Ich verschiebe es mal hierher, weil es mit RB Leipzig ja nur bedingt etwas zu tun hat und ich das Thema zu wichtig finde, um es in einem themenfremden Faden untergehen zu lassen.
Wäre jetzt nur die Frage ob da tatsächlich ein Burn-Out "vorgeschoben" wird oder (und das ist eher meine Vermutung) die Diagnose Burn-Out viel zu schnell gestellt wird.
Sorry, Coby, nein. Die Frage stellt sich eben nicht.
Wenn Eberl, dessen Pressekonferenz ich damals sehr eindrücklich fand, sagt, dass es ihm schlecht geht, völlig egal ob es nun aus diagnostischer Sicht Burnout, Depressionen, Erschöpfung oder was auch immer ist(das geht die Öffentlichkeit mit Verlaub einen feuchten Dreck an), verdient das zum einen Respekt, für den Mut, dieses immer noch extrem stigmatisierte Thema offen anzusprechen. Und wichtiger noch: Es verdient erstmal, dass man ihm glaubt.
Ich kann verstehen, dass man dazu neigt, Probleme der mentalen Gesundheit ähnlich wie solche der physischen Gesundheit davon abhängig zu machen, ob es noch Symptome gibt (oder man sie noch erkennt). Wenn ein Spieler einen Bänderriss hat, lässt der sich auf einem MRT sehen, ich kann ein Bild davon machen und jedem zeigen und sagen "Da ist es kaputt" und man kann dann auch sehen, wenn nach entsprechender Heilung das Band wieder intakt ist. Außerdem kann man aufgrund von Erfahrungswerten sagen, dass so eine Verletzung in der Regel eine gewisse Dauer braucht, zum Ausheilen, plus/minus ein paar Wochen eben, aber nichts, das einen ein halbes Jahr sportinvalide macht.
Bei der mentalen Gesundheit ist das so einfach nicht. Menschen, die unter einer Depression leiden, können trotzdem lange Zeit "ganz normal" im Alltag funktionieren, bis sie es von einem Tag auf den anderen nicht mehr können und können bessere und schlechtere Phasen haben, in denen es mal gut geht, mal gar nicht gut. Menschen mit einer bipolaren Störung als Extrembeispiel, werden einem in ihren Hochphasen womöglich gar total überdreht und super gut drauf vorkommen. Menschen mit Burnout können beispielsweise im Rahmen einer Therapie lernen, zu identifizieren, was genau das war, was aus einem normalen stressigen Berufsalltag zu viel hat werden lassen und zum Burnout geführt hat (das können kleine Dinge sein, die man verändern kann). Aber das ist nur ein Beispiel, wie sowas behandelt werden kann, ein Allheilmittel wie "2 Wochen Fuß ruhig halten, dann wird es schon wieder" gibt es da aber nicht.
Diese Krankheitsbilder sind weit individueller was Ausprägung, Symptome und Heilung/Behandlung betrifft, als rein körperliche Probleme, aber niemand der darunter leidet simuliert deshalb. Ein vielleicht relativ prominentes Beispiel: Chester Bennington, der Sänger von Linkin Park, der sich 2017 das Leben nahm, ist auf diesem Bild nur Tage vor seinem Suizid zu sehen. Niemand käme bei so einem Bild auf die Idee, dass es ihm psychisch nicht gut gehen könnte. Man kann es eben nicht, wie beim Beispiel eines Bänderrisses einfach sehen und beurteilen.
Und deshalb finde ich diese Diskussion und der Zungenschlag, den sie bekommen hat, ganz schwierig.
Jemandem, der sich wegen eines Burnouts, einer Depression oder was auch immer für eine Zeit aus dem Job zurückzieht zu unterstellen, dass er das alles vorgeschoben hätte ("bullshit sage ich"), nur weil er nach einigen Monaten (Monate sind eine lange Zeit, wenn man sie mit einer intensiven Behandlung verbringt) wieder im Stande ist, irgendwo anders unter anderen Bedingungen wieder zu arbeiten, ist ein riesiges Problem. Und auf der Grundlage einer Fernanalyse zwischen echtem und unechtem Burnout unterscheiden zu wollen, finde ich ebenfalls ein riesiges Problem - vor allem wenn die eigene Expertise nicht mal im entfernten aus einem einschlägigen medizinischem Bereich kommt.
Denn für Betroffene kann es unheimlich schwierig sein, wenn man den Mut zusammennimmt und sich "outet" ein mentales oder psychisches Problem zu haben um dann von völlig unberufener Stelle hören zu dürfen "Pah, faule Sau, simuliert doch nur weil er keine Lust hat zu arbeiten" (oder hier sinngemäß "Aha, er hat ein psychisches Problem vorgetäuscht, um aus seinem Vertrag zu kommen, um dann ein paar Monate später bei einem neuen Verein anheuern zu können ohne der Bumann zu sein"). Ich verstehe, dass Elkie an der Stelle den gut gemeinten Ansatz im Sinn hatte, die "echten" psychisch kranken zu schützen, indem sie die (nach ihrer fachfremden Einschätzung) "unechten" anprangert. Aber sorry, so ein Urteil steht weder ihr, noch sonst jemandem von uns zu, das ist einfach nicht unser Bier.
Ich finde es wirklich wichtig, dieses Stigma das psychischen Gesundheitsproblemen Anhaftet, anzugehen und aufzubrechen. Ein wichtiger Schritt ist aus meiner Sicht, solche Urteile wie sie dort von einigen getroffen wurden nicht so stehen zu lassen.
Man muss ja, wenn man kein Verständnis dafür hat (es ist auch kein schönes Thema, in das man sich gern in die Tiefe einliest), nicht das große Verständnis für Eberl oder auch Rangnick (vorgeben zu) haben - ich mag die Typen auch beide nicht - aber man muss das trotzdem trennen. Und ich bitte Euch alle, damit zumindest sensibler umzugehen.
Keinem von uns steht es zu, geschweige denn dass jemand die Expertise hätte, zu beurteilen ob es sich bei den besagten Personen um einen "echten" oder "falschen" Burnout handelt. Und selbst für einen erfahrenen Psychologen dürfte es schwierig sein, diese Unterscheidung auf der Grundlage von den Fetzen, die von den Menschen in der Presse zu lesen oder sehen sind zu beurteilen.
Von daher seid so gut: Auch wenn das hier ein Fußballforum ist, wo es mal etwas derber zur Sache geht, verzichtet doch auf solche Kommentare, wenn es um diesen Themenbereich geht.