1.FC Köln - Bayer Leverkusen, 18.03.2018 2:0
Die Niederlagenserie der direkten Konkurrenten um den Abstieg eröffnete dem FC am Sonntag wieder einmal ein so genanntes Endspiel. Das hatte man bereits in den Spielen gegen Stuttgart und Bremen - mit durchaus schlechtem
Erfolg. Dritter Versuch der Wiederauferstehung - und der FC gewann mit 2:0. Der FC gewann, weil er stark spielte und weil Leverkusen schwach spielte. Der 2:0 Sieg fiel viel zu niedrig aus - aber er führte auf den 17ten Platz. Und
das ist besser als seit gefühlten Ewigkeiten.
Köln suchte am Sonntag sehr, sehr zügig die Offensive und attackierte die Leverkusener von Anfang an. Köln entschied die wichtigen Zweikämpfe für sich und Leverkusen erstarrte in Lethargie und auch in Respekt vor der sehr
engagierten und couragierten Kölner Gangart. Dazu kam, daß der FC die neuralgische Stelle in Leverkusen`s Abwehrreihe blitzartig erkannt hatte. Jedvaj quasi chancenlos gegen Bittencourt, der auch vor dem direkten Duell mit
dem immer wieder zum auf die rechten Seite heraus eilenden Tah(was prompt zu Löchern innen führte) keine Angst hatte. Konsequenz: 1:0 für Köln nach Solo Bittencourt und Schuss Osako(Leno half noch mit).
Der FC blieb überlegen, Bayer kam nicht zurecht. Und nahm sich in der 33ten Minute fast selbst aus dem Spiel, als Alario Maroh mit einem äusserst dreckigen Ellbogenschlag gegen den Hals attackierte - Videobeweis: Und raus ohne
Applaus. Ein Geschenk, das für die Leverkusener zunächst einmal ohne Folgen blieb. Köln überlegen, Köln mit sehr guter Spielkultur, aber Köln ohne den letzten Punch - auch weil mit dem verletzten Terodde und dem auf der
Bank sitzenden Pizarro die Strafraumspieler fehlten.
In der Pause hatte Leverkusens Trainer Herrlich genug gesehen. Jedvaj und Baumgartlinger raus und Henrichts und Pohjanpalo rein. Es wurde etwas besser für Leverkusen, aber nur etwas. Aber letzten Endes war das Strohfeuer,
Köln`s Abwehr um Maroh und Mere spielte stark und im Mittelfeld imponierte vor allem - und gerade als Ballfänger und Balleroberer - der Franzose Koziello. Köln blieb Herr des Geschehens und hatte dann auch noch das - verdiente -
Glück, daß Aranguiz Zoller unfreiwillig aber mustergültig bediente und der liess sich nicht zweimal bitten: 2:0 für den FC. Danach hätte der FC bei konsequentem Ausspielen der sich bietenden Räume deutlich höher gewinnen
können, ja müssen.
Es wurde wieder einmal klar, daß dieser FC Köln kein Abstiegskandidat im normalen Sinne ist. Dafür spielt sie einfach zu gut Fussball. Das Spiel im Mittelfeld wirkt für diese Tabellenregionen geradezu sensationell strukturiert und
man sieht einen meilenweiten Abstand zu der Leistungsfähigkeit der Konkurrenz aus Wolfsburg, Hamburg und Mainz. Wenn man etwas bemängeln will, ja muss - dann ist es dieses eher leichtfertige Nichtsausspielen von im Grunde
besten Gelegenheiten.
Taktisch interessant: der FC gegen den Ball mit 4 - 4 - 2. Bei eigenem Ballbesitz rückte Hector konsequent "eins vor" - und das schaffte auf der linken Seite die Druckmomente für Bayer.
Einzelkritik:
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Horn: wenig beschäftigt und wenn, dann Bombensicher.
Hector: äussert geschickte Interpretation seiner Offensivrolle und damit in HZ 1 entscheidener Faktor. Im Zweikampf schon mal mit Schwächen.
Heintz: Tja - zwischen Kreisklasse und Weltklasse. Äussert gelungen Aktionen standen äussert dumme Aktionen gegenüber - siehe bei seinem völlig unnötigen Dribbling in der ersten HZ und daraus resultierender gelber
Karte, weil er foulen musste. Muss sich dauerhaft konzentrieren.
Maroh: Starkes Comeback. Solides Stellungs - und Passspiel. Gute Zweikampfquote. Ankerspieler.
Jorge Mere: In einer starken Kölner Abwehr der beste. Imponierend wie er Bailey unter Verschluss hielt. Präsent, guter Aufbau. Prima Spiel.
Koziello: Topleistung, wieder einmal. Zweikampfstark. Balleroberer. Konstruktiv. Immer den Kopf oben.
Höger: beste Leistung seit langem bis zu seiner Auswechslung. Fing mit dämmlicher und Gelb bestrafter Aktion an, fing sich sofort und war zusammem mit Koziello Chef im Mittelfeld. Weiter so!!
Risse: Über die 90 Minuten gesehen Köln`s schwächster. Nicht schwach, ganz sicher nicht. Gute Aktionen, aber man merkt ihm den Kräfteverschleiss nach seiner langen Pause an.
Bittencourt: In HZ 1 wie aufgedreht und der entscheidene Faktor in der Offensive. Schnell und trickreich, sehr Zweikampfstark. Manchmal mit überhasteten und dann ungenauen Flanken. Ihm muss irgendjemand mal sagen,
daß man genau in dem Moment wo man flankt, das Tempo ein ganz kleines Stück heraus nehmen muss - dann kommen die Flanken genauer.
Osako: bestes Spiel des Japaners seit langem. Ein Faktor in Köln`s Spiel - endlich wieder. Präsent und letzten Endes mit dem 1:0 auch entscheidend. Muss sich bei Schlüsselaktionen vor dem Tor noch mehr konzentrieren.
Zoller: grosses Laufpensum und wurde mit dem entscheidenen Tor belohnt.
Öczan: kam für Höger und machte ein ordentliches Spiel. Mir war klar, daß er wieder besser wird, wenn er eine Pause bekommt. Von seinem Überspieltsein ist nichts mehr zu sehen.
Clemens und Pizarro brachten den Sieg mit über die Zeit.
Der 1.FC Köln ist am Leben. Abgepfiffen ist dann, wenn abgepfiffen wird. Und das dauert noch - so oder so herum.