Ok, wie man die neue Aufschlüsselung berechnet ist ja eine Sache, aber welche Vor/Nachteile bringt der neue Schlüssel denn nun wirklich und für wen?
Der in Schieflage geratene Traditionsclub:
Ich kann irgendwie nur einen einzigen Nutznießer dieser neuen Aufschlüsselung ausmachen und das sind die etablierten Bundesligisten, die plötzlich vom Abstieg überrascht werden. Vor wenigen Jahren wurde in der 5 Jahreswertung noch die aktuelle Saison berücksichtigt - heißt, man bekam in der Folgesaison den "Abstieg" gleich doppelt zu spüren. Für mehr Planungssicherheit wurde vor wenigen Jahren die 5 Jahreswertung dann auf die vergangenen Spielzeiten umgestellt. Trotzdem betrug im Falle des Abstiegs das "Loch" ca 10 mio €.
Ohne wissenschaftliche Rechnung würde ich das nun auftretende Loch für überraschte Absteiger bei vllt. 5 mio € sehen. Eine Lücke, die weniger schmerzhaft sein dürfte und angesichts der weiterhin steigenden TV Einnahmen (auch in der 2. Liga) nicht mehr solch dramatische Auswirkungen hat. Auf der anderen Seite wird der Absteiger dann in der kommenden 2. Liga Saison nicht um die Rolle als Aufstiegsfavorit herumkommen (ist ja aktuell schon nicht anders), weil der Etat eben doch entscheidende 2-3 mio € mehr als beim Konkurrenten hergibt.
Überraschungsteams zu Besuch in der 1. Liga:
Für Teams wie Braunschweig, Düsseldorf, Paderborn etc, welche mal kurz Bundesligaluft schnuppern durften, wird das neue Rechnungsmodell kaum für Euphorie sorgen, denn die Zusatzeinnahmen dürften sehr überschaubar sein. Säule 1, 2 und 3 berücksichtigen keine ernsthaften Änderungen und 1 Jahr Bundesligaplatz 18 ist in 20 Jahren auch nicht sonderlich besser, als zwei Jahre in der 2. Liga den Aufstieg knapp zu verpassen (4. Platz)
Bundesligaclubs:
Wenn alle Vereine mehr Geld erhalten, ist dann wirklich jemand besser/schlechter gestellt, als der andere Verein? Ich sehe die TV- Einnahmen eher wie Inflationsbedingte Anpassungen an, welche das Verhältnis sämtlicher Bundesligateams untereinander kaum verschiebt (ob Pastikclub, Neureiche oder Traditionsclubs).
2. Liga Clubs:
Aufstiege werden sicher nicht leichter, wenn für Absteiger die Fallhöhe finanziell gemildert wird, denn um strukturelle Vorteile auszugleichen, muss schon sehr viel richtig laufen. Ich denke, dass wir in Zukunft eher die "Buli Absteiger" auf den Aufstiegsplätzen sehen werden, als Überraschungen.
Es gibt zudem etliche Vereine mit gewisser Tradition, die sich aber aufgrund schon langjährigen Aufenthalten in der 2. Liga kaum mehr als Gewinner dieser neuen Schlüsselung sehen dürften. Die meisten dieser Clubs haben die häufigen Auf/Abstiege finanziell kaum verkraften können und leben mit teilweise zu hohen Stadionmieten etc, die dem Verein viel Substanz kostet. Natürlich helfen diesen Vereinen konkmret 1-2 mio €, aber eigentlich kommt dieser "Traditionsbonus" für diese Clubs zu spät und es hat bereits einige erwischt, die inzwischen in den Niederungen der Amateurligen nach überstandener Insolvenz um sportlichen Erfolg kämpfen
3. Liga Clubs (Auf- und Absteiger):
Da ich keinen neuen Geldstrom in die 3. "Profiliga" ausmachen konnte, bleibt in meinen Augen diese 3. Liga ein Witz auf kosten der Vereine. Es kann doch irgendwo nicht angehen, dass Regionalliga-Meister in eine Aufstiegsrelegation müssen um in die 3. Liga aufzusteigen und in der 3. Liga ein "Kostenmonster" mit Anforderungen der DFL wartet, welche kaum erfüllt werden können ohne Mäzen/Geldgeber. Diese Liga wird sich niemals für Vereine rechnen und verkommt zu einem sehr teuren Wartezimmer.
Thema Jugendförderung:
Grundsätzlich ist dieser Ansatz nicht verkehrt.
Aber warum fördert man nicht ausschließlich den DFB Nachwuchs? Ich dachte, dass man diesen Punkt aufnimmt um Vereine zu belohnen, die sich um die Ausbildung junger deutscher Talente bemühen, aber wenn die DFL zukünftig die Scouts in den Ländern dieser Welt für das Entdecken von Talenten bezahlt, bleibt immer die Gefahr, dass der eigene Nachwuchs auf der Strecke bleibt.