Es gibt so Spiele - die vergisst du nicht. Weil das Erlebnis zu tief ist und weil das Eergebnis zu Konsequenzen führt.
Am Nikolaustag vor 40 Jahren spielte der 1.FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach. 61.000 Zuschauer, Rekordbesuch. Gladbach kam mit
der Empfehlung eines Tabelenführers und der FC mit der Empfehlung gerade mal frisch 2:1 in München gewonnen zu haben. Die Ausgangslage
schien ein Duell auf Augenhöhe zu suggerieren.
In beiden Mannschaften standen sage und schreibe noch 18 Spieler, die beim Jahrhundertpokalfinale 1973 in Düsseldorf gegeneinander gespielt
hatten. Trainer waren auf Kölner Seite Cik Cajkovski und auf Gladbacher Seite Udo Lattek.
Bei Köln fehlte Wolfgang Overath, der sich drei Wochen zuvor gegen Frankfurt eine Leistenzerrung geholt hatte und seitdem aussetzen musste.
Und es fehlte natürlich Topstürmer Dieter Müller, der an den Spätfolgen einer Rippenfellentzündung litt.
Man sah zunächst ein verteiltes Spiel. Aber als Kölner - man ahnte die "Pranke des Tigers". Immer dann, wenn die Gladbacher ein wenig Raum
zum Kontern hatten, dann wurde es prompt gefährlich. Und in der 24ten Minute machte Simonsson dann das 0:1. Ab diesem Zeitpunkt spielte
die Borussia mit dem FC Katz und Maus. Heynckes zum 0:2 und Jensen zum 0:3 - Halbzeit.
Ich war schwer bedröppelt. Nicht nur der Zwischenstand, sondern die Art und Weise wie er zustande kam - das machte zu schaffen. Wo waren
die hoch gelobten Weber, Cullmann,Flohe, Herbert Neumann,Konopka, wenn die Gladbacher mit schnellen Zügen das Mittelfeld überbrückten?!
Warum gelang es dem FC maximal Ansatzweise die Gladbacher Deckung auszuhebeln?!...Man war sehr still in dieser Halbzeit und befürchtete
das Schlimmste - vielleicht noch einmal drei Stück.
Nur Jensen machte dann noch ein Tor für Gladbach. 0:4 war das Endergebnis, eine Katastrophe. Eine Demütigung - die Gladbacher hatten
es in der zweiten Halbzeit noch ruhig angehen lassen.Die Mannschaft des FC - im Durchschnitt unter 23 Jahre alt - schien kaputt und
überaltert, ihren Zenit schon hinter sich habend. Und die Gladbacher - im Schnitt knapp drei Jahre äter - erschienen einem als die
buchstäblichen Fohlen. Frisch, jung und frei.
Nach dem Spiel wurde Trainer Cajkovski gefeuert. Das war die erste Konsequenz, die der Kölner Vorstand zog. Die zweite war die Installation
des Interimstrainers Stollenwerck(der sich sehr bewähren sollte). Die dritte war, daß man sich einig wurde den ganz grossen Trainerfisch an
Land zu ziehen: niemand anderen als Hennes Weisweiler(der dann auch im Juli 1976 begann).
Insofern wurde dieses Spiel am Nikolaustag 75 zu einer Zäsur. Am letzten Spieltag der Saison 75/76 fuhr man zum fest stehenden Meister
nach Gladbach und unterlag knapp mit 1:2, wobei ein Remis dem Verlauf eher entsprochen hätte. Und knapp zwei Jahre später fuhr man auf
den Bökelberg und gewann 5:2 - der Grundstein für die kommende Meisterschaft.
Und von allen Spielern, die 1975 auch im Kölner Kader gestanden hatten wurden Schmacher, Strack,Cullmann,Konopka, Hein,Neumann, Glowacz,
Flohe, Simmet, Müller Deutscher Meister. Und Löhr und Weber waren im Trainerteam. Die Spieler, die die Meisterschaft holten wirkten nicht
mehr alt und überspielt sondern reif, clever und mit diesem Hauch von Klasse und Selbstbewusstsein gesegnet welcher man braucht wenn man
Grosses voll bringen will.