Da Fragen nach Spielweise und Taktik aufgeworfen wurden und der Trainer-Thread hierfür am geeignetsten erscheint, möchte ich Euch gerne mal mit den (groben) Einschätzungen eines Erstligisten zu unserem FC konfrontieren. Seit geraumer Zeit arbeite ich im Rahmen eines KI-Projekts mit einem Erstligisten zusammen. Fast jedes Mal, wenn wir uns treffen, sprechen wir auch kurz über "meinen" FC. Zu diesem Kreis gehören neben Analysten auch Spieler. Natürlich steht der FC aufgrund der Ligazugehörigkeit nicht ansatzweise so im Fokus wie andere Vereine, aber die "Großen" der 2. Liga, wie z.B. der FC, HSV, Schalke und Berlin erzeugen dennoch eine gewisse Aufmerksamkeit.
Was sagt man also nun über unseren FC? Hier die kurze und prägnante Analyse:
1. Der FC verfügt im Vergleich zum weitgehenden Rest der Liga über eine höhere individuelle Qualität, abgesehen vom HSV und Berlin. Sie besitzen jedoch leider keine eigentlich zu erwartende spielerische Klasse. Die vielen 1:0 Siege sind Ausdruck jener individuellen Qualität und nicht der einer kollektiven Qualität. Teilweise sind es Einzelaktionen gepaart mit mangelndem Reaktionsvermögen der Gegner, die solche Siege ermöglichen.
2. Im Spiel des FC sind keine nennenswerten Automatismen (mehr) erkennbar. Man war zu Beginn der Saison beeindruckt ob des Offensivspektakels, das der FC gezeigt hat, das jedoch leider nicht so erfolgreich war, wie dies hätte der Fall sein müssen. Kollektives Pressing und Positionierungen im Offensivraum waren zu diesem Zeitpunkt noch richtig gut. Leider ist davon nichts mehr zu sehen. Man erkennt fehlende Automatismen durch fehlende Handlungsschnelligkeit. Spieler haben phasenweise den Ball viel zu lange am Fuß, bevor sie ihn passen. Sehr häufig sind dann die Bewegungen eher seitlich oder gar nach hinten gerichtet, sprich viele Seiten- und Rückpässe. Eine schnelle, nach vorne orientierte Spielweise kommt nicht zustande.
3. Der FC legt augenscheinlich keinen allzu großen Wert auf die Halbräume. Je nach zugrunde gelegter Fußball-/Spielphilosophie wird das Spielfeld für Realtaktiken in mehrere Bereiche eingeteilt. Für ein Verständnis der Bedeutung der Halbräume wird das Spielfeld in Längsrichtung (horizontal) in zwei Hälften unterteilt. Ein Halbraum markiert den zentrierten, horizontalen Bereich einer Häfte vom Anfang zum Ende mit jeweils etlichen Metern Abstand zu den längsseitigen Außenlinien. Eine Außenlinie ist eine echte Seitenlinie, die andere Außenlinie des Halbraums ist die gedachte Linie zwischen den gegenüberliegenden Tormitten. Der Halbraum ist somit der mittige Korridor einer Spielfeldhälfte. Warum hat nun dieser Raum eine große Bedeutung? Je näher man sich in diesem Korridor zum gegnerischen Tor befindet, desto größer wird der eigene Handlungsspielraum: ein Spieler kann direkt aufs Tor ziehen, er kann die Außen bedienen oder er kann den gefährlichsten Raum, das Zentrum frontal zum Tor, bedienen. Gegen Hertha konnte man z.B. sehr gut sehen, dass die Berliner versucht haben, in den Halbräumen Überzahl zu schaffen und den FC frühzeitig attackierten, um selbst in Ballbesitz zu kommen und aus diesen Räumen heraus agieren zu können. Da der FC leider auch in den Halbräumen kaum zweite Bälle gewinnt, können dadurch brandgefährliche SiItuationen für den Gegner heraufbeschworen werden. Auch gegen Fürth konnte man gut erkennen, dass unsere Spieler häufig den Ball in dieser Zone verlieren, oder, was eventuell noch schlimmer ist, ihn in diese Zone zum Gegner passen.
Für mein Dafürhalten bringt diese Kurzanalyse einiges auf den sprichwörtlichen Punkt.