Meiner Meinung nach sind die Ultras auf dem richtigen Weg, der Spaltung innerhalb der Fanszene entgegenzuwirken.
Zum Einen hat das Fehlverhalten abseits des Platzes, also zumindest das was in die Öffentlichkeit gelangt, extrem abgenommen. Zwischen Belgrad und Boyz Auflösung hatten wir da ja innerhalb weniger Monate durchaus sehr viel Action, was der Glaubwürdigkeit und der Sympathie für die aktiven Fanszene doch ziemlich geschadet hat.
Zum Anderen wird deutlich mehr dafür getan, die Dialogbereitschaft zum Ausdruck zu bringen. Es werden mehr Stellungnahmen veröffentlicht und letztens ja sogar ein Interview mit Schell, was es so vor ein paar Jahren niemals gegeben hätte. Darüber hinaus hat die Anzahl der Stammtische stark zugenommen und letztens wurde ja auch das Format "Südkurve em Veedel" gestartet.
Meines Erachtens ist es jedoch fraglich, ob überhaupt jemand, der sich sonst klar gegen die Ultras positioniert, diese Angebote wahrnimmt. Es ist einfach ein Fakt, dass Horde und Co. in den letzten Jahren bei manchen Menschen einen derart schlechten Eindruck hinterlasssen haben, so dass diese überhaupt gar kein Interesse daran haben, die Stellungnahmen zu lesen, oder sich aktiv mit ihrer Meinung auseinanderzusetzen. Deswegen wird es ein langer, schwerer Weg, wieder für eine Einheit zu sorgen, gerade da bei Themen wie der Pyrotechnik oder Boykott bei RB/Montagsspielen einfach nie ein gemeinsamer Nenner gefunden werden kann.
Der einzige sichere gemeinsame Nenner ist die Liebe für den Verein, und die sollte dementsprechend demnächst in den Mittelpunkt gestellt werden. Die Ultras müssen Beweise liefern, dass sie in erster Linie FC Fans sind, und nicht Selbstdarsteller oder Unruhestifter oder wie auch immer sie teilweise genannt werden. Und dafür wird eben eine Konsequenz notwendig sein, die für eine solche heterogene, emotionale Szene doch eine große Herausforderung sein kann. Einen Treffpunkt vor einem Auswärtsspiel wie Duisburg auszurufen ist beispielsweise an sich schon mal ein guter Schritt, weil die gemeinsame Reise als Einheit eben eine enorme Symbolkraft hat. Es darf dann aber eben auch nicht die Menschenmasse von einer Gruppe instrumentalisiert werden, um den Stadioneingang zu stürmen. Und das muss sich wie ein roter Faden durch alle Aktivitäten durchziehen: Auswärts-Choreos ja, Leuchtspuren nein. Engagement in der Vereinspolitik ja, Beleidigungen auf Bannern oder Pöbeln auf der JHV nein. Usw. usw.
So wird dann auch der letzte irgendwann merken, dass Ultras zwar zum Großteil jüngere, wildere, unbequemere Menschen sind, aber dennoch ihren Platz unter den FC-Fans verdient haben. Und wenn sie einmal dieses Image zurückgewinnen konnten, bin ich mir sicher, dass sie Schritt für Schritt immer mehr Blöcke mobilisieren können. Dannf fehlt nur noch eine gewisse infrastrukturelle Unterstützung seitens des Vereins und dann haben wir bald auch wieder richtig gute Stimmung in Müngersdorf.