DFB - Pokal, Freude und Frust

  • In der Saison 1978/79 gab es nicht viele Meriten im DFB Pokal zu erben für den 1.FC Köln. Die ganze Saison verlief im Grunde genommen schlecht. Man kam schwer in die Liga, Regisseur Heinz Flohe hatte sich bei der Wm in Argentinien verletzt und kam schwer in Tritt. Spielte wieder, verletzte sich erneut. Mittelstürmer Müller durchlebte die erste richtige Formkrise seiner Laufbahn. Herbert Neumann hing durch, usw.,usw. Lichtblicke waren junge Spieler wie Schuster und Littbarski, die noch Weltkarrieren machen sollten. Aber - sie konnten es nicht richten.


    Köln gewann zum Pokalauftakt in Lüdenscheid mit 4:1, dann bei der Westfalia aus Herne mit 3:2. Braunschweig kam in Runde 3 nach Köln und man würgte sich in der Verlängerung zu einem 3:2. Im Achtelfinale musste man nach Berlin und verlor in der Verlängerung mit 1:0 und war draussen. Da waren Heinz Flohe und Herbert Neumann(er kam dann wenigstens zurück) schon von Hennes Weisweiler nach dem unsäglichen 0:6 in Hamburg suspendiert worden. Ein Jahr nach dem Double schien alles in den "Dutt" zu gehen.

  • DFB - Pokal 1979/80
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    In der Saison darauf sah plötzlich alles wieder besser aus. Heinz Flohe - die Kölner Ikone - war zwar von Weisweiler gegangen worden(was sehr vielen Anhängern nicht nur weh tat sondern unverständlich blieb), aber ansonsten bildeten die Schumacher, Strack, Zimmermann, Konopka, Cullmann, Müller schon eine starke Achse. Und Spieler wie Littbarski und Schuster kamen in dieser Saison ganz gross heraus. Als dan noch der Engländer Woodcock verpflichtet wurde und Okudera nach einer Formkrise immer besser in Tritt kam, spielte der FC gar um die Meisterschaft mit. Aber das ist ein anderes Thema, konzentrieren wir uns auf den Pokal.


    Zum Auftakt schlug Köln den damaligen Zweitligisten Mainz 5:1, fegte Altona 93 mit 10:0 aus dem Stadion und gewann mit 3:1 gegen Darmstadt.In Homburg wurde 4:1 gewonnen(man sieht, eine glückliche Auslosung hilft) und auf Schalke gewann man dann im Halbfinale mit 2:0.


    Auf Schalke - besser gesagt im Gelsenkirchener Parksatdion - war dann auch das Endspiel. Der Endspielgegner war der gleiche, den man vor zwei Jahren - ebenfalls im Parkstadion - mit 2:0 besiegt hatte:Fortuna Düsseldorf.


    Keine Frage, der FC war Favorit. In der Meisterschaft hatte man in Düsseldorf mit 6:3 gewonnen und die Fortunen regelrecht terrorisiert. Vor 65.000 Zuschauern trat man an einem Mittwochabend(!!) in folgender Mannschaftsaufstellung an:


    Schumacher im Tor, Strack war Libero. Konopka rechter Verteidiger, Prestin linker Verteidiger und Herbert Zimmermann sollte sich als Vorstopper vornehmlich um Klaus Allofs bemühen. Im Mittelfeld agierten Bernd Schuster, Bernd Cullmann und Kroth. Rechtsaussen spielte Littbarski, links agierte Woodcock und Mittelstürmer Dieter Müller. das war die Mannschaft, die Trainer Karl - Heinz Heddergott auf das Feld schickte. Heddergott seinerseits hatte Wochen vorher Weisweiler abgelöst. Im Herbst konnte man sich nicht über eien Vertragsverlängerung einigen und nachdem es im Frühjahr mit der Meisterschaft schief gegangen war, wollte Weisweiler weg nach New York. Ein Trainerwechsel, der so unnötig war wie ein Kropf und der den FC ganz massiv schädigen sollte. Die Mannschschaftsaufstellung war im übrigen durchaus.diskutabel. Tony Woodcock war in einer Formkrise und der schnelle Willmer wäre sicherlich eine Alternative gegen "Old man" Köhnen gewesen. Und ob Herbert Zimmermann - der brillante Linksverteidiger - nciht besser links geblieben wäre, wurde auch schon vor dem Spiel beredet.


    Nun, der FC war trotzdem Favorit und hatte sage und schreibe 7 Nationalspieler auf dem Feld und 2 die es noch werden sollten. Vier Wochen später wurden Schumacher, Cullmann, Schuster und Zimmermann mit der DFB - Nationalmannschaft Europameister.


    Man nahm also durchaus wohlgemut und optimistisch seinen Platz ein und das Spiel in der ersten Halbzeit lief denn auch so wie es laufen sollte. Köln agressiv, spielerisch stärker, mit Chancen und eine davon nutzte Bernd Cullmann nach feiner Vorarbeit von Müller zum Führungstor. Es hääte auch höher stehen könnnen beim Pausentee. Allerdings wurde auch klar, daß die Düsseldorfer nicht ohne waren und das Prestin so seine liebe Müh und Not auf dem linken Verteidigerposten hatte. Und es fiel auf, daß Woodcock ein Ausfall war und kein Land sah.
    Heddergott wechselte zur Halbzeit nicht und Düsseldorf kam ins Spiel. Innerhalb von sechs Minuten besorgten Wenzel und Thomas Allofs die 2:1 Führung und der FC schaffte es nicht zurück zu kommen. Düsseldorf siegte letzten Endes glücklich - aber das hatte Köln zwei Jahre vorher auch getan. Beim FC war der Katzenjammer groß, der Mannschaft war nur allzu deutlich klar, was sie verpasst hatte. Und es regte sich erste deutliche Kritik an Heddergott - ein Vorgriff auf das, was ein paar Monate später in Köln passieren sollte und was dann zunächst zum Abgang von Schuster und dann zum Abgang von Heddergott führte.

  • So endete also die grosse Zeit des 1.FC Köln im Pokal zwischen 1968 und 1980. 13 Austragungen - sieben Mal im Finale. Drei Mal Sieger und viermal ging man als Verlierer vom Platz. Und - wenn man denn verlor - dann verlor man mit 1:2. Gegen Offenbach, gegen Bayern, gegen Mönchengladbach,gegen Düsseldorf. Bei den Niederlagen war - auch ohne Vereinsbrille - war viel Unglück dabei, es hätte auch zu einem oder zwei Siegen mehr reichen können.


    An diese Pokalzeit konnte der FC nie wieder anknüpfen.Nun, man gewann den Pokal 1983 gegen den Lokalrivalen Fortuna und erreichte 1991 nochmal das Endspiel und verlor gegen Bremen(im Elfmeterschiessen und mal nicht 2:1) - aber das quasi Selbstgängerische war vorbei. Köln in einer späteren Runde zu sehen wurde die Ausnahmeerscheinung. Im Gegenteil, oft genug setzte es peinliche Überraschungen in den frühen Runden. Man verlor gegen Vereine wie Waldhoff Mannheim zu Hause, in Uerdingen. Beim Zweitligisten Hannover gar zwei mal. Später gegen Beckum und den Amateuren des FC Bayern. Unter Christoph Daum und der Regentschaft des blauen Pullovers von Udo Lattek verlor man als ungeschlagener Tabellenführer der Bundesliga in Homburg. Diese und andere Kapriolen mochten die Gegner des FC belustigen und den Ruf als Karnevalsverein und launische Diva vom Rhein festigen - mich nervten sie nur noch und ich trauerte der grossen Pokalzeit hinterher. Ich war live bei den Pokalendspielen dabei(und bei manchem grossen Auftritt in dramatischen Viertel - und Halbfinalen) und diese besondere Aura im Pokal hat mich immer fasziniert. Hopp oder top, weiter oder raus. Mit sieben Spielen kannst du einen Titel holen und ich habe nie verstanden, warum sich auch wirklich gute Mannschaften des FC in den achtziger Jahren nicht wirklich um den Titel "geschlagen" haben oder wie man solche lächerlichen Berufsauffassungen wie bei Auftritten wie in Beckum offenbaren konnte.


    In Berlin 1991 habe ich mein letztes DFB - Pokalendspiel mit dem FC gesehen. Danach sechs weitere, zuletzt Bayern - Dortmund. Wer diese Atmosphäre genossen hat, der weiss, was das für ein besonderer Festtag ist. Und nochmal: du kannst dir diesen Traum erfüllen mit sechs Siegen - dann bist du in Berlin. Und wenn du einmal in einem Endspiel bist, dann ist alles möglich.


    In diesem Sinne, ich hoffe, daß euch der kleine Ausflug in die goldenen Pokaljahre des FC gefallen hat.

  • Ich liebe deine Geschichten. :red_heart:

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  • Vor nunmehr 40 Jahren spielte der 1. FC Köln am 01.02.1975 in der Radrennbahn gegen den VFL Bochum. 24.000 Zuschauer(!!) - mit 28.000 Zuschauern war das Stadion ausverkauft - das war gegen Bochum eine imposante Kulisse. So imposant, so unerwartet, daß sich an den Kassenhäuschen Schlangen bildeten und das Spiel mit leichter Verspätung angepfiffen wurde.


    Das so viele Zuschauer kamen hatte indes Gründe. Erstens hatte Bochum 22:14 Punkte und war auf dem Wege zu einer guten Bundesligamannschaft. Spieler wie Lameck und Tenhagen, Kaczor und Gerland prägten das Spiel des VFL. Zweitens lag der FC zwar mit 21:15 Punkten einen Punkt hinter Verein aus dem Revier, aber nach einem Saisonstart miz 1:9, respektive 4:12 Punkten hatte man in einer rasanten Auf-
    holjagd gezeigt, was in dieser Mannschaft steckte. In den ersten 5 Spielen hatte der FC viermal verloren, danach in 13 Spielen genau einmal.


    Köln war in ganz grosser Form und am Mittwoch vor der Bundesliga hatte man auf dem Bökelberg nach einem 1:3 Rückstand mit 5:3 im Pokal gewonnen. Und dabei gab es Weltklasseleistungen von Overath, Flohe und Dieter Müller zu bestaunen.
    Das Kölner Publikum war wieder neugierig auf den FC, wollte die erfolgreichste Mannschaft der letzten Monate sehen.


    Ich denke die Mannschaftsaufstellung von diesem 1.2.1975 ist es wert ,einmal in Erinnerung gerufen zu werden:


    Schumacher - Glowacz -Konopka - Cullmann -Zimmermann - Simmet - Flohe - Neumann - Overath - Müller - Lauscher. Das war im Kern die Vorwegnahme des deutschen Meisters von 1978, mit 7 Spielern die seinerzeit alle unter 23 Jahren waren. Im Kader seinerzeit waren auch schon Gerd Strack und Herbert Hein. Von den Spielern, die die Stammannschaft 1977/78 bildeten, waren nur Okudera, van Gool und Gerber noch nicht an Bord.


    Die Mannschaft, die 1974/1975 auflief, war schon Bärenstark. Overath war ein Topregisseur, immer noch einer der besten Europas. Heinz Flohe ein brillanter Rastelli. Bernd Cullmann der nach Beckenbauer beste Libero Deutschlands. Konopka, Zimmerman starke Aussenverteidiger. Und Dieter Müller schon in seiner zweiten Saison in Köln ein Mittelstürmer von einer Klasse, wie ihn der FC nach Müller`s Zeit nie wieder hatte.


    Gegen Bochum machte der FC in der ersten Halbzeit ein absolut überragendes Spiel. Und nach 45 Minuten stand es 4:0, Neumann, Müller, Flohe und Overath hatten getroffen und die Bochumer waren mit dem Ergebnis bestens bedient. Overath an diesem Tag - pure Weltklasse - trat die Bälle über 20,30,40 und 50 Meter - dahin wo er wollte.
    In der zweiten Halbzeit schaltete die Mannschaft drei Gänge zurück, Bochum konnte auf 1:4 verkürzen. Aber die ersten 45 Minuten gehörten zu den besten Darbietungen einer Mannschaft in dieser Saison - gegen Bochumer, die wahrlich nicht schwach waren.


    Der FC wurde am Ende der Saison 5ter. Man hätte vielleicht auf 3 landen können, mehr konnte es nach dem desaströsen Start nicht sein. Aber der Kader hatte angedeutet, daß hier im Kern etwas Grosses reifen könnte.