Und ich musste wieder mal den Kopf schütteln, als ich gehört habe, wie man das, was man Hopp gegenüber geäußert hat, als Tiefpunkt der Bundesligageschichte dargestellt hat. Also nicht irgendwelche rassistische Schei*e, die viel zu oft in den Stadien zu hören war, sondern Beleidigungen gegenüber einem Multi-Millardär, der sich aus völlig freien Stücken mit seinem Geld ein Ticket in die Elite des Deutschen Sports erkauft hat.
Siehe Doku. Für Dietmar Hopp ist selbst sachliche Kritik an ihm mit Diskriminierung und Rassismus gleichzusetzen. So tatsächlich geäußert, nachdem Heidel das Konstrukt TSG Hoffenheim kritisierte. Der Mann, und das zeigt diese Doku perfekt auf, kann nicht ertragen, wenn jemand ihn oder sein Schaffen nicht in den Himmel hebt. Sein Anwalt erklärt ja ganz gut, warum das alles so kam: Hopp ist weltweit angesehen und überall bekannt, wo er hinkommt erlebt er Menschen, die ihn bewundern und zu ihm aufsehen. Dann kauft er einen Fußballclub und plötzlich rufen ihm tausende Menschen, die noch "grün hinter den Ohren" sind, Beschimpfungen entgegen und sehen ihn als den Antichristen ihres Sports.
Als der Anwalt dann sagte, Dietmar Hopp sei der letzte echte Fußballfan, wusste ich wirklich nicht ob ich lachen oder schreien soll. Auch die Beschreibung als Mann des Volkes ist schon unfreiwillig komisch, wenn Uli Hoeneß fünf Minuten später beschreibt, wie besagter Mann beim Golfen 50 Euro für nen Apfel löhnt. Da sieht man aber in welcher Welt diese Menschen leben. Der Hoeneß erzählt das ja, um seinen Freund als sozialen Ehrenmann zu beschreiben. Die Wirkung ist aber eben die eines reichen Schnösels, der selbst für banale Dinge wie Äpfel stets große Scheine auspackt.
Am Ende bin ich bei dem Vertreter der Ultras: Die H*rensohn-Plakate brachten ihnen die Aufmerksamkeit, die sie durch sachliche Kritik (und die gab es zu Genüge) nie erhielten. Dass Ultras Grenzen überschreiten, um sich Gehör zu verschaffen, ist nun wahrlich keine Überraschung. Man muss das nicht gutheißen, aber dass sie dadurch Aufmerksamkeit bekamen, sollte man nicht bestreiten. Und wie ebenfalls thematisiert: Das Thema hätte sich vermutlich spätestens mit Leipzig erledigt, wäre Hopp nicht in den Krieg gezogen und hätte gegen sie mobil gemacht. Damit hat er letztlich den Kampf David gegen Goliath auf eine neue Stufe gehoben, vor allem indem er die anderen alten reichen Säcke für sich instrumentalisierte, die ihm bei jeder Gelegenheit Beifall klatschten, ihn ständig zum Ehrenmann erklärten und gegen die Ultras schossen, was schließlich in dieser drolligen Händchenhalte-Aktion beim Bayernspiel gipfelte. Logisch, dass besagte Ultras den Kampf bereitwillig annahmen und sich untereinander ebenso solidarisierten.