Apu schrieb:
Wir reden ja hier, auch wenn man das beim FC manchmal durchaus anzweifeln kann, über hoch professionell geführte Unternehmen und nicht über Stammtischtruppe von Freizeitkickern und Ehrenamtlichen.
Hat sich jemand das Interview mit Karl-Heinz Rummenigge am Samstag im Sportstudio angesehen? Rummenigge ist Vorstandsvorsitzender des FC Bayern und somit eines Vereins, der in der letzten Saison rund 700 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet hat. Hört man Rummenigge reden, dann weiß man aber, dass er intellektuell überhaupt nicht in der Lage wäre, außerhalb des Fußballs ein Unternehmen dieser Größenordnung zu leiten. In den Bereich der Vorstandsvorsitzenden dürfte er vermutlich nur dann kommen, wenn er denen Kaffee und Schnittchen bringt.
Rummenigge ist aber in dieser Position. Und er ist da, weil er früher mal ganz passabel kicken konnte, weil er damit einen bekannten Namen hat, weil er über Kontakte verfügt und weil er sich in der Unternehmensstruktur des FC Bayern bewiesen hat. So wie ihm geht es vielen in dieser "Scheinprofessionalität" des Fußballs. Heldt nehme ich da nicht aus. Auch er schwimmt in dieser Blase, die kaum mal neue, neutrale und aus anderen Bereichen stammende Leute akzeptiert. Man könnte zahlreiche andere Namen nennen. Michael Preetz etwa, der - an sich wirklich kein dummer Mensch - Millionensummen verantworten durfte, ohne nennenswerte Erfolge vorweisen zu können. Oder Jens Lehmann, der genau welche Qualitäten mitbringt, um bei Hertha BSC im Aufsichtsrat die Stimme von Windhorst/TennorHolding zu vertreten? Und der somit über Wohl und Wehe einer rund 375 Millionen Euro umfassenden Investitionsstrategie mitentscheidet?
Wie weit weg der Fußball von einer echten Professionalisierung entfernt ist, zeigt auch der Umgang mit Misserfolgen. Ein Veh durfte eben Unsummen verbrennen - in der freien Wirtschaft käme er damit nicht so einfach durch.
Wir reden beim Fußball - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen - nicht von professionell geführten Unternehmen. Sondern von einer Scheinwelt, in der Nichtsnutze mit einem Maß an Geld und Macht konfrontiert werden, das ihnen zu Kopf steigt. Die meisten der Leute, die bei den Fußballklubs in verantwortlicher Stellung sind, wären in der freien Wirtschaft hoffnungslos verloren. Im Fußball aber, wo Namen und Kontakte zählen, da sind sie wer.
In dem Moment, wo sich die Fußballvereine für eine echte Wandlung hin zum professionell geführten Unternehmen entscheiden, werden Namen wie Heldt, Veh, Lehmann, Preetz und viele andere nur noch dann in der öffentlichen Debatte auftauchen, wenn über sie als ehemalige Spieler geredet wird.

