Der Politik-Thread

  • Ich hätte da einen Vorschlag: man lädt sie gar nicht erst ein. Wer nicht da sitzt, kann auch keine rechtspopulistische Kackscheiße in die ZDF-Kameras erzählen. So einfach ist das.

    Ich wollte es nicht schreiben. Aber vermutlich ist das die einzige Möglichkeit. Allerdings auch ein journalistischer Offenbarungseid.

    Lettore silenzioso

  • Was das Einladen betrifft, habe ich auch meine Meinung geändert. Bis vor Kurzem habe ich noch gedacht: man kann die nicht ausschliessen, man muss sie irgendwie stellen. Aber das geht nicht: gegen das Lügen, das Ausweichen wenn es kritisch wird, den Populsmus mit einfachsten (nicht durchführbaren) Lösungen kommt man nicht an. Und die Basis glaubt denen alles, sei es auch noch hanebüchen.

    Keine Ahnung warum der ÖR diese Dame in den letzten Wochen so hofiert.

    Vor einigen Monaten hatten wir das gleiche Thema mit der lieben Sarah Wagenknecht. Da war die auf einmal Spitzenmässig en vogue und konnte ihr Geschwurbel ungehemmt runter leiern.

    Lettore silenzioso

  • Ich hätte da einen Vorschlag: man lädt sie gar nicht erst ein. Wer nicht da sitzt, kann auch keine rechtspopulistische Kackscheiße in die ZDF-Kameras erzählen. So einfach ist das.

    Die Sendezeit hätte man ja für einen Brennpunkt zum Täter von Mannheim, seinen Verbindungen in die rechte Szene usw. nutzen können. Aber leider hatte er einen deutschen Vornamen.

  • Einfach nicht zu Ertragen das Geschwurbel von der Weidel. Dieses nicht auf Fragen zu antworten ist ja jetzt nicht neu bei ihr. Ich hatte im Vorfeld zur BTW viele Sendungen gesehen. Eine direkte Antwort auf eine gestellte Frage liegt im Promillebereich. Umso erschreckender, dass dies bei der Wahl und der Popularität der AfD keinen Unterschied zu machen scheint.

    Die künftige Koalition muss mehr denn je funktionieren, der Schuss muss sitzen!

    :effzeh: jeff jas!

  • Ich wollte es nicht schreiben. Aber vermutlich ist das die einzige Möglichkeit. Allerdings auch ein journalistischer Offenbarungseid.

    Einen Offenbarungseid sehe ich da nicht. Wie soll man einer schachspielenden Taube denn sonst begegnen? Es ist ja nicht so, als würde es keinen Widerspruch, keine kritischen Rückfragen und keine Kritik geben. Nur perlt das von Weidel und Co. einfach ab. Es wird ignoriert, mit Whataboutism gekontert oder die Diskussion wird über Strohmannargumente in eine völlig andere Richtung bugsiert. Die schmiert sich vor einer Sendung komplett mit braunem Öl ein, sodass du die gar nicht erst zu fassen kriegst.

    Am Ende kannst du machen was du willst. Die AfD nutzt solche Auftritte ganz gezielt aus. Die eigentliche Sendung dürfte sich der geringste Teil des eigenen Klientels überhaupt anschauen. Stattdessen pickt die AfD jene Ausschnitte, die sie möglichst gut dastehen lässt, und sendet sie über eigene Kanäle in die braune Sumpfblase raus. Das ist es, was beim AfD-Wahlvolk letztlich ankommt. Gefilterter Content, der die Widersprüche, Entlarvungen und allgemein Kritik gar nicht erst enthält. Stattdessen sieht man 30-sekündige Clips, wie Alice Weidel es wieder allen gezeigt hat.

    Ich bleibe dabei: Solchen Leuten darf man keine Plattform bieten. Wann immer man Alice Weidel und Co. neben Politiker:innen demokratischer Parteien platziert, legitimiert man die AfD ein kleines Stück mehr als normalen Teil der Parteienlandschaft. Die AfD ist aber kein normaler Teil der Parteienlandschaft. Die AfD nutzt unseren Parlamentarismus schlichtweg aus, um diesen sukzessive auszuhöhlen, lächerlich zu machen und zu untergraben. Man darf sich schon mal auf die verdoppelte AfD-Fraktion im Bundestag freuen. Diese Partei steht nicht auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung. Daran ändern auch 20% Wählerstimmen nichts. Sie darf im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht stattfinden - vor allem nicht persönlich. Die AfD bestimmt hier seit Jahren die politische Tagesordnung. Der (verkürzte) Wahlkampf vor der Bundestagswahl war im Grunde ein reiner AfD-Wahlkampf, bei dem sich fast alle Parteien von der AfD vor sich hertreiben ließen. Wir dürfen das einfach nicht mehr mit uns machen lassen. Man sieht es doch: Direkt nach der Wahl spricht keine Sau mehr über Migration. Jetzt geht es nur um Trump, Putin und die Verteidigung/Aufrüstung. Noch vor drei Wochen ging es ausschließlich darum, die Grenzen zu sichern oder zu schließen und möglichst viele Leute abzuschieben. Was ist davon denn geblieben? Der Wahlkampf war eine einzige Farce, das zeigt nicht zuletzt der sofortige Sinneswandel der Union in Bezug auf ihre Hauptpositionen in der Finanzpolitik.

    MattEagle‘s Kumpel: „Jedes Mal, wenn ich vom Klo komme, stehen 70 Kölsch auf dem Tisch!“

  • Die drei Männer haben es ihr gestern aber auch einfach gemacht. Sorry, die Wahlbeobachtung ist über Art. 38 GG iVm. § 31 Abs. 2 BWG fest verankert. Nur, weil Höcke oder ein anderer AfDler seine Wähler aufgefordert hat dieses Recht wahrzunehmen von einer Demokratiefeindlichkeit zu sprechen ist doch lächerlich. Ebenso der Versuch aus ihr herauszulocken, dass der Wahlkampf vor 4 Jahren in den USA manipuliert war und Trump zu Unrecht verloren hat, war einfach nur peinlich. Sie hatte Biden gratuliert (das stimmt) und damit war die Sache doch eigentlich vom Tisch. Die haben sich da total verrannt und kamen danach nur noch selten in die Position sie bloßzustellen. Der stärkste Moment an dem Abend war, als ihr Sitznachbar über den 11. September und die Solidarität Europas gegenüber den USA gesprochen hat. Da hat man auch richtig gemerkt wie es in ihr arbeitet und man hätte sie aus der Reserve locken und punkten können.

  • [...] Der stärkste Moment an dem Abend war, als ihr Sitznachbar über den 11. September und die Solidarität Europas gegenüber den USA gesprochen hat. Da hat man auch richtig gemerkt wie es in ihr arbeitet und man hätte sie aus der Reserve locken und punkten können.

    Da liegt aber zum Teil ja auch genau eines der Probleme drin. Die AfD ist recht einfach angreifbar, bei allen Themen, die Gemeinschaft, Solidarität, das Einstehen für den kleinen Mann etc. angeht. Der USA nach dem 11. September zu helfen ist nunmal erstmal ein Akt der Großzügigkeit, für den man keine unmittelbare Gegenleistung erhält. Blöderweise ist genau das halt nicht mehr so "im Trend". Respekt, Fürsorge und Nächstenliebe als Grundwerte, ohne dafür unmittelbar etwas zu erhalten, schwinden in unserer Gesellschaft auf allen Ebenen. "Jeder für sich, dann ist für alle gesorgt" ist das Motto und die AfD, Trump und Co sind einfach nur die logische Schlussfolgerung genau dieser Weltsicht.

  • Die Sendezeit hätte man ja für einen Brennpunkt zum Täter von Mannheim, seinen Verbindungen in die rechte Szene usw. nutzen können. Aber leider hatte er einen deutschen Vornamen.

    Also umgekehrtes Instrumentalisieren kranker Taten?

    Deutsche Vornamen bedauern? Mit ganz was anderem kommen?

    Einen Offenbarungseid sehe ich da nicht. Wie soll man einer schachspielenden Taube denn sonst begegnen? Es ist ja nicht so, als würde es keinen Widerspruch, keine kritischen Rückfragen und keine Kritik geben. Nur perlt das von Weidel und Co. einfach ab. Es wird ignoriert, mit Whataboutism gekontert oder die Diskussion wird über Strohmannargumente in eine völlig andere Richtung bugsiert. Die schmiert sich vor einer Sendung komplett mit braunem Öl ein, sodass du die gar nicht erst zu fassen kriegst.

    Und solange das keiner (Politiker, Journalisten) zu fassen kriegt, wird es größer. Oder wenn die AFD in Regierungsverantwortung liefern müsste.

    Aber die ÖR Ausschließ-Nummer wird auch irrelevant sein, weil Plattformen andere sind und bleiben.

    Ausweichen, anders abbiegen tun nahezu alle Politiker, Lanz zeigt das bisweilen auf und lässt alt aussehen, oft aber auch nicht.

    Groko und AfD ignore ist der Traum der AfD und führt sie zur stärksten Partei.

    Die (viele) Menschen sehen die Farce der Politik (heute so, morgen so, haltungsfreier Kompromiss) und die AfD muss nicht in den Realitätscheck.

    Es ist ein Offenbarungseid auf ganzer Linie.

  • Sorry, die Wahlbeobachtung ist über Art. 38 GG iVm. § 31 Abs. 2 BWG fest verankert. Nur, weil Höcke oder ein anderer AfDler seine Wähler aufgefordert hat dieses Recht wahrzunehmen von einer Demokratiefeindlichkeit zu sprechen ist doch lächerlich.

    Kommt schon drauf an wie man derartige Aufforderungen macht. Da war schon im Kontext so zu verstehen, dass dort aufgefordert wurde mit der Unterstellung es würde sonst betrogen werden und AfD Stimmzettel entsorgt werden etc. Zeitgleich wurden fleißig Fake Videos verteilt, wo in Hamburg angeblich Briefwahlstimmen für die AfD in den Schredder gekommen sind und sowas.

    Das ist nicht nur eine Brandmarkung aller ehrenamtlichen Wahlhelfer, sondern auch eine gezielte Aufhetzung.

  • Was man auf jeden Fall merkt ist, das die Frau selbstsicherer wird. Irgendwo kalt wie ein Stein, hochnäsig. Normalerweise verhält sich Lanz in seiner Sendung etwas anders. Gestern hatte ich tatsächlich den Eindruck, das er überfordert ist. Ich mein...ich saß hinterher auch vorm Fernseher und kam nich mehr klar. Die hat so einen Mist erzählt, aber Du weißt irgendwann nicht mehr wie Du dem begegnen sollst. Aber dann darf man ihr halt wirklich keine Plattform mehr geben. Das hätten sich Lanz und seine Redaktion vorher überlegen müssen. Oder zumindest mal paar Gäste dazu einladen, die so einer Situation gewachsen sind. Ich hätte es zumindest spannend gefunden, wie Precht mit ihr umgegangen wäre.

  • ich habe gerade mal reingeschaut... neben den unsäglichen Aussagen und dem permanenten vorbeireden an den gestellten Fragen, geht mir Hr. Lanz mit seinen Unterbrechungen auch ziemlich auf die Nerven.

  • Du kannst den Populismus nicht fassen, da fehlt schlichtweg die Diskussionsgrundlage. Das ist ungefähr so, als ob du dich mit jemandem übers Rasendüngen unterhalten willst der behauptet Rasen wächst am Besten bei Schnee und Eis und dann müsste man mähen.

    Hast du mal versucht dich mit nem Coronaleugner zu unterhalten? Ich habe damals Stunden und Aberstunden investiert mit jemandem in der Familie, habe Fakten Herausgesicht noch und nöcher. Das kannst du vergessen. Wenn jemand logischen Argumenten nicht mehr zuträglich ist, gibt das nichts mehr, der lebt in einer anderen Wahrnehmung der Realität.

    Du kannst auch die AFD nicht klein kriegen, indem du machst, was die wollen. Dadurch werden sie noch stärker, ihre Themen stehen im Mittelpunkt, die Partei hat's ja immer schon gesagt, usw.

    Auch Übernahme ihrer Ausdrucksweise ist ein ganz großer Fehler, was derzeit einige Politiker praktizieren. Da gewöhnen sich die Wähler daran und wählen dann das Original.

    Einen großen Teil der AFD - Wähler erreichst du nicht mehr, die kannst du als Demokraten abschreiben. Und in Regierungsverantwortung darf diese Partei niemals kommen, du siehst gerade in den USA was dann zu erwarten ist. Ich glaube nicht, dass es dort so schnell noch einmal freie Wahlen geben wird.

    Ala allererstes muss man zum Schutz unserer Demokratie vom Verfassungsschutz prüfen lassen, ob die AFD verfassungsfeindlich agiert. Stellt das Gericht dieses fest, wird diese verboten. Das wäre der richtige erste Schritt. Dann sollten sich die Parteien auf die Sacharbeit konzentrieren, die Probleme in unserem Land zu lösen und nicht weiterhin in jeder Sendung das Thema Migration bespielt werden.

  • ...

    Ala allererstes muss man zum Schutz unserer Demokratie vom Verfassungsschutz prüfen lassen, ob die AFD verfassungsfeindlich agiert. Stellt das Gericht dieses fest, wird diese verboten. Das wäre der richtige erste Schritt. Dann sollten sich die Parteien auf die Sacharbeit konzentrieren, die Probleme in unserem Land zu lösen und nicht weiterhin in jeder Sendung das Thema Migration bespielt werden.

    Ich bin grundsätzlich absolut bei Dir, auch bei dem jetzt noch oben stehenden Teil.

    Das Problem sehe ich nur - und ich glaube, auch viele andere - darin, dass ein gescheitertes Verbotsverfahren der AfD noch weiter in die Hände spielen würde. Das heißt, da muss man sich schon ziemlich sicher sein, dass das nicht gekippt wird.

    Sonst ist dieser "Wir gegen die Altparteien, die sich nur an sich selbst bereichern wollen"-Mythos noch größer. Mir wäre es auch am liebsten, die Partei würde einfach verboten und müsste entweder - zerstritten und in Fraktionen zerfallend - von vorne anfangen oder würde nie wieder eine Rolle spielen. Mir wäre es auch lieber, diejenigen AfD-Wähler, die noch nicht komplett verloren sind, würden sich dann wieder bei anderen Parteien einfinden....

    Aber ich habe echt Sorge, dass ein gescheitertes Verbotsverfahren der AfD zum Vorteil gereichen würde. Ich glaube, die Hürden dafür sind extrem hoch und auch ein Grund, warum das bisher nicht versucht wurde. Und gleichzeitig habe ich ebenso Sorge davor, dass es irgendwann zu spät dafür ist...

    "Peace is a lie. There is only Passion."

  • Die (viele) Menschen sehen die Farce der Politik (heute so, morgen so, haltungsfreier Kompromiss) und die AfD muss nicht in den Realitätscheck.

    Es ist ein Offenbarungseid auf ganzer Linie.

    Wieder mal dieser Unfug, dass die AfD ja nur an die Herrschaft gelangen müsse, um dann "abzuwirtschaften".

    Lies dir (sei auch jedem anderen hier dringend empfohlen) bitte mal diesen Text hier durch:

    https://das-blaettchen.de/wordpress/wp-content/uploads/2020/05/1930_41-Toller-Reichskanzler_Hitler.pdf

    Das stammt von Ernst Toller, Schriftsteller und Politiker, der diesen Artikel 1930 verfasst hat - drei Jahre bevor Hitler Reichskanzler wurde.

    Es ist faszinierend und erschreckend zugleich, wie exakt er das vorhersagte, was Hitler umsetzte, nachdem Hindenburg ihn 1933 eben zum Reichskanzler gemacht hatte.

    Wenn du Zeit sparen willst, beginn auf Seite 2 mit "Vor den Toren Berlins...."

    Wenn du danach immer noch der Meinung bist, man müsse die AfD "abwirtschaften" lassen, dann kann ich dir auch nicht mehr helfen.

    Difficile est satiram non scribere - Es ist schwierig, keine Satire zu schreiben (Juvenal)

    Einmal editiert, zuletzt von Tigranes (7. März 2025 um 16:03)

  • Wieder mal dieser Unfug, dass die AfD ja nur an die Herrschaft gelangen müsse, um dann "abzuwirtschaften".

    Lies dir (sei auch jedem anderen hier dringend empfohlen) bitte mal diesen Text hier durch:

    https://das-blaettchen.de/wordpress/wp-c…zler_Hitler.pdf

    Wenn Du die Welt, die Wähler und die Umstände heute so siehst, wie damals, sehe ich eben das als Unfug an. Mindestens total schief.

    Ich schrieb nichts von abwirtschaften. Dass die AfD in irgendeiner Regierungsverantwortung sofort dem Vorwurf ausgesetzt wäre, wenig bis nichts angekündigtes umzusetzen, nehme ich indes an, ja.

    Weder ein Verbot noch ein Scheitern eines solchen (weil es Scheitern würde, würd es nicht versucht) noch ein Ausschluss aus ÖR Medien macht die klein. Nur bessere Lösungen, die man auch in Diskussion darstellen und rüberbringen können muss.

    Wenn das nicht geht, bleibt es ein Offenbarungseid, der mehr über die Unfähigkeit der anderen sagt (oder die Dummheit großer Teile der Wähler), als über die AfD oder Populismus.

    Im Übrigen wird weder die Demokratie in den USA noch hier untergehen, halte ich mal dagegen.

    Gelingt weltweit oder europaweit kaum noch, rechtspopulistische Parteien klein zu halten. Damit und mit Ursachen wäre sich zu befassen.

    Kann sich keiner daneben stellen oder setzten und mehr überzeugen?

    Warum immer daran abarbeiten, die zu wiederlegen oder schlecht aussehen zu lassen?

    Wenn die Lösung Verbot und Ausschluss aus ÖR ist, ist das kein argumentativer Sieg und man zeigt auch nichts besseres.

    Armseligste Form von demokratischer Macht erhält man dann aber. Aus Angst vor wohl ca. 30 Prozent an möglichen Wählern, die dann immer noch da und immer noch Bürger sind.

  • Weder ein Verbot noch ein Scheitern eines solchen (weil es Scheitern würde, würd es nicht versucht) noch ein Ausschluss aus ÖR Medien macht die klein.

    Es wird nicht versucht, weil man Angst vor den 20% hat, die dort aktuell ihr Kreuz setzen. Ein AfD-Verbot hätte keine schlechten Chancen, das haben inzwischen diverse Verfassungsrechtler:innen zu Protokoll gegeben. Ihre Größe steht einem Verbot nicht entgegen, das Gegenteil ist der Fall. Je relevanter eine Partei ist, die verfassungsfeindliche Bestrebungen verfolgt, desto gewichtiger spricht das für ein Verbot. Das hat das Bundesverfassungsgericht klargestellt, als damals das NPD-Verbot scheiterte (NPD sei zu irrelevant, um eine ernsthafte Gefahr darzustellen).

    Wenn die Lösung Verbot und Ausschluss aus ÖR ist, ist das kein argumentativer Sieg und man zeigt auch nichts besseres.

    Es gibt keinen argumentativen Sieg gegen Populisten. Populisten zeichnen sich ja eben genau dadurch aus, sich nicht mit Argumenten konfrontieren lassen zu wollen.

    Meiner Meinung nach kann man der AfD nur dadurch begegnen, dass man sie im Grunde völlig ignoriert (da wo möglich). Wenn ich aber permanent deren Themen übernehme, muss ich mich nicht wundern, wenn die AfD dadurch an Relevanz und Stärke gewinnt. Einfach mal vernünftige Politik für die Menschen im Land machen und das nervige Krakeelen der AfD dabei schlichtweg unkommentiert aushalten. Wenn Weidel oder die Hundekrawatte im Bundestag sprechen, dreht man sich einfach weg oder spielt derweil ne Runde Candycrush, bis die Redezeit vorbei ist. Und dann arbeitet man weiter. Das wäre mal was. Meine Hoffnungen, dass das endlich geschieht, tendieren allerdings gen null.

    MattEagle‘s Kumpel: „Jedes Mal, wenn ich vom Klo komme, stehen 70 Kölsch auf dem Tisch!“

  • Im Übrigen wird weder die Demokratie in den USA noch hier untergehen, halte ich mal dagegen.

    Würde ich an sich auch so sehen. Allerdings besteht immer eine latente Gefahr, dass so etwas eben doch passiert.

    Wenn wir auf die Machtergreifung von 1933 und alles danach Kommende - insbesondere das Ermächtigungsgesetz - schauen, dann sind wir heute sicherlich in einer besseren Lage. Unsere Verfassung kennt Mechanismen wie etwa die Ewigkeitsklausel, die einen Untergang der Demokratie heute deutlich schwieriger gestalten würde als damals.

    Ich halte das aber für eine trügerische Sicherheit. Feinde der Verfassung und der Demokratie werden alles versuchen, um Verfassung und Demokratie auszuhebeln. Und irgendwo gibt es immer gesetzliche oder tatsächliche Schwächen - und somit Punkte, wo man ansetzen kann. Der Blick in die USA ist da gar nicht mal falsch: Das System kann mit seinen eigenen Mitteln geschlagen werden. Wie weit Trump das treiben kann, bleibt abzuwarten. Aber er zeigt, dass es einen Versuch wert ist.

    Dennoch: Wehret den Anfängen. Eine Regierungsverantwortung der AfD, in dem guten Glauben, die AfD würde sich da schon selbst entblößen, kann gewaltig nach hinten losgehen.

    :hennes: Die Herausforderung "Bundesliga mit Köln" ist für einen Spieler etwas vom Größten. Köln ist ein Mythos. :FC:

  • Genau das trifft es und ist sehr, sehr bitter. Vor 4-5 Jahren haben ein kumpel und ich uns aufgerieben mit den Corona Schwublern. Mir ging es richtig schlecht weil es so sinnlos war.

    Am Ende haben wir uns gefragt: Wie kriegen wir die Leute jemals in die Gesellschaft zurück? - Die Antwort haben wir heute: gar nicht!

  • Wenn Du die Welt, die Wähler und die Umstände heute so siehst, wie damals, sehe ich eben das als Unfug an. Mindestens total schief.

    Das ist eine fundamentale und geradezu naive Fehleinschätzung, mit dem Verweis auf andere Wähler und Umstände die Gefahr eine Wiederholung der Ereignisse von 1933 abzutun. Natürlich gibt es andere Umstände, natürlich lassen sich AfD und NSDAP nicht 1:1 gleichsetzen, natürlich sind die verfassungsrechtlichen Voraussetzungen andere. Aber der Willen der AfD an die Macht zu kommen und die Demokratie zu stürzen ist erstens überdeutlich und zweitens auch heute immanent. Und die beiden Kernpunkte, die Toller nennt, gelten damals wie heute:

    1. Haben wir eine Partei, die gerne mit demokratischen Mitteln an die Macht kommen will. Aber in einer geeigneten Situation eben alles tun wird, um zu verhindern, die Macht auf demokratische Weise wieder abgeben zu müssen.
    2. Dass es ausreichen kann, zentrale Institutionen der Regierungsgewalt (Verwaltung, Polizei, Militär, Justiz) mit eigenen Leuten zu besetzen, um die Macht dauerhaft zu sichern und die Demokratie von innen heraus abzuschaffen.

    Niemand sagt, dass es so kommen muss. Niemand sagt, dass die AfD in eine Lage kommt, all das umsetzen zu können. Niemand sagt, dass wir das diesmal ohne Widerstand geschehen lassen.

    Aber dass diese Möglichkeit besteht, das muss dringend in die Köpfe der Menschen. Dieses naive "Wir leben doch nicht mehr in den 30ern" oder "Niemals passiert das nochmal" - das können wir uns nicht erlauben.

    Ich schrieb nichts von abwirtschaften. Dass die AfD in irgendeiner Regierungsverantwortung sofort dem Vorwurf ausgesetzt wäre, wenig bis nichts angekündigtes umzusetzen, nehme ich indes an, ja.

    Wenn du den Artikel gelesen hast, weißt du, warum ich diesen Begriff verwendet habe. Er beschreibt aber genau das, was du im zweiten Teil deines Satzes beschreibst. Insofern trifft er in Bezug auf deine Aussagen zu.

    Es geht letztlich immer um die Umstände. Die können wir nicht immer vorhersagen. Die Zerbrechlichkeit unserer Demokratie wurde uns in den letzten Wochen und Monaten ein ums andere Mal vorgeführt.

    Umstände können sich ändern, aber die Tatsache, dass die AfD eben einen Umsturz will - dass sie nicht demokratisch ist, dass sie im Gegenteil klare faschistoide Züge aufweist. Und dass sie auch immer wieder den Umsturz der bestehenden Verhältnisse offen ankündigt, das alleine muss genügen, dass alle Alarmglocken schrillen, dass wir die von jeder Herrschaftsbeteiligung weit weghalten, dass wir die so schnell wie möglich verbieten und denen weder weitere Plattformen geben noch deren Populismus bedienen.

    Weder ein Verbot noch ein Scheitern eines solchen (weil es Scheitern würde, würd es nicht versucht) noch ein Ausschluss aus ÖR Medien macht die klein. Nur bessere Lösungen, die man auch in Diskussion darstellen und rüberbringen können muss.

    Hast du dir die Berichte des Verfassungsschutzes mal näher angeschaut? Hast du dich mit den Meinungen von Verfassungsexperten auseinandergesetzt?

    Wenn ja, wie kommst du zu einer gegenteiligen Beurteilung?

    Einem Verbotsverfahren der AfD werden sehr gute Chancen eingeräumt (siehe Klebes Beitrag) - wäre auch ohne die Neuwahl schon anberaumt worden.

    Im Übrigen wird weder die Demokratie in den USA noch hier untergehen, halte ich mal dagegen.

    Vielleicht nicht. Vielleicht auch doch. Wie gesagt: Umstände beeinflussen sowas extrem.

    Wenn eine Partei aber offen gegen eine Demokratie arbeitet, dann muss die Demokratie sich zwingend schützen - und darf nicht anfangen, mit denen zu diskutieren. Sorry, aber das ist geradezu absurd, das zu fordern.

    Ich diskutiere als Vertreter eines demokratisch-freiheitlichen Staates, der Menschenrechte und soziale Marktwirtschaft in seinem Grundgesetz verankert hat mit Faschisten darüber, inwiefern man den Staat verändern könnte? Wie unfassbar dumm müsste ich sein? Was soll denn dabei rauskommen?

    Nee, ich glaube, manche haben immer noch vollkommen falsche Vorstellungen in Bezug auf die AfD.

    Dann empfehle ich, sich mal mit dem auseinanderzusetzen, was Jörg Meuthen so von sich gegeben hat, als er die Partei (als Bundesvorsitzender!) verlassen hat. Der gibt offen zu, dass der konservativ-bürgerliche Teil der Partei nicht mehr relevant ist.

    Difficile est satiram non scribere - Es ist schwierig, keine Satire zu schreiben (Juvenal)

    Einmal editiert, zuletzt von Tigranes (7. März 2025 um 18:09)