Bis dass der Tod uns scheidet.

Zitat von Flocke

Wolfram Wuttke

Die Geschichten, die über Wolfram Wuttke kursieren, scheinen alle erfunden zu sein - so phantasievoll sind sie. Wolfram Wuttke soll zu seiner Gladbach Zeit den schon damals - sofern im Erregungszustand befindlich - zu roten Gesichtsfarbe neigenden Trainer Heynckes als "Osram" tituliert haben - was Wuttke bestritten hat. Er konnte so viel bestreiten wie er wollte, denn da hatte er seine Ruf schon weg. Verbrieft ist jedenfalls die Geschichte, daß er als 17-jähriger mit dem Mercedes von Charly Neumann um den Schalker Trainingsplatz fuhr. Wuttke`s Begründung ebenso dreist wie einleuchtend: Er brauche für die anstehende Fahrprüfung halt so viel Praxis wie möglich.

Ein Zauberer sei er, befand Ernst Happel beim HSV, aber leider auch ein"Gassenjunge im Kopf". Und eine "Biene" sei er, aber eine, die "keinen Honig gibt". Das Verhältnis zwischen dem genialen Trainer Happel und dem schon mal genialen Fussballer Wuttke war denn bald so zerrüttet, daß Happel den Spieler achtkantig hinaus werfen liess. Es passt allzugut, daß - angeblich - Happel sein Sorgenkind einmal per Motorrad höchstselbst einsammelte, als der sich beim Waldlauf verirrt hatte.

Wolfram Wuttke war ein Spieler von hohen und manchmal höchsten Graden - vor allem wenn er Lust hatte. Seine Aussenristpässe mit dem rechten Fuss waren legendär und zerschnitten eine Abwehr wie das Messer die Butter.Der Wuttke konnte Fussball s p i e l e n, vom Laufen hielt er nicht so viel. Man mag es auf den Punkt bringen, den einmal ein Kritiker anbrachte: Viel Talent für das SPiel, wenig Begabung das Talent zu nutzen.

WW eckte gerne an. Wuttke musste in Gladbach auf Geheiss von Heynckes sein Übergewicht reduzieren. Für jedes Gramm Übergewicht(oder nicht geschaffte Reduzierung) hiess es pro Gramm eine Mark zahlen. Wuttke hätte 500 DM zahlen müssen und spendierte gleich 1000 - als Vorschuss für sicherlich mal wieder fällige Diäten. Die Lacher hatte er auf seiner Seite - die Trainer nicht unbedingt. Schon gar nicht den Lauterer
Coach Sepp Stabel. Wuttke tauchte auf einer Teamsitzung mit seinem kleine SOhn auf. Warum er diesen denn mitgebracht hätte?! Wuttke`s Antwort:"Ich wollte ihm mal zeigen, was für einen dummen Trainer wir haben."

Wolfram Wuttke absolvierte nur vier Länderspiele - angesichts dieses Talentes ein Witz. Immerhin wurde er in Seoul Bronzemedaillengewinner mit der Olympiamannschaft. Im Leben nach dem Fussball hatte er viel Pech. Seine Ehe scheiterte, sein Sportgeschäft ging pleite, er hatte Brustkrebs. In der Nacht zum Sonntag ist Wolfram Wuttke gestorben - nur 53 Jahre alt. Einen Spieler wie WUttke wirst du heute niemals hmehr in der Liga finden.In der komplett konformistischen Hochleistungsgesellschaft wäre er nicht mehr denkbar. Seine Faulheit liesse ihn an den sportlichen Anforderungen scheitern und seine "Schrägheit" würden heute schlicht und simpel nicht mehr geduldet.

Ruhe in Frieden, lieber Wolfram Wuttke - du hast irgendwie schon Spass gemacht.

Klaus Ulonska

Helmut Dietl