Wenn Merz nicht freiwillig zurücktritt, dann wird sich da kein Kandidat gegenüber ihm durchsetzen können.
In der Vergangenheit kam der Kanzlerkandidat der Union immer aus den Reihen der CDU. Die CSU als rein bayerische Partei hat zwar immer mal gestichelt und die von Weißbier geformten 50-plus-x-Prozent-Muskeln spielen lassen (sogar, als es dafür keinen Anlass mehr gab), sich im Endeffekt aber immer mit der Rolle des Juniorpartners zufrieden gegeben.
Was die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen anbelangt, kam es so wie erwartet/befürchtet. Was über Jahrzehnte unterschwellig vorhanden war, nämlich eine antidemokratische Gesinnung plus allumfassende Opfermentalität, bricht sich unverhohlen Bahn, weil das Konglomerat salonfähig geworden ist oder gar zum "guten Ton" in der – in diversen Landstrichen derb veralteten und daher engstirnigen – (faktisch DDR-)Gesellschaft gehört. Rechtfertigen und sich vor Haue schützen muss sich dort der Demokrat, nicht der Antidemokrat.
Übrigens hat es auch in der BRD lange gedauert, bis die vorherige Diktatur "aus den Knochen" war. Der Satz "Mehr Demokratie wagen" von Willy Brandt aus dem Jahr 1969 spricht Bände darüber, wie schwer das ist. Denn warum, so könnte man aus heutiger, verwöhnter Sicht fragen, soll Demokratie ein Wagnis darstellen?
Im eigenen Saft köcheln und sich in einen immer irrwitzigeren Bedrohungs- und Ungerechtigkeitswahn hineinzusteigern, funktioniert ansonsten nicht nur virtuell, sondern auch ganz real auf der Parkbank bei einer gemeinsamen Kiste Bier am Vormittag. Und wird konsequent jedes "frische Blut" von außen abgelehnt (allein aus einem anderen Bundesland zu stammen reicht mitunter bereits, um als Fremdkörper gemieden zu werden), wird der vor sich hin köchelnde Eintopf alsbald zu einem zähen, braunen Brei, den man schlussendlich auch in Wahlurnen kippt. Weil: Machen (eingebildet) doch alle so.
Ins demokratische Lager zurückholen kann man solche Leute nicht, denn das würde voraussetzen, dass sie zuvor dort anzutreffen waren.