Viele Trainer würden nicht so einfach von ihrem System abweichen. Gerhard Strube aber hat mit der Umstellung auf eine Dreierkette die Wende eingeleitet.
Die Grundordnung hat mit der Spielidee nur wenig zu tun. Letztere haben wir nicht verändert. Klar spielt es sich anders, wenn ich einen defensiven Spieler mehr auf dem Platz habe. Wenn ich nur nach meiner persönlichen Neigung gehe, spielen wir mit einer Viererkette, bei Gerhard Struber ist es genauso. Es ging in der Phase letzten Oktober aber darum, das Team zu stabilisieren: 20 Gegentore aus den ersten 10 spielen waren einfach viel zu viel. Wir haben das genauso wie den Torhüteraustausch von Jonas Urbig hin zu Marvin Schwäbe offen diskutiert. Am Ende entscheidet immer der Trainer, aber es waren beides konsensuale Entscheidungen. Es zeichnet Gerhard Struber aus, dass er offen und bereit für mutige Entscheidungen ist.
Die Auftritte des Teams sind alles andere als attraktiv. Was kann man tun?
Gut trainieren, viel kommunizieren und Vertrauen schaffen, dass die Spieler unabhängig von der Grundordnung ihren Aufgaben nachkommen. Mit der Viererkette fühlen sich mehr Spieler zu Hause, weil sie es kennen, der Kader ist für eine Viererkette zusammengestellt. Wir haben uns aber eine gewisse taktische Flexibilität erarbeitet, so dass wir jetzt in der Lage sind, die Grundordnung nach Bedarf anzupassen. Gegen Darmstadt zum Beispiel war die Wahl der Dreierkette verständlich, weil Liedberg und Hornby ein für die zweite Liga sehr dynamischen Sturm bilden und stark im Umschalten sind. Da eine zusätzliche Absicherung zu haben, ist eine Stärke. Entscheidend ist, dass wir unabhängig von der Grundordnung unserer Spielidee umsetzen.
Inwiefern wollten sie mit den Wintertransfers, Jusuf Gazibegovic, Imad Rondic und Joel Schmied nachjustieren?
Die Idee war den Kader zu verstärken. Unsere drei neuen Spieler geben uns neue Möglichkeiten, und zwei davon stand bis dato fast jedes Spiel in der Startelf. Von daher haben sie den Kader verstärkt.
Und Rondic?
Imad gibt uns im Sturm zusätzliche Möglichkeiten in der Breite. Das er ein Spieler mit einer gewissen Qualität ist, hat er gegen Darmstadt gezeigt. Imad kommt aber sicher noch mal anders zur Geltung, wenn wir es schaffen, spieldominanter aufzutreten, und er seine Qualitäten als Strafraumspieler besser ausspielen kann. In dieser Situation müssen wir ihn häufiger bringen.
Wieso war es nach anderthalb Jahren Transfersperre nicht leicht, entsprechende Wunschspieler zu holen?
In diesen anderthalb Jahren passiert ja in jedem Transferfenster etwas. Und da jetzt im Sommer 2024 das Transferfenster schloss, war quasi niemand mehr aus unserem ursprünglichen Schattenkader verfügbar, sondern nahezu alle waren inzwischen gewechselt. Das ist normal, so ist das Geschäft. Die anderthalb Jahre Vorlaufzeit bringen kaum einen Vorteil. Also stellt man den Schattenkader neu zusammen. Wir waren im Herbst 2024 wieder gut vorbereitet und uns zu diesem Zeitpunkt mit Spielern einig, aber zu einem erfolgreichen Transfer gehört auch der abgebende Club. Wenn wir einen Spieler holen wollen, uns mit ihm einig sind, der abgebende Verein jedoch bis zum Schluss konstant zehn Millionen Euro Ablöse fordert, ist das für den 1.FC Köln nicht leistbar. Genau so ist das bei Leihoptionen. Wenn wir jemanden wollen, sich alle einig sind, dann aber der Trainer beim abgebenden Klub wechselt und der neue sagt, wir behalten erstmal alle Leute zusammen, dann ändern Sie sich kurzfristig die Umstände. Das ist okay, auf solche Effekte muss man vorbereitet sein. Aber man kann sie nicht Jahre im Voraus planen.
Abgegeben wurde Jonas Urbich. Eine komplizierte Situation, die am Ende für alle Beteiligten gut gelöst wurde?
Die Situation war nicht so kompliziert, wie sie gemacht wurde. Wir hatten zwei gute Torhüter, die sich auf höchstem Niveau duelliert haben. Mit diesem Duo hätten wir auch in der Bundesliga auflaufen können und wären sehr ordentlich besetzt gewesen.
Urbig kam mit dem Ziel, zu spielen.
Das ist Sport. Wenn ein Spieler hoch hinaus will, wird die Luft dünner und die Konkurrenz größer. Jetzt ist sie beim FC Bayern noch mal grösser. Im Innenverhältnis war die Situation mit beiden Torhütern nicht kompliziert. Erst spielte der eine, dann der andere. Für Jonas tat sich dann eine Karrierechance auf, die wir ihm ermöglichen wollten. Das wir mit der Lösung, die wir mit den Bayern gemeinsam gefunden haben, einverstanden waren, ist kein Geheimnis.