Der Politik-Thread

  • MattEagle:


    Mein Verweis auf unsere geschäftlichen Abwicklungen mit unseren türkischen Partner ist eigentlich nicht miss zu verstehen - gerade im Kontext nicht. Und es ging auch nicht nur um vertraglich vereinbarte Zahlungen sondern eben generell um den ganzen Aufbau eines Geschäftes. Der Anfang definiert, wie es weiter geht. Zeigst du dich als leicht zu beeinflussen, leicht zu "händeln" - dann bist du in der Schublade. Und so wirst du auch behandelt. Schaffst du dir Respekt, respektierst aber auch die vereinbarten Regeln - dann wirst du anständig und mit Respekt behandelt. Übrigens gerade in Staaten des östlichen Mittelmeeres, das gleiche in "Grün" gilt auch beispielsweise für Ägypten. Man muss die Karten ausspielen, die man in der Hand hat. Und sinnigerweise in der richtigen Reihenfolge. Das schafft die EU nicht und das liegt nicht daran weil man keine gute Verhandlungsposition hat. Ich sage dir aus der Praxis, daß die türkische Wirtschaft die EU deutlich nötiger hat als umgekehrt. Diese Erkenntnis habe ich mir nicht aus der Nase gezogen, sie ist bekannt. Ebenso bekannt wie der Fakt, daß die türkische Lira - nachdem sie sich kurzfristig gefangen hat - wieder in den Sinkflug geht. Die Inflation in der Türkei treibt immer neue Blüten, unschöne Blüten. In einer solchen Situation reicht man die Hand, aber die starke Hand. Dazu gehört n i c h t , daß man nach Istanbul fährt und dem Despoten die Bühne gibt. Das ist, was ich sage. Aus der Praxis: man respektiert dich dort, wenn du eine klare Haltung ein nimmst und die Grenzen definierst. Und wenn sie überschritten werden, dann gibt es halt die Konsequenzen. Im - übertragenen - Sinne: bereit sein, das Geschäft nicht zu machen. Aber: man wird das Geschäft doch machen. Warum: siehe oben. Die Türkei hat die Alternative(n) nicht. Das heisst n i c h t, daß man erpressen soll(das wäre allerdings Erdogan Style). Das heisst aber, daß man zu einer Politik kommen muss, die sich an quid pro quo orientiert.


    Zur Substanz meiner Geschichten und Kollegen, mit denen ich meine Ansichten untermauere, musst du dich nicht unbedingt bedeckt halten. Sie haben aber zumindest den Vorteil, daß sie aus der Praxis kommen. Ich erhebe nicht den Anspruch, daß sie das Weltgeschehen 1:1 widerspiegeln.

    Lettore silenzioso

  • Ach, das ist kein Problem? Bei uns streiken doch schon die Politiker, wenn ein paar hundert Kinder aus verwahrlosten Zeltlagern in Griechenland aufgenommen werden sollen. Und wir sind noch ein eher freundlich gesinntes Land. Einige Mitgliedstaaten blockieren seit Jahren die verpflichtende Aufnahme von Flüchtlingen anhand irgendwelcher Vorgaben.
    Nenne mir bitte mal deine problemlose Lösung für dieses Gehabe.

    Die Lösung wäre sich endlich verbindliche EU-Regeln zu geben, an die sich alle zu halten haben. Wer das nicht macht, fliegt raus oder muss zumindest spürbare Strafen zahlen. Wir haben zu viele Länder, die gerne die Hand aufhalten, aber nichts dafür tun wollen. Ich begreife das nicht. Was in jedem Piselsverein geht , muss dort doch auch gehen. Ohne verbindliche Regeln ist keine Gemeinschaft möglich. Flüchtende müssen nach einer Formel (Einwohner/Bruttosozialprodukt/ Ländergröße) gerecht aufgeteilt werden. Und so Sachen wie, klar nehmen wir Flüchtende, aber sie müssen schon weiß und christlich sein, die gibt es dann nicht mehr. Wenn man sich auf solche Regeln nicht einigen kann, dann kann man den Laden doch zumachen. Eine Gemeinschaft ist das dann nicht.

  • Wer das nicht macht, fliegt raus oder muss zumindest spürbare Strafen zahlen.

    Dafür musst du aber zunächst einmal die Grundlage schaffen und daran scheitert es doch bereits. Nochmal: Solche Dinge sind schnell daher gesagt und klingen ja auch schön, sind aber in der Praxis kaum umsetzbar. "Die Lösung wäre sich endlich verbindliche EU-Regeln zu geben" - ja, genau. Aber die EU möchte sich diese Regeln offensichtlich nicht geben. Und sie möchte sich auch keine Regeln geben, die die Einführung solcher Regeln vereinfachen könnte. Was also tun?

    MattEagle‘s Kumpel: „Jedes Mal, wenn ich vom Klo komme, stehen 70 Kölsch auf dem Tisch!“

  • Ich denke, dass Länder wie Deutschland und Frankreich, die zusammen viel Einfluss haben sich Verbündete suchen müssten, um solche Regeln durchzusetzen. Auf Dauer kann es doch nur so gehen. Dass es nicht einfach ist, weiß ich auch.

  • Lieber @Listlos- belassen wir es dabei.


    Mir ist die Zeit zu schade, Dir meine Sicht auf die internationalen Verschachtelungen zu erklären, wenn Du mir dann entgegnest, das sei "Nato-blablabla" und irgendwelche vermeintlich selbst erlebten Geschichten aus der Privatwirtschaft (?) als Referenz für politische internationale Beziehungen heranziehst. Mag sein, dass das Praxis ist und in Deinem Fall funktioniert, für mich aber trotzdem nicht 1:1 vergleichbar, weil völlig anderes Parkett.
    Dann bleibt es aus meiner Sicht auch eher bei pauschal anmutenden Allgemeinformulierungen, Karten ausspielen, Respektiert werden, Geschäft machen, fehlt nur noch dass man das Eisen schmieden muss solange es heiß ist. Wirklich viel mit meinem eigentlichen Beitrag hat das alles nicht mehr zu tun, am Ende scheren wir alle östlichen Mittelmeerstaaten über einen Kamm, und sprechen über Ägypten.
    Immerhin scheinst Du ja jetzt schon mal das Zugeständnis zu machen dass die EU nun eben nicht in der besseren Handlungsposition ist, das ist schon mal was.
    Übrigens- dass auch die Türkei durchaus ein Interesse an guten Beziehungen zur EU hat, und ebenso in Abhängigkeit steht, habe ich im Übrigen nie bestritten.


    P.S. Ich hoffe Du erzählst Deinen vielen türkischstämmigen Kollegen, die Du scheinbar gern um Rat fragst wenn es um Foren-Themen geht :slightly_smiling_face: , dass Du die Haltung vertrittst, einen knallharten Kurs zu fahren, der Wirtschaft beim Ausbluten zuzusehen bis die Türken in Brüssel bettelnd angekrochen kommen. Wird diejenigen der Kollegen sicher erfreuen, die nach wie vor Verwandtschaft oder Bekanntschaft in der Türkei haben.

  • Corona ist nicht mal ein gutes Argument, (inter-)nationale Fußballspiele bleiben zu lassen

    Heute Morgen zum Frühstück oder erst zum Mittagessen einen Clown gefrühstückt?


    Stammte ich aus der linksaußen Ideologie- und Wortwahl-Blase, würde ich dir jetzt "Whataboutism" vorwerfen. :winking_face:

  • Zum Thema Erdogan:


    Auch wenn mir die, um es mal vorsichtig zu sagen, nicht ganz ungefährliche Situation, in der gerade die EU sich in Zusammenhang mit der Türkei befindet, durchaus bewusst ist, widerstrebt es mir radikal, bei nationalistischen, rassistischen Macho-Arschlöchern wie Erdogan zu sagen: "na ja, wir brauchen die halt, also müssen wir uns mit ihm arrangieren".


    Er und seine ganze Bagage sind nicht einfach nur ein Haufen alter Männer, die ein wenig poltern. Sie haben nahezu die gesamte Opposition im Lande ausradiert oder zurecht gestutzt, scheren sich einen Dreck um Frauen- oder Minderheitenrechte, gehen aktiv und gewalttätig gegen alle vor, die sich dieser Art von Politik entgegenstellen, Kurden werden (auch auf politischer Ebene) unterdrückt, Erdogan schwafelt immer wieder von einem großosmanischen Reich, welches auferstehen soll, erzählt wirres Zeug von einer Weltverschwörung des Westens gegen ihn, die Türkei und den Islam im Allgemeinen und ist alles andere als ein verlässlicher Partner. Weder für die EU noch für die NATO.


    Natürlich ist es diffizil, weil Erdogan fast alle Trümpfe in der Hand zu haben scheint: strategisch wichtige Position, Flüchtlings-Deal etc... aber einfach so mitanzusehen, wie er alle Demokratiebemühungen der Türkei und derjenigen, die dafür gekämpft und ihr Leben gelassen haben, wegwirft, nur um seine eigene nationalistisch-islamistische Agenda durchzuprügeln und seinen eigenen Machtbereich auszudehnen, ist mir zuwider. Natürlich ist bei seinem ganzen Gerede auch viel Kalkül dabei, Gehabe, um Wählerstimmen hinter sich zu bringen. Aber er hat oft genug bewiesen, dass es eben nicht nur leere Worte sind. Und ich frage mich, was ein Staatschef machen müsste, damit man wirklich sagt: "jetzt reicht es, wir verhandeln nicht mehr mit Dir".


    Ja, Außenpolitik ist ein schmutziges, dreckiges und nahezu unmoralisches Geschäft, aber es fällt schwer, einerseits so zu tun, als würde man für irgendetwas einstehen - und andererseits sieht man mehr oder weniger tatenlos zu (bis auf ein paar Mal zu sagen, dass man empört ist), wie alle Ideale, die man selbst angeblich so hoch hält, mit Füßen getreten werden. Da geht ein wenig die Glaubwürdigkeit verloren in den Augen mancher.


    Und statt zumindest mal selbstbewusst zu sein, katzbuckelt man vor Erdogan und setzt sich, wie im Fall von von der Leyen, mit einem "Ähm" auf´s Sofa an den Katzentisch. Freiwillig. Um keinen Unmut zu erzeugen. Da kann man auch direkt ne 0800er-Nummer schalten und sagen "Hurra, wir kapitulieren". Ich verstehe nicht, wie man als EU überhaupt noch ernstgenommen werden will, wenn man sich, sobald es zum Konflikt mit jenen kommt, die eigentlich allem entgegenstehen, wofür man selbst eintritt, kleiner macht, als man ist und sich in eine unterwürfige Position begibt. Diplomatie ist das eine, Devotion das andere.


    Die EU redet ständig davon, einer der großen Player in der Weltpolitik werden zu wollen, lässt sich aber viel zu oft, wenn es um wirklich wichtige Themen geht, vom Gegenüber ausmanövrieren oder ins Abseits stellen, so auch im Nahost-Konflikt von Trump, beim Engagement in Afrika von China bzw. der KPCh etc.


    Was unter anderem natürlich auch daran liegt, dass die EU nicht den Luxus eines einzigen Staates hat, der mit einer Stimme spricht und intern besonders im Moment zutiefst gespalten ist. Einerseits pseudo-christliche Hardlinerstaaten im Osten, wirtschaftlich gebeutelte Länder im Süden, Deutschland, das sich mitten im Wahlkampf befindet und nur noch über eine vergleichsweise schwache Führungsspitze verfügt im Moment, Brexit... das macht es für die EU-Führung nicht einfacher, ein wirkliches Gewicht auf die Waage zu bringen. Aber das ist zwingend notwendig, wenn man irgendwann als Staatenverbund wirklich wahr und ernstgenommen werden möchte. Und dann muss man eben auch mal Grenzen für die eigene Diplomatiebemühungen ziehen.

    "Peace is a lie. There is only Passion."

    Einmal editiert, zuletzt von Godzilla ()

  • Und ich frage mich, was ein Staatschef machen müsste, damit man wirklich sagt: "jetzt reicht es, wir verhandeln nicht mehr mit Dir".

    Ganz ehrlich? Das frage ich mich seit einer Ewigkeit. Die Frage muss man nicht nur in Bezug auf Erdogan sondern auf jeden Despoten, Diktator, Unterdrücker und Mörder auf diesem Planeten stellen. Und wenn ein Land noch so korrupt, menschenverachtend, kriminell oder alles zusammen ist: Wir pflegen entweder beste diplomatische oder wirtschaftliche Beziehungen dorthin.


    Ich meine, wir haben gerade erst eine ellenlange Diskussion über Katar geführt, und ob man dort eine WM bestreiten sollte. Das sind letztlich auch ausschließlich wirtschaftliche Aspekte, die unter dem Deckmantel des sportlichen Wettkampfes heruntergespielt werden. Wir pflegen bereitwillig beste Kontakte zu jedem Schurkenstaat, solange für uns dabei etwas herausspringt. Nordkorea z.B. hat uns nichts zu bieten, also muss man sich damit auch nicht wirklich befassen. Wir sind ja auch nicht dessen Ziel atomarer Muskelspiele wie die USA, die sich daher um zumindest etwas Kontakt bemühen.


    Moral, Werte und Anstand sind hierbei grundsätzlich nie geboten. Waffen verkauft man z.B. am besten dorthin, wo diese auch reichlich genutzt werden. Insofern finde ich es fast schon etwas heuchlerisch, sich so auf einen Besuch bei bzw. Verhandlungen mit Erdogan einzuschießen, so als wäre das etwas völlig widernatürliches, dass wir mit so jemandem noch sprechen. Den hier geforderten Maßstäben nach, würden wir nicht nur aufhören mit der Türkei zu sprechen, dann wären plötzlich ziemlich viele Leitungen tot und vor allem würde die Kasse deutlich weniger klingeln (Stichwort Rüstungsexporte).


    Ich für meinen Teil könnte damit sehr gut leben, sofort jedwede wirtschaftliche Beziehung mit solchen Ländern abzubrechen, bis diese Besserung nicht nur geloben sondern tatsächlich schaffen. Das wäre in der Tat ein starkes Druckmittel der EU, wenn diese es auch konsequent durchzöge. Aber unsere Politiker und vor allem Konzernlobbyisten haben da sicher weiter andere Pläne.

    MattEagle‘s Kumpel: „Jedes Mal, wenn ich vom Klo komme, stehen 70 Kölsch auf dem Tisch!“

  • Werde ich Ihnen sicher erzählen. Und zwar so wie ich es wirklich meine und auch geschrieben habe.


    Hmmh.....Sag mal - du scheinst ja durchaus der grosse Türkei Experte zu sein. Wie viele türkische Bürger kennst du eigentlich?! Und wie oft warst du in der Türkei und hast dir vor Ort ein Bild machen können?! Das würde ich dann schon mal interessieren.

    Lettore silenzioso


  • Hmmh.....Sag mal - du scheinst ja durchaus der grosse Türkei Experte zu sein. Wie viele türkische Bürger kennst du eigentlich?!

    Ernsthaft jetzt? Auf der Basis möchtest Du diskutieren?
    Nato-Blablabla und "wie viele XYZ kennst Du?"


    Ich habe mich nie als Türkei-Experte bezeichnet, sondern versucht aufzuzeigen warum die EU aus meiner Sicht (was ich immer dazu schreibe) nicht die Druckmittel hat, Erdogan die Bedingungen zu diktieren.


    Nur mal so viel, ich habe in der Vergangenheit in der IT-Beratung internationale Projekte begleitet oder geleitet, war sehr viel beruflich unterwegs, und wohne in einer der multikulturellsten Städte Deutschlands. Vielleicht reicht Dir das für Deinen virtuellen Schwanzvergleich, den Punkt an sich finde ich maximal albern, und dass Du jetzt auf solch einem Niveau "argumentierst" ist irgendwie enttäuschend, da hätte ich mehr erwartet.

  • Mich erinnert das irgendwie an Skip. Der hatte auch bei so gut wie jeder Thematik jemanden aus dem betreffenden Land/dem Berufsstand das/der gerade diskutiert wird gerade getroffen/in seinem Freundeskreis und die Themen des Forum in aller Ausführlichkeit mit denen besprochen. Wie der BILD Reporter der als erstes am Tatort war und seine Gesprächspartner gefragt ob sie das denn auch bieten könnten.

  • Ganz ehrlich? Das frage ich mich seit einer Ewigkeit. Die Frage muss man nicht nur in Bezug auf Erdogan sondern auf jeden Despoten, Diktator, Unterdrücker und Mörder auf diesem Planeten stellen. Und wenn ein Land noch so korrupt, menschenverachtend, kriminell oder alles zusammen ist: Wir pflegen entweder beste diplomatische oder wirtschaftliche Beziehungen dorthin.
    Ich meine, wir haben gerade erst eine ellenlange Diskussion über Katar geführt, und ob man dort eine WM bestreiten sollte. Das sind letztlich auch ausschließlich wirtschaftliche Aspekte, die unter dem Deckmantel des sportlichen Wettkampfes heruntergespielt werden. Wir pflegen bereitwillig beste Kontakte zu jedem Schurkenstaat, solange für uns dabei etwas herausspringt. Nordkorea z.B. hat uns nichts zu bieten, also muss man sich damit auch nicht wirklich befassen. Wir sind ja auch nicht dessen Ziel atomarer Muskelspiele wie die USA, die sich daher um zumindest etwas Kontakt bemühen.


    Moral, Werte und Anstand sind hierbei grundsätzlich nie geboten. Waffen verkauft man z.B. am besten dorthin, wo diese auch reichlich genutzt werden. Insofern finde ich es fast schon etwas heuchlerisch, sich so auf einen Besuch bei bzw. Verhandlungen mit Erdogan einzuschießen, so als wäre das etwas völlig widernatürliches, dass wir mit so jemandem noch sprechen. Den hier geforderten Maßstäben nach, würden wir nicht nur aufhören mit der Türkei zu sprechen, dann wären plötzlich ziemlich viele Leitungen tot und vor allem würde die Kasse deutlich weniger klingeln (Stichwort Rüstungsexporte).


    Ich für meinen Teil könnte damit sehr gut leben, sofort jedwede wirtschaftliche Beziehung mit solchen Ländern abzubrechen, bis diese Besserung nicht nur geloben sondern tatsächlich schaffen. Das wäre in der Tat ein starkes Druckmittel der EU, wenn diese es auch konsequent durchzöge. Aber unsere Politiker und vor allem Konzernlobbyisten haben da sicher weiter andere Pläne.

    Dieser Staatsbesuch ist für mich jetzt das jüngste Beispiel von eigener, missratener Außendarstellung der EU.


    Das soll nicht heißen, dass mich die Waffenlieferungen nach Ägypten, in die VAE, nach Katar, Jordanien etc. kalt lassen. Oder die diplomatischen Beziehungen zu Assad, Putin oder as-Sisi. Die Liste könnte man beliebig erweitern - und Erdogan gehört da eben auch mit dazu.


    Im Gegenteil. Auch all das untergräbt die eigenen Ideale und die Glaubwürdigkeit immens.


    Mir ist durchaus bewusst, dass meine eigenen Vorstellungen so kaum umsetzbar und realisierbar sein werden, aber ich kann das nicht einfach so schlucken und so tun, als wäre es völlig in Ordnung.


    Vor allem die Menschen in der Türkei (um jetzt mal bei dem Beispiel zu bleiben), die damals im Gezi-Park (darunter ja auch viele Ultras) oder woanders für ihre Grundrechte und die Freiheit gekämpft haben, all diejenigen, die jetzt vor Gericht stehen, müssen sich halt komplett verarscht vorkommen, wenn sie miterleben müssen, wie Erdogan nicht nur weiter an der Macht bleibt, sondern diese auch noch ausbaut und zementiert und dabei hofiert wird und sich benehmen kann, wie er möchte, ohne Konsequenzen zu spüren. Jede/r einzelne Mensch, der damals ein Opfer gebracht hat, hat das, wenn man es hart betrachten möchte, völlig umsonst getan. Alles riskiert und verloren.


    Und die EU sagt: "klar doch, ich nehme gerne hier auf dem Sofa Platz".


    Diese Posse ist für mich sinnbildlich und beispielhaft für das Versagen der Politik, nicht nur ihre Werte zu schützen (die sie ohnehin selbst und ständig aushöhlt), sondern auch die Menschen, die wirklich aktiv für diese Werte einstehen. Weil letzten Endes Geld und wirtschaftliche Interessen alles überdecken, selbst Menschen, Menschenrechte und allgemein gültige Regeln wie Anstand, Respekt und Gleichbehandlung.

    "Peace is a lie. There is only Passion."

  • Wie viele türkische Bürger kennst du eigentlich?! Und wie oft warst du in der Türkei und hast dir vor Ort ein Bild machen können?!

    Ganz ehrlich, an der Stelle vergaloppierst du dich jetzt etwas. In wie weit ist es relevant, wie viele türkische Bürger man kennt, wenn man über die diplomatischen Beziehungen zwischen der EU und der Türkei diskutiert? Ich kenne soweit ich weiß niemanden aus Katar. Darf ich über das Land und die mit ihm gepflegten Beziehungen nun nicht sprechen bzw. ist meine Meinung deshalb weniger wert? Das finde ich etwas albern. Ebenso wie anzuführen, das Thema mit türkischen Arbeitskollegen besprochen zu haben. Denn auch das sagt eigentlich nichts aus, denn nur weil sie zufällig Türken (bzw. türkischstämmige Deutsche) sind, müssen sich sich nicht zwangsläufig besser mit der Thematik auskennen.


    Generell finde ich es wenig zielführend, Dritte in eine Diskussion einzubinden, die mein Gegenüber gar nicht kennt. Was die gesagt oder nicht gesagt haben, was die wissen oder nicht wissen, wie sie zu Erdogan stehen, all das wissen wir hier nicht und es ist für eine Diskussion auch gar nicht relevant. Ich bringe in sportlichen Diskussionen auch nicht meinen (imaginären) Nachbarn vor, der mit Markus Gisdol in der Kinderkrippe war und deshalb mehr wissen muss als andere.

    MattEagle‘s Kumpel: „Jedes Mal, wenn ich vom Klo komme, stehen 70 Kölsch auf dem Tisch!“

  • Mich erinnert das irgendwie an Skip. Der hatte auch bei so gut wie jeder Thematik jemanden aus dem betreffenden Land/dem Berufsstand das/der gerade diskutiert wird gerade getroffen/in seinem Freundeskreis und die Themen des Forum in aller Ausführlichkeit mit denen besprochen. Wie der BILD Reporter der als erstes am Tatort war und seine Gesprächspartner gefragt ob sie das denn auch bieten könnten.

    Ja klar. Selbstverständlich.

    Lettore silenzioso

  • Themenwechsel: Ich habe gestern diesen Beitrag von Monitor gesehen, den ich persönlich erschütternd finde. Es ist einfach schrecklich anzusehen, wie hilflos Betroffene solchen Dingen ausgeliefert sind. Nicht einmal die Polizei möchte etwas davon wissen und lässt eine Frau mit ihren Kindern, die ganz konkrete Drohungen erhält und die regelrecht terrorisiert wird, einfach alleine.


    https://www1.wdr.de/daserste/m…n/hetzte-im-netz-100.html


    Kürzlich wurde ein neues Gesetz verabschiedet, welches erlaubt, (rassistische) Hetze im Netz deutlich härter zu verfolgen. Ich bin gespannt, ob es dazu auch wirklich kommt. Ich habe vor einiger Zeit zu dem Thema schon mal einen längeren Beitrag verfasst, weil es mich wirklich umtreibt. Ich finde, das Thema wird einfach bei weitem nicht ernst genug genommen. Was Menschen teils erdulden müssen, ist erschreckend. Wie tatenlos Polizei und auch Politik oft zusehen, ist beschämend.


    Ich nehme auch uns alle hier im Forum da nicht aus. Auch hier kam es schon zu deutlichen Grenzüberschreitungen, so wurden z.B. schon User mit vermeintlichen Details aus ihrem Privatleben konfrontiert, um sie einzuschüchtern. Man kann nur an alle gleichermaßen plädieren, sich genau zu überlegen, was man im Internet schreibt und wie man dort auftritt. Anonymität und Schriftlichkeit setzen weder Gesetze noch den gesunden Menschenverstand außer Kraft. Zumindest letzteres scheint aber zwischendurch immer wieder gegeben zu sein, wie nicht nur der Beitrag von Monitor zeigt.

    MattEagle‘s Kumpel: „Jedes Mal, wenn ich vom Klo komme, stehen 70 Kölsch auf dem Tisch!“

  • Ganz ehrlich, an der Stelle vergaloppierst du dich jetzt etwas. In wie weit ist es relevant, wie viele türkische Bürger man kennt, wenn man über die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei diskutiert? Ich kenne soweit ich weiß niemanden aus Katar. Darf ich über das Land und die mit ihm gepflegten Beziehungen nun nicht sprechen bzw. ist meine Meinung deshalb weniger wert? Das finde ich etwas albern. Ebenso wie anzuführen, das Thema mit türkischen Arbeitskollegen besprochen zu haben. Denn auch das sagt eigentlich nichts aus, denn nur weil sie zufällig Türken (bzw. türkischstämmige Deutsche) sind, müssen sich sich nicht zwangsläufig besser mit der Thematik auskennen.
    Generell finde ich es wenig zielführend, Dritte in eine Diskussion einzubinden, die mein Gegenüber gar nicht kennt. Was die gesagt oder nicht gesagt haben, was die wissen oder nicht wissen, wie sie zu Erdogan stehen, all das wissen wir hier nicht und es ist für eine Diskussion auch gar nicht relevant. Ich bringe in sportlichen Diskussionen auch nicht meinen (imaginären) Nachbarn vor, der mit Markus Gisdol in der Kinderkrippe war und deshalb mehr wissen muss als andere.

    @LinkeKlebe
    Na, ich weiss nicht recht ob mich da vergaloppiere....Betrachte es mal aus dem Winkel: Keiner von uns ist - jedenfalls so weit ich weiss - in der Politik, in der Diplomatie tätig. Muss er auch nicht, um über politische und diplomatische Themen diskutieren will, wie du oben zu Recht sagst. Ob wir es mit dem nötigen Gehalt tun ist eine andere Frage, aber das gilt ja auch für sportliche Themen. Die wenigsten von uns werden wohl Bundesliga Kicker gewesen sein. So weit, so gut. So weit, so einig.
    Aber:


    Wenn ich das anführe, was ich weiter oben angeführt habe so hat das den Grund, daß ich bin völlig Praxis bezogen bin In dem bewussten Fall Türkei, Türken, türkischstämmige Deutsche äussert sich das so, daß ich mit einer Vielzahl dieser Menschen seit über 30 Jahren zusammen gearbeitet habe bzw. arbeite. Und auf der Arbeit, auf der Schicht - da lernt man Menschen kennen. Man bekommt raus, wie die ticken. Wo sie sich gleich verhalten, wo sie sich anders verhalten. Ich habe nicht nach gezählt, aber sicher habe ich mit mehr als 200 Türken und türkischstämmigen Deutschen in meinem Leben länger oder kürzer zusammen gearbeitet.
    Ich erwähnte unsere Geschäfte mit der Türkei - mal besser, mal schlechter und gewisse Besonderheiten, die man kennen sollte(oder man lernt sie halt kennen). Ich war oft geschäftlich in der Türkei. Nicht nur in Istanbul, sondern auch in Städten wie Bursa, Adana, Eskisehir. Meine Kenntnis dieser Geschäfte, Geschäftsgebaren und der Menschen mit denen ich direkt zu tun habe erleichtert mir die Einschätzung der Situation und vor allem den Blick, den die Türkei(die Türken) auf den Westen haben. Ganz fundamental(und quer durch alle Gesellschaftsschichten) vorhanden ist die Einstellung, daß man Schwäche nicht respektiert.


    Also nochmal: ich komme aus der Praxis, weil ich diesen Menschen viel zu tun hatte und zu tun habe. Das qualifiziert mich mit Sicherheit nicht den diplomatischen Dienst der Bundesrepublik Deutschland zu leiten, aber es qualifiziert mich mit Sicherheit mehr als andere ein relativ fundierte Einschätzung zu geben wie Leute "ticken". Weil es eben aus der Praxis kommt.

    Lettore silenzioso

  • Das qualifiziert mich mit Sicherheit nicht den diplomatischen Dienst der Bundesrepublik Deutschland zu leiten, aber es qualifiziert mich mit Sicherheit mehr als andere ein relativ fundierte Einschätzung zu geben wie Leute "ticken". Weil es eben aus der Praxis kommt.

    Ich hatte darauf jetzt eine längere Antwort geschrieben, habe sie aber verworfen. Belassen wir es dabei. Ich finde weiterhin, du hast dich damit vergaloppiert, denn das Totschlagargument "ich kenne mehr Türken als ihr" ist für mich keines. Erstens weil du das überhaupt nicht beurteilen kannst, außerdem - und viel wichtiger - weil ich es überhaupt nicht relevant finde. Du siehst das anders, es sei dir gegönnt.

    MattEagle‘s Kumpel: „Jedes Mal, wenn ich vom Klo komme, stehen 70 Kölsch auf dem Tisch!“

  • Ich hatte darauf jetzt eine längere Antwort geschrieben, habe sie aber verworfen. Belassen wir es dabei. Ich finde weiterhin, du hast dich damit vergaloppiert, denn das Totschlagargument "ich kenne mehr Türken als ihr" ist für mich keines. Erstens weil du das überhaupt nicht beurteilen kannst, außerdem - und viel wichtiger - weil ich es überhaupt nicht relevant finde. Du siehst das anders, es sei dir gegönnt.

    Auch dir sei deine Meinung gegönnt, von Herzen. Alles gut.

    Lettore silenzioso

  • Mit der Entscheidung des CDU Präsidiums Armin Laschet als Kanzlerkandidaten zu unterstützen, dürften sie Annalena Baerbock zur nächsten Kanzlerin machen...

  • Ja gut, wenn man die letzten Monate nicht drauf geachtet hat was Laschet so fabriziert hat, und sich nicht sonderlich um das Land schert sondern nur den eigenen Posten, dann kann man das machen.
    Hat fast schon was der Republikaner- das dürfte es dann gewesen sein für die CDU. Wäre wichtig dass dann andere Parteien wie die SPD auch mal Kapital aus solchen Entscheidungen schlagen.