25.01.1975 - Rot Weiss Essen gegen den 1.FC Köln 1:1
RWE war ein grosser Name im westdeutschen Fussball der Nachkriegszeit. Der Verein des legendären Helmut Rahn - Deutscher Meister von 1955 - war nicht berücksichtigt worden bei der ursprünglichen Zusammenstellung
der Bundesligavereine, stieg aber zur Saison 1966/67 auf, prompt wieder ab und dann prompt wieder auf. Spieler wie Lorant, Erlhoff, Fürhoff, Bast, Burgsmüller und natürlich Will "Ente" Lippens verkörperten gehobenes
Bundesligamass und wer seinerzeit an der Hafenstrasse in Essen antrat, der konnte sich auf etwas gefasst machen. Die Zuschauer standen wie ein Mann hinter der Mannschaft und die wiederum kämpfte in jedem Spiel um
alles. Dorthin musste der FC also an jenem 25. Januar 1975. Der FC - daran kein Zweifel - war Favorit dieser Begegnung. Essener Heimstärke hin oder her, Köln war die Mannschaft der Stunde in der Liga. Nach einem
miserabelen Start von 1:9 bzw. 4:12 Punkten hatte man danach 17:3 Punkte geholt(kein Spiel verloren) und war mit 21:15 mit einem relativ geringen Abstand zur Tabellenspitze Tabellensechster. Köln war spielerisch
stark und mit Protagonisten wie Schumacher, Glowacz, Cullmann, Konopka, Simmet, Neumann, Flohe, Zimmermann und Müller war das Gerippe der Meistermannschaft von 77/78 schon mehr als zu erahnen.
18.000 Zuschauer an der Hafenstrasse bei lausigem Wetter und es ging zu Sache. Essen war völlig klar, daß man den technisch überlegenen Kölnern nur mit Kampf beikommen könne und so spielte die Mannschaft auch.
Sie pflügte den Rasen um und der befand sich ohnehin im lausigen Zustand. Der FC hielt dagegen und es entwickelte sich ein packendes und laufstarkes Spiel, in dem auf Essener Seite Ente Lippens die Glanzlichter zündete
und auf Kölner Seite besonders Cullmann als offensiver Libero zu gefallen konnten. Gelungen auch der Scachzug von Trainer Cajkovski Heinz Flohe immer wieder auf die Linksaussenposition zu beordern, wo der trickreiche
Kölner Rastelli seinen überforderten Gegenspieler oft düpierte. Köln musste bis zur Halbzeit führen, aber Müller liess eine Flanke von Flohe über den Fuss rutschen und die andere donnerte er mit Vehemenz gegen den
Pfosten. Köln hatte dann kurz vor der Halbzeit Riesendusel, als Lippens drei Abwehrspieler austanzte, den Ball an Schumacher vorbei brachte und Cullmann den Ball so gerade noch vor der Linie ins Toraus befördern konnte.
In Halbzeit 2 wurde die Verbissenheit auf beiden Seiten noch grösser. Fürhoff und Lorant traten Overath zweimal übel um. Was Heinz Simmet als Rächer auf den Plan rief, die beiden erwähnten wurden binnen 5 Minuten
erbarmungslos zur Strecke gebracht. Folgerichtig gab es für den guten Heinz dann die gelbe Karte, was der völlig unbewegt quittierte. Nach etwas mehr als einer Stunde hatte Flohe dann drei Essener ausgespielt, legte auf
Neumann und der schoss ins Tor......hatte man gedacht - aber der gute Essener Torwart holte den Ball mit einer Musterparade aus dem Eck. Nach etwas mehr als 75 Minuten schienen die Essener "fertig" zu sein. Köln`s
spielerische Überlegenheit hatte sie quasi "gar" gespielt und das Führungstor lag in der Luft. Dann kam der Auftritt von Willi Lippens, er einen langen Ball gegen härtesten Einsatz von Konopka behauptete und ihn dann mit
einem schönen Schlenzer ins Tor setzte. Ein wunderschönes Tor, wenn auch nicht unbedingt verdient. Köln versuchte alles, Zimmerman kam für Löhr und brachte noch mehr Offensivpower. Zwei, drei Chancen - aber der
Ball wollte einfach nicht in das Tor. Bis zur 90ten Minute. Doppelpass zwischen Overath und Flohe, Köln`s Kapitän legt quer auf Dieter Müller und dann wieder einmal ein typischer Dieter Müller - in aller Seelenruhe legt
er den Ball neben dem Pfosten ins Tor. 1:1 für den FC und eine Minute später war Schluss. Glücklich war das Tor in der letzten Minute, glücklicher war der Punkt für Rot Weiss Essen. Köln hatte bewiesen, warum die
Mannschaft oben mit spielte.