Wenn ich die letzten Spiele nochmal in Gedanken überfliege, fallen mir paar Dinge auf, die ich hier mal gerne ansprechen möchte.
Was ich Stöger sehr hoch anrechne, ist die taktische Schulung im Spiel gegen den Ball. Mit ganz wenigen Ausnahmen steht die Mannschaft im Spiel sehr gut, verschiebt clever und lässt dem Gegner nur sehr wenig Räume. Wenn ich bedenke, dass der Großteil der Mannschaft nicht unbedingt Bundesligaerfahrung vorweisen konnte, ist dies schon eine guter Grundstein gewesen, ein Boden, auf den man die nächsten Schritte planen konnte. Wenn man nämlich mal den Saisonverlauf verfolgt, so sind wir natürlich nie der Abstiegszone entronnen, aber durchlaufen im Gegensatz zu anderen Mitabstiegskonkurrenten bisher nur leichte Minikrisen und schaffen es immer wieder, uns selbst aufs neue unten rauszuarbeiten, wenn es mal enger wurde. Besonders mit Blick auf das Management in anderen Vereinen wurde dort mit deutlich schärferen Mitteln versucht, einen Fortschritt erzwungen.
Mit Ausnahme der Partien gegen die Bayern sowie das Auswärtsspiel in Leverkusen (und das mit Abstrichen der Schiedsrichterleistung geschuldet) fällt mir rückblickend kein Spiel ein, wo wir hoffnungslos unterlegen waren. Die Spiele wurden grundsätzlich knapp gehalten sodass - unabhängig vom Spielverlauf - jederzeit auch eine Überraschung drin gewesen wäre. Natürlich verständlich, dass dies nicht immer klappt - hier kann man sicher gut zu unseren Offensivbemühungen überleiten, denn um solche knappen Duelle zu gewinnen, braucht es auch Tore...
Besonders in der Hinrunde wurde leider nicht zu Unrecht die Offensive bemängelt, was zwangsläufig der oben bereits ausführlicher beschriebenen Defensiven Grundordnung geschuldet war. Ich gehöre grundsätzlich der Sorte Mensch an, die nicht nur Schwarz/Weiß unterscheidet, jedoch habe ich mir auch ein wenig mehr von unserer Offensivabteilung versprochen, denn unter dem Strich bestehen unsere einzig erfolgsbringenden Offensivbemühungen aus Konterspiel. Der Ball wird tief stehend gegen den Gegner erobert und schnell nach vorne getragen. Dies ist in meinen Augen noch immer unser einziges Konzept.
Da bis auf die Gegner mit internationalen Ansprüchen (sagen wir mal Platz 1 - 6) kaum ein Ligakonkurrent sich gegen uns 3 feste Punkte einplant, nutzen dies viele Gegner - leider legitim - aus. Umso mehr leider in unserem eigenen Stadion.
Jetzt kann man sicher endlose Diskussionen über die richtige Formation, Startaufstellungen usw. diskutieren und ein Peter Stöger, so gerne ich ihn auch habe, muss sich letztlich auch Stückweit diese Kritik gefallen lassen, denn wenn ich auf die kommende Saison schiele und wir weiterhin Bundesliga spielen, muss sich dort mehr entwickeln.
1. Gefahr durch Flanken / Standards / Eckbälle - sprich Kopfbälle
Wir haben z.B. in der aktuellen Aufstellung mit Deyverson und Ujah zwei passable Kopfballspieler, die allein schon von ihrer körperlichen Statur Vorteile gegen die meißten Gegenspieler haben können. Es bleibt für mich weiterhin unerklärlich, wie kaum eine Flanke auch nur annähernd in den gefährlichen Bereich kommt. Exemplarisch im Spiel gegen Werder Bremen verpufften die 8 Eckbälle und es sprang nichtmal eine Halbchance raus. Die größte Chance nach ruhenden Bällen war vielleicht noch unser aufgerückter Kevin Wimmer, der den Ball knapp verpasste. Ich muss da einfach den Finger in die Wunde legen und hinterfragen, wie es z.B. ein Ujah schafft, im eigenen 16er bei fast jeder Flanke richtig zu stehen und per Kopf zu klären, im Gegnerischen 16er jedoch abseits des Bereiches steht, wo der Ball hinkommt.
Jetzt muss man fragen, läuft Ujahr (oder gegen Bremen z.B. auch Deyverson) falsch rein oder kommen die Flanken einfach nicht richtig? Wenn ich die Flanken allgemein betrachte (sicher hatte Olkowski gegen Bremen einen unglücklichen Tag erwischt), dann dürfte eher beim 2. Punkt das größere Problem vorherrschen.
Egal ob bei ruhenden Bällen oder aus dem Sprint heraus, kaum ein Spieler (Ob Außenverteidiger oder Mittelfeldspieler) ist in der Lage, einen vernünftigen Ball vor das Tor zu flanken. Das ist inzwischen über die Dauer von 3/4 der Saison sehr frustrierend, da in meinen Augen solche elementaren Dinge durch gezieltes Training schnell verbessert werden könnten.
Allgemein bin ich aber auch der Auffassung, dass wir aus dem Spiel heraus viel zu selten diese Option auf den Flügeln suchen sondern wenn überhaupt Anspiele duruch das Zentrum kommen, wo zu oft ein Verteidigerbein im Weg steht oder die Bälle zu ungenau gespielt werden. Anders formuliert, wir sehen die Kopfballstärke unserer Stürmer zwar nach Abschlägen, wissen aber gar nicht, wie sie sich vor dem Tor zeigen, weil wir sie dort gar nicht in Szene setzen wollen.
2. Staffelung nach Abschlägen von Horn
Ich muss sagen, mir hat ein Deyverson schon enorm imponiert wie er gegen Bremen gefühlt 50 Zweikämpfe bestritt und einige Bälle auch endlich mal gut verlängerte oder behaupten konnte. Bei Ujah sehe ich da momentan doch sehr viel Steigerungspotenzial. Er timed den Absprung nicht richtig (springt gefühlt 1 Sekunde zu früh ab). Gegen Bremen war dies vielleicht nur eine Momentaufnahme aber über die ganze Saison betrachtet müssen wir uns hier einfach steigern.
Wenn wir schon dem Gegner enorm viel Ballbesitz überlassen, uns sehr defensiv Aufstellen und einen sehr weiten Weg zum gegnerischen Tor haben, dann sind Stürmer, die herausgeschlagene Bälle (nicht jeden geklärten Ball, aber zumindest gezielt lange Bälle) festmachen können einfach unumgänglich, weil wie soll unsere Mannschaft sonst vorrücken können.
Auch wenn ich jetzt erneut Ujah exemplarisch herausnehme, aber bei ihm fällt es mir aktuell leider am häufigsten auf, wie er eigentlich die Bälle gut abschirmt, sich dann aber beim Zuspiel auf den Nachrückenden Mitspieler nicht ausreichend konzentriert und leider durch manch schlampiges Abspiel sogar dem Gegner zu Konter einlädt, je nachdem, wie gesichert wir noch beim vorrücken stehen.
Besonders in dieser Spieleröffnung sehe ich Deyverson und auch Ozako momentan vor Ujah. Dies muss besonders im Blick auf die kommende Saison verbessert werden.
3. Offensivbemühungen
Es ist und bleibt in der Gesamtheit unser unbeständigster Anteil am gesamten Spiel. Wenn ich auf die letzten 20 Minuten gegen Bremen schaue, dann war an der Bemühung zum Ausgleich nichts auszusetzen. Wir haben uns für 20 Minuten ca 4-5 gute Chancen erspielt, was fehlte war das Tor - und meiner persönlichen Meinung nach hätten wir ohne den Elfmeter noch ne Stunde so weiterspielen können - manchmal hat man wohl Tage, da will auch nichts rein.
Nehme ich aber den Pokal gegen Freiburg, dann waren es nur ganze 5 Minuten, in denen man der Mannschaft den Willen nicht absprechen wollte. Auch gegen Bayern hatten wir starke 10 Minuten in der 2. Hälfte.
Unter dem Strich ist und bleibt es mir leider doch zu unkonstant - und was leider aktuell häufig hinzukommt ist der Punkt, dass der Gegner oft in Führung geht (Bayern, Bremen, Hannover, Freiburg). So geht momentan unser Matchplan überhaupt nicht auf - So sprangen zwar gegen Gegner wie Bremen, Hannover noch ein Punkt heraus, allerdings hätte die Ausbeute auch ein wenig üppiger ausfallen können. Rechnen wir dann auch noch die Nullnummern gegen Stuttgart (Rück), Paderborn (Hin & Rück), Hamburg (Hin), Mainz (Hin) hinzu, dann kommen wir einfach auf zu viele Punkteteilungen gegen Mitkonkurrenten im Abstieg, wo die Offensivbemühungen leider weit auf der Strecke blieben.
Wenn gegen starke Gegner mit unserer defensiven Spielweise ein 0:0 über die Zeit gerettet wird (Dortmund) oder nur knapp verloren geht, dann hat man durchaus seine Hausaufgaben gemacht. Aber besonders gegen die schwächeren Gegner, die uns eigentlich auf Augenhöhe begegnen, sehen wir momentan den Schuss leider nach hinten losgehen - schaffen es aber noch irgendwie, das Ergebnis zu bereinigen.
Daher komme ich nun auch auf meinen letzten Punkt zu sprechen, der mir besonders in letzter Zeit ein Dorn im Auge ist:
4. Gegentore durch Standardsituationen
Gegen Gladbach in der letzten Minute, gegen Bayern zu Beginn, gegen Hannover und auch gegen Bremen kassieren wir in einem Spiel, wo wir unbedingt die 0 halten wollen eine Chance nach einer Standardsituation - gegen Gladbach und Bayern war der Zeitpunkt selten dämlich, gegen Bremen und Hannover die Tatsache, dass es mehr oder weniger die 1. Chance auf den Kasten von uns war...
Das kann aus Trainersicht einen doch zur Weißglut treiben. Wenn aus dem Spiel heraus der Gegner durch Einzelaktionen oder sonst was die Tore macht - ok... muss man wohl mal hinnehmen, weil man nicht auf alle Spielzüge stellungstechnisch in Sekundenbruchteilen die richtige Entscheidung treffen kann.
Wenn allerdings ein ruhender Ball um unseren 16er liegt, und wir mit Spielern wie: Vogt, Maroh, Wimmer sowie den zurückgezogenen Spitzen Ujah & Deyverson 5 große und demnach zwangsläufig kopfballstarke Spieler haben, ist es für mich nicht nachvollziehbar, wie man soviele Gegentore kassieren kann...
Gegen Bremen:
Für mich stellt sich gar nicht die Frage, ob ein Horn den deutlich verdeckten Ball durch einen besseren Reflex nach vorne hätte abwehren können oder die Kopfballverlängerung am 1. Pfosten weiter nach hinten unglücklich war. Warum spekulieren alle unsere Spieler in dieser Szene auf den kurzen Ball und lassen Spieler am 2. Pfosten völlig ungedeckt. Es war nicht nur der Torschütze der meterweit freistand sondern auch ein weiterer Bremer. Wenn man dort nur etwas näher dransteht, kann man dem Gegner deutlich besser am Torschuss hindern und muss nicht überrascht über die Verlängerung sich in die Schussbahn werfen...
Da wir leider Gottes ein Spiel so gestalten, dass wir maximal 1:0 gewinnen, anstatt 4:3 (Frankfurt war in dieser Hinsicht doch eine glückliche Ausnahme), dürfen solche eklatanten Rückschläge einfach nicht passieren...
Daher muss hier unbedingt nachgebessert werden!