Ach, die 2 Tage halt ich es aus.
-
-
Heute vor 35 Jahren - am 16. Januar 1982 - fuhr der 1.FC Köln zum
Rückrundenauftakt nach Dortmund in`s Westfalenstadion. So hiess diese wunderschöne Fussballarena nämlich damals.
Der FC kam als Tabellenführer zur Borussia und Dortmund lag so um
Platz 6 oder 7. Im Hinspiel hatten wir eine starke Dortmunder Mannschaft mit 1:0 durch einen Freistoss von Bonhof besiegt.
Dortmund war immer noch stark - Spieler wie Huber, Rüssmann, Votava, Zorc, Burgsmüller waren schon gehobene Klasse in der Liga.Köln spielte ohne Allofs - wieder einmal. Michels liess ihn auf der Bank. Vorne sollten es Littbarski und Fischer richten, Woodcock kam aus der Halbstürmerposition. An Stürmen war ohnehin wenig zu denken, das machte die Borussia, die dem FC mit eisernem Einsatz immer wieder in die Defensive zwang. Schumacher musste ein paar
Mal schon in Halbzeit 1 Kopf und Kragen riskieren, um ein Gegentor
zu vermeiden. Zur Halbzeit musste Michels umstellen. Steiner ging
verletzt raus, Strack rückte auf die Stopperposition und Cullmann
(schon vor der Halbzeit Köln`s bester Feldspieler) auf die Libero
Position. Das änderte nichts daran, daß der FC nach vorne wenig
bis gar nichts zustande bekam. Klaus Fischer war bei seinem altem
Schalker Kumpanen Rüssmann in besten Händen und Littbarski fehlte es bei allem Spielwitz an Unterstützung. Der FC spielte auf ein 0:0,das war offensichtlich. Mein Onkel regte sich fürchterlich über die uninspirierte Spielweise des FC auf, die den Gegner immer wieder ins Spiel brachte. Erfreuen konnten wir uns einzig und allein an den Darbietungen von Schumacher und Cullmann, die den Strafraum mit eisernem Besen leer fegten. Wobei Schumacher dann wieder einen seiner berüchtigten Spezialauftritte hatte, als er sich massiv mit Huber und Burgsmüller anlegte und sich gar nicht mehr beruhigenwollte. Als Bonhof ihn zur Ordnung rief, bekam der dann auch gleich sein "Fett" weg - und zwar lautstark.
10 Minuten vor Schluss passierte dann folgerichtiges. Huber hatte sich wieder einmal rechts durch gespielt. Flanke in den Strafraum,
Strack pennte, der Dortmunder Klotz nicht - 1:0 per Kopfball. Spiel verloren und verdient verloren. Schumacher war auf Willmer - der sichtrottelig gegen Huber angestellt hatte - und auf Strack sauer. Michels war sowieso sauer. Und wir auf den Rängen auch sauer auf eine Kölner Mannschaft, die dem Begriff Spitzenteam trotz neun Nationalspieler auf dem Feld nie gerecht wurde.Apropos Ränge: die waren überraschenderweise nicht einmal mit 35.000 Zuschauern gefüllt. Das Fassungsvermögen damals lag zwar
"nur" bei 54.000 Zuschauern, aber das so wenige Zuschauer gekommen waren - das überraschte schon sehr. Dafür ging die
Rückfahrt schneller, als man das heute in Dortmund zuwege bekommt."Der FC wird nicht Meister", sagte mein Onkel nach dem Spiel und zoffte sich prompt mit meinem Vater. Wir haben ein paar Spieler
dabei, die gar nicht wissen, wie gross die Chance ist - so seine
Argumentation. Am Ende der Saison wurden wir Zweiter, mit
drei Punkten Rückstand auf den HSV...Mein Onkel hatte Recht,
es lag an der manchmal mangelnden Einstellung, die dann zu
idiotischen Punkteinbussen führte. Und Michels zur Weissglut
trieb. -
Die Diva vom Rhein...
Ohne diesen Schlendrian hätten wir locker 10-15 Titel.
-
auf jeden Fall!
-
Anfang Februar 1982 fuhren wir nach Frankfurt zur Eintracht. Der
FC war Tabellenführer, nachdem er zwar das erste Rückrundenspiel
in Dortmund verloren hatte, dann aber zwie Heimsiege gelandet
hatte. Wobei der zweite gegen Bochum ein mageres, mickriges
1:0 war - in einem grottigen Spiel.
Ich schätze mal, es waren 30.000 Zuschauer in Frankfurt - also ein
für damalige Verhältnisse nicht grossartiger aber ordentlicher Be-
such. Frakfurt - amtierender DFB Pokalsieger - hatte schon eine
gute Mannschaft mit Leuten wie Pezzey, Körbel, Neuberger,
Nachtweih, Nickel, Falkenmayer und Cha.
Und der FC?!...Startruppe, absolut und leicht favorisiert in diesem
Spiel. 10 Gegentore in 20 Spielen, das war schon ein Pfund. Gerd
Strack, der Libero fehlte allerdings, für ihn ging Bernd Cullmann
nach hinten. Der FC spielte von Anfang sehr gefällig und sehr
schnell nach vorne und hatte nach 10 Minuten schon zwei, drei
dicke Möglichkeiten. Die beste war die von Woodcock, der nach einer
Superkombination blitzeblank war und so lange trödelte bis ihm
Pezzey noch den ball vom Fuss nahm. Statt dessen machte dann
die Eintracht das 1:0 - durch einen Schuss von Nachtweih, wenn ich
mich recht entsinne. Fünf Minuten allerdings der verdiente Aus-
gleich durch Klaus Fischer.
Zur Halbzeit waren wir recht zuversichtlich. Gute Mannschaft, die
Eintracht - aber der FC war einfach spielerisch besser udn gedank-
lich schneller und hatte mit Littbarski und Engels auch die im
Mittelfeld bestimmenden Spieler.
In HZ 2 passierte 10 Minuten nichts und dann hatten wir binnen
10 Minuten drei 100 %- ige Torchancen und lassen alles liegen. Statt
dessen gibt es einen Elfer für Ffurt und Jogi Löw - ja, der Jogi
Löw - verwandelt dem zum 2:1. Egal, kurz darauf fabriziert Pezzey
ein Eigentor und es steht Remis. Der FC geht voll auf Sieg und
die Eintracht wirkt doch recht angeschlagen. Bis 8 Minuten vor
Schluss - da macht es zum dritten Mal Bumm im Kölner Tor und
Toni Schmuacher hat sicherlich auch schon andere Bälle gehalten.Kurz vor Schluss laufen wir in einen Konter udn Ffurt gewinnt das
Spiel 4:2 und die wissen nicht wie sie gewinnen konnten und wir
wissen nicht wie wir verloren haben. Verrückt - der FC hatte Chancen für drei Spiele und macht zwei Tore. Bei Frankfurt ist
im Grunde genommen jede Chance ein Tor. Der FC bekommt
in 20 Spielen 10 Gegentore und dann in einem Spiel deren 4.Mann, waren wir bedient nach diesem Spiel. Wirklich sehr gut
agiert und dann so etwas. Auf der Rücktour - muss so auf der
Höhe von Limburg gewesen sein - Unfall, Riesenstau. 2 Stunden
später zu Hause als kalkuliert - passte alles genau. -
Manche Spielzeiten - das erkennt man leichter in der Rückschau - sind wahre Schatzkästchen. Voller Erinnerungen, voller Skurrilitäten,voller Verrücktheiten. Aussergewöhnliche Dinge passieren in schneller Abfolge.
Düsseldorf, Stuttgarter Kickers, Wattenscheid 09, Dynamo Dresden,
VFL Bochum, Hansa Rostock, Karlsruher SC, Meidericher Spielverein,FC Nürnberg, VfB Stuttgart, 1.FC Kaiserslautern....Wann waren diese Vereine gemeinsam in der Bundesliga?!
In welcher Spielzeit gewann der 1.FC Köln erst am 14ten Spieltag sein erstes Spiel und wurde dennoch Tabellenvierter?! Und gegen
welchen Gegner fuhr man den ersten Sieg ein?!
Welche Mannschaft war nach Ende der Hinrunde 7ter und stieg am
Ende der Saison dennoch ab?!
In welcher Spielzeit wurde Bayern München mit einem negativen
Punktestand und einer negativen Tordifferenz Tabellenzehnter?!
In welcher Spielzeit verlor der 1.FC Köln von all seinen Spielen
gerade mal 18,5 %?!
In welcher Spielzeit fand der 22te Spieltag am 14.12. statt?!
In welcher Spielzeit verlor der 1.FC Köln nur 2 von 19 Heimspielen
und war trotzdem nur 12ter der Heimbilanz?!
Welcher Abwehrspieler des 1.FC Köln absolvierte von 38 Spielen
nur 25 und schoss trotzdem 6 Tore?!
In welcher Spielzeit ging eine Mannschaft als erster vor dem
letzten Spieltag ins Rennen und war am Ende nur Dritter? Und gegen
wen verdusselte diese Mannschaft die Meisterschaft?!Die Antworten von oben nach unten:
Die genannten Vereine - heute teilweise in der dritten oder gar vierten Liga - fanden sich zusammen in der Saison 1991/92.
Der 1.FC Köln startete in den ersten 13 Spielen mit sage und schrei-
be 11 Remis und 2 Niederlagen. Dann fuhr man nach Karlsruhe
und gewann 5 Minuten vor Schluss durch ein Tor von Littbarski im Wildparkstadion.
Der MSV Duisburg war 7ter nach dem 19ten SPieltag mit 20:18
Punkten und stieg nach einer desaströsen Rückrunde dennoch aus
der Liga ab.
Die Bayern erlebten in der Saison 1991/92 ein komplettes Desaster
und waren teilweise sogar Abstiegsgefährdet.
In 38 Spielen verlor der FC gerade mal sieben Spiele. Und wurde
Remiskönig - 18 Unentschieden standen auf der Habenseite.
Die Liga war in grosser Eile. Wegen den sportlichen Auswirkungen
der Wiedervereinigung musste man mit 20 Vereinen antreten(wovon
vier abstiegen) und das hiess dann für jeden Verein eben vier
Spiele mehr und ferner stand am Ende der Saison die EURO in
Schweden an.
Der FC verlor in der Tat nur 2 Heimspiele. Aber auch Siege waren
dünn gesät - sechs an der Zahl bei 19 Heimspielen.
Und die Antwort lautet Anders Giske. Zunächst verkannt in Köln,
avancierte der kampfstarke Abwehrspieler oft genug zum
Matchgewinner und hielt oben drein mit Götz und Ilgner die
Abwehr zusammen.
Tja, Eintracht Frankfurt - die waren die Dussel. Fahren zum bereits
fest stehenden Absteiger nach Rostock und verlieren an der Ostsee-
küste. Und Dortmund und der nachmalige Meister Stuttgart ziehen
noch dankend vorbei. Unvergessen die Wutattacke von Ffurts Ver-
teidiger Ralf Weber, der aus Frust aufgrund eines nicht gegebenen
Elfers eine Fernsehkamera demolierte.In dieser ereignisreichen Saison fuhren wir - exakt heute vor 25 Jahren in eben dieses Frankfurt. Und die EIntracht war in dieser
Saison - ob sie jetzt Meister wurden oder nicht - die ganz klar
beste Mannschaft. Gespickt mit Könnern wie Stein, Binz, Möller,
Falkenmayer, Weber, Kruse, Yeboah, Sippel und Bein.
Uwe Bein fehlte seinerzeit gegen uns und wir hatten kaum Platz
genommen, da stand es auch schon 1:0. 1:0 für den FC wohl ge-
merkt - Abwehrspieler Giske nach Vorlage von Littbarski. Der FC
spielte richtig gut und richtig kalt. Im Tor Bodo Ilgner ein Toptor-
wart. Götz organisierte die Abwehr, Giske stellte Yeboah kalt. Litti
zog die Fäden und vor allem der Däne Andersen brillierte teilweise
mit technisch hervorragendem Spiel. In der 25ten Minute ging
Köln 2:0 in Führung - ohne das die Frankfurter sich wirklich über
die Ungerechtigkeiten des Lebens hätten beklagen dürfen.
Nach der Halbzeit sahen wir ein anderes Spiel. Frankfurt drückte
von Anfang an und kam in der 52ten Minute durch ein Tor von
Falkenmayer auf 1:2 heran. Danach gab es streckenweise Einbahn-
strassenfussball zu sehen - aber Ilgner war in Topverfassung und
hielt was zu halten war. Und auch, was nicht zu halten war. Der FC
seinerzeit hatte durch ein paar Konter auch noch hübsche Gelegen-
heiten, aber da war Stein auf dem Posten. Am Ende blieb es beim
1:2 für Köln und das war schon überraschend. Vielleicht auch etwas
glücklich - aber gerade solche Siege nimmt man gerne. -
Am 19.02.2017 spielen wir gegen Schalke in einem Heimspiel. Diese
Paarung gab es an einem 19.02. schon einmal in einem Heimspiel.
Und das war 1972 und fand statt in der Radrennbahn. Statt an einem
Sonntag um 17 Uhr 30 war es allerdings ein Samstag um 15 Uhr 30.
Der Spieltag war derselbe - der 21te.Und mit Sicherheit war es eines der besseren Spiele die ich gesehen habe.
Schalke 04 - das war in der Saison 1971/72 eine ganz grosse Nummer.
Die Mannschaft galt nicht nur als eine der kommenden führenden
Kräfte des deutschen Fussballs, sie war es bereits. Schalke kam zum
Tabellenvierten FC Köln als Tabellenerster. Nigbur stand im Tor(er
sollte Nationalspieler werden). Dann gab es noch Rüssmann und die
Kremers Zwillinge(auch sie wurden Nationalspieler). Und Libuda
(der war schon Nationalspieler) und Klaus Fischer(der würde auch
Nationalspieler werden). Und dann gab es Spieler wie Sobieray, Lütkebohmert und Scheer. Die wurden nie Nationalspieler, waren
aber TOP Bundesligaspieler. Der Mann namens Scheer hatte im
Hinspiel dem 1.FC Köln bei dessen 2:6 Niederlage auf Schalke mal
eben fünf Stück eingeschenkt.
Schalke kam mit breiter Brust nach Müngersdorf und - bekam kein
Bein auf die Erde.Fischer bei Weber abgemeldet wie auch Erwin
Kremers bei Kapellmann. Libuda alleine. Rüssmann hielt wacker
die Abwehr zusammen, aber Köln regierte. Mit einem überragen-
dem Mittelfeld, in dem Flohe mit seinen Gegenspielern machte,
was ihm gerade einfiel. Schalke über die komplette erste Halb-
zeit mit dem Rücken zur Wand, doch der beste Spieler auf dem
Platz war Norbert Nigbur, der ein um das andere Mal wie der
berühmt- berüchtigte Hexenmeister hielt.
In der zweiten Halbzeit wurde die Kölner Überlegenheit geradezu
grotesk, aber man musste konstatieren - Köln traf das Tor nicht
und insbesondere Rupp und Löhr übertrafen sich im Auslassen auch
bester Gelegenheiten. Dazu kam das pure Pech, als Flohe die
Querlatte traf und Cullmann das gleiche Pech mit einem Kopfball-
torpedo hatte.Köln machte ein grosses Spiel, aber Köln belohnte
sich nicht.89te Minute und die 28.000 Zuschauer in der Radrennbahn hatten
sich mit dem Remis abgefunden. Solo von Overath, unwidersteh-
lich zieht er zum 16er und ein Schalker zieht Overath die Beine
weg. Dachten die Kölner, aber der Schiedsrichter hatte auf kein Vergehen erkannt. Schalker Konter und ein Spieler namens
Braun(stammte aus Luxemburg) schloss den Konter zum 0:1 ab.
EIne Minute später - Feierabend. Kölner Spieler ausser Rand und
Band, der Schiri musste mit Polizeischutz vom Platz und ich heulte
neben Onkel und Vater Rotz und Wasser vor Leid und Wut.Schalke wurde Vizemeister in dieser Saison, der FC Vierter.
Ein Jahr später kämpfte der FC Schalke 04 gegen den Abstieg. Sobieray, Rüssmann, Lütkebohmert, van Haaren, Libuda, Fischer - die Hoffnung der Knappen auf eine grosse Zeit - wurden wegen
ihrer Verbindung in den Bundesligaskandal gesperrt. Weil sie
in einer Zivilrechtlichen Sache auch noch einen Meineid geschwo-
ren hatten, hiess der FC Schalke 04 noch Jahrelang FC Meineid 04. -
02.03.2002 1.FC Köln gegen Hertha BSC
Eines der traurigsten, zugleich lächerlichsten, schlimmsten und
demütigensten Spiele die ich je erlebte, das war das Spiel des
1.FC Köln gegen Hertha BSC, welches sich am 02.03.2017 zum
15ten Mal jährt.Es war kalt und sonnig in Müngersdorf. Der FC stand schon monate-
lang auf einem Abstiegsplatz. Unerklärliches war mit der Mann-
schaft nach sehr guter Vorsaison geschehen. Trainer Ewald Lienen
machte soviel falsch wie er vorher richtig gemacht hatte. Die Mann-
schaft machte sowieso alles falsch. Die Neuzugänge waren eine
Katastrophe - wer erinnert sich beispielsweise nicht an Marco
Reich?!Alos, die Hertha war oben, die Hertha hatte einen Lauf und die
Hertha war mit Spielern wie Kiraly, Simunic, Marcelinho, Rehmer,
Preetz, Friedrich, Beinlich wahrlich personell besser bestückt als
der 1.FC Köln. Und die Hertha ging mit 1:0 kurz nach Spielbeginn
in Führung. Was in der ersten Halbzeit folgte - von Kölner Seite -
das kann sich niemand vorstellen, der nicht dabei war. Das
war nicht erste Liga, das war nicht zweite Liga, das war strecken-
weise nicht einmal Drittligatauglich. Unfassbar, wie da herum ge-
fuhrwerkt wurde, wie Spieler wie Donkov, Sinkala, Zellweger den
Ball vergewaltigten. "Gut, daß Walter das nicht mehr sehen muss",
sagte mein Vater. Er und ich fuhren immer noch gemeinsam, Onkel
Walter war im Jahr 2000 verstorben....Als Cullmann und Balitsch
sich vor der Halbzeit fünfmal den Ball hin und her passten und dabei 15 Meter verloren, stand mein Vater auf und ging nach
draussen. Fast 35 Jahre lang war ich mit meinem Vater zum Fuss-
ball gegangen, das war Premiere. Niemals war er vor Halbzeit oder
Ende eines Spieles aufgestanden. Niemals. "Ich hole uns ein Bier",
sagte er."Nüchtern kann ich das nicht mehr ertragen."....Irgend-
jemand lachte und mein Vater reagierte, wie nur jemand reagieren
kann, der tief frustriert ist:"Hör auf zu lachen, du Idiot."...Der Mann
sagte nichts darauf, er wusste Bescheid.
Halbzeit ging ich nach draussen, wo mein alter Herr mit dem Bier
wartete. Wir tranken schweigend, aber unser Schweigen war mehr
als tausend Worte.
Zur zweiten Halbzeit gingen wir auf unsere Plätze. Das Müngers-
dorfer Stadion war damals wegen des Umbaues eine Baustelle und
diese Baustelle passte perfekt zu dem, was sich auf dem Rasen
abspielte. Alles war unfertig, ungar, unschön. Köln ein wenig be-
mühter, die Hertha machte gar nichts - weil sie spürte, daß diese
Kölner Mannschaft sowieso völlig untauglich war. Mittlerweile hatten wir es geschafft - 1000 Minuten ohne einen Torerfolg.
TAUSEND MINUTEN OHNE TOR. Es sollten 1033 werden und dann
erzielte Cichon das 1:1. Lief über den Platz und hielt die Hände
an beide Ohren. So nach dem Motto:Ich will jetzt was hören...die
Zuschauer liessen ihn etwas hören, aber das war eine Mischung
aus Verzweiflung, Belustigung, Häme - sicher nicht Freude oder
unbändiger Jubel.Und was sagt mein Vater:"Na Cichon, biste
Weltmeister?!"....Ich hab gelacht, bis die Tränen kamen und ich
weiss heute noch nicht ob es Tränen des Lachens waren oder
vielmehr Tränen der Wut und Frustration.
1:1 ist es ausgegangen. Gott, war das schlimm und erbärmlich.
Wir haben Müngersdorf an diesem Tag verlassen in der festen
Überzeugung - wir gehen da nicht mehr hin. Die sind es einfach nicht wert, daß wir ihnen Zeit widmen. Diese Typen spielen was
sie wollen und ahnen gar nicht was sie auf den Rängen anrichten.Am Ende der Saison sind wir abgestiegen, natürlich. Als der Ab-
stieg fest stand waren wir nicht mehr traurig. Für uns war schon
längst klar, daß wir nicht in die Liga gehören. Spätestens seit
diesem 2.März 2002.Und heute streite ich mich mit "Der Frühling", ob wir vielleicht
doch in die europäischen Plätze aufrücken. Ich streite mich gerne
über so etwas. Und das andere will ich nie,nie wieder erleben. -
Die heutige Entwicklung des FC hast du dir redlich verdient. Nur wer den Mist von 1992 an durchgemacht hat, kann die letzten Jahre nicht hoch genug einschätzen.
-
Vielen Dank, FC Gott...Ja, ich meine das auch - ich habe mir die
Entwicklung verdient(viele andere Leidensgenossen mit mir auch).Immerhin hatte ich ja vorher die schönen Zeiten, die mich oft ge-
tröstet haben. Ich frage mich manchmal, wie jemand das durch
stehen konnte, der - sagen wir mal - 1992 dazu gekommen ist. Diesen
Rotz, diese Legionäre, diesen Drecksfussball. Diese Hoffnungslosig-
keit, diese Perspektivlosigkeit.... -
So halt:
Externer Inhalt www.youtube.comInhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt. -
Ich hätte fast daran vergessen, an ein wirklich historisches Spiel
zu erinnern. Fast....Geschehen Ende Februar 1977. Köln spielte gegen TEBE Berlin, von
meinem Onkel liebevoll Tuberkulose Berlin genannt.Naja, TEBE - gesponsort von Herrn Nussbaum(eher bekannt als Jack
White) kam also nach Köln im Februar 1977. Beim FC hing mal wieder in dieser Saison der Haussegen schief. In den fünf ersten Rückrundenspielen hatte die Kölner sich sage und schreibe 16 Treffer gefangen,das Defensivverhalten war ein Torso. Wolfgang Weber hatte wegen einer schweren Erkrankung im Dezember 76 seine Karriere beenden müssen, eine Katastrophe war das - ohne ihn fehlte es hinten an der ordnenden Hand. Und der gute Toni Schumacher war damals noch nicht so gut, sondern ein absolut nervöses Hemd und für so manchen Bolzen gut.
Gegen TEBE spielte der Jugoslawe Topalovic und der hatte sich
kaum zwischen die Pfosten gestellt, da rappelte es auch schon, 1:0
für TEBE.
Drei Minuten später - Müller zum 1:1. Drei Minuten später Müller
zum 2:1. Bis zur 25ten Minute stand es 4:1 für den FC und was sich
zwischen der 5ten und 40ten Minute im Berliner Strafraum abge-
spielt hat - das umschreibt man am besten mit Chaos, Panik und
Hilflosigkeit. Der FC machte nämlich was er wollte. Simmet und
Overath glänzend im Mittelfeld, Müller ein ständiger Gefahren-
herd. Flocke übertrieb es mal wieder mit seinen Dribblings, an-
sonsten hätte TEBE mit Sicherheit schon Halbzeit 7 - 8 Stück
kassiert. Stattdessen machten die das 2:4, als sich Hein und
Gerber ein Kabinettstücken der Sonderklasse leisteten. Hein
versuchte einem Gegner einen Beinschuss zu verpassen- ging
natürlich schief. Der Berliner geht zum Strafraum und lässt den
Ball verspringen. Gerber hat ihn und imitiert Hein - geht natür-
lich auch schief. Der Berliner steht frei vor dem Tor und trifft.
Draussen tobt Weisweiler wie ein Irrer.
49te Minute und Simmet trifft mir sattem Schuss zum 5:2. Müller
macht den nächsten Mitte von Halbzeit 2. Anschliessend machen
die Berliner binnen 5 Minuten wieder 2 - mittlerweile steht es
6:4 und die Zuschauer pfeifen, weil die Kölner Abwehrspieler sich
verhalten wie die Idioten.Dann machen Müller und Flohe nochmal einen Treffer. Endergeb-
nis 8:4 für den FC. 12 Tore in einem Spiel. Wahnsinn, was sich da
abgespielt hat. Bester Mann bei Berlin der Torwart Volkmar Gross
(ging dann zu Schalke) - ansonsten 15 Stück. Was die Kölner alles
liegen liessen - episch. Genauso wie die überragende Abwehr-
leistung, von Decken keine Spur.Bester Unterhaltungswert, leider nur 15.000 im Stadion. Die, die
nicht kamen haben viel verpasst. TEBE blieb eine Episode - am
Ende der Saison stiegen sie ab. Wir hatten zwar wieder vier Stück
kassiert und damit 20 in 6 Spielen - aber acht Stück gemacht. Und
Dieter Müller war in Überform, das kristallisierte sich immer
deutlicher heraus.
Eine Woche später gewannen wir 3:0. Gegen Bayern München.
Herrlich. Und zu Null. -
Heute ist der 29. Mai, oder?! Und brütend heiss ist es auch.
Vor vierzig Jahren war es auch brütend heiss, sowohl am 28ten Mai,als auch am 29ten Mai. Und am 30ten Mai - da war es auch heiss.
Woher ich das so genau weiß??...Na, ziemlich einfach. Am 28.05.77
war ich in Hannover bei einem Pokalfinale. Das einzige Pokalfinale,welches jemals wiederholt werden musste. Un die Wiederholung gab es am 30.05.1977. Der eine Tag war der Pfingstsamstag und der andere der Pfingstmontag.
Die Mannschaften hiessen Hertha BSC und 1.FC Köln und es war -
vor allem am Samstag - barbarisch warm. Köln hatte auf dem Weg in das Pokalfinale sage und schreibe 31 Tore geschossen und Top-
torjäger wie in der Liga war Dieter Müller. Der schoss wirklich in
dieser Saison auf alles was sich bewegte - ein Wahnsinn. Wenn ich
mich richtig erinnere hatte er mehr als Pflichtspieltore in dieser
Saison.
Gut, daß wir den Müller hatten. Denn der schoss in ersten Spiel das
1:0(die Berliner glichen aus) und im zweiten Spiel wieder das 1:0
und dieses Mal glichen die Berliner nicht aus.
Erster Titel für Hennes Weisweiler im ersten Jahr. Overaths letztes
Pflichtspiel am Pfingstsamstag, Weisweiler brachte ihn am Montag
nicht mehr. Köln im Grunde genommen schon mit der Meister-
mannschaft des Jahres darauf. Norbert Nigbur, der eigentlich von Berlin nach Köln sollte, benahm sich unflätig und kam nicht. Deswegen blieb unser Torwart ein gewisser Herr namens Harald Schumacher.
Bernd Cullmann - bei Weisweiler erst mal hinten dran - bekam nur
einen Kurzeinsatz und weinte nach dem Spiel. Wollte gar nach
Dortmund wechseln, aber blieb - Gott sei Dank.Und ich?! Na ich war selig. In Hannover hatte ich sieben Jahre zuvor gegen Offenbach verloren, ein Jahr später in Stuttgart gegen
Bayern und mein Triple hatte ich am 23.06.1973 - 1:2 n.V. gegen
Gladbach. Vierter Anlauf - Sieg, wenn auch im zweiten Versuch.Heisse Tagen waren das.
-
Man hat so bestimmte Daten. 23.Juni ist so ein Datum bei mir.
Am 23.Juni 1972 fuhren wir nach Köln in die Radrennbahn, um das
letzte Bundesligaheimspiel der Saison 1971/72 zu sehen. 1.FC gegen MSV Duisburg. Köln hatte eine respektable Saison gespielt und wurde am Ende mit 43:25 Tabellenvierter. Duisburg war unter Wert gelaufen und landete im Niemandsland der Tabelle.Die Saison 71/72 war die erste nach dem Bundesligaskandal. Der war nach dem letzten Spieltag der Saison 70/71 aufgeflogen, als
der damalige Offenbach Präsident Canellas anlässlich seines
50 ten Geburtstages vor den geladenen Gästen(unter ihnen der
damalige Bundestrainer Helmut Schön) auf den Knopf drückte und
ein Tonband abspielte. Gesprächspartner Horst Gregorio Canellas
und ein gewisser Manfred Manglitz, Torwart des 1.FC Köln und
Nationalspieler. Im wunderbaren Kölner Singsang mit den vielen
weich gespülten Sch - Lauten verbreitete Manglitz sich darüber wie
man denn wohl ein Spiel verschieben könne. Und das war nur die
Spitze des Eisberges. Bielefeld, Oberhausen, Berlin, Stuttgart,
Braunschweig, Köln(mit Manglitz), Offenbach, Schalke - alle waren
sie beteiligt und die Katastrophe für den deutschen Fussball war
perfekt. Die beteiligten Spieler und Funktionäre hatten den
Abstiegskampf in der Saison 70/71massiv verschoben.Es wurde ermittelt und ermittelt und bestraft und bestraft. Aber
eines war durch keine Ermittlung und keine Bestrafung zurück zu
erlangen - die Glaubwürdigkeit. Fussball war in der Wahrnehmung
einer breiten Öffentlichkeit urplötzlich der Sport der Schieber.
Und das Publikum bestrafte seine Helden mit Liebesentzug und
ging nicht mehr in die Stadien.
So kann man es erklären, was uns dann in der Kölner Radrennbahn
(ohnehin nur mit einem Fassungsvermögen von 28.500 Zuschauern
gesegnet) erwartete.Nicht einmal 4.000 Zuschauer in Müngersdorf,
nicht einmal 4.000 Zuschauer. An einem Freitagabend unter Flut-
licht, welches damals im Normalfall die Zuschauer lockte.Köln hatte - wie gesagt - eine gute Runde gespielt. Der ungarische
Trainer Lorant(leider im April wegen Disputes mit Präsident Maas
gefeuert) hatte junge Kräfte wie Glowacz, Konopka, Kapellmann,
Cullmann integriert und die Mannschaft spielte offensiv nach
vorne. Genau wie an diesem 23ten Juni gegen den MSV, in dem
immerhin Spieler wie Dietz, Wunder, Seliger,Pirsig und Bella
agierten.
Löhr machte schnell das 1:0, Seliger glich aus. Vor der Halbzeit
wieder Löhr und Kapellmann - 3:1 für den FC, der - gemeinsam
mit Duisburg - verstanden hatte, daß man den "Treuesten der
Treuen" einen schwungvollen Auftritt und keinen faden Sommer-
fussball bieten musste. Das formidable Kölner Mittelfeldtrio
Simmet, Overath und Flohe inszenierte Angriff auf Angriff und
auch die Duisburger kamen zu Chancen. Ein richtig schönes
Fussballspiel war das. Die zweite Hälfte war nicht mehr von
dieser Klasse, aber immer noch ansehnlich und Hannes Löhr schoss
schliesslich noch das 4:1.Nach dem Spiel sind wir noch in eine Kneipe marschiert und die
Männer tranken ein paar Bier und der Jung bekam eine Fanta
und ein Kotelett. Vergesse ich nie, ich hatte so einen Riesenhunger
und das Kotelett schmeckte so gut. Thema in der Kneipe war
natürlich das Zuschaueraufkommen und mein Vater meinte, daß
es Jahre dauern würde, bis das Vertrauen zurück käme. Er sollte
recht behalten, es dauerte Jahre. Der (deutsche) Fussball hatte
seine Glaubwürdigkeit verloren - Schiebung brachte man doch
immer mit den Italiern und Spaniern in Verbindung, aber doch nicht wir ordentliche, aufrechte Deutsche.Ein Jahr später war im am 23.06. wieder unterwegs in Sachen Fussball. Nicht in Köln, auch nicht vor nicht einmal 4.000 Zu-
schauern. Sondern in Düsseldorf. Rheinstadion, 70.000 Zuschau-
er in einem voll besetzten Stadion beim deutschen Pokalend-
spiel zwischen Gladbach und Köln. Ein fulminantes und ausser-
gewöhnliches Spiel, daß auch von Millionen von Zuschauern am
Fernsehen verfolgt wurde. Und ich behaupte, daß dieses Spiel
für die Reparatur der Marke Fussball in den deutschen 70ern
unglaublich viel getan hat. -
Ich will mal daran erinnern, daß der Todestag von Heinz Flohe sich
in der letzten Woche zum vierten Mal gejährt hat.Mit dem FC Deutscher Meister 1978 und Deutscher Pokalsieger 68,
77 und 78. Unser Kapitän beim Double, ein Zauberer und Stratege.
Fussballerisch einer der besten der mit grossen Fussballern so ver-
schwenderisch ausgerüsteten 70er Jahre. Viel zu früh verstorben,
niemals vergessen. -
Ich will mal daran erinnern, daß der Todestag von Heinz Flohe sich
in der letzten Woche zum vierten Mal gejährt hat.Mit dem FC Deutscher Meister 1978 und Deutscher Pokalsieger 68,
77 und 78. Unser Kapitän beim Double, ein Zauberer und Stratege.
Fussballerisch einer der besten der mit grossen Fussballern so ver-
schwenderisch ausgerüsteten 70er Jahre. Viel zu früh verstorben,
niemals vergessen. -
-
Lieber Wolfgang Weber,
26ter Juni und heute hast du Geburtstag. 73 Jahre, man mag es
kaum glauben.Ein ganz grosses Idol meiner Jugend warst du. Einer der besten Ab-
wehrspieler Europa`s, ein Sportler durch und durch. Immer hart
- vor allem gegen dich selber - und immer fair.Hast dich von vielen Verletzungen nie unter bekommen lassen, warst ein echtes Vorbild. Deutscher Meister mit dem FC, Deutscher
Pokalsieger mit dem FC. Vizeweltmeister(unvergessen das Tor ge-
gen England zum 2:2) 1966 und WM - 3ter 1970.Ich habe es irgendwo schon mal geschrieben. Wenn du heute spielen
würdest, dann hättest du einen Marktwert a la Mats Hummels und
würdest vermutlich in Liverpool, Manchester oder München spielen.
Weil du nämlich eine echte "Kanone" warst.Ad multos annos, lieber Wolfgang
Soll/Ist
P.S.: Braunschweig, 1975!!
-
Vor vierzig Jahren - Ende August - spielte der FC gegen Eintracht
Braunschweig. Die Braunschweiger waren eine fixe Nummer seiner-
zeit in der Liga. Gründungsmitglied 1963, deutscher Meister 1967.
Diverse Male UEFACUP Teilnehmer. Sie kamen als aktueller Dritter
der Tabelle nach Müngersdorf und sie hatten eine sehr gute Mann-
schaft mit Spielern wie dem deutschen Nationaltorwart Franke,
Verteidiger Zembski, Dremmler, Handschuh, dem fantastischen
Jugoslawen Popivoda auf Rechtsaussen und mit....Paul Breitner.Der FC war nach dem Auswärtssieg in München(3:0!!) Tabellen-
führer und so kam es an diesem Mittwochabend vor 50.000 zu einem echten Spitzenspiel.Der 1.FC Köln machte an diesem Abend ein Spiel wie lange nicht.
Die Abwehr mit Konopka, Gerber, Strack und Zimmermann verurteilte ihren Torwart Schumacher quasi zur Arbeitslosigkeit und degradierte den Braunschweiger Angriff zu Statisten. Der Kölner Angriff mit Löhr, Dieter Müller und einem brillanten Roger van Gool spielte mit den bedauernswerten Braunschweiger Abwehrrecken wie er wollte.
Aber das Herzstück an diesem Abend war das Kölner Mittelfeld. Ar-
beitsbiene Heinz Simmet lief als er sei 23 und nicht 33. Und Heinz
Flohe und Herbert Neumann spielten mit Dremmler und Breitner
förmlich Jojo. Der gute Paul war schon nach der ersten Halbzeit
komplett bedient, so spielte ihn seine Counterparts auf der anderen
Seite aus.
Neumann - nicht nur Regisseur sondern brandgefährlich - erzielte
per Kopfball in der 25ten Minute das 1:0 und Simmet und Löhr er-
höhten bis zur Halbzeit auf 3:0. Und das war ein gerechter Aus-
druck einer Kölner Überlegenheit, die man so gegen diesen Geg-
ner nicht für möglich gehalten hätte.
Nach der Halbzeit legten zweimal van Gool und Dieter Müller nach-
6:0 gegen Eintracht Braunchweig. Unfassbar und völlig und auch in
dieser Höhe verdient. Wie Branco Zebec, Startrainer der Braun-
schweiger, nach dem Spiel anerkannte. "Diese Kölner sind ein Top-
favorit auf die deutsche Meisterschaft", so der Jugoslawe.
Spitzenklasse - das fand ich auch...Für mich hatte das Spiel aller-
dings ein Nachspiel. Ich war - Vater und Onkel waren nicht dabei -
alleine im Stadion gewesen. Anschliessend mit der Strassenbahn
zum Bahnhof. In den Zug nach Mönchengladbach, wo ich umsteigen
wollte. Der Zug fiel aus und ich war gestrandet. Per Anhalter gelang
es mir bis in einen Ort 12 Kilometer vor zu Hause zu kommen. Und
den Rest ging ich zu Fuss und war um 3 Uhr zu Hause. Wo mich
Frau Mutter schon zur Gardinenpredigt erwartete - Vater konnte mich Abwesenheitsbedingt nicht stützen.
Am Morgen ging ich bleischwer in die Schule, in der ich gleichmal
vom Lateinlehrer auf Vokabelfestigkeit überprüft wurde. Naja,über
das Ergebnis breiten wir mal den Mantel der Nächstenliebe. Aber
was tat man nicht alles für den FC. Und nach diesem Spiel war ich
überzeugt, daß wir definitiv das Zeug zum Meister hatten. -
17.09.1977 - HSV gegen 1.FC Köln
40.000 Zuschauer wollten den 1.FC Köln im Hamburger Volkspark
beim HSV sehen. Zwei Spitzenmannschaften der Bundesliga - auf
beiden Seiten etliche Nationalspieler und beim HSV ein englischer
Nationalspieler namens Kevin Keegan, genannt "The Mighty Mouse".Köln hatte im Heimspiel zuvor 2:4 gegen Schalke verloren - was so
bitter wie unnötig war und brannte auf Wiedergutmachung.Der FC war von Anfang an die bessere und dynamischere Mannschaft
und beherrschte den HSV im Grunde genommen die kompletten 90
Minuten. Neumann machte ein überragendes Spiel im Mittelfeld und
entzog sich immer wieder jeglicher Bewachung durch seinen Kettenhund Buljan. Konopka setzte nicht nur Linksaussen Volkert matt,sondern marschierte permanent nach vorn und flankte sich die Füsse aus dem Leib. Zimmermann - Spezialauftrag gegen Keegan -
liess diesen sehr schlecht aussehen, offensiv wie defensiv. Heinz
Flohe kam nicht so richtig zur Geltung, die Hamburger spielten
gegen ihn ebenso aufmerksam wie hart. Und das galt auch für
Dieter Müller, der von Nogly mit allen erlaubten und unerlaubten
Mitteln bearbeitet wurde. Und derselbe Nogly machte dann auch
noch bereits in der 13ten Minute das 1:0 für den HSV. Zu diesem
Zeitpunkt schon glücklich, denn der FC hatte durch Neumann einen
fulminanten Lattenkopfball und van Gool hatte zwei Minuten vorher
eine sagenhafte Chance verstolpert.Nach der Halbzeit wurde die Kölner Überlegenheit streckenweise
grotesk, aber Kargus hielt seinen Kasten irgendwie sauber und
permanent war ein Abwehrbein dazwischen, wenn der gute Ham-
burger Torwart einmal keine Chance hatte.Zehn Minuten vor Schluss fing Cullmann den Ball am eigenen Straf-
raum ab. Ball auf Neumann, Pass auf van Gool. Querpass auf
Müller - das muss es doch sein. Und Müller rutscht aus und trifft
den Ball nicht richtig....Centimeter am Pfosten vorbei.Köln bemühte sich bis zur letzten Sekunde, aber es bleib beim
unglücklichen und unverdienten Auswärtssieg. Trainer Weisweiler
konnte es ebensowenig fassen wie ein wirklicher guter FC, der ein
formidables Spiel abgeliefert hatte. Was da noch niemand wusste:
ein paar Monate später feierten die selben FC Spieler, die an
diesem 17.09. bedient vom Platz schlichen in diesem Stadion ihren
grössten Erfolg.