FRANZ "BOSS" KREMER
1948 warb Franz Kremer mit der Frage:"Wollen Sie mit mir Deutscher Meister werden?" in seiner Heimatstadt Köln für die Fusion von lokalen Fussballvereinen zu einem Kölner Großklub. Zunächst belächelt und angegriffen, schaffte Kremer die Gründung seines 1.FC Köln und stieg mit diesem 1949 in die damals oberste Spielklasse - die Oberliga West - auf. Trainer - Spielertrainer - war ein Mann, der ebenfalls ein ganz Grosser des deutschen Fussballes sein würde, kein geringerer als Hennes Weisweiler.
Der. 1.FC etablierte sich schnell in der Oberliga West und wurde bereits 1954 das erste Mal Westmeister. Kremer hatte es geschafft, junge und erstklassige Spieler zum Club zu holen. Hans Schäfer, Frans de Munck, Jupp Röhrig, Dörner und Mebus waren die Protagonisten des frühen FC. Und - Franz Kremer investierte nicht nur in Beine, sondern auch in Steine. 1953 bekam der 1.FC im Kölner Grüngürtel ein Traningszentrum mit vielen Plätzen und einem grosszügigen Clubheim. Eine Vorzeigeanlage über Jahrzehnte hinweg für andere Clubs.
Kremer - wegen seines absolut autoritäten Führungsstiles - nur der Boss genannt, war der Alleinherrscher des Vereines. Für seine Spieler war er Wegbereiter, Diktator und Vorbild. Früh brachte er ihnen bei, daß - neben dem Fussball - auch ein Fundament für die Zeit nach der Karriere gelegt werden sollte. Er vermittelte Agenturen, er ließ sie Häuser bauen, er besorgte Tankstellen und Lotto - und Toto Annahmestellen. Seine Kontakte zur Stadt und zur Industrie galten als vorbildlich und Magnaten wie Mülhens und von Amerongen liessen sich von ihm immer wieder gerne für die Sache des FC gewinnen.
Kremer holte Starspieler(wie den jugoslawischen Weltauswahlspieler Cajkovski und den anderen Boss, Helmut Rahn)) und forcierte immer wieder junge Talente aus dem Umfeld(Sturm, Schnellinger, Thielen, Overath, Weber, etc ). Ab 1959 war der 1.FC Köln in Westdeutschland d i e beherrschende Macht des Fussballes. Mit Schäfer, Röhrig, Ewert,Schnellinger, Stollenwerck, C.Müller, Breuer und etlichen anderen hatte man eine Mannschaft beisammen, die die damals stärkste Oberliga Deutschlands quasi nach Belieben beherrschte und fünfmal in Serie gewann. 1960 unterlag man im ersten Endspiel um die Deutsche Meisterschaft noch dem HSV 2:3. 1962 wurde man Deutscher Meister gegen Nürnberg und erreichte 1963 wiederum das Endspiel, welches man als hoher Favorit gegen Dortmund verlor. Nichtsdestotrotz, der FC war d e r Verein Deutschlands und galt als das "Real Madrid des Westens". Auch, weil der FC als einziger Verein in ganz weissen Trikots auflief - eine Sache, die Kremer durch gesetzt hatte.
Franz Kremer war der entscheidene Mann bei der Professionalisierung des deutschen Fussballes und der Einführung einer eingleisigen ersten Liga - die sich dann Bundesliga nannte. Folgerichtig wurde Kremer als "Vater der Bundesliga" bezeichnet. Sein Zusammenwirken vor allem mit Bundestrainer Sepp Herberger brach die mannigfaltigen Widerstände, die man der Einführung des professionellen Fussballes bereitet hatte.
Kremer war ein Visionär und ein Pragmatiker zugleich. Er wusste ganz genau, daß von allen Klubs in der Liga der 1.FC Köln am besten auf die Bundesliga vorbereitet war. Pünktlich zum Saisonstart hatte der FC zwar seinen Starverteidiger Schnellinger für eine damalige Rekordsumme nach Italien verkauft, aber gleichzeitig mit Ewert, Pott, Wilden,Benthaus, Sturm, Schäfer,Thielen, C. Müller, Overath, Weber den Kern eines absoluten Topensembles bereit. Der FC wurde mit sechs Punkten Vorsprung erster Deutscher Meister der Bundesliga(nach alter 2 Punkte Regel) und war die absolut dominierende Mannschaft der Runde. Im Jahr darauf wurden die Kölner erneut Vizemeister. Sie wären erneut Meister geworden, wurden aber durch Verletzungspech und die Kräfte raubenden Auftritte gegen Liverpool(Aus nach drei Spielen durch Münzentscheid) um den vollen Ertrag bebracht.
Kremer verstarb am 11.11. 1967 - an einem echt kölschen Datum. Am Tag eines Auswärtssieges in Frankfurt, den er noch am Radio verfolgt hatte. Der Schock sass tief in Köln, der Klub war geradezu abhängig von Visionär, Treiber und Diktator Kremer. "Kein Boss mehr mit dem man reden kann, wenn etwas ist", fasste Wolfgang Weber die Stimmungslage zusammen. Kremer war für viele Spieler nicht nur der Boss,der Präsident sondern eine Vaterfigur. Mein Vater hat mir Jahre später einmal gesagt, daß er Kremer immer als eine Überfigur wahr genommen hat. "Man kam da nach einem Spiel in das Geissbockheim und dann kam der Kremer zu einem an den Tisch und rauchte eine Zigarre und der ganze Tisch war plötzlich voll mit Kremer und alles hing an seinen Lippen".
Franz Kremer ist nur 62 Jahre alt geworden(Am 30.Juli 2015 wäre sein 110ter Geburtstag). Er war eine überlebensgrosse Figur. Nicht unumstritten, aber unantastbar. Einen Präsidenten wie ihn wird der 1.FC Köln nie mehr haben. Kein Verein - zumindest in Deutschland - wird einen Präsidenten wie ihn jemals wieder haben. Kremer war als Person unkopierbar und gleichzeitig ein Produkt seiner Zeit. In der es noch möglich war, daß Vereine geradezu autokratisch geführt wurden. In der damaligen Zeit war das Führungsmodell des Franz Kremer für den 1. FC Köln geradezu ideal, heute ist es undenkbar.
Ohne Franz Kremer hätte es den 1.FC Köln nicht gegeben und eine Bundesliga hätte es ohne Franz Kremer viel später gegeben. Ein Mann von grosser Kraft und Vision, larger than life.