Neben dem Interesse, der damit einhergehenden Vermarktung liegt wohl auch ein entscheidendes Kriterium, weshalb sich Fußball immer Weiter von anderen Sportarten absetzt, in den Voraussetzungen:
- Untergrund:
Fußball ist die Sportart mit den geringsten Ansprüchen.
Ob auf dem Schulhof, in der Halle, auf Bolzplätzen, auf Asche/Gummi/Rasen/Kunstrasenplätzen, ja sogar am Strand spielen Leute Fußball. Egal, welche Sportart ich jetzt zum Vergleich heranziehe, so leiden diese Sportarten unter Einschränkungen (ob Halle, spezielle Vorrichtungen, Linien etc)
- Wetter:
Fußball ist so ziemlich die einzige Outdoor Sportart, die ganzjährlich betrieben wird. Einzig bei Schnellfall werden offizielle Meisterschaftsspiele abgesetzt, aber das hindert Kinder trotzdem nicht daran, auf dem Bolzplatz die Kugel zu schieben. Ich glaube, nur Jogger sind so hartnäckig in der Ausübung ihres Sports.
- Anlagen/Plätze:
Ein sehr wichtiges Kriterium wie ich finde. Allein in unserer Kleinstadt gibt es 15 Fußballvereine, die sich auf 11 Platzanlagen (mit ca 30 Plätzen) verteilen. Auf der anderen Seite stehen 15 Hallen, die sich alle Vereine (von Tischtennis über Tanzen/Joga/Gymnastik zum Fechten teilen müssen). Schwimmbäder gibt es eins und eine spezielle Indoor Leichtathletikhalle/Judohalle. Natürlich kann man hier dem Bund/ den Kommunen vorwerfen, durch ein solches Ungleichgewicht die Dominanz des Fußballs weiter gefördert zu haben, aber der wichtigste Punkt ist vermutlich...
- Finanzen:
Wenn man den finanziellen Aspekt vieler Sportarten aus sicht des Sportlers vergleicht, so spielt der Mitgliedsbeitrag vielleicht schonmal eine Rolle. Mehrspartenvereine lassen sich schlecht mit reinen Fußballvereinen vergleichen, aber man kann sicher festhalten, dass z.B. der Mitgliedsbeitrag in einem Tennisclub (ist glaub ich die 2. größte Sportart nach Fußball) deutlich teurer daherkommt, als der in einem Fußballverein. Hinzu kommt noch die Anschaffung zur Ausübung des Sports.
Ich habe vorhin ja schonmal angesprochen, dass es verhältnismäßig viele Fußballplätze im Stadtgebiet gibt, aber warum ist das so? Ich denke nicht ausschließlich wegen der Popularität des Sports an sich. Wenn man auf die Finanzen der meisten Städte schaut, so haben die große Mühen, kostendeckend zu arbeiten. Besonders der Sportservice ist hier oftmals ein großer Schuldposten.
Dabei sind oftmals Turnhallen marode bzw. kurz vor der Schließung. Geld für den Neubau oder Sanierung ist selten vorhanden. Schwimmbäder werden reihenweise geschlossen, weil diese ohne private Träger nie kostendeckend arbeiten können und die Städte diese Verluste nicht länger decken wollen/dürfen. Was bleibt sind Asche/Gummiplätze, die kaum Pflege benötigen (Reinigung, Aufbereitung) und lange "Lebensdauern" versprechen. Ein vermutlich unschlagbarer Pluspunkt und wenn man dann noch bestärkt wird durch jüngere Statistiken, dass der Fußball an Popularität weiter zunimmt... dann ist dies für die Städte oftmals die einzige Möglichkeit, das "Sportangebot der Stadt" kostendeckend den Bürgern zur Verfügung zu stellen.
- Betreuer:
Ob Winter oder Sommerolympiaden. Fast alle Sportarten sind ausschließlich Einzel oder Kleingruppensportarten, welche individuelles Coaching benötigen. Natürlich kann ein Coach auch mehrere Gruppen betreuen oder Sportler schließen sich zu Trainingsgemeinschaften zusammen. Aber ohne dies zu kennen wage ich zu Bezweifeln, dass überhaupt eine Sportart an das Verhältnis des Fußballs herankommt. Hier sieht man nicht selten einen Betreuer mit Unterstützung mancher Eltern mit ca 30 Kindern in einer Trainingseinheit.
Ihr redet über die Unterstützung der Sportler, aber wie sieht es denn mit den Trainern/Betreuern aus? Auch vom Zeitlichen Aufwand ist Fußball sicher eine der "einfacheren" Sportarten, wo sich viele für 3 Stunden die Woche engangieren (vielleicht auch ehrenamtlich) können, und die oben genannten 30 Kinder weiter bringen. Bei Individual / Kleingruppen sportarten sieht das schon ganz anders aus. Ich denke, es fehlen nicht nur Nachwuchstalente sondern auch fachlich geschulte Trainer, um manche Sportarten überhaupt ausreichend besetzen zu können, sollte dort auf einmal ein Zulauf erfolgen.
- Breitensporttauglichkeit:
Ich habe inzwischen auch shconmal von Seniorenolympiaden gehört, habe das aber noch nie sehen können. Wenn man aber ehrlich ist, sind nur äußerst wenige Sportarten neben Altherrenfußball selbst bis ins hohe Alter machbar.
- Zeitfaktor/Unterstützung der Familie:
Dies ist sicher ein schwierig zu beurteilendes Thema, deshalb versuche ich dies nur aus meinem subjektiven Erfahrungsschatz zu beleuchten. Ich war damals im "Leistungsschwimmen". Hatte 5x die Woche Training (ab einem Gewissen Alter auch 8x Training - davon 3x vor der Schule) und durfte fast jedes Wochenende zu Wettkämpfen fahren. Meine Eltern haben mir dies ermöglicht. Schon als kleines Kind haben sie mich im Herbst/Winter täglich zum Schwimmbad gefahren und wöchentlich fast das gesamte Wochenende in den Schwimmhallen von NRW verbracht, um mich ca 4-5x Schwimmen zu sehen. (Für diejenigen, die es nicht kennen. Man startet z.B. über 100m Rücken Vorauf Samstag Morgens um 8:00 Uhr, 200m Rücken Samstag Nachmittags um 16:00 Uhr etc.). Dazwischen Pause, aber wer fährt dann schon 100km heim?
Dass aus mir kein Spitzensportler geworden ist, muss ich an dieser Stelle wohl nicht erwähnen, aber wenn ich bedenke, wieviel Zeit ich für den Sport geopfert habe (ich hatte meinen Spaß, keine Frage), aber wieviel Zeit auch meine Eltern für mich geopfert hatten (ich zweifle, dass die soviel Spaß hatten^^), und wie wenig am Ende - vielleicht mangels Talent daraus geworden ist, dann ärgere ich mich im nachhinein schon teilweise, dass ich den ganzen Zeitaufwand betrieben habe, anstatt 2x die Woche auf dem Platz nebenan Fußball zu kicken und vermutlich genaus viel Spaß gehabt zu haben. Ich danke meinen Eltern trotzdem noch heute dafür, weiß aber auch, dass es in anderen Familien nicht so steht.
Dies alles sind Punkte, die sicher noch ausgeführt oder ergänzt werden können, aber sie zeigen mir auch deutlich auf, warum die Sportart Fußball so vieles abhängt. Dies hat zwar jetzt nicht mehr unbedingt etwas mit Olympia zu tun, sollte aber paar Anregungen geben, wo Profi/Amateursport in Sportarten neben Fußball mit zu kämpfen haben.