„Das war die Faust Gottes“
Soeben erschienen: Bernd Imgrund: „Ohne Rhein kein Dom. 33 spannende und ungewöhnliche Gespräche aus dem Kölner Leben“, Emons Verlag. Darin: Genau das, was der Untertitel verspricht, unter anderem mit Bömmel Lückerath, Shari Reeves, Fatih Çevikkollu, Suzie Kerstgens und Navid Kermani. Als Appetizer das folgende Interview mit dem 1974er Fußball-Weltmeister und 1978er Double-Gewinner mit dem 1. FC Köln, mit dem Lieblingsspieler einer ganzen Generation, mit Heinz Flohe also.
-Vor allem unter Hennes Weisweiler war der FC immer sehr offensiv ausgerichtet.
Der Hennes hat mit uns trainiert, die Flanken und Ecken ganz stramm reinzubringen, nicht so Dinger, wo oben Schnee drauf ist. Die waren wie Torschüsse, da schwärmt der Dieter Müller (1973-81 Mittelstürmer des FC, Imgrund) heute noch von.
-Sie haben mal gesagt, Sie wären auch ohne Geld zum FC gegangen. Welchen Ruf hatte der Verein in den 1960er Jahren?
Das war alles superprofessionell, beim Clubhaus und den Anlagen angefangen. Das kann man nur mit dem heutigen FC Bayern vergleichen. Für Jungs, die aus dem Umkreis kamen, war der 1. FC Köln das Allergrößte. Ich sage immer: Wenn der Kremer nicht so früh gestorben und der Weisweiler früher gekommen wäre, dann wäre der FC so dominant wie heute die Bayern.
-Haben Sie auch mal überlegt, ins Ausland zu gehen?
Wir haben mal im Messe-Cup in Florenz gespielt, da habe ich zwei Tore gemacht. Nachher beim Bankett wurde ich angesprochen, ob ich nicht nach Italien wechseln wolle. Aber ich wollte hier nie weg.
-Auch beim FC wurde ausgeteilt. Ein Bayernspieler verlor im Pokalviertelfinale 1971/72 zwei Zähne, und Sie waren beteiligt.
Das war ein Spiel ... Nachher bin ich in die Lindenburg zum Nähen, da meint der Doktor: Gibt´s doch gar nicht. Erst kommt einer an, der hat ´nen Beinbruch, dann einer, der hat zwei Zähne weg, und jetzt auch noch Sie. Tja, sag ich, das war ein Fußballspiel.
Erinnern Sie sich noch an den Verlauf?
Da hatten wir das Hinspiel in München 3:0 verloren. Ein astreines Tor von Glowacz war uns aberkannt worden, weil der Franz auf den Schiedsrichter eingeredet hatte. Denen haben wir schon da gesagt: Wenn ihr nach Köln kommt, dann kriegt ihr Rames. Anfang der 2. Halbzeit führten wir 4:0, am Ende stand es 5:1 und wir waren im Halbfinale.
Aber das Spiel ging dann in der Kabine weiter, nicht wahr?
Der Krauthausen hatte mir während des Spiels eine große Platzwunde zugefügt, und danach sage ich zu dem: Hör mal, warum hast du das gemacht? Und da hat der mir ´ne Ohrfeige gegeben.
Was er bereuen sollte.
Ja, unten in der Kabine hat er einen Schlag bekommen, und dann war er am Weinen.
Wer dafür sorgte, konnte natürlich nie ermittelt werden, nehme ich an.
Das war die Faust Gottes. (lacht)