Dann mal eine andere Anekdote:
Meine Frau hat über ihre Mutter US-amerikanische Verwandte. Als Jugendliche war sie dort zu Besuch - um genau zu sein, irgendwo im tiefen Texas.
Die Leute dort - ich glaube, die waren sowas wie Großonkel/-tante für sie, - waren herzliche Menschen, haben meine Frau wunderbar aufgenommen und sie hatte dort eine gute Zeit.
Ihr kleiner Bruder war ebenfalls dabei, der müsste damals so um die 10 gewesen sein.
Nun, diese Texaner fanden es irgendwie witzig, den kleinen Bruder "Little Nazi" zu nennen. Natürlich haben die sich nichts groß dabei gedacht und dabei herzlich gelacht. Meine Frau und mein Schwager haben mitgelacht, sie waren schließlich Gäste.
Aber fanden die das wirklich witzig? Nein, natürlich nicht. War das denen unangenehm? Aber sicher.
Natürlich war das von den Texanern nicht böse gemeint, aber die eine Seite fühlte sich damit eben alles andere als gut.
Und aus Sicht des "Beschimpften" - sei es eben auch nur als Gag gemeint - bleibt es dennoch eine Beleidigung. Wieso also sollte man nicht ein ganz kleines bisschen Fingerspitzengefühl erwarten können?
Oft ist es ein schmaler Grat. Es geht um Einfühlungsvermögen und wie gut man eine Person kennt. Dann kann man sicherlich auch auf beiden Seiten mehr "riskieren", solange es auch beidseitig und nicht einseitig verläuft. Kennt man den Gegenüber aber gar nicht und gibt irgendwelche Vorurteile von sich, die auf der (manchmal auch nur vermeintlichen) Herkunft des Gegenübers beruhen, dann reden wir nicht mehr von mangelndem Einfühlungsvermögen.