Express/Bild

  • Hmmh....ich habe an dieser Diskussion bisher nicht teil genommen. Komme aber zur Überezugung, daß es ist besser ist an dieser Stelle mal zurück zu treten und diese Diskussion zu beenden.

    Lettore silenzioso

  • Mal abgesehen von diesem "Sei ein gefühlloses Astloch, dann bist du stark!"-Schwachsinn, der hier zum Besten gegeben wurde: Der sogenannte "Verdachtsjournalismus" (im Sinne eines Publizierens ohne recherchierte Erkenntnisse, frei nach dem Motto "Könnte doch sein, oder?") ist mittlerweile so weit verbreitet, dass eine Grenze zwischen "rechts" und "links" oder "seriös" und "unseriös" kaum mehr zu ziehen ist. Denn unter Zeitdruck machen sie's gefühlt mittlerweile alle so; es könnte ihnen ja jemand zuvorkommen und die Klicks, Auflagen und Quoten absahnen – also bares Geld dem eigenen Haus verloren gehen.


    In der SZ hat man bereits eine Art Razzia unter Mitarbeitern aka potentiellen Maulwürfen veranstaltet, um rauszufinden, wer was über interne Sachen verraten haben könnte. Was wiederum "Reporter ohne Grenzen" irgendwie nicht so gut findet. :face_with_tears_of_joy: Moral ist offenbar immer etwas, dem alle anderen zu gehorchen haben, nie aber man selber.


    Nun hat der Schnell-draufhauen-Fetisch eine Kollegin aus der Medienbranche getroffen, nicht irgendeinen Metzger, Kneipier, Bauarbeiter oder Flaschensammler, der medial an die Wand genagelt werden kann, weil er das Geld für Anwälte nicht hat, und erst recht keine Beziehungen zu Medienfuzzis, die seine Richtigstellung an die große Glocke hängen würden.


    Die sind halt Fallobst, anders als die unfassbar wichtige SZ-Dame, die, wie wir jetzt alle wissen, zumindest keinen Suizid begangen hat.

  • In der SZ hat man bereits eine Art Razzia unter Mitarbeitern aka potentiellen Maulwürfen veranstaltet, um rauszufinden, wer was über interne Sachen verraten haben könnte.

    Die SZ hat, gemeinsam mit dem eigenen Betriebsrat, lediglich überprüft, ob aus dem eigenen Netzwerk mit den IP Adressen von Medieninsider kommuniziert wurde.


    Was in meinen Augen auch vollkommen legitim war. Anders als dargestellt wurden auch keine Telefonate oder Email-Konten überprüft. Zumindest laut eigener Darstellung.

    MattEagle‘s Kumpel: „Jedes Mal, wenn ich vom Klo komme, stehen 70 Kölsch auf dem Tisch!“

  • Die SZ hat, gemeinsam mit dem eigenen Betriebsrat, lediglich überprüft, ob aus dem eigenen Netzwerk mit den IP Adressen von Medieninsider kommuniziert wurde.

    Gesetzt den Fall, das stimmt: Offenbar halten die da bei der SZ ihre Mitarbeiter*innen für total bescheuert. Welcher Maulwurf/Informant/Whistleblower würde schon seine firmeninterne Mail-Adresse oder sein Diensttelefon fürs Durchstechen nutzen? Wischt er oder sie nebenbei eventuell das Klo? :winking_face:


    Was in meinen Augen auch vollkommen legitim war.

    Jau, aber nur, wenn es die "Richtigen" machen, stimmt's?

  • Gesetzt den Fall, das stimmt: Offenbar halten die da bei der SZ ihre Mitarbeiter*innen für total bescheuert. Welcher Maulwurf/Informant/Whistleblower würde schon seine firmeninterne Mail-Adresse oder sein Diensttelefon fürs Durchstechen nutzen?

    Und wenn der Informant tatsächlich so „doof“ war und die SZ intern nicht geprüft hätte, könnte man wenigstens drüber herziehen wie dumm die SZ doch ist diese einfache Recherche nicht durchgeführt zu haben, nicht wahr?

  • Gesetzt den Fall, das stimmt: Offenbar halten die da bei der SZ ihre Mitarbeiter*innen für total bescheuert.

    Man hat halt geprüft, was man im Rahmen seiner Möglichkeiten prüfen konnte. Dass niemand so blöd sein dürfte, steht ja auf einem anderen Blatt.

    Jau, aber nur, wenn es die "Richtigen" machen, stimmt's?

    Ne, sondern wenn es ordentlich abläuft. Hier z.B. durch Einbindung der Mitarbeitervertretung.


    Dass solche Leaks für eine Redaktion fatal sind, sollte doch klar sein. Insofern verstehe ich schon, dass man das nicht einfach auf sich beruhen lässt.

    MattEagle‘s Kumpel: „Jedes Mal, wenn ich vom Klo komme, stehen 70 Kölsch auf dem Tisch!“

  • Man hat halt geprüft, was man im Rahmen seiner Möglichkeiten prüfen konnte. Dass niemand so blöd sein dürfte, steht ja auf einem anderen Blatt.

    Okay, ich verstehe: Der Zweck heiligt die Mittel, auch wenn der Zweck gar nicht erfüllt wird bzw. gar nicht erfüllt werden kann.


    Eure Reaktion auf ähnliche Praktiken eines überhaupt nicht linken Konzerns warte ich dann ab. :winking_face:

  • Das stimmt.


    Meinungsfreiheit schon. Aber halt nur privat.


    Zu subtilerem Meinungsjournalismus:

    In eigener Sache: Presserat missbilligt zwei SZ-Berichte
    Das Selbstkontrollgremium sieht bei zwei Artikeln Verstöße gegen den Pressekodex. Die SZ dokumentiert die Missbilligungen.
    www.sueddeutsche.de


    Dass Reichelt Copy und Paste um die Ohren bekommt, was er auch betreffend journalistische Artikel ja wohl auch der kurz vermissten Redakteurin vorwarf, ist natürlich schön.


    Das Du natürlich durftest, haben leider auch Journalisten eher unsauber getan, obschon Zurückhaltung geboten war:

    Suizid angedeutet - Presserat prüft Beschwerden gegen "Passauer Neue Presse" und "stern.de" wegen Berichten über Journalistin Föderl-Schmid
    Dem Deutschen Presserat liegen fünf Beschwerden vor, die Kritik an Medienberichten über die stellvertretende Chefredakteurin der "Süddeutschen Zeitung",…
    www.deutschlandfunk.de


    Wirklich neutral faktisch ist Journalismus heute leider selten.

    Dabei wäre es genau das, von Socialmedia Meinungstum abgrenzen kann und Mehr-Wert (zu bezahlenden) bietet.

  • Zu subtilerem Meinungsjournalismus:

    Und der wichtige Teil dazu findet sich im gleichen Link:


    "Die Süddeutsche Zeitung ist nicht verpflichtet, diese Missbilligungen zu veröffentlichen. Wir haben aber entschieden, dies zu tun, weil wir Wert legen auf Transparenz - auch wenn es um Kritik an unserer Berichterstattung geht."


    Das ist es, was seriöse Medien von Hetzportalen wie NiUS unterscheidet: Der Umgang mit Fehlern und Kritik an der eigenen Berichterstattung. Die SZ veröffentlicht die Missbilligungen des Presserats und macht diese somit transparent. Reichelt hat Rügen zu seiner Zeit bei BILD wie Auszeichnungen behandelt (und mehr davon gesammelt als alle anderen Medien zusammen) und hat sich nun mit NiUS dem Presserat erst gar nicht mehr unterworfen.

    Das Du natürlich durftest, haben leider auch Journalisten eher unsauber getan, obschon Zurückhaltung geboten war:

    Bisher sind das "nur" Beschwerden. Ob ein Verfahren eingeleitet wird, entscheidet sich also noch. Grundsätzlich gehöre ich auch zu denjenigen, die Berichterstattung über Suizide oft kritisch sehen, da wissenschaftlich erwiesen ist, dass die Suizidrate nach entsprechender Berichterstattung ansteigt. Ich bin also in der Regel auch für Zurückhaltung. Nur ist es in solchen Fällen halt ein schmaler Grad. Wenn eine in der Öffentlichkeit stehende Person vermisst wird, gibt es erstmal ein öffentliches Interesse, darüber zu berichten. Und wenn dann ein solch konkreter Verdacht besteht, kann ich schon nachvollziehen, dass auch darüber dann aufklärend berichtet wird. Nur muss das natürlich mit der nötigen Umsicht geschehen. Ob das im vorliegenden Fall immer so gehandhabt wurde, kann ich nicht sagen, da ich nicht alle Berichte kenne. In der Regel muss aber z.B. ein Hinweis veröffentlicht werden, der sich an Menschen mit suizidalen Gedanken richtet (so wie er z.B. auch in deinem zweiten Link enthalten ist). Ob das also "unsauber" war, ist noch zu klären. Die Berichte, die ich kenne, sprachen jedenfalls nicht davon, dass sie sich das Leben genommen habe (also als Fakt), sondern, dass dies angenommen/befürchtet werden muss. Das kann man, dabei bleibe ich, bei der zu der Zeit bestehenden und quellenbasierten Informationslage so berichten.


    Wirklich neutral faktisch ist Journalismus heute leider selten.

    Natürlich ist Berichterstattung oft von Meinung beeinflusst. Das ist, bis zu einem gewissen Grad, denke ich auch normal. Zumindest solange diese Meinung sich auch mit Fakten deckt und auf seriösen Quellen basiert. Jetzt hast du ein Beispiel gebracht, in dem die SZ zweimal offenbar nicht faktenbasiert berichtete und dies im Anschluss für die eigenen Leser:innen auch transparent machte. Für mich ist das ehrlich gesagt ein Positivbeispiel, denn fehlerfrei kann man bei derart viel Output schwerlich agieren, auch wenn man vieles dafür tut. Es geht um den eigenen Umgang damit.


    Portale wie NiUS verbreiten aber ganz bewusst Desinformation und stumpfe Hetze. Das ist deren einziges Geschäftsmodell. Einem wie Reichelt geht es ausschließlich darum, nicht das zu berichten was ist, sondern was die eigene, pöbelnde Zielgruppe gerne lesen möchte. Er liefern einfach nur Vorlagen, ein Richtig oder Falsch spielt keinerlei Rolle. Und für so jemanden verbietet sich jeder Vergleich mit seriös arbeitenden Redaktionen, selbst wenn diese nicht immer fehlerfrei berichten.

    MattEagle‘s Kumpel: „Jedes Mal, wenn ich vom Klo komme, stehen 70 Kölsch auf dem Tisch!“