Ich habe wirklich ernsthaft versucht, die Serie zu genießen, aber es gelingt mir einfach nicht. Angefangen hat das eigentlich schon mit Folge 1, wo Mae mit theatralischem Gewese und einem prolligen "Greif mich an, mit all Deiner Kraft/Macht" auf Jedi-Jagd geht. Das war ein absoluter Fremdscham-Moment für mich, wo ich mir kurz überlegt habe, direkt wieder auszuschalten.
Was mich bis zu Folge 7 hat dabei bleiben lassen, sind die Aliens, Monster und Landschaftsaufnahmen, die allesamt gut geraten sind. Auch der Hexenzirkel, der in den Folgen 3 und 7 gezeigt wird, hat mir gut gefallen und etwas Abwechslung hinein gebracht. Die Lichtschwertkämpfe sind eigentlich allesamt auf wirklich hohem Niveau, die haben mich absolut begeistert.
Aber was die Handlung angeht, da ist "Acolyte" mit das Schlechteste, was ich bisher bei SW gesehen habe.
Wir haben - wie wir am Ende von Folge 7 erfahren - zwei völlig identische "Klon-Zwillinge", die mithilfe der Macht bzw. einer Vergenz (einer hohen Machtkonzentration) aus dem Nichts geschaffen wurden. Eine Essenz in zwei Körpern sozusagen. Das einzig Interessante daran ist, dass dies wohl auch eine Referenz auf Anakin Skywalker sein soll, der ja ebenfalls - laut Episode 1 - keinen Vater hat und womöglich durch eine ähnliche Machtkonzentration ins Leben gerufen wurde. Hurra.
Allerdings haben diese beiden Mädchen, Osha und Mae, so gar keine Beziehung zueinander und das obwohl sie von derselben Schauspielerin gespielt werden, zumindest im Erwachsenenalter. Selten zwei Charaktere gesehen, die so wenig Berührungspunkte miteinander haben. Null Charisma, null Chemie, null irgendwas.
Ständig wird angedeutet, dass das, was damals zur Trennung der beiden Geschwister geführt hat, wohl einen düsteren, tragischen, grausamen, grauenhaften Ursprung hat. Dann bekommt man diese Geschichte in einem Flashback in Folge 3 erzählt und denkt sich: OK, Mae ist eine dumme Göre, die dafür zumindest in Teilen selbst verantwortlich war. Und man ahnt gleichzeitig, dass auch die Jedi etwas zu verbergen haben. Während man sich noch fragt, seit wann ein überwiegend aus Stein und Stahl gebautes Gebäude so schnell Feuer fangen kann?
Dann erhält man dieselbe Folge mit Episode 7 quasi noch mal, aus anderem Blickwinkel. Jetzt wird das große Geheimnis gelüftet. Ein Geheimnis, von dem eigentlich spätestens seit Folge 3 klar war, dass es in eine ähnliche Richtung gehen wird. Der Grund für dieses Unglück, was zur Trennung der Geschwister geführt hat, ist: Mae. *Tusch* Und unglückliche Zufälle bzw. Handlungen der Jedi. Was für eine Überraschung. Nicht. Und man fragt sich immer noch, seit wann ein überwiegend aus Stein und Stahl gebautes Gebäude so schnell Feuer fangen kann?
Hinzu kommen unzählige Logiklücken: warum halten die Jedi diese Welt, auf der man die beiden Mädchen findet erst für so wichtig - um alle Entdeckungen (wie die Vergenz) dann vollkommen zu ignorieren? Wieso sind nach diesem zwar tragischen aber doch nicht wirklich Welten zerstörenden Erlebnis alle vier Jedi, die damals dabei waren, so traumatisiert, dass sich einer von ihnen vollkommen zurückzieht, einer freiwillig ermorden lässt und einer mit einem Gesicht umherläuft, wie sieben Tage Regenwetter?
Nahezu keine der handelnden Hauptpersonen agiert irgendwie nachvollziehbar:
- Osha und Mae sind die Hauptfiguren, die diese Rolle nie wirklich ausfüllen können und besonders Mae agiert völlig wirr und irrational, sagt mal das eine und macht dann dennoch was völlig Anderes.
- Sol ist, einfach so *puff*, auf einmal völlig hin und weg als er die beiden Zwillinge im Wald findet, schleicht ihnen creepy hinterher und will sie dann unbedingt für sich als Padawan gewinnen. Zurückhaltung? Iwo. Ich will sie, also nehme ich sie mir. Ich wollte schon immer einen Padawan. Oookay...
- Torbin möchte einfach nur nach Hause. Super Idee, einen Padawan mit Heimweh auf eine Fernreise mitzunehmen. Hätte man ja auch nicht drauf kommen können, dass das irgendwie dumm ist. Aber gut, sind ja keine Jedi, die so etwas spüren.... oh, doch, sind sie. Na ja. Egal.
- Die "schockierende" Enthüllung Qimirs als "The Stranger" und Meister von Mae war so vorhersehbar, dass es einfach geschmerzt hat. Null Überraschungsmoment, nichts. Und dann der absurde Moment, als er nackt aus dem See steigt und von Osha mit einem lüsternen Blick bedacht wird. Gruselig. Einfach gruselig.
- Vernestra Rwoh. Das Einzige, was sie ständig macht ist, den Rat der Jedi NICHT zu informieren. Niemals. Genau so jemanden erwartet man natürlich auch in einer verantwortungsvollen Position innerhalb des Ordens.
Eine absurde, vorhersehbare und dennoch unlogische Entscheidung und Handlung folgt der nächsten. Selten eine so unausgegorene Serie gesehen, deren größter Fehler es ist, als Serie produziert worden zu sein. Hätte man die Story in einem zweistündigen Film umgesetzt, wäre man mit kurzen Flashbacks bedient worden, statt sich zweimal eine fast identische Folge aus ähnlichen Blickwinkeln anschauen zu müssen, die letzten Endes recht wenig Neues über die Handlung verraten haben. Man hätte mehr Zeit damit verbringen können, die Geschichte voranzutreiben, statt immer wieder zurückzublicken.
Diese Idee, zweimal zurück in die Vergangenheit zu schauen und bis dahin ständig zu teasern, dass damals etwas Dramatisches, Großes, Schreckliches vorgefallen ist, um so die Spannung hochzuhalten, ist zumindest bei mir null aufgegangen. Dafür waren viele Dinge einfach zu offensichtlich und mir die Figuren per se zu egal. Stattdessen hat das nur dazu geführt, dass man weniger Zeit dafür hatte, im Hier und Jetzt etwas Interessantes mit den Charakteren anzufangen.
Ich bin wirklich froh, wenn die Serie durch ist. Schade, dass ich jemand bin, der eine Serie bzw. Staffel selbst dann zu Ende schauen "muss", wenn er sie mal angefangen hat, sonst könnte ich mir die Zeit sicherlich anders besser vertreiben...