Der Politik-Thread

  • Nach Finanzkrise und Co. sollte man Lafontaine lieber einen Visionär nennen. Im Nachgang hätte man lieber Schröder vom Hof jagen sollen, aber später ist man immer klüger...
    Und mit den Sekundärtugenden hatte er doch recht! :winking_face:

    "HELMUT SCHMIDT spricht weiter von Pflichtgefühl, Berechenbarkeit,Machbarkeit, Standhaftigkeit....Das sind Sekundärtugenden: Ganz präzis gesagt: Damit kann man auch ein KZ be-
    treiben"....So Oskar Lafontaine im Rahmen der Diskussion um den so genannten NATO Doppelbe-
    schluss.


    Schmidt hat dann an Lafontaine geschrieben und Willy Brandt hat von diesem Brief eine Kopie erhalten. Schmidt bezieht sich im Schreiben auf ein mit Lafontaine geführtes TTelefonat , in welchem Lafontaine behauptet hatte, ihn(Schmidt) mit den Äusserungen "nicht persönlich treffen zu wollen".
    Schmidt hat Lafontaine darob gebeten dann doch "die in den Mund gelegeten Zitate" durch einen Leserbrief auszuräumen(also doch bitte den Namen Helmut Schmidt aus dem obigen Kontext zu tilgen).
    Oskar Lafontaine hat das abgelehnt. Die Zitate seien "so gefallen wie abgedruckt".
    Schmidt hat dazu gesagt, daß er in 36 Jahre Zugehörigkeit zur SPD niemals innerhalb der Partei noch vom politischen Gegner derartig beleidigt worden wäre.


    Lafontaine hat bewusst und absichtlich Helmut Schmidt - damals immerhin Kanzler der Bundesrepublik - persönlich diffamiert. Die Gelegenheit, die Sache aus der Welt zu schaffen, hat er ebenso bewusst und absichtlich ausgelassen.


    Schmidt hat später einmal gesagt:"Der eine ist links, der andere rechts. Aber vergleichbare Popu-
    listen sidn Lafontaine und Le Pen schon"....Ausserdem hat Schmidt Lafontaine mit Adolf Nazi(als
    Redner) verglichen.....Die Worte des Altbundeskanzlers sind heute so wahr wie zum Zeitpunkt, als sie gesprochen wurden.


    Ich habe Null Sympathie für einen Mann, der es für nötig hielt, einen der grössten deutschen Staatsmänner zu diffamieren. Und nicht einmal den Anstand hatte, sich zu entschuldigen.

  • Das sind doch alles alte Kamellen, die Auswirkungen der Finanzkrise hingegen nicht.
    Historisch gesehen habe ich Helmut Schmidt für seinen Pragmatismus (besonders bei der Sturmflut in HH) bewundert, aber Politiker brauchen auch Visionen (und keinen Arzt, wie HS meinte) und viele politischen Vorhersagen von Lafo sind leider eingetroffen.
    Daneben bin ich dankbar, dass es auch dank Lafo eine linke Kraft (auch wenn ich sie nicht wähle) jenseits der SPD gibt



    P.S. Hat sich Helmut Schmidt für den Adolf Nazi Vergleich eigentlich entschuldigt?

    Einmal editiert, zuletzt von FC-Berlin ()

  • Zu FC Berlin, Beitrag 4242
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    Ja klar, sind immer olle Kamellen, wenn man Fehlverhalten verschweigen entschuldigen oder verschweigen will.
    Lafontaine hat seine Sprüche 1982 heraus geleiert(ich vermisse bei deinem Beitrag, daß du zumindest erwähnst, daß sie unanständig sind). Nachdem Schmidt 26 Jahre auf eine Entschuldigung gewartet hat, kam dann - nach meiner Erinnerung 2008 - Schmidts "Adolf Nazi"....


    Lafoaintaine konnte bei den Sozialdemokraten nichts mehr werden und ist "desertiert". Fakt ist, daß Leben, Haltung und Wirkung von Helmut Schmidt ihren Einzug in die Geschichtsbücher schon längst vor seinem Tod Einzug gehalten haben. Und das er - Weltweit - geachtet und respektiert wurde. Gerade übrigens für seine tiefer gehenden Einsichten zur Weltpolitischen Lage und zu wirtschaftlichen Fragen. An Lafontaine wird nicht viel erinnern.


    Vor 5 oder 6 Jahren habe ich mal einen Bericht in der Süddeutschen Zeitung über Lafontaine gelesen. Kann auch sein, daß es in dieser Sonntagsbeilage war...Naja, in jedem Fall ging dann der Journalist mit Lafontaine im Saarland in eines der Vorzeigelokale, in welchen Lafontaine so gerne essen und trinken ging. Der Journalist ass dann mit Oskar die von Oskar ausgesuchten Speisen und es ging edel, sehr edel zu. Sehr schön beschreiben dieses Mahl. Und Oskar verbreitete sich dann über
    das Unrecht der Welt, über linke Politik, über die Finanzwelt, etc.,etc.....


    Unnötig zu erwähnen, wer das Essen gezahlt hat.....Der Schlussakkord des Journalisten hat mir gut gefallen - das ging in deie Richtung, die mir die ganze Zeit beim Lesen des Artikels durch den Kopf
    schwirrte: "Wasser predigen, Wein saufen".

  • Lafontaine hat bewusst und absichtlich Helmut Schmidt - damals immerhin Kanzler der Bundesrepublik - persönlich diffamiert.

    Ich hab die Zeit damals nicht erlebt und kenne das alles nur aus den geschriebenen Texten.
    Wie kommst du darauf das er ihn persönlich diffamiert hat?


    Ist es nicht so dass wenn man den Zeit-Kontext noch dazu nimmt, es überhaupt keinen persönlichen Bezug gibt. Jedenfalls ist die Möglichkeit sehr groß dafür-


    Schmidt hat dazu gesagt, daß er in 36 Jahre Zugehörigkeit zur SPD niemals innerhalb der Partei noch vom politischen Gegner derartig beleidigt worden wäre.

    Kann es nicht sein, dass Schmidt sich so beleidigt gefühlt hat, weil er eben damals nicht das arme Lämmchen war, für das er sich sehr viel später verkauft hat und das durch die Verdrängung so stark empfand?

  • FC Fan: Lies´mal weiter oben Beitrag 4241....Schmidt hat ihn gebeten, den Namen Helmut Schmidt aus seinem Zitat zu nehmen. Das hat Lafontaine abgelehnt und mit dem Hinweis versehen, die "Zitate seien so gefallen wie sei abgedruckt" worden wären. Das war schon pure Absicht. Natürlich standen sich Schmidt - als Kanzler und dezidierter Befürworter des NATO Doppelbeschlusses - udn Lafontaine als SPD Grande und dezidierter Ablehner des NATO Doppelbeschlusses - in dieser politischen Frage diametral und einigermassen unversöhnlich gegenüber. Der Respekt vor Personen und dem Amt sollte es aber gebieten, solche Äusserungen nicht vorzunehmen. Und Lafontaine hatte Gelegenheit sie auszuräumen, er hat sie nicht genutzt....Ich abe es damals immer so begriffen:Schmidt war politisch als Kanzler am Ende und hatte grosse Teile de rGefolgschaft der SPD verloren, insbesondere die linke Seite der SPD - und Lafontaine wollte sich durch starke Worte genau hier etablieren. Nichts gegen einzuwenden, so ist das Geschäft. Aber diese Worte waren eben nicht stark, sondern diffamierend.


    Zum zweiten Teil der Frage(n) kann ich nicht viel beitragen. Sicher war Schmidt kein Lämmchen, sondern eher das Gegenteil. Aber eben auch ein Mensch, der - im persönlichen Umgang - eine Grenze wahrte und gewahrt haben wollte.

  • Genau das ist es, was mir an Lafontaine so imponiert. Der Typ predigt nämlich nicht Wasser und säuft Wein, sondern ganz im Gegenteil.
    Ein Genussmensch, der bereit war/ist für das Gemeinwohl auch mehr zu bezahlen, der einen Spitzensteuersatz fordert, obwohl er selbst betroffen ist...


    Das ist das Gegenteil von "Wasser predigen und Wein saufen".


    Schade, dass du auf so etwas rein fällst. Hatte dich an dem Punkt für politisch tiefgründiger gehalten als die Süddeutsche im Bezug auf Lafo zu zitieren.

  • FC Berlin: Du wirst mir wohl recht gegen, wenn ich sage, daß die Süddeutsche nun nicht gerade als
    ein strammes, rechtes "NATIONALES KAMPFBLATT" bekannt ist, sondern eher - zumindest im allge-
    meinen Verständnis dem sozialliberalen Spektrum zugeordnet wird. Will heissen, die sind Lafontaine deutlich eher gewoogen als Seehofer.


    Ich trraue Herrn Lafontaine nicht. Das ist ein Bauchgefühl, was sich aus seinen Handlungen über Jahrzehnte entwickelt hat. Da gibt es eine Reihe von Dingen, die mich misstrauisch macht - nicht nur das Schmidt Zitat. Sondern - beispielsweise - auch diese hübsche Posse in den 90er Jahren, als Lafontaine als saarländischer Ministerpräsident mit allen Mitteln die einem Politker zur Verfügung stehen, gegen eine für ihn nicht günstige Entscheidung eines Oberlandesgerichtes zu Felde zog. Selbst Lafonataine durchaus zugeneigte Parteigenossen sahen seinerzeit die Unabhängigkeit der Justiz
    als attackiert an. Die damaligen Richter beklagten sich - a la Schmidt - über "ehrverletzende Äusserungen".


    Und an die Hinrichtung von Scharping - massgeblich inszeniert von Lafontaine - erinnern wir uns doch alle noch ganz genau, oder?! Anstand?

  • FC Fan: Lies´mal weiter oben Beitrag 4241....Schmidt hat ihn gebeten, den Namen Helmut Schmidt aus seinem Zitat zu nehmen. Das hat Lafontaine abgelehnt und mit dem Hinweis versehen, die "Zitate seien so gefallen wie sei abgedruckt" worden wären. Das war schon pure Absicht. Natürlich standen sich Schmidt - als Kanzler und dezidierter Befürworter des NATO Doppelbeschlusses - udn Lafontaine als SPD Grande und dezidierter Ablehner des NATO Doppelbeschlusses - in dieser politischen Frage diametral und einigermassen unversöhnlich gegenüber. Der Respekt vor Personen und dem Amt sollte es aber gebieten, solche Äusserungen nicht vorzunehmen. Und Lafontaine hatte Gelegenheit sie auszuräumen, er hat sie nicht genutzt....Ich abe es damals immer so begriffen:Schmidt war politisch als Kanzler am Ende und hatte grosse Teile de rGefolgschaft der SPD verloren, insbesondere die linke Seite der SPD - und Lafontaine wollte sich durch starke Worte genau hier etablieren. Nichts gegen einzuwenden, so ist das Geschäft. Aber diese Worte waren eben nicht stark, sondern diffamierend.


    Zum zweiten Teil der Frage(n) kann ich nicht viel beitragen. Sicher war Schmidt kein Lämmchen, sondern eher das Gegenteil. Aber eben auch ein Mensch, der - im persönlichen Umgang - eine Grenze wahrte und gewahrt haben wollte.


    Sorry, ich sehe die Diffamierung Schmidts immer noch nicht.
    Schmidt hat die Sekundärtugenden doch als Argument für den Doppelbeschluss ins Spiel gebracht. In einer sehr emotionalen Diskussion.
    Über genau diese Tugenden wurde doch schon Jahrzehnte vorher heftig debattiert (68er-Bewegung und danach).
    Man wusste, und ich schätze Schmidt als intelligenter Mann auch, dass viele das mit der Nazi-Zeit verbinden. Auch schon wegen seiner Vergangenheit war das nicht klug von ihm.


    Der Satz ist inhaltlich richtig und lässt nur mit viel Fantasie einen direkten Bezug zu Schmidt zu. Er hat die selben Worte benutzt und so das Argument Schmidts (massiv) geschwächt.


    Schmidt hat die Worte gesagt. Warum also die Bitte, den Namen rauszunehmen?
    Und dann noch mit dem Hinweis auf das Pressegesetz? Auch da finde ich die Reaktion von Lafontaine richtig. Das Zitat fiel so, also gab es da auch nichts zurückzunehmen.

  • Jan, ein früherer Kanzler sagte einmal das seien Dinge, mit denen man auch ein KZ führen könne.
    Ich sehe das vollkommen anders. Ohne diese Charaktereigenschaften kannst Du eben noch nicht mal erfolgreich ein Büdchen führen.
    Schon damals haben mich diese Aussagen extremst genervt.
    Und ja, wir sind eben pünktlich, wir sind effizient, wir haben Disziplin. Das ermöglicht uns eben vieles, was anderen nicht so gelingt.
    Dafür haben andere eben auch andere Vorteile, sei gut oder nicht.

    @ hapeen


    vielleicht habe ich Dich falsch verstanden oder umgekehrt. Genau das meinte ich damit, dass diese o.g. Eigenschaften
    die Stärke der Deutschen sind. Wir sind im Export so stark,
    genau weil die Kunden wissen, dass sie eine hohe Qualität pünktlich geliefert bekommen.


    Und natürlich, andere Länder haben dafür andere Stärken.
    Hab jetzt zwischen unseren Meinungen keinen großen unterschiede ersehen können

  • FC Fan, dein Beitrag 4248:
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    So ganz lang kann ich jetzt nicht mehr darauf eingehen, muss was erledigen.


    Nur so viel: die Diffamierung Schmidts haben viele Genossen und politische Wegefährten(auch anderer Parteien) von Schmidt genauso gesehen wie er. Die wussten alle ganz genau, was Oskar Lafotaine sagen wollte und das sein Bezug direkt auf Schmidt gemünzt war. Hat er übrigens selber niemals in Abrede gestellt.


    Was meinst du mit Schmidt`s Vergangenheit?! Wohl seine Zeit als Wehrmachtsoffizier...Musste er sich
    deswegen schämen oder 40 Jahre später rechtfertigen?! Mir wäre nicht bekannt, daß Helmut Schmidt im Weltkrieg persönliche Schuld auf sich geladen hat.

  • Hat er übrigens selber niemals in Abrede gestellt.

    Hat er doch im Brief gemacht?


    Was meinst du mit Schmidt`s Vergangenheit?! Wohl seine Zeit als Wehrmachtsoffizier...Musste er sich
    deswegen schämen oder 40 Jahre später rechtfertigen?! Mir wäre nicht bekannt, daß Helmut Schmidt im Weltkrieg persönliche Schuld auf sich geladen hat.

    Ja, seine Nazi-Vergangenheit.
    Ob er sich deswegen schämen und rechtfertigen muss? Ich würde schon sagen, ja. So wie jeder aus der Zeit, der aktiv daran beteiligt war. Ob er persönliche Schuld auf sich geladen hat? Das weiß wohl nur er. So, wie viele andere verdrängen viele diese Zeit und spielten vieles runter. Natürlich hat keiner etwas schlimmes gesehen, getan oder gewusst. Siehe auch der KZ-Aufseher vor kurzem, der vor Gericht stand. Trotz Beweise leugnete er das sehr lange. Was völlig verständlich war.


    Aber es geht eher darum, dass ich nicht unbedingt Sachverhalte verwende, die aus der Zeit stammen oder durch diese Zeit einen unschönen Charakter haben. Bis heute ist das ja so. Auch bei Person, die erst viel später geboren worden und nachweislich nichts mit dem System zu tun hatte.
    Die Tugenden, die er da aufgezählt hatten, würde ich, ähnlich wie viele andere damals wohl, dazu zählen.

  • Helmut Schmidt in den selben "Tenor" zu rücken wie den von dir erwähnten KZ Aufseher - das ist dann wohl etwas abenteuerlich.


    Nazi Vergangenheit? Persönliche Schuld? Bewertung von Schuld?


    Schmidt war als aktiver Soldat in der Wehrmacht. Die zunächst gängige Doktrin nach WK 2 war die der unbefleckten Wehrmacht. Die wiederum liess sich nicht lange halten. Die heutige Geschichtsforschung spricht davon, daß Verbände und Einzelpersonen der Wehrmacht sich ganz eindeutig Kreigsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit haben schuldig gemacht.


    Helmut Schmidt war also Mitglied einer Organisation, die nicht als unbefleckt und unschuldig gelten kann. Über seine persönliche Schuld sagt das nichts. Die Geschichtsforschung hat nichts darüber heraus gefunden, daß Schmidt persönlich oder Verbände in denen Schmidt aktiv diente, sich schuldig gemacht haben, Kriegsverbrechen und/oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben. Somit ist - Stand Geschichtsforschung heute - die Angelegenheit erledigt. Und Vorhaltungen nach dem Motto:" Ja aber, vielleicht...oder, wir wissen doch was damals" - die sind schlicht nicht zulässig. Erstens weiss aus unseren Generationen niemand auch nur irgendetwas, jedenfalls nicht aus eigener Anschauung oder Erlebem und Erleiden und zweitens: siehe oben: Helmut Schmidt hat keine persönliche Schuld auf sich geladen. Jedenfalls ist keine bekannt und damit darf niemand irgendetwas behaupten oder herum geheimnissen.


    Überhaupt finde ich es sagenhaft, wenn Leute die - sagen wir mal 1975 geboren sind - sich moralisch voller Inbrunst und Verachtung über die so geannten Mitläufer während des 3ten Reiches sprechen. Wohl gemerkt wir reden jetzt nicht über die Hitlers, Goebbels, Himmlers und andere Hauptverbrecher und deren direkten Helfer sondern über beispielsweise den kleinen Postamtsrat der aus Angst um seinen Posten in die Partei eingetreten ist). Nein, wie konnte er nur...Sein Vater war doch ein strammer Sozialdemokrat. Da geht man doch in den IUntergrund, jawoll.....Ja, mit Abstand von 70 Jahren - da wären wir alle in den Untergrund gegangen und hätten das Regime gestürzt.
    Das ist genauso unhaltbar wie alle diese verurteilungen über die Mitläufer in der ehemaligen DDR.
    Dieser Staat war ein Unrecht - und Terrorstaat und die Leute, die sich mit diesem System arrangieren mussten, sich ihm beugen mussten - über die will man sich anschliessend moralisch erheben und sie beurteilen?!(das gilt nicht für die Honeckers und Mielkes und Kamerilla).


    Nun gut.


    Ein Wort noch zu den Tugenden - Disziplin, Fleiss,etc - von denen Lafontaine sagte, man könne damit ja auch prima ein KZ führen. Jo, das mag wohl stimmen...Hilft wohl, wenn man gut organisiert ist, um Millionen vom Leben in den Tod zu befördern.
    Nur, die gleichen Tugenden helfen auch, wenn man ein Unternehmen führt. Einen Staat lenken soll, muss. Lafontaine hat sich vor allem abfällig über diese "Tugenden" geäussert, weil er genau
    gespürt hat, daß er diese Tugenden nicht besitzt. Der Saarländer mag ein charismatischer Redner sein, er mag ein hoch intelligenter Politiker sein - aber für höchste Ämter reicht das alleine dann eben doch nicht(eimal hat es in Deutschland gereicht und das >Ergebnis ist bekannt). Und deswegen kam er in Wirklichkeit auch nie für das höchste Amt in diesem Staat in Frage. Das hat er nie verwunden, aber er weiß bis heute warum er niewirklich in Frage kam.

  • Geht es auch eine Nummer kleiner bei dir?


    "moralisch voller Inbrunst und Verachtung über die so geannten Mitläufer während des 3ten Reiches sprechen"
    Das machst du aus schämen und rechtfertigen?


    Und ja aus der Zeit müssen sich einige schämen und rechtfertigen und das nicht nur Leute wie Hitler, Goebbels oder Himmler.
    Auch wenn man etwas wegen Zwang und Druck gemacht hat, muss man sich nachher rechtfertigen dafür und ja auch schämen.
    Und das wissen eben sehr viele aus der Zeit und deshalb wurde das Thema auch verschwiegen, so gut es geht. Was auch völlig verständlich ist.


    Und selber schreibst du "Stand der Geschichtsforschung" willst aber gleichzeitig verbieten, dass es vielleicht doch eine andere Möglichkeit gibt? Nur weil man es nicht beweisen kann, heißt es eben nicht automatisch, das nichts passiert ist.
    Willst du die Hand ins Feuer legen, dass bei ehemaligen Wehrsoldaten nichts passiert ist?
    Also stimmt der Satz ganz einfach, ob er sich persönliche Schuld aufgeladen hat, dass weiß nur er.

  • Helmut Schmidt war also Mitglied einer Organisation, die nicht als unbefleckt und unschuldig gelten kann. Über seine persönliche Schuld sagt das nichts. Die Geschichtsforschung hat nichts darüber heraus gefunden, daß Schmidt persönlich oder Verbände in denen Schmidt aktiv diente, sich schuldig gemacht haben, Kriegsverbrechen und/oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben. Somit ist - Stand Geschichtsforschung heute - die Angelegenheit erledigt.

    Liest sich, als ginge es um Soldat XY, der während des Krieges zur Wehrmacht eingezogen wurde, der seinen Dienst an der Front abgeleistet hat und der dann nach Hause zurückkehrte.


    Und hat insofern gar nix mit einem Mann zu tun, der in der Jugend zur bewusst zur Hitlerjugend ging (im Gegensatz zur früheren Behauptung, seine Ruderstaffel sei insgesamt und gegen seinen Willen rekrutiert worden), der das NS-System ebenso bewusst für sein berufliches wie privates Vorankommen nutzte, der in der Wehrmacht als Offizier und Oberleutnant sehr wohl einen gesteigerten Einblick in Kampfführung und deren Ziele hatte und der letztlich sogar als Referent im Reichsluftfahrtministerium tätig war - ehe er sich dann und im Zuge der sich abzeichnenden Niederlage erst gegen das NS-Regime wandte.


    Man muss Schmidt nicht krampfhaft als Täter oder linientreuen NS-Soldaten abstempeln. Aber was du da schreibst, ist mir zu simpel. Zumal sich nach und nach einige Aussagen Schmidts als falsch erweisen oder zumindest angezweifelt werden dürfen. So etwa seine Bekundung, er sei Gegner der Nazis gewesen - dabei war er dem organisierten Widerstand bis auf wenige persönliche Freundschaften gar nicht bekannt. Oder die Frage, warum ihm in mehreren Führungszeugnissen eine reife NS-Ideologie bescheinigt wurde - worauf Schmidt mal sagte, derartige Zeugnisse habe weder der Aussteller noch der Empfänger ernst genommen.


    Schmidt war in dem System. Er war dort freiwillig. Und er war über Jahre in Positionen, in denen er mehr wusste als der "normale" Soldat. Das macht ihn nicht zum Täter. Ob es ihn zum Mitwisser macht, weiß ich nicht. Aber es macht ihn definitiv nicht zu einem Mann, über den man sagen könnte, seine Angelegenheit rund um die NS-Zeit habe sich erledigt.

    :hennes: Die Herausforderung "Bundesliga mit Köln" ist für einen Spieler etwas vom Größten. Köln ist ein Mythos. :FC:

  • Jan, eben weil es da in der Tat keine Unterschiede gibt.
    Ich denke da wie Du und auch MainBock in weitesten Teilen.

    Yet the poor fellows think they are safe! They think that the war – perhaps the last of all – is over! / Only the dead are safe; only the dead have seen the end of war.

    George Santayana

    Soliloquies

  • Schmidt hat später einmal gesagt:"Der eine ist links, der andere rechts. Aber vergleichbare Popu-
    listen sidn Lafontaine und Le Pen schon"....Ausserdem hat Schmidt Lafontaine mit Adolf Nazi(als
    Redner) verglichen.....Die Worte des Altbundeskanzlers sind heute so wahr wie zum Zeitpunkt, als sie gesprochen wurden.

    Schmidt mag vielleicht in der Zeit vor seiner Kanzlerschaft das ein oder andere richtig gemacht haben, was aber den späten Schmidt angeht: Der war ein unfassbar aufgeblasener Dummschwätzer.
    Und der Spruch gegen Lafontaine, der ist einfach nur widerlich und peinlich. Ganz ehrlich - auf so einen schwachsinnigen Vergleich muss man erstmal kommen. Das ist eigentlich nur mit Demenz zu erklären.


    Politiker wie Schmidt und Gerhardt haben die Grundwerte der SPD verraten und zu einer profillosen Karikatur ihrer selbst werden lassen. Die beiden (und zahlreiche Helfer) haben die SPD so weit ins konservative Lager geführt, dass man teilweise schon die CDU rechts überlappt hat.
    Lafontaine ist nun wirklich kein sympathischer Zeitgenosse, aber er war einer der wenigen, die für die Sozialdemokratie, für die Interessen der Arbeiter, für soziale Gerechtigkeit, die Regulation der Finanzmärkte usw. eingetreten sind. Das Resultat ist bekannt: Solche Dinge sind in der SPD lange nicht mehr gefragt, Lafontaine verließ die Partei enttäuscht. Bei der SPD blieb nur der Name als Erinnerung an eine früher große und bedeutsame Partei.

    Difficile est satiram non scribere - Es ist schwierig, keine Satire zu schreiben (Juvenal)

  • Warum willst du dem Schmidt eigentlich unbedingt irgendetwas vorwerfen ?

    Mach ich nicht und will ich nicht. Genauso wenig wie man ihm ein Persilschein ausstellen kann, nur weil er ein Kanzler war oder weil Historiker keine Belege finden.

  • Ja, seine Nazi-Vergangenheit.
    Ob er sich deswegen schämen und rechtfertigen muss? Ich würde schon sagen, ja. So wie jeder aus der Zeit, der aktiv daran beteiligt war.

    Der von Schreibwut besessene @ FC-Fan schreibt sehr viel bei wenig Ahnung - und das auch noch mit schlechter Grammatik und Orthographie. Dafür aber von früh bis spät. Muss wohl ein Hobby sein für jemanden, der keinen Job und auch ansonsten nichts hat, was irgendwie nach Schule, Ausbildung, FH oder Uni riecht.

    2 Mal editiert, zuletzt von Puppekopp ()