Legendäre Spieler der 60er und 70er Jahre

  • Hab's mal hierhin gepackt:

    Ach ja früher... Seufz. Keiner war tätowiert, alle hatten schwarze Schuhe und kurze Hosen an, Ultras , Pyros und Exkrementewerfer gabe es keine, ebenso keine Videos (geschweige denn Assistenten) der Ball war rund und das Spiel hatte 90 Minuten und die Wahrheit fand auf dem Platz statt. Ich kann mich noch gut erinnern. Dat wor schön... :face_with_tears_of_joy:
    [...]

    Spiel ging auch damals schon so lange, bis der Schiri abpfiff!! :winking_face:

    Früher galt auch:
    Ein Tor ist gegeben, wenn der Schiri nach Erzielung eines Tores mit seiner rechten geöffneten Handfläche Richtung Anstoßpunkt zeigt...


    Und nicht:
    Ein Tor ist gegeben, wenn der Schiri nach Erzielung eines Tores mit seiner rechten geöffneten Handfläche Richtung Anstoßpunkt zeigt, abwarten muss, was der Kollege aus Deutz so sagt, er mit zwei Zeigerfingern ein Bildschirm in die Luft malt, zu einem Bildschirm in eine sogenannte Video-Area läuft, sich das ganze nochmal anschaut, er zurück ins Spielfeld läuft und dann wieder mit seiner geöffneten rechten Handfläche Richtung Anstoßpunkt zeigt...oder während seiner Rückkehr auf das Spielfeld dann wieder mit zwei Zeigefinger einen Bildschirm in die Luft malt, pfeift und auf Foul entscheidet und das Tor zurücknimmt.


    Ähnlich verhält es übrigens mit
    "Abseits ist, wenn der Schiedsrichter pfeift".


    Zumindest befinden wir uns nächste Saison wieder in einer Liga, die diesen Wahnsinn noch nicht mitmacht :zany_face:

  • 02.06.1973 - 14 Tage vor dem legendären Pokalendspiel 1.Fc Köln gegen Borussia Mönchengladbach kommen eben diese Gladbacher zum letzten Saisonheimspiel des FC nach Köln in die Radrennbahn. Nur 16.000 Zuschauer wollen
    das Spiel sehen, obwohl der FC Tabellenzweiter und die Gladbacher Tabellendritter sind. Dabei spielt europäische Klasse bei beiden Mannschaften - Namen wie Cullmann, Weber, Overath, Flohe, Löhr auf Kölner Seite. Spieler wie Bonhof, Vogts, Netzer, Wimmer, Heynckes auf Gladbacher Seite. Das Spiel hält, was die Namen versprechen. Neben den oben erwähnten Protagonisten sind es vor allem drei weitere Spieler, die dem Match den Stempel aufdrücken.
    Gladbach`s Torhüter Kleff und Köln`s junger Aussenstürmer Glowacz, der Berti Vogts vor schier unlösbare Probleme stellt.


    Gladbach geht nach etwas mehr als 10 Minuten durch Kulik in Führung, aber danach spielt im Grunde genommen nur noch der 1.FC Köln. Simmet, Overath und Flohe stellen die Konkurrenz Wimmer, Kulik und Netzer glatt in den
    Schatten. Bernd Cullmann ist ein Libero modernster und offensivster Prägung. Und Glowacz düpiert Nationalverteidiger Vogts ein um das andere Mal. Aber Nationaltorhüter Kleff hat einen ganz grossen Tag erwischt und hält die
    Borussia durch eine Serie von Glanzparaden schadlos. Das funktioniert bis zu 40 ten Minute. Vogts legt den wieder einmal durch gebrochenen Glowacz im Strafraum und Kapellmann lässt sich diese Chance nicht entgehen - 1:1.


    Das Publikum ist begeistert. Was für ein grossartiges Spiel, vor allem von den Kölnern. Diese zeigen in beeindruckender Weise, wie stark die Mannschaft vor allem zu Hause ist. Gladbach - das wahrlich nicht schlecht spielt - stürzt
    von einer Verlegenheit in die andere und ist mit dem 1:1 zur Halbzeit sehr grosszügig bedient.


    Halbzeit 2 beginnt mit einem wundervollen Angriff der Kölner und Glowacz ist es vorbehalten mit einem sehr schönen Kopfball das 2:1 zu markieren - keine Chance für Kleff, der danach recht ungehalten mit seinen Vorderleuten
    schimpft. Bonhof war von Flohe überlaufen worden und Vogts konnte sich erneut gegen Glowacz nicht behaupten. Danach ging es "lustig" weiter. Chancen hier, Chancen da. Auch Köln`s Torhüter Welz konnte seine Klasse unter
    Beweis stellen, aber nach wie vor im Brennpunkt stand immer wieder ein wirklich famos haltender Wolfgang Kleff. Bis 5 Minuten vor Schluss, dann kam wieder einer der berüchtigten Spezialauftritte von Heinz Flohe. Vorbei an
    mehreren Gladbachern und dann ein Schuss wie mit dem Dampfhammer - ins Eck und unter die Latte. Und da war dann auch der restlos bediente Kleff machtlos. Auf den Rängen eitel Sonnenschein - eine Superleistung des FC, der
    nach diesem Spiel etwas favorisiert in das grosse Pokalfinale nach Düsseldorf ging.


    Ich habe an dieses Bundesligaspiel ganz lebhafte, ganz lebendige Erinnerungen. Es war einfach fantastischer Fussball. Offensiv und voller Tempo und Klasse, voller Ästhetik und Witz. Und auch voller Kampfkraft und Energie. Von
    1970 bis 1980 - das waren die wirklich grossen Zeiten der Bundesliga. Was sich da an purer Klasse auf den Plätzen der Republik ballte, das war einfach unglaublich. Und der FC war einer jener Klubs, dem man einfach besonders
    gerne zu sah - kein Wunder bei solchen Spielern wie dem grossen Dirigenten Overath, einem Libero wie Cullmann, einem Stopper wie Weber. Und natürlich einem "Hexenmeister" wie Flohe, der einfach die kompliziertesten Dinge
    so leicht aussehen liess. Fussball manches Mal in Vollendung.

  • Heute ist der 35te Todestag einer der größten Clublegenden, und Trainerlegenden Deutschlands insgesamt, Hennes Weisweiler:


    https://fc.de/fc-info/news/det…nde-mit-ecken-und-kanten/


    :candle:

    PRO FC, meine Liebe, meine Stadt, meine Partei.


    Skymax (Praeses Emeritus), Ich (Präsident), sharky (Vize), Flykai (Schriftführer), grischa, Heimerzheimer (Ehrenmitglied), caprone, elkie57, winter, Matze86, frankie0815, floedi_82, kölsch, banshee, ManwithnoName, Mittelfeld, effzeh, der Pitter, Hunsrück FC, Je(n)sus, troemmelche71, izeh (Catering), BadischerBock, Salival (Klofrau), Rodi, Die_Macht_am_Rhein (Pressesprecher), Hassenichjesehen (Nummerngirl), lunyTed (Azubi), Kimeo, Olemaus.

  • @ Soll/Ist


    Wunderbare Beiträge, vielen Dank für die detailreichen Einblicke die Du dort immer rüberbringst. Gefällt mir unheimlich gut.


    Mit Gänsehaut habe ich Deinen Beitrag zum Saisonfinale 1978 gelesen, als wir in St. Pauli 5:0 gewannen und Dortmund sich in Düsseldorf von Gladbach wehrlos abschlachten ließ.


    Bei diesem 12:0 war ich Augenzeuge, ich wohne ja in der Nähe von Gladbach und damals als ganz junger Kerl waren meine Teamgefährten und ich mit unserer Jugendmannschaft meines damaligen Vereins vollzählig da.


    Fast alle meine Teamgefährten waren Gladbach-Fans, das was nach dem Schlusspfiff war werde ich niemals vergessen. Viele meiner Mitspieler heulten hemmungslos und ich sah auch viele andere Gladbach-Fans die heulten wie die Schloßhunde. Gleichzeitig sah ich auf dem Nachhauseweg aber auch viele Dortmund-Fans die ebenfalls heulten.


    Die einen heulten weil es trotz des Schummelsieges nicht gelangt hatte, die anderen heulten weil sie sich die bis heute noch gültige größte Megaklatsche aller Zeiten in der Liga abgeholt hatten.


    Da mußte ich sofort wieder dran denken als ich Deinen Beitrag las. Hah, habe wieder Gänsehaut......

  • FC - maniac: Wenn du aus der Gladbacher Ecke bist, dann bist du ein ordentlicher Kerl. Denn nur ordentliche Kerle können schon in Jugendzeiten dem Mainstream widerstehen.


    Wie mein Freund Manni - wie auch ich und du aus der Gladbacher Ecke - schon damals so schön zu sagen pflegte: "Gladbach ist ein Krankheit. Und nur die Besten unter uns können einer Krankheit widerstehen".


    In der Tat war dieses Saisonfinale nicht zu toppen und ist unlöschbar in meiner Erinnerung. Noch heute denke ich daran, daß ich kategorisches Verbot hatte(aufgrund eines "unbedeutenden" häuslichen Vorfalles) nach Hamburg zum
    letzten Spiel zu fahren. Und so fuhr ich dann also nach Düsseldorf und ich bin auf den Rängen fast wahnsinnig geworden. Die Fahrt nach Hause - Strassenbahn und Bus und zu Fuss - habe ich in kompletter Trance erlebt. Eines weiss
    ich noch: als ich an einem Busbahnhof aus dem Bus stieg, kam an mir eine ganze Horde Gladbacher Fans vorbei getrottet. Keine Gesänge nichts, hängende Köpfe und leere Augen - wie eine geschlagene Armee.

  • Heute ist der 35te Todestag einer der größten Clublegenden, und Trainerlegenden Deutschlands insgesamt, Hennes Weisweiler:


    https://fc.de/fc-info/news/det…nde-mit-ecken-und-kanten/


    :candle:


    Ich habe viele Trainer des 1.FC Köln erlebt. Hennes Weisweiler war der grösste Trainer des FC und Hennes Weisweiler war einer der grössten Trainer aller Zeiten. Sein Wirken, sein spezieller Charakter, seine eiserne Willensstärke
    machten ihn zu einer Überfigur, zu einer Legende als er noch lebte. Ich verbinde mit ihm offensiven Fussball, taktische Winkelzüge die anderen in 100 Jahren nicht eingefallen wären. Die Bereitschaft sich auf junge Leute einzulassen
    und sie weiter zu entwickeln - am sinnfälligsten beim FC vielleicht in der Kombination Konopka/Dieter Müller manifestiert. Weisweiler machte den als blossen Eisenfuss titulierten Konopka zu einem Flankengeber der Extraklasse
    und schliff das Naturgegebene Abschlusstalent von Müller zur Perfektion.


    Hennes Weisweiler starb viel zu früh und ihm wurde die besondere Ehre zu Teil, im Dom aufgebahrt zu werden. Der Dom war voll bei der Trauerfeier, begraben wurde Hennes Weisweiler in Lechenich. Und auf seinem Grabstein
    stand das, was er gerne gelesen hätte: "Ein Leben dem Fussball".

  • Bei Weisweiler machts mich traurig, dass wir ihn uns mit einem anderen Klub teilen müssen - und dass es sich dabei ausgerechnet um die ungeliebten Borussen aus Gladbach handelt.


    Hab mich oft gefragt, wie sich der FC wohl entwickelt hätte, hätte Weisweile nicht Mitte der 60er bis Mitte der 70er ein ganzes Jahrzehnt bei den Fohlen geprägt - sondern wäre er in dieser Zeit noch (oder wieder) beim FC gewesen.


    Klar, wir hatten in dieser Zeit auch starke Jahre und starke Trainer. Aber wozu der FC fähig hätte sein können, zeigt mir das 78er Double nach Weisweilers Rückkehr.

    :hennes: Die Herausforderung "Bundesliga mit Köln" ist für einen Spieler etwas vom Größten. Köln ist ein Mythos. :FC:

  • Ohja, und die Bauern wären vielleicht nie aus der Zweitklassigkeit gekommen.


    Einer der großen Fehler des Franz Kremer...

    PRO FC, meine Liebe, meine Stadt, meine Partei.


    Skymax (Praeses Emeritus), Ich (Präsident), sharky (Vize), Flykai (Schriftführer), grischa, Heimerzheimer (Ehrenmitglied), caprone, elkie57, winter, Matze86, frankie0815, floedi_82, kölsch, banshee, ManwithnoName, Mittelfeld, effzeh, der Pitter, Hunsrück FC, Je(n)sus, troemmelche71, izeh (Catering), BadischerBock, Salival (Klofrau), Rodi, Die_Macht_am_Rhein (Pressesprecher), Hassenichjesehen (Nummerngirl), lunyTed (Azubi), Kimeo, Olemaus.

  • FC - maniac: Wenn du aus der Gladbacher Ecke bist, dann bist du ein ordentlicher Kerl. Denn nur ordentliche Kerle können schon in Jugendzeiten dem Mainstream widerstehen.


    Wie mein Freund Manni - wie auch ich und du aus der Gladbacher Ecke - schon damals so schön zu sagen pflegte: "Gladbach ist ein Krankheit. Und nur die Besten unter uns können einer Krankheit widerstehen".


    In der Tat war dieses Saisonfinale nicht zu toppen und ist unlöschbar in meiner Erinnerung. Noch heute denke ich daran, daß ich kategorisches Verbot hatte(aufgrund eines "unbedeutenden" häuslichen Vorfalles) nach Hamburg zum
    letzten Spiel zu fahren. Und so fuhr ich dann also nach Düsseldorf und ich bin auf den Rängen fast wahnsinnig geworden. Die Fahrt nach Hause - Strassenbahn und Bus und zu Fuss - habe ich in kompletter Trance erlebt. Eines weiss
    ich noch: als ich an einem Busbahnhof aus dem Bus stieg, kam an mir eine ganze Horde Gladbacher Fans vorbei getrottet. Keine Gesänge nichts, hängende Köpfe und leere Augen - wie eine geschlagene Armee.

    Danke dito, ja, wir haben es an der Peripherie zu diesem schwarz-weiß-grünen Scheißhaus nicht immer leicht aber es ist cool das Du dieses Elend danach das Dir wie mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte auch live erlebt hast.
    8) :thumbs_up: :face_with_tears_of_joy:
    Wir haben Beide Bundeliga-Geschichte gesehen an diesem Tag plus zusätzlichem Schadenfreude-Bonus obendrauf der bis heute Gänsehaut auslöst. Der Spruch der Mastercard-Werbung von vor vielen Jahren stimmt: Es gibt Dinge die kann man mit Geld nicht bezahlen....

  • Ohja, und die Bauern wären vielleicht nie aus der Zweitklassigkeit gekommen.


    Einer der großen Fehler des Franz Kremer...

    Ist was dran, natürlich aber wer fehlerfrei ist möge den ersten Stein werfen. Auch Hennes hat damals als Rüben-Trainer einen jungen Mann aus Zwiesel in Bayern weggeschickt weil er ihn für nicht gut genug hielt. Sein Name: Klaus Fischer, später Schalke-Legende. Nobody is perfect:))

  • Aber das was Soll/Ist geschrieben hat kann man nur bestätigen. Auch für mich einer der besten Trainer aller Zeiten.


    Hennes hat bei Gladbach "aus Scheiße Gold gemacht" Dieser unsägliche Verein ist nur durch ihn zu etwas geworden. Kacke das es ausgerechnet Gladbach sein musste aber andererseits zählt was ein Mensch bewirken kann. Und auch wenn ich die ekelhaften Rübenschweine hasse wie die Pest und nicht objektiv dieses Pack sehen kann - könnte ich es würde ich sagen das Hennes diesen Schweinen fantastischen Offensiv-Fußball eingeimpft hat der heutzutage noch der Grund dafür ist das diese Assis so beliebt sind.


    Lattek hat danach den Erfolg der Rüben noch was 'verwaltet', aber das inspirierende schwand bei denen immer mehr. Inspiriert und kreiert hat den Erfolg des Packs allein Hennes. Lattek hätte so etwas nie aufbauen können

  • Bei Weisweiler machts mich traurig, dass wir ihn uns mit einem anderen Klub teilen müssen - und dass es sich dabei ausgerechnet um die ungeliebten Borussen aus Gladbach handelt.


    Hab mich oft gefragt, wie sich der FC wohl entwickelt hätte, hätte Weisweile nicht Mitte der 60er bis Mitte der 70er ein ganzes Jahrzehnt bei den Fohlen geprägt - sondern wäre er in dieser Zeit noch (oder wieder) beim FC gewesen.


    Klar, wir hatten in dieser Zeit auch starke Jahre und starke Trainer. Aber wozu der FC fähig hätte sein können, zeigt mir das 78er Double nach Weisweilers Rückkehr.

    Zwischen Weisweiler und Kremer war das Tischtuch irgendwann durch. Als Cajkovski 1963 nach Meisterschaft und Vizemeisterschaft aufhörte - da hätte man Weisweiler noch mal holen können. Seinerzeit keine Chance bei "Boss"
    Kremer. Zunächst behielt Kremer auch Recht - Meister 64 und Vizemeister 65. Aber dann gab es die Notwendigkeit eine neue Mannschaft aufzubauen, denn Leistungsträger wie Benthaus, Sturm, Schäfer, Wilden hörten auf oder
    hatten ihren Zenit überschritten. Und an exakt dieser Stelle wäre ein Mann wie Weisweiler genau der Richtige gewesen. Nur - der stieg gerade mit Gladbach auf und baute s e i n Team auf. Der FC hat die Jahre 66 - 69 etwas ver-
    schlafen, obwohl man Pokalsieger 68 wurde. Einen richtigen Umkehrschub hatte man eigentlich wieder ab der Saison 71/72, jede Menge junger Spieler sukzessive in die Mannschaft integriert wurden. Aber letzten Endes bedurfte
    es eines Mannes wie Weisweiler, daß diese Mannschaft dann wieder Pokalsieger und Meister wurde. Niemals wären wir ohne Weisweiler Meister geworden. Wie sagte Weisweiler so schön zu Heinz Simmet bei seinem Amtsantritt
    am Dom: "Na Arschl.., wenn du damals zu mir nach Gladbach gekommen wärst, wärst du schon ein paarmal Deutscher Meister"(Simmet hatte zeitgleich ein Angebot von Gladbach und Köln und entschied sich für Köln).


    Die Einschätzung, daß Lattek nach der Ära Weisweiler nur "verwaltete" - die teile ich zutiefst. Weisweiler hatte 1975 eine Supermannschaft hinterlassen(vermutlich sogar die beste in Europa, die aber im Europokal der Landesmeister
    in der Saison darauf gegen Real Madrid durch eine unfassbare Schirileistung vom übelsten betrogen wurde) unter Lattek kam da nichts mehr.


    Wenn Weisweiler früher in Köln gewesen wäre - oder sagen wir zum richtigen Zeitpunkt - wäre der FC 3 oder 4 Mal häufiger Deutscher Meister geworden. Hennes Weisweiler war eine Überfigur, bigger than life.

  • Einmaliges tat sich in der Saison 1969/70. Und das war so einmalig, daß es auch keine Chance auf Wiederholung gibt. Was war geschehen?! Durch eine fulminante Schlechtwetterperiode im Winter/Frühjahr 1970 musste die
    Bundesliga - auch wegen der bevorstehenden WM in Mexiko im Eiltempo durch gepeitscht werden. Für den Pokal blieben da einfach keine Termine. Ausweg: die aus stehenden Pokalrunden wurden für Ende Juli und August angesetzt.
    Köln gewann gegen RW Essen, Köln gewann gegen Duisburg. Und dann - Lospech - durfte der FC auf den Bökelberg. Und ich durfte als kleiner Junge trotz Anpfiff um 19 Uhr 30 mit - denn es war Sommerferien, 6ter August 1970.
    Und es war heiss am Bökelberg. Heisse Temperaturen, heisses Spiel.


    Köln - mit den WM Teilnehmern Manglitz, Weber, Löhr und Overath(der war von der Fachpresse zum besten Mittelfeldspieler des WM Turniers gewählt worden) - war in den ersten 20 Minuten derartig besser, daß den Borussen
    Hören und Sehen verging. 32.000 Zuschauern im ausverkauften Stadion blieb förmlich die Spucke weg, wie Overath das Mittelfeld nach Belieben dominierte. Aber der FC liess alle Chancen aus, aber gerade als Gladbach sich fing,
    schoss Löhr das ebenso verdiente wie überfällige 1:0 nach einer halben Stunde. Dabei bleib es bis zur Pause, obwohl der FC weiter am Drücker blieb.


    In Halbzeit 2 - Weisweiler hatte vermutlich seinen Mannen die Leviten gelesen - kam Gladbach schnell auf und Vogts markierte das 1:1. Danach Chancen hüben und drüben in einem richtigen guten Fussballspiel. Aber die Torhüter
    Kleff und Manglitz bewiesen immer wieder ihre Klasse. Mitte der zweiten Halbzeit eine Situation im Kölner Strafraum und Biskup wird unfair attackiert. Ein Pfiff und....zum Entsetzen der Kölner und zur Verwunderung der Glad-
    bacher pfeift der Schiri Elfmeter für die Gladbacher. Minutenlange Diskussionen und dann tritt Luggi Müller an und verwandelt eiskalt. Der Schiri gibt später an, daß er ein Handspiel von Biskup gesehen haben will. Köln ist trotzdem
    relativ unbeeindruckt und drückt auf den Ausgleich. Der lässt auf sich warten - 87te Minute, Elfer durch Biskup. Diskussionen gab es keine, Vogts hatte Löhr in höchster Not die Beine weg gezogen.


    Verlängerung und in der ersten Minute der Verlängerung hat Gladbach eine Doppelchance vom allerfeinsten aber Manglitz reagiert einmal grossartig und den zweiten Ball holt Weber artistisch von der Linie. Quasi im Gegenzug
    erzielt der FC das 3:2. Matthias Hemmersbach, torgefährlicher Verteidiger markiert den Treffer und dabei bleibt es. Köln gewinnt auf dem Bökelberg in der Verlängerung und das hoch verdient. Die Zuschauer - sogar die Gladbacher -
    sind vor allem begeistert von Wolfgang Overath, der nahtlos an Mexiko anknüpfen kann und eine Weltklassepartie abliefert.

  • Mitte August 78 kam ich an einem Samstag mittag um kurz nach 13 Uhr am Kölner Hauptbahnhof an. Lange Fahrt mit dem Zug - Interrail nannte man das damals. Vom Deutschland über die Schweiz nach Frankreich. Von Frankreich
    über Spanien nach Portugal. Mit Kumpels im Auto nach Casablanca. Und zurück über Spanien und Frankreich nach Köln am Rhein. Pünktlich zum ersten Heimspiel der Saison 78/79. Das erste Auswärtsspiel war da schon gelaufen -
    im tiefen Südfrankreich hatte ich von einer 0:1 Niederlage in Braunschweig gehört. Der amtierende deutsche Fussballmeister war mit einer Niederlage in die Saison gestartet.


    Vor dem Stadion traf ich Vater und Onkel, die ich nun lange nicht gesehen hatte. Herzliche Begrüssung und dann ins weite Rund. 20.000 Zuschauer gegen Darmstadt 98, einen sicherlich chancenlosen Aufsteiger. Der FC mit der
    Meistermannschaft - bis auf Heinz Flohe, der noch nicht fit nach seiner bei der WM erlittenen Verletzung war. Für ihn spielte Gowacz, ansonsten:DIE MEISTERMANNSCHAFT.


    Die Meistermannschaft spielte sich einen schönen Mist zusammen. Einzig und allein Schumacher, Cullmann, Neumann waren auf der Höhe des Geschehens und das der FC nicht bei Halbzeit deutlicher als 0:1 zurück lag - war Glück
    und irgendwie auch der Naivität der Darmstädter zu verdanken. Die liessen die besten Gelegenheiten nämlich aus. Bei Halbzeit hatte der schon seit Minute 30 am Rande des Spielfeldes tobende Weisweiler genug gesehen. Hein
    kam für Glowacz. Hein verteidigte links und Zimmermann rückte einen nach vorne. 3 Minuten später - Neumann auf Hein, Hein auf Cullmann: Tor und 1:1. Der FC spielte besser, aber im Grunde genommen lag das daran, daß man mit Hein, Cullmann, Neumann und Schumacher jetzt vier statt drei wache Spieler auf dem Platz hatte. Ansonsten graues Mittelmass und vorne schnarchten van Gool, Müller und Okudera um die Wette. Wenn es gefährlich wurde,
    dann waren in aller Regel Herbert Neumann und Bernd Cullmann dabei, der Rest: Schweigen. Die Darmstädter taten dem FC den Gefallen, offensiv nichts mehr zu tun. Und das brachte sie dann letzten Endes auch um den Ertrag
    ihrer Mühen - Cullmann, die zweite - und 2:1. Anschliessend gab es noch eine Topeinlage von Weisweiler, der sich Müller - der unglaublich lethargisch auftrat - kräftig und durch das weitende Rund gut zu vernehmen zur Brust nahm, um dann Okudera auszuwechseln.


    Ein mühevoller Sieg des FC. Und der Auftakt in eine mühevolle Saison, die uns noch so manchen Rückschlag, so manche herbe Enttäuschung bescheren sollte. Daran dachten wir allerdings nicht nach dem Sieg. Nach dem Sieg hatte
    der "Jung" Hunger und Vater und Onkel liessen sich nicht lumpen. Die Rückkehr des Urlaubers wurde gefeiert - wir liefen zur Feier des Tages in einem kölschen Brauhaus auf. Bier trank ich damals noch nicht, aber gegessen habe ich
    wie der wohl bekannte "Scheunendrescher". Europa war prima, aber Köln war nun wahrlich auch nicht schlecht.

  • Heute vor 30 Jahren - der FC gegen Bochum. Drittes Spiel der Saison, Köln - 3ter der Vorsaison - hoch favorisiert.


    Ein - gelinde gesagt - super temperamentvolles Spiel. Richtiger ausgesagt: beide Seiten traten auf alles, was sich bewegte. Und da machte kaum ein Spieler auf dem Feld eine Ausnahme. Begünstigt wurde das Ganze durch eine
    schier unterirdische Leistung des Schiris ,der völlig den Überblick verlor. Mal kleinlich pfiff, um gleich darauf härteste Attacken recht grosszügig durch zu winken. Der FC war nicht nur aggressiv, er war auch irgendwie nervös. Und
    Bochum war genauso und von Anfang an war Gift im Spiel. Und besonders giftig wirkten auf Kölner Seite Littbarski und Poulsen und auf Bochumer Seite Kempe und Woelk. Letzter hätte im Grunde genommen nach 3 Minuten eine
    dunkelgelbe Karte kassieren müssen, als er Falko Götz massiv "rasierte". Statt einer Karte zeigte der Schiri an, daß Götz gefälligst weiter spielen solle. Auf den Rängen - knappe 20.000 - war das Murren unüberhörbar.


    Chancen gab es reichlich - aber Zumdiek im Bochumer Tor und Ilgner im Kölner Tor hielten schon famos. Ganz famos der Bochumer bei einer Direktabnahme von Thomas Hässer(ebenfalls Ultra giftig in diesem Spiel), welche er mit
    einer sehenswerten Parade um den Pfosten drehte. Das Spiel ging rauf und runter. Hektisch und fahrig, dann wieder mit sehenswerten Kombinationen. Für die war vor allem der FC zuständig - kein Wunder bei einem Mittelfeld mit
    Hässler und Littbarski und einem Aussenverteidiger wie Armin Görts, der permanent die linke Seite offensiv belebte. Bochum konterte, aber Bochum konterte gut - aber wie gesagt auch ein Bodo Ilgner hatte zwischen den Pfosten einen guten Tag.


    In der 81ten Minute eskalierte die Situation völlig. Littbarski kam mit Kempe aneinander und beide durften danach wegen grober Unsportlichkeit das Feld verlassen. Mit anderen Worten: man war sich massiv an die Wäsche gegangen.
    Das Spiel glitt richtig aus der Hand und es dauerte Minuten bevor es weiter ging. Onkel - wie immer cool und analytisch - sagte, daß er darauf wetten würde, das der Schiri noch einen Elfer pfeifen würde. Den gab es tatsächlich, nach einem (angeblichen) Foul gegen Poulsen. Eine glasklare Konzessionsentscheidung, nach dem der Schiri in der ersten Halbzeit zwei strittige Situationen im Bochumer Strafraum nicht gepfiffen hatte. Thomas Allofs verwandelte
    eiskalt. Dabei blieb es - obwohl das Spiel sage und schreibe(für damalige Verhältnisse unfassbar) fast 100 Minuten lief. Nach dem Spiel ging es noch weiter zur Sache - Aufregung, Schubsereien, alles dabei. Köln hatte gewonnen,
    aber wie. "Habe doch gesagt, daß die Pflaume noch einen Elfer gibt", sagte Onkel und grinste. "Und Littbarski ist ein Idiot", sagte mein Vater. "Dem haben sie doch von Anfang an was in den Tee gegeben", ergänzte ich.


    Tja. Spiel gewonnen, Kapitän verloren. 8 gelbe karten, zwei rote Karten und Jagdszenen wie in Oberbayern. Schöne Unterhaltung.

  • @Soll/Ist , du hast ja schon ne Menge in unserer auch langfristigen Geschichte erlebt. Deine Berichte sind ganz gut zu lesen. Danke dafür. Ich bewundere dich sehr, daß du in dem Details deine Erlebnisse noch so gut schildern kannst, als wären sie gestern gewesen. Gibt zwar auch bei mir einschneitende Erlebnisse...aber das ich mich dann so gut noch an winzige Details erinnern kann? :slightly_smiling_face:
    Danke für deine Einblicke :thumbs_up:

    Alle verrückt hier. Komm Einhorn, wir gehen

  • Ich glaube er macht sich Notizen zu jedem Spiel, wie sein Vater vor ihm, irgendwie sowas meine ich. :winking_face:

    PRO FC, meine Liebe, meine Stadt, meine Partei.


    Skymax (Praeses Emeritus), Ich (Präsident), sharky (Vize), Flykai (Schriftführer), grischa, Heimerzheimer (Ehrenmitglied), caprone, elkie57, winter, Matze86, frankie0815, floedi_82, kölsch, banshee, ManwithnoName, Mittelfeld, effzeh, der Pitter, Hunsrück FC, Je(n)sus, troemmelche71, izeh (Catering), BadischerBock, Salival (Klofrau), Rodi, Die_Macht_am_Rhein (Pressesprecher), Hassenichjesehen (Nummerngirl), lunyTed (Azubi), Kimeo, Olemaus.

  • Ich glaube er macht sich Notizen zu jedem Spiel, wie sein Vater vor ihm, irgendwie sowas meine ich. :winking_face:

    Das stimmt. Ich habe mir Notizen zu jedem Spiel gemacht. Seit über 40 Jahren tue ich das. Und ich kann auf die Notizen meines alten Herren zurück greifen.


    Wer schreibt, der bleibt.


    P.S.: Als ich meine Freundin und spätere Frau kennen lernte, wurde ihr sehr schnell klar, was für ein "Idiot" ich war. Aber sie hat den "Idiot" in mir toleriert und mir sogar Notizbücher geschenkt, in denen ich meine Erlebnisse
    eintragen konnte.

  • Ich glaube er macht sich Notizen zu jedem Spiel, wie sein Vater vor ihm, irgendwie sowas meine ich. :winking_face:

    Vor etwa 35 Jahren notierte ich mir nach einem Auswärtsspiel in Düsseldorf wie folgt:


    "Abwehrverhalten mangelhaft. Mittelfeld keine ordnende Hand. Fischer ist über den Zenit raus. Nur Allofs und Litti vorne, das reicht nicht. Michels Schicksal ist auf Messer`s Schneide".


    Was war passiert?!


    Der FC hatte das Auftaktspiel zur Saison 83/84 mit 2:3 gegen Bielefeld zu Hause verloren. Schlechter als der Auftakt war die Stimmung rund um das GBH. Die Stars konnten und wollten nicht mehr mit Rinus Michels. Streckenweise
    grenzte das Verhältnis an Hass. Die Mannschaft spielte gegen den Trainer. Das war nicht nur so dahin gesagt, das war so. In dieser Stimmung ging es nach Düsseldorf und die hatten eine wahrlich brauchbare Truppe zu der Zeit.
    Köln`s Einstellung in diesem Spiel war streckenweise eine Frechheit. Und wenn Schumacher nicht so gut gehalten hätte und Gerd Strack nicht so gut als Libero gewesen wäre - dann hätte es statt eines 0:2 durch zwei Bommer Tore
    auch ein 0:5 geben können. Wahnsinn, was der FC da spielte.
    Ich war alleine mit meinem Vater da und der spuckte Gift und Galle nach dem Spiel. "Die Drecksäcke spielen nicht gegen den Trainer, die spielen gegen den Verein", sagte er. Und fügte hinzu: "Das war es für Michels".


    Das war es in der Tat für Michels. Der wurde nämlich entlassen und durch Hennes Löhr ersetzt. Michels hatte einige Monate vorher noch mit dem Verein den bis jetzt letzten Titel gewonnen - 1:0 im Pokalendspiel gegen die Fortuna
    aus Köln. Aber in den fast drei Jahren seiner Tätigkeit hatte er sich abgenutzt. Seine Art war wie seine Analysen - knallhart. Dummerweise hatte er oft Recht - nur das wollten einige Herren in der Mannschaft partout nicht einsehen.
    Das der FC den Pokal im Endspiel gewann - das war zu einem grossen Teil ihm zu verdanken. Er liess seine Truppe gegen den Aussenseiter defensiv agieren. Weil er erkannt hatte, daß die Fortuna Konterstark war und man ihnen
    keinen Raum zum Kontern geben durfte. Ergebnis: ein unattraktives Spiel des Favoriten, aber der Pokalsieg.


    Naja - nach dem Spiel in Düsseldorf war dann halt Feierabend. Es ging nicht mehr. Hennes Löhr übernahm mit einem 1:0 Sieg gegen Offenbach. Katastrophenspiel - aber gewonnen. Die Stimmung wurde besser, die Ergebnisse auch.
    Die Spielweise - das war streckenweise der Wahnsinn. Köln schoss reichlich Tore - vor allem natürlich durch Litti und Allofs. Aber wir kassierten auch reichlich - trotz eines Schumachers, eines Strack, eines Steiner. Höchster Unter-
    haltungswert. Am Ende der Saison wurden wir 6ter - und qualifizierten uns wieder für den europäischen Wettbewerb.

  • Hast du dann auch Notizen zu den Spielen Mitte/Ende der 90er gemacht? Das müssen ja Höllenqualen gewesen sein....

    Bleib bitte bei uns Ellyes!