BITTE nicht Fischer! Ich habe große Sorge, dass wir mit dieser Entscheidung massiv auf der Nase landen werden und ich führe auch gerne noch einmal ausführlich aus, warum:
Fischers bisher gezeigte Spielweise beruht darauf, dass man den Großteil des Spielfelds herschenkt, sich tief fallen lässt, abwartet und im letzten Drittel die Räume eng macht, um dann aus dieser tiefen Grundaufstellung per Konter Nadelstiche zu setzen. Das erfordert ein hohes Maß an taktischer Disziplin und gutes Positionsspiel sowie Zweikampfstärke (am Boden und in der Luft) auf fast allen Positionen. Das ist auch eine absolut plausible Idee, die bewiesenermaßen Erfolg in der 1. Bundesliga mit sich bringen kann.
Das Problem? Der Großteil unseres Kaders passt einfach 0,0 zu dieser Idee. Natürlich können Spieler in der Regel unterschiedliche Aufgabenprofile abdecken, aber man würde sich hier vermutlich massiv der eigenen Stärken berauben und Leute in Aufgabenprofile zwingen, für die sie einfach nicht die passenden Fähigkeiten haben. Zur Erinnerung: die aktuellen Leistungsträger im Kader hatten alle ihre beste Zeit unter Steffen Baumgart und seinem Pressingfußball. Die Mannschaft wurde seit Jahren unter dieser Prämisse zusammengestellt.
Aber ich will es nicht dabei belassen, sondern werde gerne noch konkreter. Schauen wir uns mal an, wie Fischer bei Union hat spielen lassen und welche Aufgaben die Spieler unter ihm hatten.
Es fängt schon in der Innenverteidigung an. Da brauchst Du absolut kompromisslose Leute, die ihre Position halten und überdurchschnittlich viele Zweikämpfe am Boden UND in der Luft gewinnen (denn Fischer baute bei Union darauf, den Gegner zum Flanken zu zwingen und dann mit seiner immer überdurchschnittlich kopfballstarken 5er-Kette die Flanken konsequent wegzuschädeln). Wer soll diese Aufgaben bei uns übernehmen? Pauli hat bisher keine Stärke im Kopfballspiel nachgewiesen (40 % gewonnene Luftkämpfe) und ist auch am Boden für einen Innenverteidiger noch eher wackelig im Zweikampf (51% gewonnene Zweikämpfe). Bei Schmied sieht es besser aus, aber auch er war bisher immer nur ein solider, aber eben nicht herausragender Zweikämpfer. Er ist allerdings, zum Beispiel sehr gut darin, Bälle abzufangen (Hübers war darin unter Baumgart übrigens herausragend gut), was eine tolle Eigenschaft in einer Pressing-Defensive ist, bei Fischers Ansatz aber fast komplett vernachlässigt werden kann, weil die Innenverteidiger ja eben nicht viel aus der Kette rücken sollen, um keine Lücken in den kompakten Defensivverbund zu reißen. Ich sehe folglich nur Heintz und Hübers als akzeptabel passende Puzzleteile für "Fischer-Fußball" und Heintz hat lustigerweise schon unter Fischer gespielt und kam kaum zu Einsatzzeiten.
Auch auf der 6er-Position fehlen dann umso mehr die richtigen Spieler, denn Union hat unter Fischer z.B. mit Robert Andrich und Rani Khedira eigentlich immer zwei absolute Defensivexperten (man möchte schon sagen Zerstörer) ins Feld geführt. Klar traue ich Martel diese Rolle auch absolut zu, aber wir haben aktuell weder jemanden im Kader, der die Nebenrolle übernehmen könnte, noch einen Ersatz für Martel, wenn der mal ausfallen sollte.
Und dann schauen wir in die Offensive und sehen dort, dass Fischer eigentlich immer auf einen körperlich starken Wandspieler gesetzt hat, der lange Bälle festmachen sollte und diese dann an schnelle und torgefährliche Nebenleute abgelegt hat. Da schaue ich jetzt mal in den Kader und sehe:
- Keinen einzigen körperlich starken Wandspieler
- Keinen einzigen schnellen UND torgefährlichen Flügelspieler
D.h. man müsste sich in fast allen Mannschaftsteilen in erster UND zweiter Reihe neu aufstellen, oder Fischer müsste seinen fußballerischen Ansatz massiv abändern, um zu den Spielern zu passen, die er hier vorfindet.
Eine Entscheidung für Fischer wäre damit das absolute Gegenteil einer pragmatischen Entscheidung anhand der verfügbaren Qualitäten.