War am Samstag live in Osnabrück um mir ein Bild von der neuen Truppe zu machen. Das Fazit kann ich schonmal vorweg nehmen. Das, was ich gesehen habe, hat mich schon sehr erschrocken.
zur 1. HZ:
In der Grundeinstellung hat die Mannschaft der 1. Halbzeit sehr passiv agiert. Ob auf Vorgabe des Trainers mag ich nicht festzulegen. Ich bin allerdings der Meinung, dass auch in einem Testspiel, in dem wir mit 2 positionsfremden Spielern in der IV spielen, den unterklassigen Gegner deutlich mehr hätten fordern können.
Im eigenen Ballbesitz haben sowohl Olkowski als auch Lehmann ihren Job erfüllt und nur bei gegnerischem Ballbesitz hat man vor allem im Stellungsspiel und der Absprache erkennen können, dass beide zum einen auf dieser Position und zum anderen in dieser Kombination nie zusammengespielt haben. Trotzdem sind die Gegentore nicht aufgrund Abstimmungsprobleme oder falschem Stellungsspiel entstanden. Aus diesem Grund war es mir zu einfach, dies maue Spiel auf die Formation zurückzuführen.
Erschrocken war ich vor allem darüber, dass Spieler, welche um einen Stammplatz kämpfen, teilweise ein so emotionsloses und fehlerbehaftetes Spiel abliefern.
Auf der RV Position lief Miso Brecko auf und das Spiel ist grade mal 2 Minuten alt, da schießt er einen so vorhersehbaren Bock, da stelle ich mir die Frage, ob dies überhaupt noch auf fehlende Spielpraxis zurückzuführen ist. Ein lang geschlagener Diagonalball, der ohne abnehmbaren Mitspieler ins Seitenaus getrudelt wäre, wird von Miso Brecko per gedachter Brustauflage auf Kessler zurückgespielt. Zumindest mir und meinen Mitreisenden war sofort klar, dass ein solcher Ball über 20 Meter kaum mit der nötigen Härte gespielt werden kann... Folglich wurde aus dieser Ablage eine Vorlage für den Osnabrücker Stürmer, der gut auf diese Chance spekuliert hat und nur in letzter Sekunde per Foulspiel vom Torabschluss gehindert werden konnte.
Ob dieser Fauxpas trotzdem auszubügeln gewesen wäre, kann ich leider nicht 100%ig sagen, da ich sehr weit weg saß. Der Elfmeter war aber sicher berechtigt und so hatte der 1. FC Köln wirklich Glück, nicht nach 3 gespielten Minuten bereits in Rückstand zu geraten.
Nach diesem Aufreger zu Beginn spielte die Abwehrkette zumindest in der Defensive annähernd fehlerfrei. Besonders in den Offensivbemühungen war mir allerdings der Einsatz von Hector und Brecko zu wenig. Besonders gegen einen unterklassigen Gegner wie Osnabrück sieht man die große Baustelle im Spiel des FC Köln.
Weder die Außenverteidiger selbst, noch die restlichen Spieler wissen so richtig, wie spielerisch Gefahr über die vorrückenden Außenverteidiger im eigenen Angriffsspiel erzeugt werden kann.
Sowohl Hector als auch Brecko schalten sich immer mit starker Verzögerung in dieses Flügelspiel ein, weshalb durch schnelle Seitenverlagerung oder Hinterlaufen kaum Gefahr für die gegnerische Defensive entsteht - ganz im Gegenteil hat selbst ein Drittligist kaum Mühe, sich taktisch gut gegen diese Angriffsoption zu verschieben. Der Ball zurück oder Kurzpass durch die Mitte ist leider oftmals die einzige Option.
Auf der anderen Seite wirken die Szenen, in denen ein Brecko aber besonders ein Hector auf der Außenbahn eingesetzt werden sollen wie ein Kreisligakick. Der AV ruft und setzt zum Sprint an, das Mittelfeld setzt sich etwas im Zentrum ab um Platz zu schaffen und was folgt sind entweder deutlich zu weit geschlagene Bälle oder Bälle, in denen der AV des Gegners einen Hector bis zur Grundlinie locker abläuft.
Die merkwüdig anmutende Kette im Mittelfeld bestehend aus Risse - Osako - Gerhardt - Svento fiel vor allem durch ihre passive Art auf. Man muss sich vorstellen, der Gegner aus der 3. Liga konnte sich in der 1. Hälfte nahezu ausnahmslos in unserer Hälfte die Bälle zuspielen. Die Freude über die Platzwahl im Block am gegnerischen 16er wurde so zur Qual, fand das Spielgeschehen schließlich mit Ausnahme von wenigen Kontersituationen ausnahmslos in der fernen Spielhälfte statt.
Ich will jetzt nicht sagen, dass die Mittelfeldreihe hier überfordert war, denn wie auch die Osnabrücker in ihren Defensivbemühungen stand der FC grundsätzlich auch stabil und ermöglichte kaum gefährliche Zuspiele. Aber wirklich begeistert war ich von unseren Akteuren nicht.
Wenn der FC wenigstens mit dem wenigen Ballbesitz was hätte anfangen können. Dem war aber lange Zeit nicht so. Das typische "Ball auf dem SIlbertablett" ins Tor tragen sorgte dafür, dass allenfalls Verzweiflungsschüsse aus 3. Reihe oder missglückte Flanken in der Statistik als Torschuss zählten. Ansonsten hatten die Osnabrücker wenig Mühe, die Angriffsbemühungen der Kölner zu verteidigen.
Unsere Stürmer kann man aufgrund dieser schwache 1. Hälfte kaum bewerten. Interessant wäre einzig der hypothetische Vergleich, wie sich beide Stürmer in der 2. Hälfte angestellt hätten, als der FC endlich offensiver wurde. So kann man eigentlich nur einmal Finne erwähnen, der bei einem Konter weder mit Selbstbewusstsein, noch mit Spielübersicht glänzte und die durchaus ausichtsreiche Chance (er hätte nur quer auf Gerhardt spielen müssen) in einem Abpraller verpuffte. Modeste fiel besonders mit einer interessanten Art eines Fallrückziehers auf.
Es war sicher dem Spielverlauf der 1. Hälfte geschuldet, dass man beide Stürmer kaum bewerten kann, daher lasse ich dies auch an dieser Stelle.
In der zweiten Halbzeit wurde kräftig durchgewechselt, Zoller und Hosiner für Modeste&Finne, Risse rückte auf die rechte Verteidigerposition und im Mittelfeld ersetzten Vogt, Nagasawa und Peszko Gerhardt, Osako, Svento und Brecko.
Es wäre gelogen, wenn ich schreiben würde, der FC kam wie verändert aus der Kabine. Das Spielgeschehen verlagterte sich zwar von Beginn an eher in die gegnerische Hälfte (also schon wieder in der uns fernen Hälfte...), aber bis auf Ballsicherheit und Passstaffeten durch die Mittelfeld/Abwehrreihen war das Spiel noch recht ereignislos. Wie aus dem Nichts also ein Eckball (jahaaa, der FC kann doch nach Standards 
) der durch die Abwehrreihe trudelt und irgendwie Hosiner findet, der den Ball ins Tor befördert. Man könnte fast behaupten, dies war der erste ernstgemeinte Torabschluss, der auch gleich zum Tor führte.
Nur kurz darauf merkte man allerdings das offensivere Pressing. Osnabrück hatte nun doch Mühe den Ball kontrolliert durch die Reihen laufen zu lassen um eigene Angriffe zu entwickeln. Immer wieder waren Spieler des FC gleich am Gegenspieler dran und Ballverluste im Spielaufbau waren die Folge. Lehmann nutzte einen dieser Ballverluste und bekam den Ball in den Raum gespielt. Der Torschrei lag uns schon auf den Lippen aber leider sprang der Ball nach sehenswertem Schlänzer nur an den Pfosten. Torschütze war erneut Hosiner, der aus kurzer Distanz kaum noch Probleme mit diesem Abstauber hatte.
Nun habe ich schon von einigen gelesen - jaja... den hätte ja selbst ich gemacht - stimmt. das Tor war wirklich keine Kunst mehr. Aber Hosiner setzte beim Schuss von Matze nach. Wäre er stehen geblieben, hätte der Torhüter den Ball sicher aufgenommen. Es war also schon der gewisse Ehrgeiz, auf den 2. Ball zu spekulieren, der erst zum Torerfolg führte. Ich behaupte mal, nur die Hälfte aller Bundesligastürmer wäre beim Torschuss überhaupt durchgelaufen.
Und etwas später markiert dieser Spieler sogar noch einen Hattrick. Nach schönem Pass von Lehmann (der fast vergessen macht, dass diese Zuspiele seine persönlich größte Baustelle sind), lässt er dem Keeper keine Chance. Dies war ein sehenswerter Treffer, der seine Qualität im Abschluss durchaus unterstrich.
Ansonsten blieben die Bemühungen auf mehr jedoch aus. Der FC gab sich damit zufrieden, das Spiel auf 3:1 gedreht zu haben und spielte den Stiefel nur noch runter. Osnabrück versuchte nach dem 3:1 nochmal alles, den Anschlusstreffer zu erzielen und lief in den ein oder anderen gefährlichen Konter, diese wurden jedoch nicht sehr gut zu Ende gespielt. Vielleicht war der eher Kampflose Einsatz bis zum Schluss einer harten Trainingswoche geschuldet. Ich hoffe doch, dass bis zum Pokalspiel die Mannschaft noch mehr Biss entwickelt und bis zur 90. Minute powern kann, wenn es sein muss.
Und dann kam kurz vor Ende das 3:2... Sorry Kessler, aber das sind ja mal paar Euro in die Mannschaftskasse :wink: Nene, ich sagte schon, wie gut, dass es hier keine TV Aufnahmen von gibt, da fiel mir FC - TV ein... Diese Szene ist wirklich ohne Worte und könnte in jedem Jahresrückblick der größten Klopper gezeigt werden.
Leider blieb mir Zoller wie auch Modeste und Finne im ersten Durchgang ein wenig blass. Ich muss eingestehen, dass ich nicht ausschließlich auf seine Laufbewegungen geachtet habe und sicher war es auch ein wenig unglücklich, dass die einzig gescheiten Angriffe allesamt über Hosiner liefen. (Wenn Zoller mal in Szene gesetzt werden sollte, kamen nur ungenaue Bälle raus - also gleiches Spiel wie bei Modeste und Finne)
In der Spielerbewertung würde ich vor allem Lehmann und Hosiner mit Sternchen hervorheben. Hosiner natürlich aufgrund seiner 3 erfolgreichen Torabschlüsse und Lehmann aufgrund seiner tadellosen Leistung und 2 guten Aktionen, welche die Tore 2 und 3 eingeleitet haben. Daneben fand ich persönlich noch Vogt richtig stark, denn im Vergleich der beiden Hälften merkte man schon an, dass er gefehlt hat. Sicher zeichnet er sich nicht durch entscheidende Pässe aus, aber seine Ruhe im Spielaufbau und besonders seine defensiven Qualitäten sind unbestritten. Ehrlich gesagt verstehe ich auch nicht, warum in so vielen "Aufstellungen" in diversen Threads sein Name selten in der Startelf steht. Natürlich gönne ich einem Gerhardt seinen Durchbruch in diesem Jahr, aber ein Vogt wird für uns in der kommenden Saison ebenfalls besonders wichtig bleiben!
(abgehakt, morgen kräht über das wie kein Hahn mehr. Anders siehe Leverkusen xD)