Zunächst mal danke, dass du deine Forderung nach Rauswurf der gesamten Führungsetage begründet hast - auch wenn mich persönlich das nicht überzeugt hat. Ich habe dich deswegen stellveretretend gefragt, weil du ja hier einer Derjenigen bist, die am vehementesten die Ablösung von Verantwortlichen fordern. Irgendetwas zu fordern ist aber ja eine Sache, dies auch sachlich zu begründen eine andere. Es ging mir nicht darum den Ahnungslosen zu spielen oder irgendwelche vermeintlich top recherchierten Artikel von Journalisten oder "Sportexperten" aufzugreifen. Ich wollte konkret wissen wie solch eine Meinung bei einem Fan zustande kommt.
Ich hatte gehofft, dass ein paar mehr belastbare Dinge kommen, denn letztlich argumentierst du zum Großteil mit Mutmaßungen und Unterstellungen. Dem Vorstand ob der Komplexität des CAS-Falls Vorsatz vorzuwerfen finde ich schon ein starkes Ding. Naivität okay, aber für vorsätzlich vereinsschädigend Verhalten gibt es weder Anhaltspunkte noch Beweise. Auch das Unterstellen von Befangenheit der beauftragten Anwaltskanzlei ohne Kenntnis des Inhalts des Gutachtens halte ich nicht für angemessen. Auch dafür gibt es keine Belege. Und ansonsten ist es halt das Übliche: die Fehler werden Keller zu 100% angelastet, die positiven Aspekte werden direkt dadurch wieder relativiert, dass Keller sie sich angeblich nicht anrechnen lassen darf. Der Vorstand hat keine Ahnung, er greift nicht ins Tagesgeschäft eingreift und vernachlässigt deshalb seine Kontrollpflicht? Weitere sportliche Aspekte wie Verletzungen von Schlüsselspielern etc. finden auch keine Berücksichtigung in der Argumentation. Sorry, da kann ich nicht mitgehen, weil es für mich nicht nachvollziehbar ist.
Letztlich kommen wir hier sowieso nicht auf einen Nenner, deshalb lasse ich es jetzt auch gut sein. Ich gebe dir Recht, dass Fehler gemacht wurden auf allen Ebenen, denn andernfalls wären wir jetzt noch Bundesligist. Aber die Schlussfolgerung, dass deshalb nun alle handelnden Personen rauszuwerfen sind, da gehe ich nicht mit. Das ist absurd - auch oder gerade weil wir in den letzten Jahrzehnten einen personellen Verschleiß hatten, der uns welchen Erfolg gebracht hat? Keinen! Langfristiger Erfolg geht nur mit Kontinuität auf entscheidenden Positionen. Und die müssen wir hier endlich erreichen. Und solange niemand kommt, der mit einem schlüssigen Konzept überzeugt, wäre eine außerordentliche MV zur vorzeitigen Abwahl des Vorstandes verschwendete Zeit. Der neue Impuls wird mit dem neuen Trainer gesetzt. Wir sollten uns jetzt auf die Vorbereitungen für die 2. Liga-Saison konzentrieren, das wird anspruchsvoll genug. Führungspersonaldebatten sind da wenig zuträglich.
Ich erlaube
mir, mich nur zu wenigen Punkten eurer ausführlichen Konversation zu
äußern:
Zunächst
kann ich den Unmut von FCDom über den Vorstand absolut
nachvollziehen. Auch teile ich manche seiner Kritikpunkte im Ansatz
u. habe überdies eigene - hier nicht genannte - Aspekte, warum
mich dieser Vorstand absolut nicht überzeugt. Letztere sind aber
strategischer, also langfristiger Natur u. rechtfertigen damit auch
keine spontanen Rücktritte u. erst recht keine außerordentlich MV. Denn
über derartiges kann u. soll turnusmäßig geurteilt werden. Daher
lasse ich diese in der der zeitigen Krise (Abstieg, Transfersperre)
außen vor.
Hier der
entscheidende Punkt: Ein Rücktritt jetzt, in eben dieser
Krisensituation, ohne eine bessere u. sofort handlungsfähige
Alternative würde ein Vakuum schaffen, dass gerade jetzt - eben in
dieser Krise - kontraproduktiv ist. (Der einzige Punkt übrigens, bei
dem mich Herr Wolf im Express-Interview überzeugen konnte, ansonsten
waren es m. E. Phrasen, vage Durchhalteparolen u. typ. Slogans, die
auf Verzweiflung hindeuten.)
Gleichwohl
arbeiten die Herrn nun auf Bewährung, d. h. bis zur nächsten
turnusmäßigen MV muss eine positive Aufbruchstimmung durch
signifikant gute Leistungen im Sportlichen erzeugt werden. Denn - so
banal es kling - wir sind ein extrem mitgliederstarker
Profi-Fußballclub einer Mio.-Stadt, dem müssen wir im Ergebnis
fußballerisch gerecht werden. (Die Wahreit liegt nun mal auf dem Platz.) Sollten wir dann aber im unteren
Drittel der Tabelle dahinsiechen, wird dieser Vorstand nicht zu halten
sein. Denn dein berechtigter Wunsch nach Kontinuität erfüllt sich
nur dann, wenn die Protagonisten sich das nachhaltige Vertrauen
als Kontinuitätsträger verdienen. Da wir ein (nein, der) FC sind, steht u.
fällt dieses letztlich mit dem sportlichen Erfolg. Ein permanenter
steiler sportlicher Niedergang seit der UEFA-Conf.-Quali bis zur nächsten MV wäre ein zu
langer u. damit kontinuierlicher (!) Misserfolg u. würde dadurch
Kontinuität auf Vorstandsebene konterkarieren. Insofern braucht es
(für diesen Vorstand) jetzt dringend eine gute sportl. Performance in der 2.
BL. Denn seien wir realistisch: Ansonsten entstünde eine
Negativ-Kaskade, die eine Eigendynamik unter Fans, Medien, Sponsoren
etc. entfachen würde, wie wir sie uns nicht ausmalen wollen... Kurz
formuliert: Bewährung bis zur nächsten MV u. ich denke, das ist
den drei Herrn sehr wohl bewusst.
Spätestens
dann wird auch über die Erfolgsbilanz eines CK geurteilt werden. Denn der
Vorstand hat ihm (m. E. aufgr. seiner bisherigen FC-Performance
völlig zu unrecht) das Vertrauen geschenkt. Demnach wird das Urteil über
den Vorstand sehr maßgeblich davon abhängen, ob es CK (im 2.
Anlauf) gelingt, einen erfolgreichen Trainer anzuheuern. Dabei hat
Herr Wolf selbst die Messlatte u. damit den Erfolgsdruck sehr hoch
angesetzt, indem er im Express-Interview explizit von "Aufstieg"
gesprochen hat. Daran wird sich dieser Vorstand messen lassen müssen.
Denn um auf die o. g. Eigendynamik zurückzukommen: Nichts ist
schlimmer als enttäuschte Versprechungen!
Anmerkung:
Ich hätte mir eine Entlassung Kellers gewünscht aufgrund seiner
massiven Fehleinschätzungen u. des de facto sportlichen Niedergangs
aufgrund seiner Kaderentscheidungen. (m. M.) Mit einer
Trainerfindungs-Taskforce aus dem Verein (bzw. dessen Umfeld) wäre
man unmittelbar handlungsfähig gewesen u. hätte man ein Vakuum vermieden. Bis
zur Wintertransferperiode hätte man einen neuen sportlichen Leiter
finden können. Der Vorstand hat anders entschieden, jetzt muss
dieser Weg zum Erfolg führen, ansonsten wird sich dieser Vorstand
nicht halten können.