1.FC Köln gegen SC Paderborn, 16.09. 2018 3:5
Wenn du Fussball wie auf dem Bolzplatz sehen willst - dann musst du dir offensichtlich nur Spiele des 1.FC Köln an sehen. Das war es, was ich - ziemlich angefressen - meinen beiden Junioren auf dem Rückweg zum Auto sagte.
18 Stunden später sehe ich wenig Veranlassung diese Aussage zu revidieren. Der FC, der nach zwei zu recht nicht gegebenen Abseitstoren durch Terodde in Führung ging, bekam quasi Postwendend den Ausgleich. Irgendwie durch
ein Gegentor der Marke Aue reloaded. Ein Gästespieler kurvt ungestört in der Hälfte des FC herum, Schuss - Horn klatscht ab und der Abpraller wird verwertet. Köln hat Chancen in Halbzeit 1 und Paderborn hat auch Chancen. Zur
Halbzeit ein gerechtes Remis und beim Halbzeitplausch sage ich meinem Nachbarn, daß wir mindestens drei Tore schiessen müssen, um heute zu gewinnen. Nein, sagt der und outet sich als Superoptimist: 4: 1 für uns.
Die ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit geben ihm recht - der FC spielt Paderborn ziemlich her und geht schliesslich zu diesem Zeitpunkt hoch verdient in Führung. Die hält dann exakt 13 Minuten, als e i n Vertikalball reicht,
um Klement in Position zu bringen, der Horn mit sattem Schuss überwindet. Fünf Minuten später gibt der sehr, sehr schwache Schiedsrichter Schmidt einen umstrittenen Elfmeter, der im Nachschuss verwandelt wird. In der Schluss-
Phase überstürzen sich die Ereignisse völlig. Cordoba erzielt in der 84ten Minute das 3:3, Hector muss in der 87ten Minute mit Gelb - Rot vom Platz. In der 90ten Minute erzielen die Paderborner gegen eine völlig desolate Kölner
Abwehr die Tore 4 und 5 und stürzen den hohen Favoriten ins Tal der Tränen.
Ich spare mir heute die Einzelkritik an dieser Stelle, denn vermutlich würde sie zu harsch und zu ungerecht ausfallen. Eine Sache möchte ich aber erwähnen, weil sie dieses ganze Chaos auf dem Platz quasi symbolisiert. Vor dem
3:5 erhält der FC einen Freistoss ca. 25 Meter vor dem 16er. Vollversammlung im Paderborner Strafraum. Und wer schiesst diesen Freistoss?! Timo Horn, unser Torwart. Es folgt ein völlig harmloser Chipball, der abgefangen wird
und in den Konter zum 3:5 mündet. Der Gipfel der Arroganz. Von Horn und von der kompletten Mannschaft und auch vom Trainerteam, die dieser Nummer ungerührt von der Seite zu schaut. Unfassbar.
Man mag sagen: OK -ein Spiel verloren, kann passieren. Man mag sagen: das war eine schlechte Schirileistung und die war massgeblich an der Niederlage beteiligt. Man kann sagen: bei unseren Grosschancen waren wir vom Pech
verfolgt. Mag man alles sagen. Fakt ist, daß wir taktisch vorgeführt worden sind respektive uns haben vorführen lassen. Wer gegen eine so schnelle Mannschaft im Grunde genommen offen Holland spielt, der darf sich nicht wundern,
wenn er im eigenen Stadion fünf Stück bekommt. Wer sich taktisch so unreif verhält, der darf sich nicht wundern wenn er im eigenen Stadion 23(!!!)Torschüsse des Gegners zu lässt und davon 16 in Hälfte zwei(alle drei Minuten
kamen die Paderborner zum Abschluss). Denn: der schlechteste Mann auf dem Platz war der Schiedsrichter. Aber der schlechteste Mann im Stadion war Köln`s Trainer, der Fussball wie auf dem Bolzplatz nicht nur zugelassen hat,
sondern ihn gar forcierte. Es kommt ganz selten vor, daß ein Trainer - wenn das Spiel einmal läuft - so eingreifen kann, daß man im Spiel wirklich massive Korrekturen vornehmen kann. Am Sonntag gab es davon mehrere Gelegen-
heiten. Nach dem 2:1 - und angesichts der das schon offensichtlichen Schieflage in unserer Defensive - muss sofort das Zeichen her: Wir spielen defensiver. Und dann musst du SOFORT einen offensiven auswechseln und einen
defensiven bringen. Chance verpasst. Nach dem 3:3 musst du glasklar auf halten spielen und nicht auf das 4:3 gehen(Gründe siehe oben). Und nach Hectors Platzverweis muss die gleiche Ansage erfolgen und nichts anderes. Und
bei Horns Ausflug - siehe oben - muss zwingend die Anweisung von draussen kommen: So nicht.
Und dazu kommt ein Anflug von Arroganz, der mehr als ein Anflug ist - und zwar in der Vorbereitung zum Spiel. Der SC Paderborn hat beim Aufstieg in die zweite Liga 90 (NEUNZIG) Tore geschossen. Also, was haben die?! Richtig,
eine brauchbare Offensive. Und was tut man gegen eine brauchbare Offensive?! Kommentar dazu: überflüssig. Aber wenn man meint, daß man es in der zweiten Liga mit Fallobst zu tun hat, den man nach Belieben mit Bolzplatz-
fussball zu Leibe rücken kann - dann fällt man eben sehr hart. Und hoffentlich ist der Trainer Anfang jetzt kuriert und kapiert, daß es nicht mit Bolzplatzfussball geht. Der seht zwar manchmal nett aus, aber aufsteigen tust du
mit so etwas nicht. Und darauf verwette ich mein allerletztes Hemd.