Nur um mal LinkeKlebe ein wenig zu supporten: Eine Entscheidung, in welcher Form eine MV abgehalten wird, ist immer im Einzelfall zu treffen. Wenn ich mir die häufigsten Argumente für eine hybride MV anschaue, muss ich feststellen, dass eine hybride MV auch wesensverändernd ist. Und das nur bedingt positiv. Einige Beispiele:
- Wir hatten bei der letzten hybriden MV (Wochenende, Beginn um 11:11 Uhr) mit Abstand die wenigsten Mitglieder anwesend. Eine insgesamt erhöhte Bereitschaft der Mitglieder an der MV teilzunehmen ist damit nicht festzustellen. Im Gegenteil, denn...
- ...bei der virtuellen Mitgliederversammlung hatten wir die mit Abstand höchsten Abbruchs- und No-Show-Quoten. Über 40% der Mitglieder, die sich für die virutelle MV angemeldet hatten, sind nicht erschienen (in der Regel unter 10%). Dazu haben nochmal über 35% der Mitglieder bis zur Nachwahl des Vorstands die MV wieder verlassen.
- Die Teilnahmequote bei reinen Präsenzveranstaltungen ist höher, die Abbruchsquote deutlich niedriger.
- Eine Mitgliederversammlung ist halt nicht nur Zuhören und Abstimmen, sondern auch Mitreden, diskutieren und am Ende ein direktes Feedback geben. Natürlich müssen wir unter Pandemie-Bedingungen Kompromisse eingehen. Ob die zunehmende Virtualisierung und damit Anonymität der Mitglieder auf Dauer förderlich sind, wage ich mit Blick auf einige Facebook-Gruppen dann doch stark zu bezweifeln.
Dazu noch folgende Rahmenparameter, an die wir uns zu halten haben:
- Eine Mitgliederversammlung hat im Zeitraum September bis November stattzufinden, soweit keine sachlichen Gründe dagegen sprechen (§10.2 der Satzung).
- In genau diesem Zeitraum spielt u.a. die DEL ihre Spiele aus, damit ist ein frühzeitiges Blocken der Halle aufgrund der Haie-Heimspiele nicht möglich. Wir haben uns auch schon wegen anderer Lokalitäten in Köln umgeschaut, hier rächt es sich wieder, dass wir keine Halle zwischen 5.000 - 10.000 Plätzen in Köln haben. Die Arena ist damit leider alternativlos, wobei mitunter am besten verkehrstechnisch gelegen.
- Alternativ können wir erst nach Veröffentlichung des DEL-Spielplans die Arena buchen. Da sind aber unsere Konkurrenten die Konzertveranstalter, die teilweise auch deutlich mehr Umsatz für die Arena bedeuten
- Das Stadion kommt aus mehreren Gründen dafür nicht in Betracht (leider).
- VOR September ist es aufgrund des noch nicht vorliegenden Jahresabschlusses nicht möglich.
- Irgendwo im Thread habe ich die Idee einer Stimmrechtsübertragung ähnlich wie bei einer AG gelesen. Das ist bei uns laut Satzung nicht möglich. Es soll halt verhindern, dass z.B. Mario und ich gemeinsam Stimmen einsammeln und am Ende mit 2.000 Stimmen einfach alleine alles auf der MV bestimmen können. Anders als bei einer AG, wo sich hinter jeder Aktie eine Stimme verbirgt (und damit auch eine Person auf ganz natürliche Weise ein Vielfaches an Stimmen gegenüber einer anderen haben kann), haben wir es mit einem höchstpersönlichen Wahlrecht zu tun. Eine Stimmrechtübertragung würde ich zumindest als sehr befremdlich in dem Kontext empfinden.
- Bei der letzten Mitgliederversammlung gab es den Antrag, dass alle Mitgliederversammlungen in Zukunft im rein virtuellen oder hybriden Verfahren durchgeführt werden sollen. Dieser Antrag wurde mit knapp 23% Zustimmung abgelehnt. Also selbst, wenn alle virtuell zugeschalteten Mitglieder es nur zu entscheiden gehabt hätten, sind wir unter 35% Zustimmung. Natürlich ist dies nur bedingt repräsentativ, weil viele an dem Tag virtuell zugeschalteten Mitglieder unter anderen Umständen in der Arena gewesen wären, es gibt trotzdem ein gewisses Meinungbild ab. Von 1.797 anwesenden Mitgliedern, haben gerade mal 286 mit "Ja" gestimmt. Auffällig ist die relativ hohe Anzahl an Enthaltungen (546 Mitglieder), was ich mir eigentlich nur durch Desinteresse an dem Thema erklären kann, weil bei der Abstimmung (Änderung "Investoren-Klausel") davor lediglich 26 Enthaltungen, danach gab es auch vergleichsweise wenige Enthaltungen (119 bei der Aufnahme von gesellschaftspolitischen Zielen und Werten in die Vereinssatzung).
Natürlich müssen wir auch die Gesamtkosten im Auge behalten:
- Eine Mitgliederversammlung ist bereits jetzt sehr teuer. Wir geben bereits einen nennenswerten Betrag unseres e.V.-Budgets jedes Jahr nur für die MV aus. Wenn wir eine MV frühzeitig planen wollen, fehlen uns einige wichtige Parameter, die eine genauere Planung verhindern (Wie viele Mitglieder insgesamt, wie hoch ist der virtuelle Anteil, wie viele Abstimmgeräte müssen in der Halle vorgehalten werden, weil sehr teuer etc.).
- Die hybride MV hat über 10% unseres Gesamtbudgets gekostet. Dafür, dass dann in Summe weniger Mitglieder anwesend sind als bei vergleichbaren Präsenzveranstaltungen, schmerzt das so richtig. Weil die Alternativ würde sein, dass wir den Mitgliedsbeitrag anheben oder die Leistungen für die Sportabteilungen entsprechend absenken. Eine Subventionierung über die KGaA ist aus bekannten Gründen nicht möglich, je nach Leistung müsste es dann auch noch versteuert werden (=Gewinnausschüttung).
In Summe verstehe ich den Wunsch vieler Mitglieder, dass sie sich auch virtuell dazuschalten können. Allerdings ist alleine die Steigerung von "Live-Stream" hin zu "auch online Abstimmen können" mit so vielen Einschränkungen, Fallstricken und Kosten verbunden, dass wir meiner Meinung nach trotz der technischen Möglichkeiten bei der reinen Präsenzveranstaltung bleiben sollten.