Legendäre Spieler der 60er und 70er Jahre

  • 25 Jahre her, fast auf den Tag genau. Der Club kommt nach Köln und knappe 30.000 Zuschauer wollen in Müngersdorf das Spiel zwischen der Lienen Truppe und den Nürnbergern sehen - an einem grauen Novembertag. Bis zu diesem Heimspiel hatte der FC(Tabellenzweiter) zu Hause bis auf ein Remis alles gewonnen und dabei sogar meist überzeugt. In Ewald Lienens neuer Truppe war "Zug". Neuzugänge wie Timm, Kurth, Scherz, Springer, Ojigwe und Sichone schlugen ein und brachten viel Tempo ins Spiel und für den Takt zum Tempo sorgte in aller Regel der langsamste Mann und der hiess Dirk Lottner, der immer wieder mit messerscharfen Pässen seine Mitspieler ins Spiel brachte.


    Aber ich schweife ab - kommen wir zum Nürnberg Spiel. Die kamen unter anderem mit Andi Köpke, dem ehemaligen Nationaltorwart und waren vor dem Spiel Tabellenfünfter. Andi Köpke wird dieses Spiel nicht vergessen haben. Erstens schossen ihm die Kölner von Beginn an die Finger heiss und liessem ihm kaum eine ruhige Minute. Obwohl Köpke ein gutes Spiel machte - bei Halbzeit stand es 3:0 und Nürnberg war noch bestens bedient, so überlegen waren die Kölner. Die spielten aus einer ganz sicheren Abwehr(ganz stark Cichon und Sichone) und sobald der Ball im Mittelfeld war ging im wahrsten Sinne des Wortes die Post ab. Lottner machte, was er wollte und setzte die Flügelspieler Scherz und Springer immer wieder ein und es kam immer wieder zu Haarsträubenden Szenen vor dem Nürnberger Tor. Andi Köpke kam nach der Halbzeit nicht mehr zurück, er hatte sich verletzt. Sein Ersatz bekam nach der Halbzeit so viel zu tun, daß er zum besten Nürnberger wurde. Die Tore zum 4 und 5 und 6:0 konnte er indes nicht verhindern. Mit ein bisschen mehr Glück für den FC hätte es wirklich locker zweistellig werden können. Lienen liess auch nicht zu, daß runter gefahren wurde - er verlangte mehr und noch mehr. Holte sich beim Stand von 4:0 für den FC in der 75ten Minute Dirk Lottner an die Seite(gerade war es mal 10 oder 12 Minuten ruhiger gewesen) und verlangte ultimativ den Tritt auf das Gaspedal und das war zu sehen. Prompt schoss Köln noch zwei Tore. In letzter Minute noch ein Gegentor und ich kann mich daran erinnern, daß Cullmann und Dziwior sich massiv ärgerten. Kein Zweifel, d i e Truppe war heiss.


    Nach dem Spiel war ich - das erste Mal nach langer Zeit - begeistert. Und mir komplett sicher, daß wir aufsteigen. Weil in der Truppe so ein Hunger nach Erfolg war, das konntest du spüren. Aus den nächsten sechs Spielen holten wir 16 Punkte und hauten zu Hause alles weg. Von 9 Spielen in der Hinrunde gewannen wir zu Hause 8 und spielten einmal Remis. Und ich weiss noch, daß wir zu Hause in diesen neuen Spielen gerade mal 5 Gegentore kassierten.


    Ich war seinerzeit im Stadion mit meinen beiden Jungs, einem Freund und dessen Jungs. Die Kinder waren völlig begeistert und das konnten sie auch sein. Sie hatten eine tolle Mannschaftsleistung gesehen und vom FC einen Erstligareifen Auftritt. Da stimmte alles. Der jüngere Sprössling meines Freundes ist seit diesem Tag ein eiserner FC Fan, der Kerl hatte sich "verliebt".

    Lettore silenzioso

  • Heute vor 33 Jahren hat Mucki Banach seine letzten beiden Tore erzielt:


    https://youtu.be/FE31bwr2F_o?si=Fd7-n3mC7qYpKRC8

    :candle:

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    Skymax (Praeses Emeritus), Ich (Präsident), sharky (Vize), Flykai (Schriftführer), grischa, Heimerzheimer (Ehrenmitglied), caprone, elkie57, winter, Matze86, frankie0815, floedi_82, kölsch, banshee, ManwithnoName, Mittelfeld, effzeh, der Pitter, Hunsrück FC, Je(n)sus, troemmelche71, izeh (Catering), BadischerBock, Salival (Klofrau), Rodi, Die_Macht_am_Rhein (Pressesprecher), Hassenichjesehen (Nummerngirl), lunyTed (Azubi), Kimeo, Olemaus.

  • 08.11.1969 und der FC Köln spielt gegen den FC Schalke 04


    Nein, ich war nicht im Stadion an diesem Tag - aber ich wäre es gerne gewesen. Ein denkwürdiges Spiel in der alten Müngersdorfer Hauptkampfbahn, das entnehme ich jedenfalls den Aufzeichnungen meines Vaters. Die damit anfingen, daß der damals frisch gewählte Bundeskanzler Willy Brandt den Sprung von Bonn nach Köln gemacht hatte, um dem Spiel des Tabellendritten gegen den Tabellensechsten bei zu wohnen.


    "Wenn der Bundeskanzler so gut regiert wie der 1.FC Köln spielt, wird das eine sehr gute Regierung" textete mein Vater.


    Der FC beginnt mit der Aufstellung: Manglitz - Thielen Biskup Weber Hemmersbach - Simmet Overath - Rühl Rupp Löhr Hornig


    "Schalke wurde von der ersten Minute an überrollt und fand kein Mittel gegen die äusserst offensiv eingestellten Kölner"....."Die Stürmer - Löhr liess sich nach Situation auch ins Mittelfeld zurück fallen - wurden von Overath, dem fleissigen Simmet und einem starken Libero Biskup immer wieder mustergültig eingesetzt"........"Overath ist einer der besten Mittelfeld Regisseure Europas und findet die richtige Mittel zwischen Verschleppung des Tempos und der Verschärfung".


    "Bei Halbzeit 3:0 gegen chancenlose Schalker"....."Nach Halbzeit fielen weitere 5 Tore wie die reifen Früchte. Zweimal Thielen(wertvoll als offensiver Aussenverteidiger), Rupp und Löhr und einmal Löhr und Overath trugen sich in die Torschützenliste ein".


    "Köln ist in dieser Verfassung ein Anwärter auf die Deutsche Meisterschaft. Das Spiel in München in der nächsten Punkterunde wird weiteren Aufschluss geben". ..."35.000 Zuschauer waren restlos begeistert von dieser Kölner Mannschaft".


    Schöner Bericht meines alten Herren.

    Lettore silenzioso

  • Vor vierzig Jahren gastierte der 1.FC Köln beim Tabellenvierten, dem VfL Bochum. der FC hatte 12:12 Punkte, Bochum 15:9. Bochum hatte unter der Woche ein 2:2 in München erreicht und der FC hatte sein Heimspiel gegen Gladbach mit 1:5 vergeigt. Und dabei 2 Elfmeter verschossen.


    35.000 Zuschauer im Ruhrstadion und wir - Vater, Onkel und ich - dabei. Ohne ganz grosse Hoffnung. Unsere Abwehr war eine Katastrophe, von allen vorderen Mannschaften kassierten wir mit Abstand die meisten Tore. Und unser bester Mann - Klaus Allofs - fehlte verletzt. Onkel war fortwährend angefressen auf Trainer Löhr, der ihm viel zu offensiv auf stellte. "Ohne Schumacher hätten wir schon zehn mehr kassiert". Niemand gab ihm Unrecht, denn es stimmte. Löhr stellte zu offensiv auf, das Rückzugverhalten war streckenweise desaströs und einzig Toni Schumacher verhinderte Schlimmeres.


    Im Ruhrstadion wurde zwei Dinge exemplarisch vorgeführt:


    -welchen Einfluss Spielglück hat

    -welchen Einfluss ein überragender Torwart hat


    Köln ging mit dem ersten Angriff in der 3ten Minute durch Littbarski in Führung. In der Minute vorher musste Bochum schon vorne liegen, aber Schumacher hielt einen jener Bälle von denen man sagt:"Unhaltbar". Nach dem Kölner Führungstor spielte bis zur Halbzeit nur Bochum. Streckenweise Belagerungszustand. Tenhagen, der Bochumer Libero in ganz grosser Form und vorne bekamen die Kölner Stefan Kuntz und Klaus Fischer nicht gebändigt. Ausser Toni Schumacher, der hielt alles. Flog durch den Strafraum Hechtete, faustete, lag quer in der Luft. Und schimpfte wie ein Rohrspatz mit seinen Vorderleuten. Halbzeit - und wir schauen uns fast verdattert an. Wir führen 1:0, das kann doch gar nicht sein. Unverdient hoch 5, aber gut.


    In der zweiten Halbzeit wird es etwas besser, aber nicht viel. Köln ohne jede Spielkontrolle, einzig Uwe Bein mit einigen guten Aktionen und Littbarski ist schon stark und beschäftigt die Bochumer Abwehr. Ansonsten: Toni Schumacher. Zwischen der 60ten und de 70en Minute lässt er die Bochumer serienweise verzweifeln. Bochum hat indes Glück, als Engels bei einem Konter haarscharf verfehlt.


    75te Minute - Kree trifft für Bochum nach einer Ecke. Hoch, hoch verdient. Anstoss - Bochum ist noch im Jubelmodus und bekommt den Ball nicht geklärt und Engels trifft zum 2:1 für Köln. Nicht zu glauben. Bochum antwortet mit wütenden Attacken und Kölns Antwort ist: Schumacher. Zwei Minuten vor Schluss triff Littbarski zum 3:1 für Köln, dass Spiel ist durch.


    Unfassbar. Ich sehe meinen Onkel und Vater noch heute vor mir, als wir nach dem Spiel in einer Bochumer Kneipe sitzen. Die schütteln unentwegt den Kopf und freuen sich über Toni Schumacher. Und kritisieren Löhr in Grund und Boden. So kann man defensiv nicht spielen lassen.

    Lettore silenzioso

  • Samstag, 26ter November 1994 und der 1.FC Köln empfängt den TSV 1860 München in folgender Mannschaftsaufstellung:


    Ilgner - Hauptmann - Baumann Thiam - Greiner Janßen Rudy Andersen Weiser - Polster Labbadia. Die Löwen mit Spielern wie Trares, Stevic, Schwabl und Rydlewicz.


    Richtige Prominenz ist auch auf den Trainerbänken versammelt - Morten Olsen und Werner(Beinhart) Lorant sind die Trainer. Beide Mannschaften stehen schlecht da - 1860 München mit 7:21 Tabellen 16ter und der FC ist 13ter mit strammen 11:17 Punkten(Zweipunkte Regel).


    In Köln stimmt seinerzeit also nicht viel und bei 1860 München stimmt fast gar nichts. 22.000 Zuschauer sind dennoch nach Müngersdorf gepilgert. Man kann nicht sagen, daß die Menge erwartungsfroh ist - aber gegen den 16ten sollte es denn doch reichen.


    Ich schreibe mal vorab - das Spiel wird den Tabellenplätzen gerecht. Köln hat das Plus mit Hauptmann, Thiam und Baumann einen sehr soliden Abwehrblock zu stellen und davon lebt man. Im Mittelfeld fällt den Geissböcken in aller Regel wenig ein, insbesondere die linke Seite lahmt, weil Weiser einen schwachen Tag und Andersen einen sehr schwachen Tag erwischt. Einzig Olaf Janßen bekommt dann und wann einmal Struktur ins Spiel, aber auch er alleine bekommt Labbadia und Polster vor allem in der ersten Halbzeit nicht gewünscht in Szene gesetzt. Von in Szene setzen können die Münchener Löwen nur träumen - bei ihnen läuft gar nichts. Stevic spielt schwach, der Sturm ist ein laues Lüftchen und die Aussenspieler sind strikt defensiv eingestellt. Gut spielt bei den Löwen wirklich ausser dem soliden Torwart Meier noch Libero Trares, der so manchen Bock seiner Vorderleute ausbügelt. Unter anderem einmal recht spektakulär, als er Labbadia mit einer wahren Monstergrätsche ein fast schon sicheres Tor weg nimmt.


    Zur Halbzeit entweder ernüchtertes Schweigen oder gellende Pfiffe. Man hatte kein Fest für Feinschmecker erwartet, aber das war ja nicht einmal Imbiss Bude. Es entspann sich eines der typischen Halbzeitgespräche zwischen Vater, Onkel und mir. "Was würdet ihr anders machen?!"...Einhellige Meinung: "Alles". Einhellige Meinung weiterhin: "Leistung von Andersen und Weiser eine Frechheit"....Einhellige Meinung weiterhin:"Kann gar nicht sein, daß die Münchener schon 7 Punkte haben". In der Tat - der FC schwach, aber die Leistung der Löwen war schon fast bodenlos.


    Dieser Meinung schien auch Werner Lorant zu sein, denn als Stürmer Bodden zweimal binnen 90 Sekunden den Ball wie ein Kreisligakicker verstolperte holte er diesen kurzerhand 7 oder 8 Minuten nach der Pause vom Platz und verpasste ihm vom Abgang noch einen Schwall von Freundlichkeiten. Köln indes wurde besser und hatte Chancen. Die aber sämtlichst vergeben wurden, bis in Minute 70 Toni Polster in typischer Torjägermanier eine Vorarbeit von Rudy zum 1:0 verwertete. Kurz danach wechselte Lorant den österreichischen Nationalstürmer Pacult ein, was ich mit den Worten kommentierte:"Alarmstufe Rot. Der ist gefährlich". Hätte ich besser nicht gesagt, 5 Minuten später klingelte es im Kölner Kasten und Bodo Ilgner sah nicht allzu glücklich aus. Der FC reagierte wütend, war besser und kam 5 Minuten vor Spielende durch den besten Kölner Janßen auf Vorlage von Polster zum 2:1 Siegtreffer.


    Wir waren uns nach dem Spiel einig: der FC kann in dieser Saison unmöglich über einen Mittelfeldplatz hinaus gekommen - die Mannschaft hat Baustellen ohne Ende. Und es wird sehr schwierig sich vorzustellen, daß 1860 in der Liga bleibt. Köln wurde 10ter - Bingo. 1860 blieb in der Liga - mit 27:41 Punkten sogar recht komfortabel als 14ter. Weil Dresden, Duisburg und Bochum noch unterirdischer agierten und weit abgeschlagen abstiegen. Meister wurde Borussia Dortmund vor Werder Bremen. Bayern München wurde - abgeschlagen - Sechster!

    Lettore silenzioso

  • 45 Jahre ist es her, da spielte der 1.FC Köln bei Bayer Uerdingen. Köln - eher schwerfällig in die Saison gestartet - kam mit der Empfehlung von 3 Siegen aus 4 Spielen. Der Transfer von Tony Woodcock hatte mit der Mannschaft was "gemacht" und sie war in Schwung gekommen.


    Schumacher - Prestin Cullmann Strack Zimmermann - Schuster Okudera Kroth - Woodcock D.Müller Littbarski, so hiess die Aufstellung der Kölner im Krefelder Grotenburgstadion. Uerdingen mit Spielern wie Paul Hahn, Brinkmann, Friedhelm Funkel, Siggi Held, Mattson.


    Krefeld war zu jener Zeit eine Einkaufsstadt par excellence. Elegante, schöne und interessante Geschäfte waren in der "Samt- und Seidenstadt" seinerzeit nicht die Ausnahme - sondern die Regel. Was das bedeutet im Zusammenhang mit Fussball?! Nichts und an diesem Tag alles. Es war kurz vor Weihnachten und meine Schwester wollte nach Krefeld zum Einkaufen. Ich müsse sie mit nehmen(Anmerkung: meine treuen Wegbegleiter Onkel und Vater waren nicht dabei). Ich müsse gar nichts und überhaupt käme es nicht in Frage, daß ich sie in Krefeld absetzen würde und dann zur Grotenburg und sie dann wieder abholen würde. Die Einigung sah so aus: Wir gehen zusammen einkaufen ab 10 Uhr in Krefeld. Um 14 Uhr ist Ende, dann geht es Richtung Grotenburg und sie geht mit zum Fussball. "Vier Stunden Einkaufen muss ja wohl selbst für dich reichen", sagte ich. "Und 90 Minuten Fussball muss ja wohl für dich reichen", sagte sie. "Meine 90 Minuten werden mit Sicherheit preiswerter als deine 4 Stunden".


    Wir gingen also einkaufen. Legendär - einkaufen mit meiner Schwester. Nach 3,5 Stunden hatte ich restlos die Pappe auf. Wir liessen den Wagen natürlich stehen und fuhren mit der Strassenbahn. Ich spendierte meiner Schwester einen Sitzplatz. Muss ich erklären, daß meine Schwester an Fussball wenig Interesse hatte?! ....


    Köln spielte sehr stark. Hinten liessen vor allem Culli und Zimmermann nichts anbrennen, ein spielstarkes Mittelfeld beherrschte das Terrain und vorne waren Woodcock und vor allem Dieter Müller permanente Gefahrenherde. Nach 25 Minuten macht Müller das 1:0 und das ist auch der Halbzeitstand. "Wir müssen höher führen", erkläre ich meiner Schwester. "Und warum tun wir es das nicht?!"....Puuuh..


    Halbzeit 2 und Uerdingen macht aus dem buchstäblichen Nichts nach etwas über 50 Minuten das 1:1. "Siehst du, wenn Köln zur Halbzeit höher geführt hätte, wäre alles nicht so schlimm", sagt Schwesterherz. Und guckt gleich weg, weil meine Augen funkeln(ich selber kann es spüren). Köln lässt sich allerdings weniger anmerken als ich und spielt unbeeindruckt nach vorne. 65 Minuten und unser Japaner Okudera macht das hoch verdiente 2:1 nach Vorarbeit von Schuster und Müller. Und derselbe Müller krönt seine sehr starke Vorstellung mit dem entscheidenen 3:1 nach 80 Minuten. Prima, satte Leistung. Wir sind nach der Hinrunde 3ter mit nur 2 Punkten Rückstand auf die Bayern und einem Punkt Rückstand auf den HSV.


    Mit der Strassenbahn fahren wir in die Innenstadt. Claro, wir haben Hunger und wir essen in einem jugoslawischen Restaurant. Ja, nicht serbisch oder kroatisch - jugoslawisch hiess das damals, aber man serviert kroatische und/oder serbische Küche. Meine Schwester war nie die ganz grosse Esserin und ich bin etwas erstaunt über ihren Appetit. "Fussball macht Hunger", sagt sie und freut sich. Wir beschliessen nach dem Essen noch auf die "Krefelder Meile " zu gehen, wo es eine Kneipe nach der anderen gibt. Irgendwie ergreift mich nach dem zweiten Bier das Gefühl:"Das geht nicht gut hier".


    Ich mache es kurz. Um 3 Uhr 30 morgens fallen meine Schwester und ich ins Auto. Nur Auto fahren - das geht nicht mehr, keine Chance. Wir haben uns göttlich amüsiert an diesem Abend und hatten eine Menge Durst. Wenn meine Schwester "drauf" ist, dann ist sie "drauf". Und bei mir geht es genauso.


    Der Wagen war kalt, aber das machte nichts. Wir hatten Mäntel, wir hatten Decken und vor allem wir hatten genug Bettschwere. Am nächsten Morgen um 10 Uhr waren wir zu Hause und unsere Mutter empfing uns mit einer strammen Ansprache. Machte nichts, Einkaufen - Fussball - Richtig die Sau raus gelassen, das war schon super. 15.12.1979.

    Lettore silenzioso

  • was ist heute noch los in KR?

    Ich bin mal über den Ring gelaufen von Hbf zu irgendeinem Kaufhaus. aber geglänzt hat es nicht mehr.

    Der Glanz der Samt - und Seidenstadt ist erloschen. Nach wie vor eine schöne Wohnstadt in gewissen Vierteln und ein in der Tat wunderschöner Stadtwald. Der Einzelhandel mit den grossartigen Geschäften ist sukzessive grosso modo vor die Hunde gegangen.

    Es gab mal ein Spiel zwischen meinem Mutter und meinem Vater bei uns zu Hause, das ging so. Mama:"Du Schatz, wir müssten mal einkaufen gehen. Und auch die Kinder brauchen mal neue Klamotten. Ich glaube, wir sollten mal nach Mönchengladbach fahren". Sagte meine Mama, im gespielten Ernst. Worauf mein Vater - mit gespielter strenger Miene - sagte:"Geliebte Frau, das kann doch nicht dein Ernst sein. Wir fahren doch nicht nach Mönchengladbach. In Gladbach gibt es keine schönen Geschäfte und nur schlimme Leute. Nein, wir fahren nach Krefeld. Da gibt es edle Geschäfte und da wohnen feine Leute".


    Diese Konversation war ritualisiert und der Ursprung dessen alles war klar: Gladbach war schon damals die Schweinestadt und Krefeld war einfach - sinerzeit - hipp und chic. Wie ich sagte - schöne Geschäfte, schöne Strassen, schöne Lokale und ein richtig gute Kneipenszene. Vorbei - leider. Na gut, bis auf die bestimmten Wohngebiete und ein paar nette Lokale, die gibt es immer noch.

    Lettore silenzioso

  • Vor fünfzig Jahren - die Saison 1974/1975. Eine Saison, der ich noch heute hinterher "trauere".


    Köln`s Kader war exclusiv. Mit den Weltmeistern Cullmann, Flohe und Overath. Weber, Zimmermann, Schumacher, Neumann, D. Müller, Löhr, Glowacz, Simmet, Konopka, Hein. Und was macht die Mannschaft?! Startet mit 1:9 Punkten und ist Tabellenletzter. Nach 17 Spieltagen hat Köln 20:14 Punkte und nur noch drei Punkte hinter der Tabellenspitze. Am 28ten Spieltag sind es nur noch 2 Punkte. 35:11 Punkte nach diesem desaströsen Start hat man geholt. Cullmann, Neumann, Overath spielen eine überragende Rolle. Zimmermann - leider öfter verletzt - deutete seine überragenden Fähigkeiten an. Dieter Müller bombte ohne Ende - 24 Tore am Ende. Köln scheiterte am Ende, wurde nur 5ter. Weil die Mannschaft einen unfassbar schlechten Start hin legte und weil am Ende nach der Aufholjagd die Kraft fehlte. Und weil Trainer Cajkovski nicht das taktische Geschick eines Hennes Weisweiler hatte. Sicher auch, weil im entscheidenen Moment die Nervenkraft fehlte. So oder so - das war eine verpasste Gelegenheit. Aber der Fussball, den diese Mannschaft spielte - der war streckenweise zum Verlieben. Das Mittelfeld Simmet - Flohe - Overath - Neumann war europäische Sonderklasse und spielte nicht nur in der Bundesliga die Gegner reihenweise her, auch im UEFA Pokal kam man bis in das Halbfinale in diesem Jahr.

    Lettore silenzioso

  • Eine japanische 78-minütige Zusammenfassung unseres 1 zu 1 in Müngersdorf in der Double Saison:


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    Mitsamt dem historischen "Zunge raus" Jubellauf von Flohe nach dem Ausgleich. :red_heart:

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    2 Mal editiert, zuletzt von Oropher ()

  • Eine japanische 78-minütige Zusammenfassung unserer 1 zu 1 auf dem Bökelberg in der Double Saison:


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    Mitsamt dem historischen "Zunge raus" Jubellauf von Flohe nach dem Ausgleich. :red_heart:

    Wir haben nicht 1:1 auf dem Bökelberg gespielt. Wir haben 1:1 in Müngersdorf gespielt. Und danach hatte Flocke die Zunge raus, korrekt.

    Lettore silenzioso

  • Ups, hab ich auf der Arbeit schnell hier reinkopiert, weiß ich eigentlich. :smiling_face_with_halo:


    In Gülletown gabs das 5 zu 2. :nerd_face:

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  • Einer unserer letzten positiven Rekorde ist gefallen: Baumann (Hoffenheim) hat jetzt 72 Tore gegen einen einzigen Club (Bayern) kassiert. Bisheriger Rekordhalter war der Schalker Nigbur, der gegen den Effzeh von 1966 - 1983 69 Tore gefressen hat.


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  • 50 Jahre her - Köln empfängt in der Radrennbahn den FC Kaiserslautern. 15.000 Zuschauer, Spiel ist ein Nachholspiel vom 16ten Spieltag. Der FC - mit 1:9 Punkten gestartet ist dabei die Liga von hinten aufzurollen. Folgende Mannschaft hat Cajkovski nominiert:


    Schumacher - Glowacz Weber Cullmann Zimmermann - Simmet Neumann Flohe Overath - Löhr Müller. Lautern mit Bundesligagrössen wie Sandberg, Toppmöller, Diehl, Melzer, Riedl und Pirrung. Und mit einem schwedischen Nationaltorhüter namens Ronnie Hellström - jahrelang einer der besten Torhüter in Europa. Und - rechter Verteidiger - mit dem legendären Walter Frosch. Walter Frosch war ein wahrhaft ungewöhnlicher Fussballer. Kettenraucher vor dem Herrn. Ursprünglich kam er aus Alsenborn, wo er sich - vom Fernsehen fest gehalten - über die Bande schwang und sich einen Zuschauer vor nahm. Grund: der hatte Frosch kritisiert. Später in St. Pauli hielt er einen bis heute ungebrochenen Rekord für die meisten gelben Karten in einer Saison. Kein Zweifel - Walter Frosch war ein echtes Raubein, Hannes Löhr wird es nicht nur aus diesem Spiel bestätigen.


    Köln war von Anfang an in einem guten, rassigen Spiel Ton angebend. Das Kölner Mittelfeld wurde defensiv zusammen gehalten von Heinz Simmet, dirigiert von Wolfgang Overath und individuell mit Highlights gespickt durch Heinz Flohe. Der "Hexenmeister" machte seinem Namen wieder einmal alle Ehre, glänzte mit technischen Kabinettstücken, herzhaften Schüssen und glänzenden Einfällen und stellte seine Gegenspieler vor unlösbare Probleme. Ausser einen - Ronnie Hellström stellte seine Extraklasse immer wieder unter Beweis. Auf der Gegenseite hielt allerdings auch Toni Schumacher ein paar Bälle von Extraklasse. Köln war trotzdem Chef im Ring, aber hatte auch reichlich Pech. Manchmal auch etwas Unvermögen. Und manchmal beides zusammen - so als Zimmermann und Müller binnen Sekunden erst am Pfosten und danach vor dem freien Tor scheiterten.


    Zehn Minuten vor dem Ende schien klar, heute schiessen wir kein Tor mehr. Zu gut war Hellström und der Schwung der Kölner liess dann auch nach. Und dann kommt in Minute 88 Heinz Flohe an den Ball. Kurvt nach innen und schiesst flach und unhaltbar ins Eck - 1:0. Lautern protestiert, Simmet soll sich vorher bei der vorgegangen Balleroberung zu vehement eingesetzt zu haben. Der Treffer zählt und unmittelbar vor dem Abpfiff macht Löhr das 2:0.


    Vier Tage später gewinnt der FC mit 3:1 in Duisburg und holt damit 19:5 Punkte in Serie. Nur drei Punkte noch zur Tabellenspitze.

    Lettore silenzioso

  • 26. Januar 1980 - Köln gegen Borussia Dortmund


    Der Tabellendritte empfängt den Tabellenfünften - westdeutsches Spitzenspiel vor 30.000 Zuschauern. Ich habe es rechtzeitig zum Anpfiff geschafft. Auto bis Frankfurt, dann S - Bahn zum Bahnhof, dann Zug nach Köln, dann vom Dom zum Stadion. Wie das so ist, wenn du bei der Bundeswehr bist und bis Samstag früh zum Wachdienst eingeteilt bist.


    Ich treffe meinen Vater und meinen Onkel im Restaurant des ASV. Und brauche jetzt erstmal eine Coca Cola und dann noch eine. "Blass bist du, Junge", sagt der Onkel besorgt. Ich winke ab, "Ach, lass mal - die Cola hilft und gleich gewinnen wir, dann bin ich wieder topfit".


    Köln gegen Dortmund, das heisst auch Weisweiler gegen Lattek. Zwei Trainer, die sich nicht unbedingt mögen und die - mindestens - eine grosse Rivalität verbindet. Köln gegen Dortmund ist auch ein ewig junger Westschlager mit schon damals beiderseits grosser Anhängerschaft. Aki Schmidt - der Altinternationale aus Dortmund und mein Vater waren seit den 50er Jahren gut befreundet und wir würden ihn nach dem Spiel treffen und mit zu uns nach Hause nehmen, wo Aki und mein Vater und mein Onkel eine Tour durch die Gemeinde machen würden. Einmal im Jahr bei Aki, einmal im Jahr bei uns. Der Aki konnte Geschichten erzählen, das war der Wahnsinn.


    Naja, kommen wir zum Spiel. Der FC hatte - wieder einmal - eine starke Truppe: Schumacher - Prestin Cullmann Strack Zimmermann - Schuster Neumann Okudera - Littbarski Müller Woodcock. Der BVB mit Spielern wie dem jungen Eike Immel, Huber, dem eisenharten Stopper Theis, Votava, Burgsmüller, Peter Geyer. Und mit dem ehemaligen Kölner Herbert Hein, der sich rassige Duelle mit Littbarski lieferte.


    Erste Halbzeit verteiltes Spiel. Gutes Spiel und die Abwehrreihen waren grössten Teiles Herr der Lage. Allerdings war unverkennbar, daß Müller und Woodcock mehr Gefahr als die Dortmunder Sturmreihe versprühte.


    50te Minute - Müller machte auf Vorlage von Woodcock das 1:0 und scheitert nur Minuten später am herausragend reagierenden Immel. 10 Minuten später liefert Müller auf Woodcock - 2:0. Die Dortmunder werden jetzt richtig her gespielt und Köln hat Torchancen en gros. Neumann und Schuster erzielen die Tore 3 und 4, bevor Vöge in der Schlussminute Ergebniskorrektur betreibt. Der FC hat ein erstklassiges Spiel gemacht und ist in Schlagdistanz zur Tabellenführung. Weisweiler hat seinen Triumph über Lattek und grinst zufrieden.


    "Aki kann gleich was erleben", freute sich mein Vater. Und ja, Aki erlebte was auf der Rückfahrt. "Sonne Scheisse", sagt Aki. "4:1 auffen Kopp und dann nur Sprüche von euch Schlaumeier. Unsere Kerls(er meint die Dortmunder) sollse mit dem Mottek auffe Birne kloppen". ...Gott, haben wir gelacht auf der Tour nach Hause. Meine lieber Mutter hat weniger gelacht, als die drei dann später wieder nach Hause kamen. Viel später. Sehr laut und bestens gelaunt. Und sich in der Küche noch 2 oder 3 genehmigten.

    Lettore silenzioso