24.08.1963 - die Bundesliga startet in die erste Saison ihrer Geschichte

  • Was haben Preussen Münster und Tasmania Berlin gemeinsam?! Sie spielten nur eine Saison in der Bundesliga. Während die Tasmanen zu ihrem eigenen Erstaunen zur Saison 65/66 in die Liga gehievt worden(Hertha BSC war wegen Unregelmässigkeiten geschasst worden und ein Berliner Verein sollte dann doch in der Liga sein), schafften es die Preussen zur Saison auf sportlichem Weg und qualifizierten sich für die erste Saison der mit Spannung erwarteten Eliteliga.


    Aus dem Süden qualifizierten sich der TSV 1860 München, der 1.FC Nürnberg, der Karlsruher Sportverein, Eintracht Frankfurt und der VfB Stuttgart. Aus dem Südwesten der 1.FC Kaiserslautern und der FC Saarbrücken. Aus dem Norden der Hamburger Spielverein, Werder Bremen und Eintracht Braunschweig. Aus dem Osten Hertha BSC . Und aus dem Westen, aus der so starken Oberliga West die die letzten Jahre vor der Liga dominiert hatte waren überraschend der Meidericher Spielverein, Borussia Dortmund, FC Schalke 04,Preussen Münster und der 1.FC Köln dabei,


    Wenn man vor dem ersten Spieltag nach dem Favoriten auf den Meistertitel gefragt wurde, dann kamen Namen wie Dortmund(letzter deutscher Meister in einem Endspiel), der HSV, Eintracht Frankfurt und vor allem: der 1.FC Köln. Die Kölner galten als erste Profitruppe der Republik mit der modernsten Vereinsführung und dem ausgeglichensten Kader. Weltmeister Hans Schäfer führte ein Team, das vier Mal hintereinander Westmeister geworden war und von den letzten vier Endspielen 3 erreicht hatte. Und bei denen zwei junge Talente spielten - Weber und Overath - von denen man sich wahre Wunderdinge erzählte.

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    Auch der 1.FC Nürnberg schickte noch einen Weltmeister ins Rennen - Max Morlock, der legendäre Halbstürmer aus Franken war noch dabei. Und auch der Meidericher Spielverein konnte noch einen Weltmeister an den Start schicken, kein Geringerer als Helmut Rahn, die Schusskanone aus Essen, der Schütze des 3:2 gegen die Ungarn 1954 war zum Bundesligastart dabei.


    Die Bundesliga zog von Anfang an die Massen in ihren Bann. Im Westen - reich an Traditionsmannschaften mit den oben genannten, aber auch Westfalia Herne, Rot Weisss Essen, Rot Weiss Oberhausen - da war man ja eher jede Woche grosse Spiele gewöhnt. Schalke - Dortmund, Köln - Aachen, Essen - Oberhausen, das waren Knaller in der Oberliga West. Oder Westfalia Herne gegen Borussia Dortmund. In den anderen Oberligen sah das von der Dichte schon anders aus.....Und jetzt?! Jeden Samstag gab es jetzt nicht nur Dortmund gegen Köln zu bestaunen, nein der Hamburger Spielverein empfing den siebenmaligen deutschen Meister Schalke 04. Der Rekordmeister, der FC Nürnberg spielte gegen den Fritz Walter Klub, den FC Kaiserslautern. Und die mit Stars gespickte Truppe aus Köln empfing die starken Löwen vom TSV 1860 aus München.


    Richtung 300.000 Zuschauer stürmten die Kassenhäuschen. Morlock schoss ein Tor, Rahn schoss ein Tor. Schäfers Hans schoss keines, aber war mit seinem Verein sofort erster Tabellenführer der Liga. Ein anderer Kölner, der gewaltig Furore machen sollte(und auch Weltmeister wurde) schoss ein Tor und sein Name war Wolfgang Overath.


    Nach 15 Spieltagen lag der FC Köln tatsächlich schon 4 Punkte(lalte Regel) vorne und hatte gerade mal eine Niederlage erlitten, in Frankfurt war das. Schäfer dirigierte die Mannschaft, wirksam unterstützt von vielen, vor allem aber von Wilden, Overath, Christian Müller und natürlich Hansi Sturm. In Dortmund gewann der FC mit 3:2 nach einen 0:2 Rückstand und das mit streckenweise 9 Spielern, denn trotz Verletzungen durfte man damals nicht auswechseln.


    Geld spielte auch eine Rolle - eine untergeordnete. 1.200 DM gab es für den Vertragsspieler. EINTAUSENDZWEIHUNDERT MARK. Mehr war nicht erlaubt nach den Statuten des DFB. Ausnahme zur Regel: die drei erwähnten Weltmeister Morlock, Schäfer und Rahn und ein gewisser Uwe Seeler. Sie alle durften 2.000 DM wegen ihrer besonderen Verdienste um den deutschen Fussball kassieren. WOW !


    Der sportlichen Entwicklung tat das keinen Abbruch. Sepp Herberger hatte es vorher gesagt. Die permanente Auseinandersetzung auf höchstem Level werde das Leistungsniveau steigern. Und das war zu besichtigen und führte letzten Endes zu einer Nationalmannschaft, die geradezu permanent bei internationalen Turnieren mindestens unter den ersten drei landete. Und - fast ohne Anlaufzeit - kamen bundesdeutsche Mannschaften in Endspiele um eruopäische Trophäen.


    Keine Frage, dieser 24.08.1963 war ein grosser Tag für den deutschen Fussball. Ein Richtung weisender Tag, der Beginn eines Erfolgsmodels, welches die Massen bis heute in ihren Bann schlägt. An dieser Stelle ist nicht das Thema die Auswüchse auch im deutschen Fussball zu diskutieren, sondern eben das denkwürdige Datum zu würdigen.


    Der Westen dominierte diese erste Saison. Dortmund wurde 4ter. Vizemeister wurde der Meidericher Spielverein, der unter Trainer Rudi Gutendorf und mit einem neuen Spielkonzept(Riegel Rudi machte es möglich) reüssierte. Und mit neuen Spielern wie Manfred Manglitz, Elfmeterkönig Lulu Nolden, Eia Krämer und Heinz Höher(später Trainer in Bochum und Nürnberg). Meister allerdings wurde unangefochten der 1.FC Köln. Sechs Punkte Vorsprung vor den Meiderichern, die Kölner waren nicht zu stoppen und wurden ihrer Favoritenleistung mehr als gerecht.


    Absteigen mussten der 1.FC Saarbrücken, der 13 Jahre lang brauchte um wieder in die Eliteklasse zu kommen. Und eben Preussen Münster. Die kamen niemals wieder - aber immerhin sind sie vor dieser Saison wieder in die 3te Liga aufgestiegen.


    Von den Gründungsmitgliedern sind aktuell in der ersten Bundesliga noch vertreten: der FC Köln, Borussia Dortmund, VfB Stuttgart, Eintracht Frankfurt, Werder Bremen. 5 Vereine aus 16 Gründungsmitgliedern. Kein Verein der Gründungsmitglieder hat es die vollen 60 Jahre geschafft.

    Lettore silenzioso

  • Unser :effzeh: -Historiker. :thumbs_up:

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  • Noch einige Anmerkungen zu dieser ersten Bundesligasaison.


    Torschützenkönig wurde - natürlich - Uwe Seeler. Der Nationalmittelstürmer erzielte 30 Tore in 30 Spielen. Ihm folgte Timo Konietzka aus Dortmund mit 20 Toren.


    Apropos HSV und Dortmund: der HSV blieb tatsächlich die einzige Mannschaft, die zu Hause k e i n Spiel verlor. Und der BVB war mit 25:5 Punkten die stärkste Heimmannschaft.


    Die stärkste Auswärtsmannschaft(und das mit Abstand) war der 1.FC Köln 21:9 Punkte und man verlor gerade mal ein Auswärtsspiel(in Ffurt) und in der Rückrunde blieb man gar auswärts ungeschlagen.


    Völlig lächerlich machte sich das Kicker Sportmagazin in der Bewertung der Spieler. Während der beste Spieler des 1.FC Köln - Hansi Sturm - mit einem Notenschnitt von 1,93 auf Platz 14 landete, kamen 3 Spieler des fast abgestiegenen KSC auf die Plätze 3, 4 und 7. Und insgesamt landete der KSC - Fastabsteiger - mit einem Notenschnitt von 2,29 auf Platz 1 vor dem unangefochtenen Meister Köln. Unfassbar.


    Den grössten Zuschauerzuspruch zu Hause verbuchte der VfB Stuttgart mit über 40.000 Zuschauern im Schnitt. Der FC landete auf Platz 4 der Tabelle mit etwas über 33.800 Zuschauern. Auswärts waren die Kölner dagegen die grosse Nummer der Liga - wo sie antraten hiess das Schild: AUSVERKAUFT!


    Der kälteste Elferschütze der Republik hiess Ludwig "Lulu" Nolden. Wenn er antrat, war der Ball drin. 5 Elfmeter - 5 Tore. Als Lulu seine Karriere beendete hatte er bei 16 Elfern immer noch keinen Fehlschuss verbucht. Auf sein Erfolgsrezept angesprochen sagte Nolden:"Gut überlegen und dann rein schiessen".


    13 x zu Null spielte Manfred Manglitz - der Kölner in Diensten des Meidericher Spielvereines. Der wiederum sollte noch zu ganz anderen Ehren kommen, nachdem er zur Saison 69/70 zum FC Köln wechselte. Als Torwart eine ganz grosse Nummer, liess Manglitz sich dazu verleiten, Spiele während der Saison 70/71 zu verschieben. Seine Karriere war damit zu Ende.


    Bester Torwart der Republik war - nach Ansicht der Experten - allerdings ein anderer. Petar "Radi" Radenkovic - der Jugoslawe in Diensten des TSV 1860 München verzückte die Massen nicht nur mit seinem Torwartspiel, sondern mit - damals - völlig ungewohnten Ausflügen tief in die eigene Hälfte und liess dabei durchaus spielerisches Vermögen aufblitzen.


    Die meisten Tore - mit 78 - schoss der FC Köln und die wenigsten - mit 36 - erhielt der Meiderischer Spielverein.


    Die meisten Tore in einem Spiel fielen in Dortmund, als am 11ten Spieltag der Saison der 1.FC Kaiserslautern von einer entfesselten Dortmunder Borussia mit 9:3 nach Hause geschickt wurde. Beim FC Kaiserslautern im Tor der bedauernswerte Torhüter Strich, der - bis dahin - in 10 Spielen gerade einmal 8 Gegentore gefangen hatte. In einem Spiel 9 - und Strich sah bei mancher Aktion nicht glücklich aus. Ob Trainer Brocker aus Kaiserslautern sich auf den Namen seines Torhüters bezog, als er nach dem Spiel sagte: "Unter dem Strich war unsere Leistung nicht ausreichend".


    Strich jedenfalls hatte solche Tage offensichtlich "drin". In Hamburg schenkten im Uwe Seeler und Co. ebenfalls 7 Stück ein. Die Hamburger wiederum holten sich mit einem 2:9 in München bei den Löwen ebenfalls eine Rekordpackung ab.


    Der 1.FC Köln musste übrigens ein Heimspiel auswärts absolvieren. Nachdem es zu Hause gegen Frankfurt zu Zuschauerausschreitungen gekommen war, wurden die Kölner im nächsten Heimspiel gegen Braunschweig nach Wuppertal strafversetzt. Der Leistung tat das beim ungefährdeten 4:1 keinen Abbruch. Start einer geradezu unfassbaren Serie gegen die Nordmannschaft. So lange die Löwen aus Braunschweig in Köln in der Bundesliga antraten, war nichts zu holen. 24 Spiele, 1 Punkt für Braunschweig. Und es hagelte Gegentore - da waren dann auch mal 4 und 5 und 6 und 8 Gegentore möglich.

    Lettore silenzioso

  • Das war genau heute vor 60 Jahren:

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    lass doch die Morgensonne endlich untergehn...