
    lich erschöpft, unglaublich glücklich.


    Am Tag danach war ich in Köln und empfing den DEUTSCHEN MEISTER.

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  • Maifeiertag 1973 - der 1.FC Köln empfängt die Kickers aus Offenbach zum ersten Pokalhalbfinale in der Radrennbahn(das Rückspiel - so war das damals - fand 14 Tage später in Offenbach statt).


    Köln war in dieser Saison zu Hause eine Macht. Nicht ein einziges Bundesligaheimspiel ging verloren, sogar die grossen Bayern und Mönchengladbach gingen beim FC baden. Köln zu Hause entwickelte eine unbändige spielerische
    Klasse, die im Mittelfeld vor allem durch Flohe und Overath geprägt war. Und zeigte eine enorme Torgefährlichkeit, die sich auf ganz viele Spieler verteilte. Cullmann, Hein, Weber, Konopka, Simmet, Flohe und Overath, Löhr,
    Kapellmann, Glowacz - jeder erzielte Tore. Das machte den FC ein Stück weit unberechenbar.


    Offenbach war eine gute Mannschaft - in der Liga permanent zwischen 5 und 7. Ebenfalls mit offensiven Qualitäten. Kostedde, Ritschel, Siggi Held, Schäfer, Hicersberger - das hatte schon gehobene Bundesligaklasse. Alle waren sie
    dabei an diesem warmen Abend in Müngersdorf - alle bis auf Erwin Kostedde.


    Offenbach`s Trainer hiess Gyula Lorant - der war in Köln in der Vorsaison geflogen, weil er Präsident Maas wegen dessen Einmischen in`s Trainerresort scharf angegriffen hatte. Lorant - ganz sicherlich einer der fähigsten Trainer
    der Liga seinerzeit - ging im Unfrieden. Und hatte mit dem FC also noch eine Rechnung offen.


    An diesem 1.Mai konnte er sie nicht begleichen, der gute Gyula Lorant. Denn dieser 1.FC Köln brannte ein Brillantfeuerwerk ab. Kämpferisch, läuferisch und spielerisch. Bereits nach 15 Minuten hätte es 3 bis 4:0 stehen müssen,aber
    im Tor stand mit Fred Bockholt - ehemals Rot Weiss Essen - ein wahrer Hexenmeister, der die permanenten Angriffe des FC mit Bravour entschärfte. Köln machte, was es wollte. Hinten regierte Weber, der linke Verteidiger Hein
    - mit seinem Opponenten in der Westentasche - verstärkte permanent den Angriff. Genau wie Cullmann, der für Überzahl im Mittelfeld sorgte. Im Mittelfeld selbst Heinz Flohe sehr gut und Overath Sonderklasse. Gegen seine
    Künste als Regisseur, Einfädler und auch im Abschluss hatten die Offenbacher wenig entgegen zu setzen. Nach etwas mehr als einer halben Stunde war es dann so weit, als Overath zwei Gegenspieler als wären sie gar nicht da
    abschüttelte und den wieder einmal aufgerückten Hein mustergültig bediente. Knallharter Schuss, Bockholt schaute nur hinter her - 1:0 für den FC. Und fünf Minuten später 2:0, als Cullmann seine permanenten Offensivbemühungen
    mit dem Kopfball zum 2:0 krönt. Halbzeit und Offenbach ist bestens mit diesem Rückstand bedient.
    Nach der Pause ein bisschen Leerlauf, der OFC schöpft etwas Hoffnung und dann tritt Köln mit einer Wucht auf das Gaspedal, die die Zuschauer verzückt. Angriff auf Angriff, Chance auf Chance und Löhr und Kapellmann machen
    das 3 und das 4:0. Nicht genug damit, der beste Mann auf dem Platz - Wolfgang Overath - erzielt 5 Minuten vor Schluss gar das 5:0. Und nicht einmal dieses Ergebnis gibt die unfassbare Überlegenheit des FC richtig wieder.
    "EIn Spiel wie aus einem Guss", schreibt die Fachpresse. "Wolfgang Overath ist einer der besten Spieler Europa`s", meint Gyula Lorant. Der so gelobte geht gar kritisch mit dem Erfolg um, weil er betont, daß man einfach die
    vielen Chancen noch viel konsequenter nutzen muss.


    Naja, wir gingen jedenfalls beseligt nach Hause. Ein Stück Extraklasse war da durch die Radrennbahn geweht und es war einfach ein Riesenvergnügen diesen Kickern zuzusehen. Die konnten es, verdammt noch mal.


    Das Rückspiel in Offenbach endete 1:1 und der 1.FC Köln stand im Traumfinale - gegen Borussia Mönchengladbach.

  • Kein Wunder das Schön damals Overath angerufen hat um ihn davon zu überzeugen mit zur WM 1974 zu fahren. :thumbs_up:

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  • 20. Mai 1983 - der 1.FC Köln spielt im Freitagabendspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Derbytime in Köln - und keinen interessiert es. Nicht einmal 20.000 Zuschauer wollen dieses Spiel sehen. Der FC spielt eine brauchbare
    Saison, wird am Ende 5ter und wird Pokalsieger sein,aber trotzdem fühlt man sich in Köln nicht richtig "rund". Es gibt Dauerquerelen zwischen Rinus Michels und einem Teil der Mannschaft, insbesondere mit Klaus Allofs und Litt-
    barski. Gladbach spielt eine richtig schlechte Saison. Trotz Spielern wie Matthäus, Hannes, Bruns und Kompanie kommt man als 15ter der Tabelle nach Köln, ist gar Abstiegsbedroht. Dementsprechend begleiten auch wenige An-
    hänger die Borussia zum FC. Und werden prompt mit Absteiger, Absteiger - Rufen begrüsst. Das übliche Feedback: "Cologne, Cologne - die Schei...vom Dom"....Aber im Grunde genommen - alles friedlich. Anders als im Hinspiel, als
    der FC Gladbach auf dem Bökelberg mit 4:1 so richtig einen einschenkte und hinterher die Wogen durchaus höher gingen.


    Wir trafen vor dem Spiel einige Gladbacher in der Kneipe(das war die Zeit, als man sich mit denen noch unterhalten konnte). Bonjour Tristesse - so hiess es da. Die trauten ihrer Mannschaft rein gar nichts zu und kritisierten auch
    Trainer Heynckes. Viel zu offensiv spiele der und dadurch wäre auch die Unzahl der Gegentore zu erklären. In der Tat, die Borussia schoss reichlich Tore, aber sie kassierte vor allem reichlich Tore. Der FC solle es gnädig machen, so
    hiess die Bitte.


    Das Spiel ging los und der FC spielte Schei....Gladbach überlegen und Köln phlegmatisch und borniert. Arrogant bis zum Abwinken. Vorne Allofs mit einem seiner gebrauchten Tage, Litti mau und Fischer nicht zu sehen. Hinten stimmte es dafür - Strack, Steiner und Schumacher mit tadellosen Leistung. Gladbach ging durch Bruns in Führung - 1: 0 nach etwas mehr als 20 Minuten. Bruns stark, Hannes stark, Matthäus sehr stark. Köln zur Halbzeit top bedient
    mit dem Rückstand.


    Zweite Halbzeit - neues Spiel. Da vorne nichts lief, schalteten sich zunehmend Steiner und Strack ein und Strack machte nach 55 Minuten das 1:1. Vorbei war es mit der Gladbacher Herrlichkeit. Unsicherheiten, Fehlpässe im
    Mittelfeld und man konnte sehen, warum die Borussia so viele Gegentore kassierte. 10 Minuten vor Schluss - Kopfball von Steiner nach einer Ecke und 2:1 für den FC. Dabei blieb es, obwohl die Gladbacher kurz vor Schluss eine
    Riesengelegenheit ausliessen - Schumacher sei Dank.


    Selbe Kneipe nach dem Spiel, selbe Gladbacher. Trübsal hier, Lachen da. Die Jungs waren wirklich bedient. Fluchten über ihre Abwehr, ihre mangelnde Konsequenz in der ersten Halbzeit. Wir tranken ein paar Bier zusammen, war
    ein richtig netter Abend. 35 Jahre ist das her - es scheinen Lichtjahre zu sein. Gladbacher und Kölner friedlich und lachend zusammen, ohne das die bewaffnete Schutzmacht dabei sein muss. Galt übrigens für das ganze Stadion,
    alles war ok. Ich sag`ja. Lichtjahre entfernt.

  • Heute - exakt vor 15 Jahren - kam die Eintracht aus Trier zum Spitzenreiter nach Köln. 33ter Spieltag und Köln war schon aufgestiegen. Es ging darum, ob Köln Meister wurde oder nicht.


    Das Stadion war mit etwas über 30.000 Zuschauern ausverkauft - denn es war seinerzeit noch nicht fertig umgebaut. Letztes Heimspiel der Saison, erwartungsfrohe Menge. Unter den Zuschauern auch Kumpel Manni und ich. Manni
    und ich hatten in dieser Saison ein neues Lieblingsspiel: wer ist der dümmste FC Spieler?! Da gab es viele Bewerber, das kann ich sagen. Spitzenkandidaten gab es da reichlich, hatten wir doch Recken wie Sichone, Schröder, Voigt und Helbig in der Phalanx. Das wir bei solchen Aspiranten einigermassen unangefochten aufstiegen, das war in erster Linie Trainer Funkel und Spielern wie Lottner, Kringe und Scherz zu verdanken.


    Meine persönlichen "Favoriten" auf den PDS(Preis für den dümmsten Spieler) waren Sichone und Helbig, währen Manni Voigt und Helbig favorisierte. Moses Sichone trieb mich zur Weissglut mit seiner lethargischen Art der Zwei-
    kampfführung(die unvermittelt in geradezu wüste Attacken umschlagen konnte) und seinen hanebüchenen Pässen vor der eigenen Abwehr und Helbig machte mich rasend mit seiner gesamten Art des Auftritts. Nun, an diesem Tag
    in Müngersdorf sollte da noch ein hübsches Kapitel geschrieben werden.
    Köln begann engagiert und besser und nach 20 Minuten bugsierte Kurth einen Abpraller zum 1:0 über die Linie. Der FC am Drücker und das 2 und 3:0 muss fallen. Kringe trifft den Pfosten und gleich danach kommt es. Herr Helbig,
    unser Oberschlaukopf holt sich mit einem völlig unnötigen Foul die zweite gelbe Karte und - Tschüüüsss! Schon der erste gelbe Karton hatte mir die Zornesröte ins Gesicht getrieben - so viel Dummheit war doch einfach nicht zu
    fassen. Naja und Trier macht den Ausgleich und Lottner trifft den Pfosten und Halbzeit ist es 1:1. In einem Spiel, in dem du 3:0 führen musst steht es 1:1 und du darfst noch 45 Minuten zu zehnt. Manni und ich labern die komplette
    Halbzeit über "Torfkopf"(Mannis neues Lieblingswort) Helbig. Das Spielchen geht weiter, beide Mannschaften jetzt gleichwertig - aber treffen tut Trier 20 Minuten vor Schluss und setzt eine Viertelstunde vor Schluss noch einen
    drauf. Vorher war Voigt eingewechselt(den Manni neuerdings nur Zuckmayer nennt. Weil Zuckmayer "Der Hauptmann von Köpenick" geschrieben hat, in dem der Schuster Voigt die Hauptrolle spielt - AHA!) worden und fügt sich
    prächtig durch Fehlpässe, unmotiviertes Labern, etc. ein. Und Voigt sorgt dann auch für den rühmlichen Abschluss des Spiels, als er nach einer äusserst schlauen Attacke mit Rot bedacht wird. Mit neun Mann spielen wir das Ding
    zu Ende - 1:3 gegen Eintracht Trier als Aufsteiger. Bravo, Spitzenleistung. Gut gemacht, FC - danke für den schönen Abschluss zu Hause.


    Manni und ich sind uns nicht einig geworden, wer den PDS dieses Spieles werden sollte. Er plädierte heftig für Voigt, während ich für Helbig war. Egal - beide waren einfach nicht auszuhalten.

  • 21ter Mai 1988 - der letzte Bundesligaspieltag dieser Saison. In der es eine Art Wiederaufstehung des FC nach einigen durchwachsenen Jahren gegeben hatte. Köln hatte mit Ilgner, Kohler, Hönerbach, Geilenkirchen, Hässler und
    Poulsen junge, hungrige und entwicklungsfähige Spieler. Mit Steiner, Littbarski, T. Allofs, Olsen, Engels, Görts erfahrene Spieler, die dem Kader das Gerüst waren. Köln hatte einen ehrgeizigen Trainer namens Daum, der allerdings
    eine äusserst kontroverse Persönlichkeit war.


    An diesem letzten Spieltag spielte der FC in Hannover und wir fuhren einfach mal hin. Das war so selbstverständlich nicht, hatte doch meine Schwester zu verspäteten Geburtstagsfeier geladen. Unser Versprechen war - wir würden
    erscheinen. Vielleicht nicht gerade um 20 Uhr, aber halt ein wenig später. Meine Schwester machte kein Theater - sie wusste ohnehin, daß es völlig nutzlos war dem männlichen Teil der Familie zum Thema Fussball auch nur ansatz-
    weise Vorschriften machen zu wollen. Fussball war Fussball und Fusball ging vor.


    Hannover hatte eine ganz ordentliche Runde gespielt und wurde zum guten Schluss 11ter oder 12ter der Abschlusstabelle. Der FC war da, wo er nach eigenem Selbstverständnis hin gehörte - oben. Unten den ersten dreien der
    Tabelle. In Hannover regierte nur eine Mannschaft und das war Köln. Ilgner ein sicherer Rückhalt, Steiner und Kohler räumten auf. Vorne ein brandgefährlicher und laufstarker Fleming Poulsen und im Mittelfeld regierten Pierre
    Littbarski und Thomas Hässler in Weltklassemanier und erinnerten auf ihre Weise an die grandiosen Duos Overath/Flohe und Neumann/Flohe. Spielten die Hannoveraner her, wie sie wollten. Passten sie aus, tricksten sie aus, liefen
    sie aus. Hannover hatte einen sehr ordentlichen Torhüter in der Kiste und so dauerte es bis kurz vor Halbzeit bis das 1:0 durch Poulsen fiel - ein völlig unzureichender Ausdruck der Kölner Überlegenheit. Höhepunkt der ersten
    Halbzeit war gewesen, als 96 zwischen der 30ten und 35ten Minuten gefühlte 5 Ballberührungen hatten und die Kölner mit dem bemitleidenswerten Gegner förmlich Jojo spielten.


    Zweite Halbzeit - gleiches Bild. 10 Minuten nach der Halbzeit wird Allofs gelegt und Littbarski verwandelt den Elfer. 15 Minuten später Hässler zum 3:0. Köln hatte mehr machen können, mehr machen müssen - aber eines sah man
    in diesem Spiel auch sehr deutlich: Warum der FC bei aller spielerischen Klasse nur 57 Tore in dieser Saison erzielt hatte. Die Chancenverwertung war ein Skandal. Zum guten Schluss musste es eigentlich 6:0 heissen, es blieb beim
    3:0. Nun gut, daran musste man arbeiten. Der FC hatte in dieser Saison nicht ein einziges Heimspiel verloren, 48:20 Punkte erzielt. Überhaupt war nur vier Mal verloren worden, dafür gab es 12(!!) x ein Remis. Zu Hause bekam
    der FC in 17 Spielen gerade einmal 9 Gegentore. Woran das lag?! Naja - Ilgner war schon in jungen Jahren ein guter Torwart. Aber vor allem lag es daran, daß wir eine Innenverteidigung hatten die den Namen Verteidigung verdiente.
    Paul Steiner als Libero und der junge Jürgen Kohler als Vorstopper - dieses Duo erwies sich für so manche Bundesligastürmer als völlig unüberwindliches Bollwerk. Und - auch das sollte man nicht vergessen - die beiden Herren hatten
    nicht nur eine gewisse Klasse, die gingen auch knüppelhart zur Sache. "Wenn ich gegen die jeden Samstag spielen würde, dann wäre für mich Schluss mit Fussball" - Lieblingsspruch meines Vaters. Dazu kam, daß der Däne Olsen in
    der Spätphase seiner Karriere das defensive Mittelfeld organisatorisch geradezu beherrschte und unglaublich viel a priori unterband. Die Abwehr des FC - Meisterwürdig. Das Mittelfeld des FC - an guten Tagen Weltklasse. Vorne im
    Abschluss - da haperte es einfach. Mit einem Stürmer wie Dieter Müller es einige Jahre vorher war, wären wir Deutscher Meister geworden.


    Nun gut, wir waren zufrieden mit unserem Trip nach Hannover. So zufrieden wie mit der ganzen Saison, die übrigens Werder Bremen als Meister beendete. Bremen auf 1, Bayern punktgleich mit Köln auf 2. Nächstes Jahr würde man
    sehen.


    Meine Schwester war auch zufrieden - 20 Uhr 15 liefen wir auf. Unsere Verspätung war also gerade einmal das akademische Viertelstündchen. Das Wetter war gut, der Grill war an. Die Getränke waren genauso spritzig wie die
    Konversation. Ein schöner Tag, ein schöner Abend.