Beiträge von Bonhof

    Der Zug nach oben ist definitiv abgefahren. Es wird keinen seriösen Investor geben, der mal 150 Millionen in den Verein pumpt. Selbst dann sind die aktuell gesetzten CL-Teilnehmer fix. Allerdings sehe ich das Kaff mit Metallhalle auch nicht ständig in der CL. Alleine dieses Jahr könnten durch die Terminhatz ganz schnell wichtige Spieler ausfallen und dann wird es selbst mit der EL eng,

    ...zum zweiten Teil Deiner Aussage: Ja, das ist sehr gut möglich.


    Aber wenn man sich die 7 Erstplazierten der letzten beiden Jahre ansieht (auch als Beleg für die These der zementierten Liga), dann hat man da neben dem FCB (die auch ein Viertel verkauft haben) ausschließlich Konzern-/Investorenvereine mit RB, Hopp, Bayer, VW und BVB (95% Börse/Großinvestoren) eben nur noch das Kaff mit (eigener) Metallhalle, dessen Verein zu 100% im Mitgliederbesitz ist.


    Von daher sehe ich "...dann wird es selbst mit der EL eng" vollkommen entspannt. Dafür waren die Jahrzehnte des Abstiegskampfes oder der 2. Liga zu prägend, als dass ich nicht für "immer in der ersten Liga zwischen Platz 8 und 12 und wenn's gut läuft alle 5 Jahre mal in die EL" nicht unterschreiben würde (v.a. wenn die aktuell handelnden Personen mal ersetzt werden müssen).


    Aber hier geht es ja um den FC. Und da würde ich die erste Aussage nicht so kategorisch sehen.


    Viele Klubs werden doch noch sehr amateurhaft geführt, so dass möglichen Investoren vielleicht auch die Vorstellungskraft fehlt, dass ihr Investment lohnend sein könnte. In England bspw. verfolgen viele Investoren strategische Ziele: Da gibt es die Russen oder Araber, die sich über ihr Engagement im Fußball gesellschaftliche Reputation kaufen wollen. Und es gibt die Investoren (bspw. aus den USA), die kaufmännische Interessen verfolgen. Die PL kann bei allen mit ihrer weltweiten (teilweise noch aus der Kolonialzeit resultierenden) Verbreitung argumentieren.


    Man müsste sich deshalb m.E. zunächst mal sogar die Frage stellen, was für ein Engagement im Fußball in Deutschland für ein Unternehmen spricht - und nicht, was gerade für den FC spricht. Und da gibt es einiges, wofür Deutschland steht und was Deutschland als größte Volkswirtschaft der EU interessant macht.


    In der Liga fehlt mir da manchmal der Blick für das große Bild. Man könnte sich z.B. die Frage stellen, was der Brexit für Investoren ändern könnte, für die die PL bis dato erste Adresse gewesen ist. Das Buch "Why the Germans do it better" von John Kampfner gibt mehr als einen Fingerzeig, warum es mit "Cool Britannia" vorbei sein könnte.


    Dies könnte - im Konjunktiv; denn ich bin ja kein Experte - dazu führen, dass ausländische Investoren, die bis dato auf die PL fokussiert waren (und möglicherweise dort aufgrund der horrenden Preise nicht zum Zuge gekommen sind) erkennen, dass ein Einstieg in Europa über die Bundesliga auch ganz interessant ist.


    Und wenn Du Dir dann die oben geschilderten Besitzverhältnisse anschaust: Wie viele Vereine gibt es denn dann noch, die frei von Investoren sind und eine große Bekanntheit mitbringen? Außer dem FC fallen mir das jetzt nicht so extrem viele ein.


    Deshalb glaube ich schon, dass man da was erreichen könnte, wenn man wollte.


    Aber, wie gesagt, am Anfang müsste man da eine mögliche Investorenstrategie planen, bei der echte Top-Leute am Reißbrett stehen (auf dem Level eines H. Hainer bei den Bayern, der dort seit Gründung der AG in 2002 im Aufsichtsrat ist). Wenn man da so rangeht, wie bei der Suche nach einem neuen Sponsor, schöpft man das Potential m.E. nicht aus.


    Grüße
    Rainer

    Im sehr interessanten OMR-Podcast hat der Sportfive-Geschäftsführer im August erklärt, wie viel Geld nötig ist, um einen Verein dauerhaft in der Spitzengruppe zu etablieren. Und, warum das trotzdem noch schwierig ist.


    Ich denke, es wird für die Erfolgsaussichten einen gravierenden Unterschied machen, ob ein Investor ein echtes Konzept und entsprechendes Know-how einbringt (so geschehen bei Hoffenheim und Leipzig, die beide von Rangnick als anerkanntem Strategen etabliert worden sind) oder ob es nur "stupid money" ist, wie es mir bei Hertha der Fall zu sein scheint.


    Wenn man sich die Situation bei Hertha anschaut, sieht man, dass es trotz horrender Geldsummen eine realistische Chance gibt, damit nur wenig zu bewirken. Angefangen von der (absehbaren) Klinsmann-Groteske über die Verpflichtung eines routinierten Feuerwehrmanns als Trainer, der zwar bei x Bundesligavereinen seine Retterqualitäten gezeigt hat, aber nicht für besondere Phantasie steht (im Sinne eines jungen, innovativen Trainers) bis hin zu nicht gelösten, gravierenden Infrastrukturherausforderungen (Stadion) sehe ich v.a. einen Kader, bei dem trotz 350 Windhorst-Mio. noch keine Mannschaft zu sehen ist, bei der man sagen müsste: "Wow! Was für ein Wurf...da schnalze ich mit der Zunge!"


    Das Geld ist ja zum Teil noch nicht ausgegeben...aber was muss man ausgeben, um ziemlich sicher international zu spielen? Eine Achse aus einem Top-Keeper, super Innenverteidiger, spielstarkem Sechser und Torgaranten im Sturm kostet v.a. dann extrem viel, wenn man den Erfolg so schnell wie möglich will - so, wie es bei Hertha der Fall zu sein scheint (auch, weil Lars Windhorst keine Ahnung vom Fußball hat und vielleicht deshalb sogar verständlicherweise denkt, dass man sich Erfolg doch kaufen können müsste). Alaba will von den Bayern 125 Mio haben für 5 Jahre - wie viele von solchen Topspielern könnte sich die Hertha wirklich leisten?


    Wenn der FC echte Top-Leute an das Thema "langfristiger Aufbau über Investorenstrategie" ransetzen würde, könnte das interessant sein. Dazu müssten aber Personen das Thema erarbeiten, deren Qualifikation eher "Managing Board bei McKinsey, BCG oder Bain" als "...hat als unser Ex-Kicker immer geile Ecken geschossen" sein müsste.


    Wenn dann wie bei den Bayern 24,9% abgegeben werden, bereits zu Beginn eine gewisse Handelbarkeit der Anteile klar ist zum Nutzen des Vereins (Hertha musste ja auch KKR ausbezahlen, wofür die ersten 71 Mio. von Windhorst verwendet worden sind) und die Strategie langfristig und kontinuierlich erfolgt, wäre das eine Chance.


    Aber selbst, wenn ein Investor dem FC dann im ersten Schritt 50 - 100 Mio. zur Verfügung stellen würde, wäre das in Anbetracht der 100 Mio, die VW jedes Jahr in den VfL Wolfsburg pumpt, kein Betrag, mit dem zwingend gigantische Erfolge erwartet werden könnten. Aber man hätte die Chance, Transfers im 10-15 Mio. Bereich zu tätigen! Die in ein paar hoffnungsvolle, junge Spieler zu investieren (Davies, Thuram, Sancho etc. waren ja einst alle nicht teurer als 10 Mio.) - aber bei denen braucht es dann trotzdem noch viel Geduld.
    Hertha dagegen wird in ihrer Verzweiflung vermutlich bald über Götze oder Özil nachdenken...


    Wenn über die Frage nach einem Investor für den FC nachgedacht wird, stellt sich auch die Frage nach den Alternativen. Diejenigen, die Gedanken in diese Richtung komplett ablehnen, müssen sich zumindest die Frage stellen, wie sie das "Es geht ums nackte Überleben" (wie transfermarkt.de zum FC heute schreibt) überwinden wollen?


    Grüße
    Rainer