Hier wird es ganz gut zusammengefasst:
spiegel.de/spiegel/print/d-130630564.html
Da war viel Grau und wenig Schwarz/Weiß.
Richtig. Zweifelsohne war Schmidt in jungen Jahren von der NS-Ideologie sehr angetan. Die Nazis haben es hervorragend verstanden, jugendlichen Idealismus für sich auszunutzen und ihre wirklichen Ziele zu kaschieren. In der HJ erfolgte die politische Indoktrination nicht an der Tafel mit einem Stück Kreide in der Hand, es musste auch niemand "Mein Kampf" lesen oder gar auswendig lernen; die Nazis setzen stattdessen primär auf Sport und Spiele und Lagerfeuerromantik. Welcher junge Kerl ist dafür nicht anfällig? Insofern sagt eine Mitgliedschaft in der HJ alleine erst mal nicht so irre viel aus.
Man kann nun darüber streiten, ob Schmidts Einsicht in den verbrecherischen Charakter des Nationalsozialismus', seines Regimes und des von ihm angezettelten Krieges zu spät kam. Immerhin kam sie, was man beileibe nicht von jedem Mitläufer oder NS-Sympathisant sagen kann. Es spricht sehr viel dafür, dass die Abwendung schrittweise erfolgte und bis zum Ende des Krieges nicht komplett war. Mitten in einem Krieg dem Regime abzuschwören, hätte Fahnenflucht bedeuten müssen – mit allen Konsequenzen, falls man geschnappt wird.
Die Dialektik für Doofe "Antifaschist oder Nazi" funktioniert nur bei den wenigsten, die damals gelebt haben.