Meiner Meinung nach müsste man hier unterscheiden zwischen Lösungsansätzen für die strukturellen Probleme, die man ausgemacht hat (Ausbildung, Stürmer, Charaktere, usw.) und kurzfristigen Lösungsansätzen für den Misserfolg und die fehlende Begeisterung in der Öffentlichkeit. Diese liegen nämlich meiner Meinung nach nicht unbedingt beieinander. Man hat sich beim DFB gefühlt viel zu schnell auf die Jugendausbildung als einziges Problem fixiert und das als grundsätzliches Problem vorgeschoben, dem man in der Gegenwart nicht begegnen kann. Dadurch ist der Eindruck entstanden, dass sich einfach garnichts ändert. Dass man in einer Krise nicht sofort in Aktionismus ausbricht, ist ja an sich eine gute Sache. Die öffentliche Darstellung war aber meiner Meinung nach absolut fatal. Das fing schon mit den Interviews nach den Spielen an. Um es mal ganz platt zu sagen, Flick ist halt eher der Typ Schlaftablette. Die Fans lieben den Fußball aufgrund der damit verbundenen Emotionen, und dazu gehört eben auch Aufregung und Ärger, wenn es mal nicht läuft. Geboten bekam man aber medial nur offensichtliche Resignation, Ratlosigkeit und Plattitüden. Auch die Aufarbeitung danach ließ zu wünschen übrig. Wenn Du nicht mehr weiter weißt, bilde einen Arbeitskreis (dazu noch mit alteingesessenen Granden wie Rudi Völler und Co). Dazu die Analyse hinter verschlossenen Türen und Monate später ein halbherziges "weiter so", ohne dass irgendwelche Erkenntnisse mit der Öffentlichkeit geteilt wurden.
Es ist heutzutage Realität, dass zur Krisenbewältigung auch Öffentlichkeitsarbeit gehört. Es gibt nicht umsonst ganze Fachbereiche für "Krisen-PR", "Krisenkommunikation" usw. Und um es nochmal ganz platt zu sagen: der Mob wollte Köpfe rollen sehen. Trotzdem hätte es andere Wege da raus gegeben. Jetzt ist es dafür aber zu spät. Wenn man in Social Media, hier im Forum, oder an der Theke in der Kneipe die Meinungen hört oder liest, dann wird da mittlerweile nur noch resigniert und gespottet. Man hat die Hoffnung aufgegeben, dass sich irgendetwas ändert. Hier gebe ich Eifelbrasilianer recht. Vermutlich wird man die breite Masse nur zurückgewinnen, wenn es jetzt richtig knallt, sprich Trainerteam, Management, Berufungen usw. mal richtig auf den Kopf gestellt werden. Ob das wirklich richtig ist, wage ich zu bezweifeln, aber in diese Sackgasse hat man sich selber manövriert. Oder wir spielen zufällig ein geniales Turnier mit umkämpften Siegen und Finalteilnahme, aber das ist glaube ich gerade noch unrealistischer