Der Politik-Thread

  • Ja, reden kann der letzte Parteichef der SED.

    Es ist bei Gysi ja nicht ganz klar, welche Rolle er in der Endzeit der SED und in der Übergangszeit nach dem Mauerfall gespielt hat, deshalb will ich mir da auch kein Urteil bilden.


    Danach habe ich ihn allerdings noch nie etwas unvernünftiges sagen hören. Er hat ja nicht die Inhaltsleere vieler Politiker, sondern er entzieht seinen Gegnern mit ganz klaren Argumenten und schlüssigen Argumentationen den Boden unter den Füßen und überzeugt durch Fakten und sinnvolle, nachvollziehbare Gedankengänge. Das ist finde ich noch etwas mehr als einfach nur "gut reden können". Da habe ich bisher wenige Politiker gesehen, die ihm das Wasser reichen konnten.

  • … dann addiere Intelligenz und Eloquenz.
    Dass er es geschafft hat, in der DDR und dann auch im wiedervereinigten Deutschland politisch erfolgreich zu sein, macht es mir mitunter schwer seine Belehrungen immer ernst zu nehmen.
    Für mich hätte die SED aufgelöst werden müssen.
    Zu den Stasi Vorwürfen kann man sich kaum äußern, mehr als die Vorwürfe gibt es kaum.
    Dass er der Stadt Berlin keinen Gefallen getan hat als er als Wirtschaftssenator und Bürgermeister wegen vergleichsweise nichtigen Gründen von heute auf morgen zurückgetreten ist finde ich schon. Da hat er sich aus der Verantwortung gestohlen.


    Nicht falsch verstehen, ich höre ihn auch gern reden, aber aus oben beschrieben Gründen nehme ich ihm seinen moralischen Kompass nicht ganz so ab, wie er es gern mal vorgibt. Für mich eine Fahne im Wind der Geschichte.

    2 Mal editiert, zuletzt von MattEagle ()

  • Ich versuche sowas meistens immer auszublenden - wenn ich jemanden zuhöre und achte auf die Argumente.


    Aber ja, prinzipiell hast du Recht: Zur Einordnung einer Person müsste man immer auch den Hintergrund der Person kennen, z.B. bei welchen Lobbyisten jemand zu Mittag ist, aus welchem Topf seine Nebentätigkeiten kommen, über welche Seilschaften er oder sie in die Position gekommen ist in der er oder sie sich jetzt befindet.


    Ähnliche Problematik findet man ja z.B. bei vielen Wirtschaftspolitikern (insbesondere, aber nicht nur aus der FDP und CDU), die nach außen plausible Argumente liefern, warum etwas auf eine bestimmte Art getan werden müsste und deren Aussagen in einem ganz anderem Licht erscheinen, wenn man sich ihr Beziehungs- und Nebentätigkeitsnetzwerk genauer anschaut.

  • Thema Ehe für alle.


    Armin Laschet 2017:
    "Dem Antrag hätte ich wie Merkel nicht zugestimmt, weil er verfassungsrechtlich nicht in Ordnung ist."


    Armin Laschet 2021:
    "Merkel hat dagegen gestimmt, ich hätte dafür gestimmt."



    Aber....aber....Baerbock hat abgeschrieben

  • Er schafft es ja auch immer wieder den Fremdschäm-Faktor in die Höhe zu treiben.


    https://twitter.com/MKreutzfeldt/status/1438038887004319745 (nach dem Ausschnitt erklärt der Junge Laschet noch, dass er das gegoogelt hat)



    Inzwischen halte ich es für eine Leistung, dass die CDU mit ihm als Kandidaten überhaupt noch auf Umfragewerte im zweistelligen Bereich kommt. Wer kann denn diesen Menschen als Bundeskanzler wollen?

  • Also die Linken kann man nicht wirklich ernst nehmen. Man erinnere sich nur an das Interview bei Lanz wo die Guteste dann nicht mal im Ansatz wusste wovon sie redet (z.B. Spitzensteuersatz…). Ich befürchte auch rot-rot-grün können wir uns alle nicht leisten.
    Dazu kam mir in den Aussagen von linke und grünen in den letzten 2 Jahren deutlich zu oft das Wort „Enteignung“ vor.

    :FC: Und wenn du fällst bin ich bei dir :FC:

  • Ich erinnere mich nicht an Lanz- wer ist denn "die Guteste"?


    Zum Thema "... können wir uns nicht leisten..." Was genau meinst Du? Hast Du den schon mehrfach geposteten Überblick über die Wahlprogramme und die Be/Entlastungen für die Bevölkerung mal angeschaut?


    Wo fordern die Grünen denn alles Enteignungen?

  • Meine Tochter hatte gestern in der Schule Fragestunde an die Politiker des Kreises aller Parteien in kleinen Gruppen. Ausser AFD, die waren nicht eingeladen.


    Letzten Endes hatten alle Ihre Stärken und Schwächen, die einen mehr die anderen weniger.


    Bis auf die Vertretung der Linken, die wohl ziemlich barsch wurde als sie mehrfach nicht weiter wusste.


    Für meine Tochter eine gelungene Veranstaltung.

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom

  • https://www.tagesschau.de/inland/hartz-kabinett-101.html


    Ob das nen scheiß Scherz ist, habe ich gefragt?!?

    Und genau darum wäre es so wichtig, dass es eine rot-rot-grüne Regierung gibt. Auch wenn ich selbst nicht daran glaube, dass es dazu kommen wird.


    Die sozialen Belange sind für mich nach der Klimakrise das zweitgrößte Problem, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen und das - neben der Gegenwart - auch massive Auswirkungen auf die nachfolgenden Generationen hat. Mit CDU/CSU sowie der FDP ist dabei kein Blumentopf zu gewinnen. Bei ihnen kommen lediglich eine Alibipolitik, die von vollmundigen Versprechen getragen ist.


    Traurig macht mich in dem Punkt das Verhalten der SPD in den letzten Jahren. Auf Bundesebene mag man noch argumentieren, dass die CDU eine sozialere Politik blockiert hat. Aber ich sehe es bei mir in der Stadt bzw. im Landkreis und höre Ähnliches von Leuten, deren Bundesländer, Kommunen und Orte auch von der SPD regiert werden: Die Sozialdemokraten haben die letzten Jahre zu selten gezeigt, dass sie die sozialen Probleme begreifen und dafür Lösungen parat haben.


    3 Euro im Monat mehr für Hartz-Bezieher sind eine reine Ohrfeige für diese Leute. Das ist eine Frechheit. Insbesondere für unser Land, das im weltweiten Vergleich zu den wohlhabenden Nationen zählt. Das Geld für die Lösung der Missstände ist da, es ist nur falsch verteilt. Darum sehe ich zu Rot-Rot-Grün keine Alternative. Leider haben immer noch zu viele Leute Angst vor einer solchen Politik, die Rote-Socken-Kampagne tut ihr Übriges. Es kotzt mich alles nur noch an.

    :hennes: Die Herausforderung "Bundesliga mit Köln" ist für einen Spieler etwas vom Größten. Köln ist ein Mythos. :FC:

  • @Millhouse- Du lebst ja in Berlin (oder Umland?) - wie zufrieden bist Du denn mit RRG dort? (falls Du die Frage beantworten magst)

    Umland. Also Brandenburg. Was ich von Berlin mitbekomme, gefällt mir nicht so richtig. Was aber nicht an der Dreierkoalition liegt, sondern eher auf die Rolle der SPD zurückzuführen ist. Ehemals Wowereit, jetzt Müller als Bürgermeister finde ich relativ schlecht. Dazu kommen bei der SPD dann die internen Machtkämpfe. Das alles ist in den Medien dominanter als die täglich gemachte Politik. Dennoch finde ich das, was auf die Mitarbeit der Linken zurückgeht, durchaus hilfreich. Gleiches gilt für die Grünen, deren Mitwirken - und manche vorschnell geäußerte Idee - in der Medienstadt Berlin aber leider oft zerrissen wird und nicht den Stellenwert erhalten, der ihr zustehen würde.

    :hennes: Die Herausforderung "Bundesliga mit Köln" ist für einen Spieler etwas vom Größten. Köln ist ein Mythos. :FC:

  • 3 Euro im Monat mehr für Hartz-Bezieher sind eine reine Ohrfeige für diese Leute. Das ist eine Frechheit. Insbesondere für unser Land, das im weltweiten Vergleich zu den wohlhabenden Nationen zählt.

    Für die, die es nicht anders können und aus guten Gründen nicht arbeiten können, ja absolute Zustimmung.


    Für alle Faulpelze, die einfach keine Lust haben zu arbeiten und ihr ganzes Leben am liebsten nix arbeiten wollen, ist jeder Euro mehr, einer zu viel.

    No one is born hating another person because of the colour of his skin, or his background, or his religion. People must learn to hate, and if they can learn to hate, they can be taught to love, for love comes more naturally to the human heart than its opposite.

  • Für die, die es nicht anders können und aus guten Gründen nicht arbeiten können, ja absolute Zustimmung.
    Für alle Faulpelze, die einfach keine Lust haben zu arbeiten und ihr ganzes Leben am liebsten nix arbeiten wollen, ist jeder Euro mehr, einer zu viel.

    Diese Einstellung mag man haben, ja. Ich habe in meiner Arbeit ja relativ viel (weil sie dort überrepräsentiert sind) mit Arbeitslosen, teilweise Langzeitsarbeitslosen zu tun, ganz egal ob Familien oder Alleinerziehende (meist Mütter). In aller Regel ist nach meiner Erfahrung aber kaum jemand dabei, auf den das Label „nicht arbeiten zu wollen“ wirklich zutrifft. Die wird es mit Sicherheit geben - hat es aber schon immer. Viel häufiger trifft man auf Menschen, die familiengeschichtlich stark belastet sind, wo Armut und „unzureichende“ Bildung über 2-3 Generationen vorzufinden sind etc.


    Kleiner FunFact am Rande: die Anzahl der Menschen in ALG 2 Bezug ist in den vergangenen 5 Jahren um 10% gesunken.


    Bei allem Für und Wider zum ALG 2 ist ja nicht das Problem, dass das ALG 2 zu hoch ist und die Menschen in Hartz IV in Saus und Braus leben. Das ist das absolute Existenzminimum, da kann und darf man nichts kürzen und es ist zumindest adäquat an die Lebenshaltungskosten anzupassen (wobei die niedrige Erhöhung jetzt jawohl auf die verzerrte Berechnungsgrundlage durch den reduzierten Mehrwertsteuersatz aus 2020 zurückzuführen ist).


    Das eigentliche Problem ist, dass wir einen der schlimmsten und ekelhaftesten Niedriglohnsektoren Europas haben, dass es hunderttausende Menschen gibt, die (Vollzeit) arbeiten gehen und trotzdem aufstocken müssen (das ist blanker Hohn!) und dass es sich (dadurch) für viele ALG 2 Empfänger im Grunde nicht lohnt, arbeiten zu gehen. Natürlich ist Erwerbsarbeit sinnstiftend, man tut was fürs eigene Ego, man erlebt Selbstwirksamkeit, man wird „gebraucht“. Aber ein Großteil derjenigen, die diese Erfahrungen gemacht haben, gehen dann eben als Aufstocker sehr wohl arbeiten oder würden gerne arbeiten, landen aber in irgendwelchen sinnfreien Maßnahmen, die Geld kosten und tauchen dadurch nicht mehr in der Arbeitslosenstatistik auf.


    Mal platt gesagt: Arbeit muss sich finanziell (mehr) lohnen, was einen höheren Mindestlohn erfordert (die Effekte von einem höheren Mindestlohn, nämlich Zunahme von sozialversicherungspflichtigen Stellen bei kleinen und mittelgroßen Betrieben, hatte ich ja neulich schon anhand der Untersuchung ein paar Seiten vorher dargelegt), mehr Tarifbindung / Tarifverträge in unterschiedlichen Bereichen (bestimmte Bereiche sind ohne besser dran, da muss man eben genau schauen), mehr Menschen in sozialversicherungspflichtigen Jobs.


    Darüber hinaus gibt es ja noch zahlreiche andere Ideen, die leider immer sofort zerredet werden. Zum Beispiel darf man sich sehr wohl die Frage stellen, ob es in dem nächsten 10-15 Jahren noch sehr zeitgemäß (und vernünftig) sein wird, eine Vollzeitstelle mit 39 oder 40 Stunden zu bemessen. Oder man darf sich die Frage stellen, woher die ganzen Kita- und U3-Plätze kommen sollen und was die Alternativen dazu sein könnten (Stichwort: „Elterngehalt“). Oder man darf sich die Frage stellen, wie sinnfrei diese dämliche „schwarze Null“ (ich rede nicht von Laschet) ist, was durch die Steuergeschenke für die oberen mittleren und hohen Einkommen ja noch abstruser wird. Oder man darf sich fragen, ob nicht der massive Ausbau des ÖPNV (städtisch wie ländlich) bei gleichzeitiger Reduzierung des Individualverkehrs nicht die klimatisch UND ökonomisch beste Lösung für (fast) alle ist und man den ÖPNV immens subventioniert, damit alle die Möglichkeit auf ein 365€-Jahresticket haben bei gleichzeitiger Höherbepreisung von PS-starken Statussymbolen.


    Wir stehen in verschiedensten Bereichen (Bildung, Verkehr institutionelle Infrastruktur, Polizei und Co. und und und) vor massivsten Investitionsstaus, teilweise über Jahrzehnte, und schwarz-gelb schwatzt irgendeinen Blödsinn von „Mimimi, die linke Gefahr, die wollen Steuern erhöhen und Schulden machen!“ JA, WAS DENN SONST?!? Und wen soll man denn bitte höher belasten, wenn nicht die, die es sich im wahrsten Sinne des Wortes leisten können? Wieso sollte man Leute mit einem Einkommen von 80.000+ entlasten? Das ist finanzwirtschaftlich UND moralisch absoluter Humbug. Das ist ein Wahlgeschenk zulasten derjenigen, die eh am schwächsten sind.


    Aber hey, es ist schon wichtig, dass „die wahren Stützen dieser Gesellschaft“ ihren Reichtum weiterhin von Generation zu Generation weitervererben und vermehren, weiterhin ungeniert jegliche ekelhaften (legale wie nicht legale) Steuertricks abziehen können, dem Sohnemann weiterhin zum Abi nen Audi A5 spendieren können während Mutti gerade mit dem BMW X4 zu Aldi fährt, obwohl, skandslös (!!), die Butter schon wieder mehr als 2€ kostet, und Papa überlegt, welche Eigentumswohnung er denn als nächstes als Investitionsobjekt kauft.

    — König der Einzeiler —


    — Sei kein Arschloch: lass dich impfen! —

  • Wow. Das Beste was ich in diesem Trööt seit langem gelesen habe, Respekt!
    Ich muss aber in einem Punkt widersprechen : Es gibt genug, (vorallem jüngeres Semester) die absolut keine Böcke haben.
    Hört sich in einem FC Forum irgendwie seltsam an,, :zany_face:
    Und leider sind das meist 'Naturdeutsche', wenn das regelkonform geschrieben ist.
    Meine Schicht besteht zu 50% aus jungen Syrern, alle Top.