Als ich meine Frau kennen lernte, spielte ich aktiv Fussball, war aber verletzt. Habe ihr aber gesagt, daß ich einerseits Fussball spiele und ausserdem glühender Anhänger des FC bin. Das ich Anhänger des FC war - das fand sie gut, denn sie ist Kölnerin(so ein Fehler wie einem bedauernswerten User, der sich eine Gladbacherin angelacht hatte, wäre mir NIE IM LEBEN passiert).
Also, wir kamen zusammen. Ich war fünf Wochen verletzt und anschliessend war Saisonschluss. Und parallel war auch in der Bundesliga Schluss. Das hiess, daß sie am Anfang sozussagen einen Soll/Ist er-
lebte, den es gar nicht gab. Kein Training, kein Spiel am Sonntag. Ok, Samstag Bundesliga.
Und dann kam so der 20te Juni dieses Jahres und ich sagte ihr, daß wir mal sprechen müssen. Und drückte ihr dann den Trainingsplan der Vorbereitung in die Finger. Und buchstäblich jeden Tag gab es Training oder Spiel...Den Blick vergesse ich nie.
Unser Leben danach wurde generell um den Fussball aufgehängt. Mindestens viermal Training die Woche, Sonntags Spiel. Samstag FC - auf jeden Fall zu Hause. Mittwochs Europapokal, das war die Zeit ,wo wir Europa spielten....Meine Frau ging aber mit zum FC, die war wirklich interessiert. Kam nämlich Gott sei Dank aus einem Fussbalbegeisterten Haushalt...Trotzdem gab es da durchaus - wie soll ich sagen - kritische Phasen. Und in denen habe ich die Toleranz meiner Frau sehr strapaziert. Zumal ich auch völlig ungerührt zu Auswärtsspielen fuhr und dann zu spät zu Geburtstagen von Freunden und Freundinnen kam. Oder - ein grandioser Höhepunkt - zusammen mit meinem Freund Manni nach einem Sieg in Dortmund auf einer Geburtstagsfete(nein, Manni war nicht eingeladen) auflief und wir beide zusammen ca. 4,37 promille hatten und gleichmal die Feier sprengten. Ich hatte am nächsten Tag erhebliche Schwierigkeiten, diese Aktion vernünftig zu begründen.
Mein Frau ist aber - und das macht es einfacher - eben generell Fussball begeistert. Die schaut sich zum Beispiel die Nationalmannschaft seit anno TUKTUK an und nicht erst seit 2006. Und kann sich massiv aufregen, insbesondere über tatsächliche oder vermeintliche Schirfehlleistungen. Als wir letztes Jahr dieses ominöse Ding gegen Hannover durch Andreasen kassiert haben, ist sie förmlich durch die Decke gegangen.
Das beste sind unsere Familienessen. Meine Söhne und in Abstrichen meine Tochter sind natürlich voll infiziert. Und unweigerlich kommt das Thema über Fussball und den FC. Und it goes on and on....bis meine Frau sagt:"Jetzt reicht es"...Dann reicht es aber auch und wir wechseln das Thema. Weil - man mag es glauben oder nicht glauben - es gibt ein Leben nach dem Fussball. Und vor dem Fussball. Und neben dem Fussball.....ist zwar nicht besonders interessant, aber es ist da.
Vor einiger Zeit komme ich nach Hause und meine Frau hat Abends fünf Freundinnen da. Ich gehe kurz rein und begrüsse die Damen. War während der WM in Brasilien. Und die Damen erzählen mir
Freunde strahlend, daß meine Frau sie eben belehrt hat, warum Philipp Lahm gefälligst Rechtsverteidiger spielen sollte und nicht im zentralen Mittelfeld...Hat mir gut gefallen.