Ich möchte noch einmal die Option hinzustellen, dass wir vielleicht auch gar kein Problem haben – zumindest keines, das wir unter sinnvollem Ressourceneinsatz lösen können.
Dazu hier ein Artikel aus dem August, den ich im folgenden gerne zusammenfasse https://www.swr.de/swraktuell/…alverweigerer-bw-100.html
Laut Artikel haben wir aktuell grob 5,5 Millionen Bürgergeldempfänger bei uns im Land. Die meisten davon erhalten Bürgergeld, weil sie:
- Belegbar langzeiterkrankt sind
- Betreuungsverpflichtungen haben (z. B. Kinder aufziehen oder Verwandte pflegen)
- Eine Aus- oder Weiterbildung machen
- Einen Niedriglohnjob haben, bei dem aufgestockt werden muss
- Kinder sind
Das sind nun erstmal die Gründe, warum man Bürgergeld empfängt. Jetzt schauen wir uns mal ein paar Gruppen in Zahlen an. Von den 5,5 Millionen ziehen wir zunächst mal die folgenden Gruppen ab, weil sie schlichtweg nicht arbeiten können:
- Kinder unter 15 Jahren (ca. 1,5 Mio.)
- Bereits Erwerbstätige (s. Niedriglohnjobs oben)
- Menschen in Weiterbildung (Ausbildung, Studium etc.)
- Menschen, die Kinder erziehen oder Verwandte pflegen (und dafür natürlich keine Alternative haben)
Dann bleiben 1,7 Mio. Bürgergeldempfänger übrig. Was vielleicht auffällt: Es gibt ja auch noch andere gute Gründe, warum man nicht arbeiten kann. Z. B. eine langfristige Erkrankung oder eine Schwerbehinderung. Dazu liefert der Artikel leider keine konkreten Zahlen, außer dass diese auch in den 1,7 Mio. enthalten sind, die nach Abzug der Punkte oben übrig bleiben. Was der Artikel allerdings sagt: bei vielen dieser 1,7 Mio. gibt es auch „Vermittlungshemmnisse“, wie z. B. eine fehlende Ausbildung, ein hohes Alter nah an der Rente oder eben besagte Schwerbehinderungen.
Jetzt würden wir diesen 1,7 Mio. Menschen also gerne ganz schnell einen Job geben. Also schauen wir doch mal, welche Jobs es gerade gibt und sehen: Ups, es gibt scheinbar nur 0,7 Mio. offene Stellen (https://de.statista.com/statis…n-offenen-arbeitsstellen/).
Das heißt, selbst wenn alle offenen Jobs gut genug zum Profil der Bürgergeldempfänger passen, dann können wir aktuell ca. 1 Mio. Menschen schlichtweg strukturell nicht in Arbeit vermitteln, weil diese einfach nicht angeboten wird.
Und jetzt schauen wir auf die Zahl der Totalverweigerer. Die liegt laut dem Artikel bei - Trommelwirbel - 16.000 Menschen. Um es einfacher, mit den obenstehenden Zahlen, rechenbar zu machen: Das sind 0,016 Mio. Und die werden heute natürlich schon sanktioniert, sonst wären sie ja statistisch nicht erfasst.
Und jetzt stelle ich einmal die Frage in den Raum: Lohnt es sich mehr, die 1,7 Millionen „vermittelbaren“ Arbeitslosen (die weniger als 50 % der Bürgergeldempfänger ausmachen) durch härtere Sanktionen in einen Arbeitsmarkt mit 0,7 Mio. freien Stellen zu drängen
ODER
Sollten wir als Gesellschaft Zeit und Aufwand darein investieren:
- Dass möglichst wenige Erwerbstätige mit Bürgergeld aufstocken müssen
- Dass Menschen nicht für Kindererziehung und Pflege ins Bürgergeld gehen müssen, weil es dafür sinnvolle und bezahlbare Alternativen geht
- Dass weniger Menschen krank werden
- Dass es allgemein mehr Jobs gibt, auf die sich Bürgergeldempfänger bewerben können