Das der gute Ralf Fährmann mit seinem allzu hektischen Abwurf das 1:2 einleitete und beim 2:2 ebenfalls nicht auf der höhe der Zeit erschien - richtig. Aber nach dem Spiel übertrieb er es wahrlich mit den
Schuldzuweisungen an sich. Diese sportliche Katastrophe am Samstag abend war nämlich ein Drama nach echt Schalker Art. Und die Ursachen - die liegen einfach bei Schalke im Grossen Ganzen. Schalke
04 vermittelt das Gefühl, daß man es dann mit einer Konstruktion zu tun hat, die eher einem schwankenden Rohr gleicht als allem anderen. Und dazu tragen die Fans mit ihrer geradezu unfassbaren
Anspruchshaltung bei,die Profis, das Management, der jeweilige Trainer, der umstrittene Aufsichtsratschef Tönnies. Nie käme man auf die Idee mit Schalke die Wörter solide, ausbalanciert und stabil
zu verbinden. Immer ist so etwas wie Verunsicherung zu greifen. Mein Schalker Freund Manni hat mir am Sonntag - fast unter Tränen - geschildert, daß dieses "Scheissspiel" doch nur eine Parabel auf das
Schalker Leben sei - sozusagen im Zeitraffer. "Wir spielen die erste Halbzeit wie die Weltmeister und dann genügt eine Sache und alles fällt auseinander", sagt Manni. "Einfach alles...Und zum Schluss kommt der Leno und hält dann noch so ein Ding".
Keiner in Schalke sorgt für Kontinuität. Ein derartig rasanter Leistungsabfall wie der in der zweiten Halbzeit ist nur damit zu erklären, daß diese Truppe nicht einmal im Ansatz gefestigt ist. Erinnern wir
uns - in Köln hättendie Schalker auch gut und gerne 5 Tore machen können und 9 kassieren, wenn die FC Stürmer sich etwas wenig dumm und Fährmann seinerzeit sich etwas weniger gut angestellt hätte.
Das ist ein tief sitzendes Muster - die Mannschaft und der Verein haben keine Stabilität. Und es dräut weiteres Ungemach. Breitenreiter ist wohl definitiv kaum noch zu halten(obwohl man ihm bei Amtsantritt versprochen hatte ihm Zeit zu geben), also kommt Weinzierl. Aber auch der käme schon wieder belastet - durch die Ablösesumme, die nach Augsburg fliesst. Und der Kader ist nach wie vor
nicht ausbalanciert und verliert mit Matip einen der stabileren Innenverteidiger. Bei der nächsten Jahreshauptversammlung ist "Putz" angesagt - viele Mitglieder wollen die Machtfülle von Clemens Tönnies
auf keinen Fall mehr akzeptieren. Es hat sich innerhalb des Vereines eine Gruppe gebildet, die massiv auf die zumindest Teilentmachtung des Unternehmers drängen werden. Führen nach Gutsherrenart,
Ahnungslosigkeit vom Fussball und Effekthascherei werden Tönnies vorgehalten - und so falsch sind die Vorwürfe nicht.
Wie gesagt - dieser Verein kommt nicht zur Ruhe. Alle Hoffnungen ruhen auf einem Mann, der noch gar nicht da ist. Auf Heidel, dem neuen Manager aus Mainz. Dem traue ich zu, das einiges zum Besseren zu bewegen - aber die Schalker Seele, dieses tiefe Ungeduldigsein, das Haschen nach Luftschlössern, das wird auch er nicht verändern. "Einmal will ich mal Meister werden", sagt Manni. Ich kann Manni
gut leiden und ich möchte ihm auch nicht zu nahe treten - aber ich glaube das wird wohl nichts werden.