Beiträge von Tari

    Es gibt auch einfach offensichtliche Schwachstellen. ("Schwachstellen" natürlich nur auf Bayern Niveau. Fast jeder andere Bundesligist würde die zweite Reihe der Bayern sicher mit Kusshand nehmen.)


    Zuallererst fehlen bestimmte Spielerprofile einfach. Das ist mit der "Holding Six" ist hier das unsägliche Stichwort, das aber durchaus Berechtigung hat. Die Stammspieler im Mittelfeld haben alle ein eher offensives Profil. Sowohl Kimmich als auch Goretzka treibt es eher nach vorne. Auch Laimer ist weniger der Typ Spieler, der sich eher nach hinten fallen lässt, absichert oder von dort aus das Spiel aufbaut. Hier einen guten Spieler zu haben, ist super wichtig für die defensive Stabilität – gerade wenn man so viel in der Vorwärtsbewegung ist, wie der FC Bayern. Wenn es dann zum Konter kommt, dann rennt der Gegner häufig direkt auf die letzte Verteidigungslinie zu. Ein Mittelfeldspieler davor könnte viele Räume und Passwege schließen, aber so stehen sie oft sehr offen und die Verteidiger kommen ins Schwimmen. Es geht ja so weit, dass mit Pavlovic ein Jugendspieler diese Lücke mittlerweile regelmäßig schließen muss. Das ist natürlich toll für ihn, aber kann eigentlich nicht der Anspruch eines Clubs wie der Bayern sein.


    Die Kaderbreite ist auch nicht die Beste. Auf den Flügeln ist man in der Spitze gut besetzt, aber Coman ist verletzungsanfällig und Sané und Gnabry haben immer mal wieder Schwächephasen. Dahinter wird es dann sehr schnell sehr dünn und vor allem sind die Spielertypen ganz andere: Coman, Gnabry und Sané sind eher klassische Flügelstürmern und kommen alle über Dynamik und Dribblings zum Erfolg. Die Alternativen sind eher klassische 8er oder verkappte Stürmer, die nach außen gezogen werden.


    In der Innenverteidigung ist es auch eng gewesen, bis man im Winter Eric Dier geholt hat, hatte man gerade mal 3 IVs im Kader. Das ist beim Spielpensum der Bayern erschreckend wenig. Genau so sieht es auf der Rechtsverteidiger-Position aus. Man hat ganz offensichtlich doch gedacht, dass man Pavard halten wird, der ja sowohl außen als auch innen hätte spielen können und konnte am Ende keinen Nachfolger verpflichten.


    Letzte Saison war dann noch die Stürmer Position eine riesen Baustelle. Das ist aber auch die einzige Lücke, die die Bayern vor dieser Saison wirklich geschlossen haben.

    Ich glaube über die letzten beiden Jahre hat einfach jeder Trainer, der halbwegs was auf sich hält, gesehen, dass bei den Bayern in der Chefetage grundsätzlich einige Sachen schieflaufen. Alleine die ganze Posse um Nagelsmann und Tuchel: Man schmeißt Nagelsmann oder scheinheiligen Vorwänden raus, um dann Tuchel zu installieren, dem man seine Wunschtransfers verweigert (die vermutlich Probleme lösen würden, die bereits Nagelsmann mit dem Kader hatte) und ist danach sportlich noch weniger erfolgreich. Dann verliert Tuchel rasend schnell den Rückhalt im Verein (bzw. genauer gesagt im Management) und man verkündet das Ende der Zusammenarbeit, nur damit er dann ins CL Halbfinale einzieht, während der Verein mit Nagelsmann verhandelt, den man selbst gerade vom Hof gejagt hatte.


    Also kurze Zusammenfassung: Die Chefetage ist wankelmütig, die offensichtlichen Probleme im Kader werden nicht behoben und am Ende bist Du als Trainer an allem schuld. Wenn das nicht mal nach einem Traumjob klingt. :face_with_tears_of_joy:

    Und das ist ja auch das Thema was man Keller und teilweise auch Baumgart vorwirft. Trotz der Verletzungsanfälligkeit mit Selke und Uth fest zu planen ohne eine Alternative war wirklich fahrlässig.

    Das mit Uth fest geplant wurde, halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Man hat mit Waldschmidt eine klare Alternative für diese Position geholt. Dahinter haben auch Kainz, Ljubicic und Huseinbasic die Position schon besetzt. Das Einzige, was hier auffällt, ist, dass fast alle Kandidaten für diese zentrale Position in der Offensive bisher komplett unter ihren Möglichkeiten geblieben sind. Und das ist halt auch ein großes Teil des Puzzles, warum wir keine Tore schießen.

    Mit etwas Abstand zum Mainz Spiel möchte ich jetzt doch noch eine kleine Lanze für Schultz brechen. Direkt vorweg: das soll Schultz nicht von jeder Kritik freistellen. Aber gerade das letzte Spiel hat nochmal interessante Perspektiven auf einige der Themen geboten, die ihm zuletzt vorgeworfen wurden.


    Ich hatte die Befürchtung, dass mit dem Darmstadt Spiel alle Dämme gebrochen sind und wir die Saison jetzt final abschenken. Das Spiel gegen Mainz hat mich aber eines Besseren belehrt. Die Mainzer haben die erste Halbzeit ihre übliche Intensität gebracht, aber wir haben auch dagegen gehalten. Das Gegentor oder der verschossene Elfmeter von Waldschmidt hätte uns auch das Genick brechen können. Aber wir waren in der zweiten Halbzeit in Summe die bessere Mannschaft und hatten uns am Ende auch einen Sieg verdient.


    Man hat auch gesehen, wie sehr das Offensivspiel davon profitieren kann, wenn jemand wie Marc Uth auf dem Platz steht. Mit seiner Einwechslung wendet sich das Blatt und wir waren plötzlich am Drücker. Natürlich wünsche auch ich mir, dass wir auch ohne diese Spieler eine bessere Offensive auf den Platz bringen und das ist am Ende Aufgabe des Trainers. Aber vor ihm ist bereits der ausgewiesene Offensiv-Experte Baumgart daran gescheitert, mit dieser Mannschaft genügend Tore zu erzielen. Wenn man bedenkt, wie viel Qualität wir diese Saison aufgrund von Formschwäche, Verletzungen etc. nicht auf den Platz bekommen haben, dann scheitert es vielleicht auch zu häufig an der Umsetzung und nicht der Idee.



    Insofern kann ich ihm – Stand jetzt – nicht das desolate Zeugnis ausstellen, das viele ihm geben würden. Natürlich würde ich mir wünschen, er hätte der Mannschaft noch mehr Selbstvertrauen gegeben, Kainz und Ljubicic wieder in Form gebracht und der Mannschaft einen Plan aufgezeigt, der zu mehr Toren führt. Aber so schlecht, wie es gegen Darmstadt aussah, hat er uns auch nicht gemacht.

    Skerfisen Danke für diesen schönen und ausführlichen Beitrag, der deine Gedanken sehr gut verfolgbar macht. Auch wenn ich in einigen kleinen Punkten minimal anderer Meinung bin (ich rede hier wirklich von Details), kann ich sehr gut nachvollziehen, wie Du deine Schlüsse ziehst und damit zu deinem Ergebnis kommst.


    Das ist übrigens auch eine Eigenschaft, die ich an Keller schätze: Wenn ich ihn sprechen höre, dann habe ich das Gefühl, dass er den Zuhörer an seinem Gedankenfluss teilhaben lässt. Das ist natürlich primär eine Qualität in der Kommunikation, aber ich bilde mir ein, dass man daran auch ein wenig ablesen kann, inwiefern eine Person dazu in der Lage ist, komplizierte Situationen zu erfassen und sinnvolle Handlungen daraus abzuleiten. Und das ist meiner Meinung nach eine der wichtigsten Qualitäten, die ein Sportdirektor in unserer Lage benötigt.

    Ich denke, der beste Weg wäre es, den Unterbau in der Sportabteilung zu verstärken, statt noch einen weiteren gut bezahlten Posten in der Geschäftsführung zu schaffen. Zu einer guten Kaderplanung gehört ja ein ganzes Team, das gemeinsam mit dem Trainerteam und dem Sportdirektor arbeitet. Keller identifiziert ja nicht alleine den Bedarf, durchforstet Datenbanken nach möglichen Kandidaten, schaut sich Videos an und besucht deren Spiele. Da gibt es noch Thomas Kessler, eine ganze Scoutingabteilung und sicherlich noch weitere Köpfe, die beteiligt sind.


    Und tatsächlich tut sich ja auch einiges im Bereich Scouting. Gerade Anfang des Jahres gab es noch einmal einige Personalwechsel. Es wäre zum Beispiel durchaus vorstellbar, dass die aktuellen Scouts, die vermutlich größtenteils noch aus den Zeiten von Heldt/Veh/Schmadke stammen, nicht so sehr darauf eingespielt sind, junge Talente mit Potenzial oder günstige Spieler mit Raum zur Entwicklung zu finden. Das würde sich zumindest mit unserer Transferhistorie aus der Zeit decken.


    Wenn wir es schaffen, einen Top-Scout zu finden, der das Team verstärkt, dann kann das schon ein großer Schritt nach vorne sein. Das zeigen Beispiele wie Sven Mislintat, der unglaublich hat viel zum Erfolg des BVB und VfB beigetragen, ohne direkt in der ersten Reihe zu stehen. Ähnlich sieht es bei Ben Manga in Frankfurt aus. Beide Vereine stehen heute nicht da, wo sie sind, weil die mittelbar verantwortlichen Sportdirektoren so genial sind, sondern weil über Jahre hinweg günstige Talente geholt wurden, die den Durchbruch geschafft haben und wieder und wieder für mehr und mehr Geld verkauft werden konnten. Und das lag eben maßgeblich am Team hinter den großen Zampanos. (Oder will hier jemand Fredi Bobic als SpoDi? :grimacing_face: )

    Man hat allerdings fast immer eine Gehaltsübernahme durch den aufnehmenden Verein bei Leihen. Die liegt nicht immer bei 100%, aber ich glaube kaum, dass sich Topvereine hier mit Peanuts abspeisen lassen.

    Naja gerade vor einer em gibt es da immer junge Spieler die noch nicht so den Durchbruch geschafft haben, man vom Verein aber in der Zukunft auf sie bauen will und wo es für alle Seiten eine win-win Situation sein könnte wenn sie spielpraxis erhalten.

    Absolut. Siehe mein Ursprungspost: Die haben dann, genau wie Du sagst, eben den Durchbruch noch nicht geschafft und man wettet mit der Leihe darauf, dass ihnen dieser Schritt dann im Rahmen der Leihe gelingt. Wenn sie gut genug wären, um am Wettkampf um einen Startplatz in ihrem Verein zu konkurrieren, dann würde dieser sie ja eben nicht verleihen.

    Mit dem direkten Abstieg habe ich auch nicht unbedingt gerechnet. Das wir aber eine Übergangssaison spielen werden war mir schon bewusst. Das hieß aber für mich das wir zwischen Platz 12 - 16 alles erreichen konnten. Das der Kader stark genug für einen Klassenerhalt sein sollte, der Meinung bin ich heute noch. Das man aber in der Offensive ziemlich auf Kante genäht war und bei Verletzungen uns in die zweite Liga befördern könnte, war mir auch klar. Ich dachte allerdings nicht das auch wirklich die die sich nicht verletzen durften, auch alle verletzen würden. Alles was diese Saison falsch laufen konnte, lief auch falsch.

    Es ist ja leider häufig so bei Absteigern. Wenn es nicht gerade Aufsteiger trifft, die strukturell eh keine Chance auf die erste Liga haben (s. Darmstadt), dann sind es immer viele Faktoren, die zusammenkommen. Das war ja auch schon bei unserem letzten Abstieg so, wo die Ausgangslage sogar noch tausendmal besser war, als vor dieser Saison. Aber dann hast Du eben einen knackigen Spielplan, Verletzungspech, schlechte Schirientscheidungen und es läuft nicht auf dem Platz. Irgendwann verlieren dann wahlweise der Trainer oder die Mannschaft oder alle das Selbstvertrauen und man steckt in der Abwärtsspirale.

    Hübers hat meine ich keine Ausstiegsklausel, also darf er nicht gehen, es sei denn da legt einer richtig gutes Geld auf den Tresen.

    Ich glaube auch, dass das so ist. Daher hoffe ich auf einen Verbleib ohne Zähneknirschen (ich schätze Hübers auch als jemanden ein, der den Abstieg wieder „ausbügeln“ will). Damit hätten wir, sobald Kilian wieder fit ist, auch eine Innenverteidigung, die sich schon auf Erstliga-Niveau bewiesen hat.

    Naja, LV in ner Viererkette war er bei Pauli ja eher nicht, ob er seine ehemaligen Stärken dann in Liga 2 so einbringen kann werden wir (wahrscheinlich) bald herausfinden.

    Du hast da definitiv einen Punkt. Das war sicherlich auch ein Faktor bei den Anpassungsschwierigkeiten, die er bei uns bisher hatte. Ich fände aber auch ein Experiment mit einer Dreierkette ganz interessant. Man könnte z. B. Schmitz oder Martel als eher spielerischen IV zurückziehen und hätte dann mit Pacarada/Finkgräfe und Thielmann/Carstensen interessante Optionen als Flügelverteidiger mit Offensivdrang.

    Der Witz an einer Leihe ist ja in der Regel genau, dass ein Spieler Spielpraxis bekommen soll, die er beim aktuellen Verein nicht bekommen würde, weil er das Leistungsniveau dort nicht erreicht oder anderweitig keine Rolle spielt. Daher bekommt man dort eigentlich nur Spieler, die z.B.

    • Aus einer schweren Verletzung zurückkommen.
    • Nie im aufnehmenden Verein angekommen sind.
    • Nicht mehr eingeplant wurden, aber man hat keinen Abnehmer gefunden.
    • Talente sind, bei denen man auf eine Leistungsentwicklung spekuliert.

    usw.


    Leihen sind damit fast immer eine größere Wundertüte als „normale“ Transfers, weil die Ausgangssituation schon beinhaltet, dass es fraglich ist, was der jeweilige Spieler überhaupt leisten kann.

    Zugegeben: Die Meldung des Express mag stimmen oder nicht. Das können wir alle nicht bewerten. Was wir aber bewerten können, das ist, was auf dem Platz passiert und durch Kameras eingefangen wird. Und das gibt mir, als Fan, sehr zu denken.


    Dass er gerade nach seiner Form sucht, ist halt so. Da ist er ja mit Abstand nicht der einzige in der Mannschaft und ich bin bereit jedem seine Zeit zu geben.


    Dummerweise haben seine Fehler aber in letzter Zeit immer besonders schlimme Konsequenzen. Bereits gegen die Bayern verschießt er eine absolute Topchance und leitet das 2:0 durch Müller mit ein. Auch gestern hat er uns gleich doppelt das Spiel gekostet. Erst leitet er mit seinem vollkommen lächerlich geschossener Freistoß den Konter zum 1:0 ein und dann schnappt er sich, nachdem er eine sehr schlechte erste Halbzeit gespielt hat, den Ball beim Elfmeter, obwohl man ihm schon vor dem Anlauf im Gesicht ansieht, dass das nichts wird und versemmelt.


    Auch das kann man meinetwegen noch unter Pech verbuchen. Aber der Sargnagel ist für mich, dass er beim Ausgleich nach dem Elfer von Kainz nicht jubelt, UND dann nach dem Spiel ein Interview gibt, das auf ein lapidares „ja mei, dumm gelaufen. Da müssen wir wohl weiter versuchen“ hinausläuft.


    Eine der beiden Handlungen wäre für mich okay. Ärgere dich meinetwegen über deinen verschossenen Elfmeter, oder versinke vor Scham im Boden, als Kainz seinen reinmacht. Aber danach freiwillig zum Interview zu gehen und jegliche Ernsthaftigkeit vermissen zu lassen, irritiert mich sehr. Entweder er freut sich mit allen anderen und jubelt oder feuert noch einmal an, so wie Alidou. Dann geht für mich auch das Interview in dieser Form okay. Oder er gibt sich der Situation angemessen ernst im Gespräch, bzw. geht erst gar nicht zum Mikrofon. Das gezeigte Verhalten lässt aber für mich nur einen Schluss zu: Der Ärger über den verschossenen Elfmeter bestand nur aus dem Gedanken „jetzt steh ich doof da“.


    In Summe habe ich damit den Eindruck gewonnen, dass Waldschmidt leider mehr mit sich selbst und seinem Erfolg beschäftigt ist, als mit dem Erfolg der Mannschaft. Das ist der einfache Grund, weshalb es mir schwerfällt, noch daran zu glauben, dass er uns diese Saison noch weiterhelfen kann.

    Er hat Anfragen auch aus der 1. Liga bekommen, warum sollte er bei geringerem Gehalt und 2. Liga ohne Perspektive bei uns bleiben? Kann mir das mal einer schlüssig erklären? Er wird 100 % gehen!

    Klar muss man sich das an den Haaren herbeiziehen. Dafür bin ich mir aber nicht zu schade. :face_with_tears_of_joy:


    Wie wäre es mit: Das beste Angebot kommt von Wolfsburg. Weitere Angebote sind aus Gladbach, Bremen, Heidenheim und Augsburg und damit alle mit hohem Risiko in der nächsten Saison gleich wieder unten drinzustecken. Wir bieten dagegen das Erstligagehalt auch in der zweiten Liga und eine neue Ausstiegsklausel, die einen Wechsel im Winter oder Sommer darauf für ca. 5-8 Millionen Euro ermöglicht, damit er jederzeit gehen kann, wenn er will.


    Klingt unrealistisch? Ja!

    Bete ich trotzdem dafür? Auf jeden Fall!

    Ich bin auch für eine Verpflichtung. Er ist torgefährlich und zeigt sehr gute Ansätze im Dribbling. Dazu ist er schnell UND wuchtig. Diese Kombination hat man selten. Ich glaube, in der zweiten Liga wäre er ein absoluter Unterschiedsspieler und wenn er da noch mehr Konstanz in seine Dribblings bekommt, dann kann er das auch in der ersten Liga werden.