Der Politik-Thread

  • Das kann ich nur unterstreichen...


    Geklagt hatte aber glaube ich die GEW mit drei Lehrerinnen, die gestreikt hatten und dann sanktioniert wurden. Ich finde, wenn ich Beamter bin, dann kann ich nicht nur die Vorteile nutzen. Das muss jeder für sich entscheiden und man kann auch eine Lehrerstelle als Angestellter nutzen. Die Verbeamtung ist nicht zwingend.


    Die Alimentierung der Beamten z.B. über die Beihilfe, die dann die Privatversicherung sinnvoll macht, wird man aber so nicht wegbekommen... die zählt quasi zum Gehalt. Kürzt man die, müsste man das Gehalt aufstocken.


    Es gibt aber auch nicht nur DIE Beamten aus finanzieller Sicht. In Hessen hatte der DBB geklagt, weil man durch den Austritt aus dem Tarifverbund jahrelang nur teilweise die Tariferhöhungen übernommen hatte oder auch Nullrunden eingestreut hat. Basis für die Klage war ein Polizist mit Familie und zwei Kindern, der mit seinem Gehalt nach Abzug/Ausgleich aller Leistungen nur minimal mehr verdient hat als ein Sozialhilfeempfänger.

  • Mir ist keine "Strafsteuer" bekannt, wenn man keine Kinder hat - inwiefern sollte es da eine Entlastung geben?

    Alles das, was du aufzählst, dient der Entlastung der Eltern bei den Kosten für die Kinder ... die du natürlich ohne Kinder nicht bekommst. Du musst ja auch keine Kita bezahlen, Klamotten und Essen kaufen, eine größere Wohnung (oder Haus) haben usw. Dafür arbeiten diese Kinder später dann auch, u.a. damit die Personen ohne Kinder es gut haben ...

    Völlig wertfrei


    - Kinderlosenzuschlag in der Pflegeversicherung


    - Kinderfreibetrag für Zahlungen Solidaritätszuschlag (oder anders rum- Kinderlose können den nicht geltend machen)


    - Einteilung in die Steuerklasse.


    Noch mal- wertfrei. Aber mindestens mit dem Kinderlosenzuschlag in der PV gibt es diese Art Strafsteuer schon. Familien mit Kindern werden (richtigerweise) gefördert vom Bund.

  • Bei aller Liebe, aber das ist systemisch betrachtet Unsinn. Ein Arbeitnehmer, auch wenn er hier Beamter ist, wird immer deutlich mehr Einkommen zur Verfügung haben als ein Bezieher von Bürgergeld.
    Was bei diesen "Berechnungen" nämlich gerne unterschlagen wird sind die staatlichen Leistungen die diese Familien im Unterschied zu den Beziehern von Bürgergeld erhalten können. Wer sich damit mal beschäftigen möchte dem empfehle ich den Podcast "Wohlstand für Alle" Episode 230. Ist auch bei Youtube verfügbar.

    Das die Beamtenbezüge in Hessen trotzdem Anlass zur Klage geben, steht dem nicht entgegen.

  • Sehr guter Beitrag.

    Zu erwähnen sei noch, dass es im öffentlichen Dienst, z.B. im kommunalen Bereich, eine vom Arbeitgeber finanzierte betriebliche Altersvorsorge gibt.

    Die Leistungen sind nicht von schlechten Eltern.

  • Bei aller Liebe, aber das ist systemisch betrachtet Unsinn. Ein Arbeitnehmer, auch wenn er hier Beamter ist, wird immer deutlich mehr Einkommen zur Verfügung haben als ein Bezieher von Bürgergeld.
    Was bei diesen "Berechnungen" nämlich gerne unterschlagen wird sind die staatlichen Leistungen die diese Familien im Unterschied zu den Beziehern von Bürgergeld erhalten können. Wer sich damit mal beschäftigen möchte dem empfehle ich den Podcast "Wohlstand für Alle" Episode 230. Ist auch bei Youtube verfügbar.

    Das die Beamtenbezüge in Hessen trotzdem Anlass zur Klage geben, steht dem nicht entgegen.

    Nun, das haben die Gerichte bis hoch zum Bundesverfassungsgericht anders gesehen ... es geht hier (nur um Missverständnisse auszuräumen) nicht um DIE Beamten, sondern um Fälle am "unteren Rand".

  • Auch völlig wertfrei ... das sind keine "Strafen" dafür, dass du keine Kinder hast. Das sind Vergünstigungen, weil man Kinder hat. Auch die Steuerklasse 2 gibt es ja nur, weil man hier mit Kindern mehr Entlastung hat als ohne.


    Ok, von dem Kinderlosenzuschlag wusste ich bieher nichts ... musste erst mal nachlesen.


    Im Grunde eine doofe Diskussion, in der keiner wirklich gewinnen kann. Das kann man im Grunde ja auch nicht aufrechnen. Ich glaube nicht, dass die ganzen Zuschläge und Ermäßigungen die wirklichen Kosten von Geburt bis Ende Ausbildung decken und hinzu kommen ja noch softe Argumente wie "Wie viel Zeit habe ich für mich alleine?", "Urlaub nur in Fereinzeiten möglich - teurer?" usw.


    Bin da auch gebranntes Kind ... hab da endlose (heftige und teils bösartige) Diskussionen mit zwei Verwandten (Single auf ewig) - für die bin ich quasi die Inkarnation des Bösen: Familie, 3 Kinder, Wessi und Beamter ... :partying_face:

  • Mir persönlich geht es auch nicht ums gewinnen, ich finde es auch legitim, im Bereich der Kosten, der Zukunftsfähigkeit usw. zu überlegen, wie man Familien entlasten kann, und Kinderlose beispielsweise etwas mehr belastet (wie das ja in der Pflegeversicherung passiert)


    Und mal ganz ehrlich- ein Elternpaar möchte ja kein Kind bekommen, um am Ende mit möglichst viel Gewinn aus der Sache rauszugehen. Grundsätzlich sehe ich aber schon, dass der Bund hier einiges macht in Richtung Entlastung (und eben auch zusätzliche Belastung für Kinderlose). Und gerade der Zuschlag zur PV ist schon ein bisschen Strafsteuer, weil er eben explizit als Zuschlag für Menschen ohne Kind definiert ist.


    Eine weitere zusätzliche Belastung der Kinderlosen, um das Rentensystem zu entlasten, sehe ich dann aber schon kritisch. Grundsätzlich aber- da hast Du Recht- eine schwierige Diskussion (genauso wie beim Beamtentum), die nicht selten emotional geführt wird.

  • Recht interessant hier zuletzt.


    Ich sehe Arbeit und deren Kosten, Lohn und Lohnnebenkosten, auch von anderer Seite. Unternehmer oder Selbständige (die durchaus PKV zahlen - ohne Beihilfe - und ggf gar keine Altersvorsorge haben) müssen immer das Ganze mit Umsatz erstmal reinholen.

    Gibt ja auch viel kleinen Mittelstand jenseits (steuervermeidender) Weltmarktführer und Großbetriebe. Bei Insolvenz sind Angestellte zB nur eher kurzfristig gesichert. Beamten geht der Staat schon nicht Pleite...

    Und als kleiner Arbeitgeber sind (nachvollziehbare) "Hilfen" für Eltern-AN auch nicht wirklich leicht zu organisieren.


    Die Basis zur Bezahlung von Arbeit, ob Beamte (die bezahlt der "Steuerzahler", zu denen auch Beamte gehören...) oder Angestellter muss doch sein, nee ist, das die Kohle reinkommt und zum verteilen bleibt.

    Und nicht weit mehr als die 19% jeder Rechnung "durchlaufende Posten" an den Staat oder seine Sozialkassen sind.

    Schlankeres Beamtenwesen (so komplex das im Detail ist) und schlankere Sozialausgaben sind ein Baustein, um den Finanzbedarf des Staates und damit Lohnnebenkosten/Steuer reduzieren zu können.


    Und das Gefühl und die Erfahrung, das "der Staat/die Politik" nimmt (ob durch Streichung von Subventionen oder höhere "Beiträge") und von Leistung/Arbeit weniger bleibt, während es unendliche viele Wohltaten ohne Leistung gibt (mal ganz böse Kindergeld und Bürgergeld genannt) führt zu einer politischen Stimmung, bei Selbstständigen, Beamten und Angestellten, die weder schön ist noch wirkliche systemische Lösungsdiskussion (zu umlagefinanzierter Rente/steuergetragenen Pension oder PKV/GKV zB) "erlaubt".

    Es gilt ja Partikularinteressen (von Beamten 😈😉...) und mediale Themen zu befriedigen.

  • Und das Gefühl und die Erfahrung, das "der Staat/die Politik" nimmt (ob durch Streichung von Subventionen oder höhere "Beiträge") und von Leistung/Arbeit weniger bleibt, während es unendliche viele Wohltaten ohne Leistung gibt führt zu einer politischen Stimmung, bei Selbstständigen, Beamten und Angestellten, die weder schön ist noch wirkliche systemische Lösungsdiskussion "erlaubt".

    Ich würde nicht sagen, dass da die politische Stimmung herkommt, dass die Steuern zu hoch sind, sondern eher dass diverse staatliche Aufgaben vom Staat unbefriedigend gelöst werden und gesellschaftliche Entwicklungen deutlich spürbarer werden, die man bereits vor 20, 30 Jahren oder z.T. noch länger hätte absehen und reagieren können. Ich denke vielen Menschen hier wäre das wichtiger als die Steuerlast.


    Von einer Regierung würde ich mir wirkliche Reformbereitschaft wünschen, so dass man das Gefühl hat, dass wirklich etwas angegangen wird. Ich wäre auch mit der Ampel zufrieden, wenn ich das Gefühl hätte, das wirklich etwas Entscheidendes in diese Richtung passiert. Dann wäre ich auch bereit den ein- oder anderen handwerklichen Fehler auf diesem Weg zu verzeihen.


    Das Schlimme ist, dass die potentiellen Alternativen alle sehr viel rückwärtsgewandter sind. Viele Leute schimpfen ja auf die Ampel: Mir konnte aber noch keiner stichhaltig begründen, unter wem und warum es nach der nächsten Bundestagswahl besser werden könnte.

  • Ich würde nicht sagen, dass da die politische Stimmung herkommt, dass die Steuern zu hoch sind, sondern eher dass diverse staatliche Aufgaben vom Staat unbefriedigend gelöst werden und gesellschaftliche Entwicklungen deutlich spürbarer werden, die man bereits vor 20, 30 Jahren oder z.T. noch länger hätte absehen und reagieren können. Ich denke vielen Menschen hier wäre das wichtiger als die Steuerlast.

    Und ich denke, dass genau diese Denke halt "politisch" ist und nicht sehr nah an der einfachen Sicht "vieler" (auch Nichtwähler).


    Über das Klima, Kriege oder das Rentensystem (jeweils ja auch eher komplex) denken viele eher nachrangig, sondern eher über das eigene Leben, Urlaub, Essen, Fussball, Betreuung der Kinder, Heizkosten.


    Dass viele oder gar eine Mehrheit zuvorderst auf die eigene wirtschaftliche Lage gucken, weil das eigene Leben eben kostet (ob Basics wie Wohnen oder Essen oder eben "Luxus" wie Theater oder FC), ist naheliegendere Annahme.


    Und ich schrieb nicht von Steuerlast, sondern von jeder Form des staatlichen "Nehmens". Du blickst auf das "Geben".


    Bei Rente zB kennt man das strukturelle Problem seit 30 Jahren, geht nie einer ran, weil doch bekannt ist, dass Rentner eine große Wählergruppe sind und mit dem persönlichen Portemonnaie gewählt wird von vielen, nicht wegen politischer ideeller Überzeugung.


    Nach der nächsten Wahl, warum sollte es schlechter werden? Stichhaltig erläutern was man schlechter machen kann als aktuell und die letzten 30 Jahre, ist auch schwer.


    Waren doch alle in den letzten 30 Jahren schon an der Macht, grün, gelb, rot, schwarz. Was strukturelles oder großes, zukunftsorientiertes passiert?


    Das auch Union und AFD und Wagenknecht nichts oder nahezu nichts von jeweiligen Wahlversprechen oder angeblichen Lösungen umsetzen, ist auch klar. So läuft es immer und immer sind Entwicklungen oder Ereignisse schuld.


    Ich bleibe dabei, erst wirtschaftliche Sicherheit, eher Wohlstand lassen überhaupt über Klima, Sozialleistungen (ok, nicht für Bezieher), Gesellschaft oder Weltpolitik nachdenken. Und dazu passiert ganz wenig, während Belastungen - gestiegene Preise oder künftige Heizungsinvestitionen - sehr real ankommen (im Portemonnaie oder Kopf).

    Einmal editiert, zuletzt von CF80 ()

  • Ich bleibe dabei, erst wirtschaftliche Sicherheit, eher Wohlstand lassen überhaupt über Klima, Sozialleistungen (ok, nicht für Bezieher), Gesellschaft oder Weltpolitik nachdenken. Und dazu passiert ganz wenig, während Belastungen - gestiegene Preise oder künftige Heizungsinvestitionen - sehr real ankommen (im Portemonnaie oder Kopf).

    Wohlstand ist nicht nur das Geld in der Tasche.


    Wenn ich im Krankheitsfall kein Krankenhaus mehr in der Nähe habe habe, die öffentlichen Verkehrsmittel unbefriedigend oft ausfallen bzw. ich überhaupt auf dem Land angebunden bin, eine gewisse Sicherheit habe, wenn mich mein Arbeitgeber morgen feuert, der Bildungsnotstand befürchten lässt, dass keine vernünftig ausgebildete Generation (die meine Rente sichern soll) heranwächst, die Vereine herumkrebsen, weil staatliche Förderungen für Projekte (z.B. den neuen Kunstrasenplatz) ausfallen, die staatliche Verwaltung zuverlässig funktioniert, [......], kulturelle Angebote um mich herum aussterben, ..... - Die Liste lässt sich lange fortführen.


    Es gibt sehr viele staatliche Leistungen, die man nicht direkt als Geld in der eigenen Tasche hat, bei denen es auffällt, wenn sie nicht mehr da sind oder schlecht funktionieren. Das Geld, was man in den Staat als Steuer einzahlt, geht zwar z.T. in Sozialleistungen und wird da umverteilt - Der größere Teil geht aber ja indirekt wieder an die Gesellschaft und auch an mich zurück und sorgt dafür, dass das Leben hier lebenswert ist.


    Nehmen wir z.B. das Thema Gesundheit: Ja, hier hat man höhere Ausgaben, die auch dafür sorgen, dass man weniger Geld in der Tasche hat - Die wenigsten bei uns im Land würden sich aber ein -auf den ersten Blick erstmal günstigeres- amerikanisches Gesundheitssystem wünschen, bei dem man im Notfall auf sich selbst gestellt ist. Ich habe z.B. auch lieber weniger Geld in der Tasche, als mehr Armut -und damit z.B. auch mehr Kriminalität- um mich herum erleben zu müssen. In den U.S.A. ist die Tötungsrate z.B. fast 10x so hoch wie bei uns.


    Dem widerspricht nicht, dass man natürlich arbeitgeberfreundliche Bedingungen schaffen muss, damit dieser Wohlstand auch geschaffen und erhalten werden kann - Aber man muss schon beide Seiten der Medaillie betrachten und der soziale Teil unserer sozialen Marktwirtschaft ist schon ein Teil, der unser Land so lebenswert macht.

  • Wie viel Wohlstand benötigt der Deutsche, damit er sich um die Freiheit und den Fortbestand seiner Demokratie kümmern kann?

    Was braucht es, damit er mit der selben Inbrunst Menschen, die mit ihren Idealen diese Demokratie bekämpften, damit er diese Menschen genau so anfeindet und verunglimpft, wie er Menschen anfeindet, die mit ihren Idealen vorgeblich seinen Wohlstand gefährden.

    Das ist es was MICH momentan umtreibt.

    Ich erlebe genau das Gegenteil von dem was Christian Streich fordert. Ich habe immer in meinem Umfeld Stellung bezogen gegen diese Leute und ich werde es weiterhin tun. Aber ich fühle mich immer einsamer, ich fühle mich immer müder. Der "Kampf" wird immer beschwerlicher, weil es immer ruhiger bei diesem Thema wird. Wohingegen die, diesen Leuten zugeneigten Stimmen, immer forscher, lauter und fordernder werden. Und die Mitte welcher ich mich immer zugehörig gefühlt habe, wenn auch im linken Teil. Diese Mitte lässt mich vollkommen alleine und im Stich.

    "I cant afford an actual signature"

  • Sehr gut geschrieben :prost:

  • Vielleicht ist gar nicht der Fortbestand der Demokratie gefährdet? Oder gar die Freiheit.


    Immer dramatisch hoch hängen und die konkreten praktischen Sorgen der Follower des Populismus nicht lösen/ bearbeiten (nicht mit Idealen, sondern praktisch) führt halt zu nix. Weder ein nicht durchsetzbares AFD-Verbot (Tag danach gibt es die Freie Alternative Deutschlands...) noch deren Anfeindung löst irgendwas. An Angstgefühlen oder Ängsten...


    Steht bei Dänen, Griechen oder Italienern die Freiheit und die Demokratie auf dem Spiel? Oder in Holland?


    Gerade finden doch überall demokratische freie Prozesse statt. Ob Wahlen oder Proteste, von Klimaklebern bis Bauern und anti-AFD, von AFD bis Linke.


    Vielleicht ist Dein Gefühl, dass die (linke) Mitte "im Stich lässt" der Quell der "Mehrheitsstimmung". Die gerade stabilen 50%+ für Union und AFD in Addition kommen ja sicher nicht von erwachten Rechtsradikalen.


    Gegen Nazi-Scheiße und Höcke das Maul aufkriegen sollte man schon weiter tun, ne legale Partei mit 20%+ oder deren (mögliche) Wähler pauschal verunglimpfen und anfeinden bringt 0. Und ist auch gerade nicht besonders demokratisch, Demokratie als Wettbewerb um die meisten Stimmen.


    Ist das Wesen der Demokratie, dass es auch stabil rechte oder gar populistische Mehrheiten geben kann und darf. Sorge um unsere Verfassung habe ich nicht. Parteien und Ergebnisse in Regierungsverantwortung gegen baden, wird der AFD exakt genauso ergehen. Zumal die ihre "Lösungen" in Landes- und Lokalpolitik gar nicht umsetzten können.

  • Wohlstand ist nicht nur das Geld in der Tasche.

    Unbestritten.


    Nur gegen Krankenhäuser gerade Pleite, werden auf dem Land geschlossen. Für marode Kita oder OGS zahlen Eltern von Netto teils zusätzlich horrende Beiträge, an den Schulen ist Mangelverwaltung und der Kunstrasen hier war sehr viel Eigenleistung (von denen, die eh Arbeiten und das Ehrenamt tragen). Z.B.


    Du darfst unser Gesundheitssystem toll finden, Wartezeiten sollen aber teils sehr hässlich sein (bin selber PKV, kenn ich nicht...) und auch da gibt es ja als Konkurrenz-Systeme nicht nur die USA. Medizinisches Elend in West-Europa gibt es eher weniger.


    Will sagen: so toll finde jedenfalls ich Infrastruktur und Bildung und Medizinische Versorgung nicht, wenn ich so durch Europa gucke.


    Wenn Steuer- und Abgabenlast Europaweit oder gar OECDweit spitze sind, sollte es die Gegenleistung des Staates halt auch sein. Und ja, Du kannst Rentenansprüche und Kranken- und AL Versicherungsansprüche abstrakt dagegen rechnen. Nur sind die halt für den gesunden leistenden Arbeitnehmer oder Unternehmer und selbst für Beamte abstrakt. Pensionsansprüche oder Rentenansprüche mit 67, bald eher 70 machen mich statistisch wohlhabender, dafür ne Wärmepumpe kaufen kann ich aber nicht. Und den Versorger auch nicht, das geht nur vom Netto.


    Und auch hier nehme ich stark an, dass es die Minderheit ist, die Wohlstand in dem Vorhandensein sozialer Absicherung oder (angeblich) guter Bildung und Kunstrasenplätzen persönlich fühlt/sieht.

  • Zitat

    Unbestritten.


    Nur gegen Krankenhäuser gerade Pleite, werden auf dem Land geschlossen. Für marode Kita oder OGS zahlen Eltern von Netto teils zusätzlich horrende Beiträge, an den Schulen ist Mangelverwaltung und der Kunstrasen hier war sehr viel Eigenleistung (von denen, die eh Arbeiten und das Ehrenamt tragen). Z.B.

    Ja, ich sage nicht, dass alles gut ist (Eher sogar im Gegenteil). Aber dir fällt auf, ob die Dinge für dich funktionieren oder nicht, ob du z.B. den Kindergarten bezahlen kannst, oder ob der Staat das für dich übernimmt. Von den Kunstrasenplätzen die ich kenne wurde i.d.R. viel Eigenleistung getätigt, aber auch alle Fördertöpfe abgegriffen, die es irgendwo gibt - Ähnlich geht es auch politischen Angeboten, Familienferienfreizeiten, .... Die Liste ist sehr lang.


    Zitat

    Du darfst unser Gesundheitssystem toll finden, Wartezeiten sollen aber teils sehr hässlich sein (bin selber PKV, kenn ich nicht...) und auch da gibt es ja als Konkurrenz-Systeme nicht nur die USA. Medizinisches Elend in West-Europa gibt es eher weniger.

    Ich habe hier nur die USA verglichen - Alles andere legst du mir in den Mund. Und außerdem war nicht die Kernbotschaft, dass unser Gesundheitssystem so toll ist.


    Zitat

    Will sagen: so toll finde jedenfalls ich Infrastruktur und Bildung und Medizinische Versorgung nicht, wenn ich so durch Europa gucke.

    Ich habe nicht gesagt, dass alles toll ist. Im Gegenteil: An vielen Stellen merkt man einfach, dass sich die Situation in den letzten Jahrzehnten verschlechtert hat - Und das erzeugt Unzufriedenheit.

    Zitat

    Wenn Steuer- und Abgabenlast Europaweit oder gar OECDweit spitze sind, sollte es die Gegenleistung des Staates halt auch sein. Und ja, Du kannst Rentenansprüche und Kranken- und AL Versicherungsansprüche abstrakt dagegen rechnen. Nur sind die halt für den gesunden leistenden Arbeitnehmer oder Unternehmer und selbst für Beamte abstrakt. Pensionsansprüche oder Rentenansprüche mit 67, bald eher 70 machen mich statistisch wohlhabender, dafür ne Wärmepumpe kaufen kann ich aber nicht. Und den Versorger auch nicht, das geht nur vom Netto.

    Wobei bei den OECD-Berechnungen auch einiges nicht miberücksichtigt wird: https://www.tagesschau.de/wirt…aben-deutschland-100.html

    Zitat

    Den relativ hohen Abgaben stünden damit aber auch direkte Leistungen wie Rentenansprüche, Kranken- und Arbeitslosenversicherung gegenüber. Außerdem sind Zahlungen wie Kindergeld und Steuervergünstigungen wie der Arbeitnehmerpauschbetrag oder Grund- und Kinderfreibeträge in Deutschland nicht in der Darstellung berücksichtigt. Würden diese berücksichtigt, läge die Belastung bei Familien nach Berechnungen des "Handelsblatt" bei knapp 20 Prozent und damit im Mittelfeld der OECD-Staaten.

    Keine Frage: Gerade für niedrige Einkommen sollten die Bedingungen besser sein. Aber man muss trotzdem etwas vorsichtig mit den Zahlen sein.

    Und auch hier nehme ich stark an, dass es die Minderheit ist, die Wohlstand in dem Vorhandensein sozialer Absicherung oder (angeblich) guter Bildung und Kunstrasenplätzen persönlich fühlt/sieht.

    Wenn man sie direkt fragt: Nein.

    Aber ich glaube viele merken schon, dass die staatlichen Systeme nicht mehr so gut funktionieren, wie vor 10 oder 20 Jahren und sich die Lebensbesdingungen verschlechtert haben. Um ehrlich zu sein höre ich sehr selten jemand, der sich über seine Gehaltsabrechnung beschwert, aber sehr oft Leute, die sich darüber aufregen, wenn sie ein konkretes Problem haben, für das sie den Staat bräuchten und das dann nicht funktioniert.

  • Ich denke, wir sind bei der Bewertung des Ist-Zustandes nah bei einander.

    Aber ich glaube viele merken schon, dass die staatlichen Systeme nicht mehr so gut funktionieren, wie vor 10 oder 20 Jahren und sich die Lebensbesdingungen verschlechtert haben. Um ehrlich zu sein höre ich sehr selten jemand, der sich über seine Gehaltsabrechnung beschwert, aber sehr oft Leute, die sich darüber aufregen, wenn sie ein konkretes Problem haben, für das sie den Staat bräuchten und das dann nicht funktioniert.

    Und da glaube (nicht "weiß") ich halt: Beides!


    Die Einen, Ansatz der Staat/Sozialsystem/Politik muss das lösen, sieht, dass die Hilfen und Leistungen (ob exemplarisch Bildung oder Sport/Kultur) verschlechtert sind.


    Die Anderen, weniger nach Staat rufend sondern eher selber lösend (auch Kunstrasen😉), sehen persönlichen Spielraum durch Abgabenlast eingeschränkt.


    Ich weiß auch, dass hier ein erheblicher Wahrnehmungsunterschied zwischen Angestellten und Beamten (die mit Gehaltsabrechnungen) auf der Einen, und Unternehmern und Freiberuflern, Selbstständig auf der anderen Seite (die Gehälter zahlen) besteht.


    Zu Deinem Zitat OECD, dass ich genauso erwartet hatte, hatte ich ja schon vorab die Gegenrechnung eingestellt. Und bleibe dabei, diese abstrakten Ansprüche (sozialer Absicherung oder im Alter) nehmen weniger als Wohlstand wahr und bezahlen tut davon keiner Strom, Essen oder Dauerkarte.


    Auch die wohl nicht bewusst schlecht berechneten Zahlen des BMF


    https://www.bundesfinanzministerium.de/Monatsberichte/2023/07/Inhalte/Kapitel-3-Analysen/3-2-steuern-im-internationalen-vergleich-pdf.pdf?__blob=publicationFile&v=6


    sind in für Unternehmer relevanteren Blöcken, Abbildungen 2 und 4, echt scheiße.


    Oder anders: für die Quote, die ein Unternehmer für sich und seine 2 bis 27 (oder x) Angestellten an den Staat abdrückt, müsste man Weltspitzen-Bedingungen oder beste Lebensqualität einer zufriedenen Gesellschaft erwarten können.


    Da wünschen sich die Unternehmer, Handwerker oder Reinigungsdienst, Bäcker oder Gastronom, Architekt oder Abschleppdienst, oftmals weniger Staat, der Probleme oder Arbeit (Bürokratie) schafft.

  • Vielleicht ist gar nicht der Fortbestand der Demokratie gefährdet? Oder gar die Freiheit.


    Immer dramatisch hoch hängen und die konkreten praktischen Sorgen der Follower des Populismus nicht lösen...

    Vielleicht ist Dein Gefühl, dass die (linke) Mitte "im Stich lässt" der Quell der "Mehrheitsstimmung". ...


    Ist das Wesen der Demokratie, dass es auch stabil rechte oder gar populistische Mehrheiten geben kann und darf...

    Das wir beiden da eine völlig unterschiedliche Wahrnehmung haben, brauchen wir nicht zu diskutieren. Du kannst mir oder Christian Streich gerne Übertreibung, Überspitzung, Panik und undemokratisches Verhalten unterstellen, annehmen werde ich das nicht.

    "Meine Mitte" war nie links. Sondern eine "echte" Mitte. Ich war nie in einer Bubble sondern immer Mitten drin. Ausbildung bei einer Raiffeisen-Genossenschaft und selbst vor vielen vielen Jahren also Juso aktiv. Ich kenne also konservativ UND links sehr gut und war auch immer in beiden Metiers unterwegs. Nur das die SPD auf dem Land faktisch mit der CDU verschmolzen ist und lange nicht mehr links ist.

    Eine Demokratie ist nie per Volksabstimmung abgewählt worden. Es wurde nie thematisiert, nie jemand befragt, ob ein Volk Freiheit aufgeben will. Die Leute haben immer ihre Freiheit "unter der Hand" verkauft (oft ohne sich dessen bewusst zu sein). Eben weil es den Leuten nicht so wichtig war und da keine große Gefahr gesehen haben, anderes wichtiger war.

    Bis es zu spät war. Gerade rechte populistische Mehrheiten haben die Demokratie ausgenutzt mit der Begründung das müsse Demokratie aushalten, um diese dann abzuschaffen, wenn sie entsprechende Mehrheiten hatten.

    Was mir persönlich wichtig ist, konservativ ist für mich nicht gleich rechtspopulistisch. Deshalb ist für mich die AfD auch nicht einfach eine konservative Partei. Gerade Konservative haben mit deren Verbundenheit zu ihren Wurzeln oft mehr Rückgrat gezeigt gegen Rechtsradikale als manch andere, die schnell ihre Wurzeln vergessen haben.

    Ich werde weiter einstehen gegen diese Leute, wenn sich das als übertrieben heraus stellen sollte, umso besser. Diese Leute greifen offen aggressiv und feindlich meine Werte an. Ich sehe keinen Grund wieso ich unterlassen sollte dagegen aufzubegehren.

    "I cant afford an actual signature"