Beiträge von Fridericus

    Hallo allerseits,


    jede Saison, in der die Klasse gehalten wurde, muss man erst einmal positiv sehen. Da nächste Saison viele starke Teams in der zweiten Liga vertreten sind und unsere finanzielle Situation wegen Corona ohnehin schon prekär ist, war es diese Saison erst recht wichtig, den Abstieg zu vermeiden.


    Der Start in die Saison verlief ungünstig: Die wichtigen Neuzugänge stießen erst spät zur Mannschaft und fehlten in der Saisonvorbereitung, zudem haben sich mit Kainz, Andersson und Hector wichtige Spieler verletzt und fielen lange aus. Entsprechend standen wir schon früh in der Saison auf einem Abstiegsplatz. Durch die Umstellung auf Fünferkette und auch durch einige unerwartete Siege gegen Mannschaften aus den oberen Tabellenregionen konnten wir uns stabilisieren und zur Mitte der Saison sogar einiges an Abstand zu den Abstiegsrängen aufbauen. Der Aufschwung war jedoch nicht von Dauer, und auch da die Konkurrenz zu dieser Zeit stark punktete, wurde die Situation wieder prekärer. Die Trennung von Gisdol war dann unvermeidlich: Der Trend sprach stark gegen ihn, Spieler haben sich teilweise öffentlich kritisch über ihn geäußert, und zudem hat Gisdol (auch wegen der Ausfälle wichtiger Offensivspieler sowie des Einsatzes von Wolf als RV) es nicht geschafft, ein Offensivkonzept aufzubauen, was über Standardsituationen hinausgeht, und in der Defensive war die Mannschaft nicht stark genug, über ein ganzes Spiel die Null zu halten, sodass viele Spiele knapp verloren gingen. Funkel hat im psychologischen und mentalen Bereich Änderungen bewirkt, zudem Wolf weiter nach vorne gezogen und auch deutlich von der Rückkehr der verletzten Spieler und dem Formaufschwung von Hector profitiert. Man muss aber auch klar sagen, dass wir beim Klassenerhalt massiv von Schwächen bei der Konkurrenz profitiert haben. Schalke war nicht konkurrenzfähig diese Saison, und Bremen hat eine katastrophale Rückrunde gespielt. Im zweiten Relegationsspiel gegen Kiel war ein Klassenunterschied zu sehen, aber die Kieler waren nach den vielen Spielen in kurzer Zeit auch geschwächt und wenn sie im Hinspiel das 2:0 gemacht hätten, hätte die Relegation auch anders ausgehen können. Zusammenfassend kann man über den Klassenerhalt dieses Jahr sehr froh sein, aber mit den gezeigten Leistungen hätte es in vielen anderen Saisons nicht ausgereicht.


    Auffallend war, dass häufig erst dann wirklich gute Leistungen abgerufen wurden, als es zwingend notwendig war. Eventuell ein mentales Problem?


    Was die Bewertung der einzelnen Spieler angeht, stimme ich Tigranes in weiten Teilen zu, deshalb nur einige Punkte dazu:


    In der IV war ich von Czichos positiv überrascht, er spielte weitgehend solide, robust, und zeigte auch Führungsqualitäten. Ich kann verstehen, dass er am Ende der Saison Meré vorgezogen wurde, obwohl auch Meré gute Leistungen gezeigt hat (was ich nicht mehr erwartet hätte nach den Jahren davor). Hoffentlich bliebt uns von Bornauw und Meré zumindest einer nächste Saison erhalten.


    Ehizibue hat es diese Saison leider nicht geschafft, sich zu stabilisieren, und neben guten Spielen auch immer wieder sehr schlechte gehabt. Ob er es in der nächsten Saison schafft, Kontinuität in sein Spiel zu bekommen, ist für mich zweifelhaft.


    Bei den jungen Spielern war insbesondere Thielmann hervorstechend mit einer deutlichen Entwicklung im Vergleich zur letzten Saison, er wird nächste Saison wohl eine größere Rolle einnehmen. Katterbach und Jakobs konnten an ihre starke Debütsaison nicht vollständig anknüpfen, haben aber natürlich beide Potential. Čestić hat gute erste Spiele gezeigt und wird ebenfalls nächste Saison wohl stärker eingebunden werden.


    Eine der größten Enttäuschungen diese Saison war (der oben in der Liste gar nicht erwähnte) Modeste, sowohl sportlich als auch (nur mein persönlicher Eindruck) von der Arbeitseinstellung her. Es wäre denke ich fahrlässig, auf ihn weiterhin zu setzen nächste Saison, und so ist die Rückholaktion von Modeste wohl eine der teuersten Fehlentscheidungen der letzen Jahre.


    Bei Horst Heldt sehe ich insbesondere die Fehleinschätzung hinsichtlich der Bundesligatauglichkeit von Modeste und Tolu als gravierend an, und in diesem Zusammenhang auch die Abgabe von Terodde. Für die Verletzung von Andersson kann er natürlich nichts, und im Winter sind gute Transfers immer schwierig. Mit Duda, Andersson und Wolf sind ansonsten gute Transfers getätigt worden, und auch die Rückkehr von Jannes Horn und Özcan war hilfreich. Limnios war bis jetzt ein teurer Fehleinkauf, und auf RV wäre eine Verbesserung wohl sinnvoll gewesen. Auch das lange Festhalten an Gisdol ist fragwürdig gewesen. Trotz dieser gemischten Bilanz halte ich die Entlassung von Heldt zum jetzigen Zeitpunkt kurz vor der Transferperiode und ohne eine vernünftige Nachfolgelösung für eine schwere Fehlentscheidung. Die nächste Saison wird deswegen und wegen der aus finanziellen Gründen notwendigen Abgabe von Leistungsträgern wohl sehr schwer werden.