Sehr geehrter Herr Hoeness, sehr geehrter Herr Rummenigge,
mein verstorbener Vater sagte - das muss so um 1992 gewesen sein - einmal sehr treffend: "Wenn Köln und nicht München Uli Hoeness Ende der 70er an Land gezogen hätte, dann wären wir vorne und nicht die". Seine Wertschätzung Ihrer Person war erheblich, immer wieder strich er auch heraus, daß Sie ein erhebliches soziales Engagement zeigen würden. Und das die besondere Stärke Münchens darin läge, das ganze als quasi Familienbetrieb zu führen. Aber er sagte auch - und das habe ich nicht vergessen: "In diesem Uli Hoeness liegt auch etwas Dunkles und Gefährliches". Er konnte das nicht richtig erklären, aber ich verstand was er meinte. Grundsätzlich waren mein Vater und ich uns über die Bewertung von Uli Hoeness aber einig - hätten wir ihn doch in Köln.
1982 spielte Deutschland bei der Weltmeisterschaft in Spanien. Kapitän der Mannschaft - Karl - Heinz Rummenigge vom FC Bayern München. Und neben seinem Münchener Pendant Paul Breitner unangefochtener Leader der Mann-
schaft. Rummenigge war seinerzeit europäischer "Spieler des Jahres" 80 und 81 und einer der Superstars der Szene. In Spanien verletzte er sich und konnte nicht seine volle Leistungskraft abrufen. Im Endspiel führte er trotzdem die Mannschaft auf das Feld und spielte - es war nicht anders zu erwarten - weit unter Limit. Mit anderen Worten: er schadete der Mannschaft.
1986 - Weltmeisterschaft in Mexiko. Rummenigge immer noch Kapitän, aber wieder zur Unzeit leicht verletzt, nicht fit. Es kam wie es kommen musste - Rummenigge spielte und spielte mal nicht. Und fing an über Pressedrähte
seinen Einsatz zu forcieren und gleichzeitig beklagte er sich über die "Kölner Mafia". Die würden verhindern, daß er - der beste Mann - spielen würde. Ein Riesenblödsinn, Rummenigge war einfach nicht fit. Und wieder schadete
KH Rummenigge der Mannschaft.
Danach stand mein Urteil über ihn fest: Egofratze.
Mehr als 30 Jahre später - KH Rummenigge und Uli Hoeness haben einen bemerkenswerten Auftritt bei einer mittlerweile schon legendären Pressekonferenz an der Säbener Strasse in München. Rummenigge bemüht gar das Grundgesetz und Uli Hoeness wettert gegen die unfairen Mittel der Journalisten. Mittlerweile ist viel Wasser durch die Isar geflossen - seit den 80er Jahren hat sich die Position des deutschen Rekordmeisters beinah Jahr für Jahr komfortabler entwickelt. Die Mannschaft ist Serienmeister, Serienpokalsieger, hat mehrere europäische Titel geholt und ist ein absolutes Schwergewicht unter den Vereinen in Europa. Die Bayern lassen die Muskeln spielen und zeigen nicht nur "Mia san mia", sondern sie zeigen immer und immer wieder wer Koch und Kellner ist in diesem Geschäft. Sie können es sich erlauben, denken sie. Und in solchen Momenten blenden Hoeness und Rummenigge gerne aus, was auch in diesen letzten 30 Jahren passiert ist. Das Uli Hoeness eine Gefängnisstrafe abgesessen hat, weil er Steuern im riesigen Ausmass hinterzogen hat. Das KH Rummenigge eine veritable Geldbusse entrichten musste, weil er Uhren nach Deutschland geschmuggelt hat und sie nicht beim Zoll anmeldete. Das die Herren Hoeness und Rummenigge im Aufsichtsrat der Bayern Leute wie Stadler und Winterkorn versammelt haben, deren juristischer Leumund - um es vorsichtig zu formulieren - angekratzt ist. Uli Hoeness un KH Rummenigge- und das mag angesichts dieser Tatsachen wahrlich verblüffen - fühlen sich unantastbar und über den Dingen schwebend.
Nur so kann man diese PK erklären. Und nur so kann man erklären, was da in München mit dieser Super Liga und ihrer Vorbereitung gelaufen ist(von der jetzt urplötzlich der Herr Rummenigge gar nichts wissen will). Andere sind
Ihnen wahrlich und wahrhaftig SCHEI...EGAL. Das, was zählt ist der FC Bayern München und sonst nichts. Und - das unterstelle ich und glaube nicht falsch dabei zu liegen - (a) das eigene Ego und (b) das eigene Portemonnaie.
Rummenigge und Hoeness kommen aus einer anderen Zeit- sie haben gespielt in den 70ern und 80ern, als der Fussball noch überschaubar war und gemessen an heutigen Standards noch Platz für Sozialromantik(er liess. Sie wissen,
wie es damals war und deswegen nehme ich ihnen den Verrat am Fussball besonders übel - das gilt für Sie, Herr Hoeness genauso wie für Sie, Herr Rummenigge. Sie sind keiner dieser Leute aus Katar, aus den Emiraten, die mit
den alten Werten des alten Fussballeuropas nie etwas zu tun hatten - sie sind durch die Werte des alten Fussballes gross geworden, meine Herren. Und nichtsdestotrotz - um des schnöden Profites willen - schmeissen sie diese Werte weg und der von Ihnen vertretene Verein tut es an vorderster Front. Sie sind Verräter und Totengräber des Fussballes und darüber täuscht auch nicht hinweg, daß Sie - zumeist in grosszügier Pose - behaupten, daß Sie auch
für die Kleinen doch alles herausholen würden.
Die Bayern machen oft den Eindruck: "Was wollt ihr eigentlich? Was wäre denn die Bundesliga ohne die Bayern?!"....Meine Antwort wäre vor dreissig Jahren gewesen: "Viel ärmer und auch und gerade wegen Uli Hoeness". Meine
Antwort heute: "Es würde uns viel besser gehen. Und ausserdem habt ihr Euch doch schon lange gedanklich von der Liga verabschiedet".
Sie, Uli Hoeness, haben seinerzeit - bevor sie in die JVA einrückten - gesagt: "Das war es noch nicht". Und sind zurück gekommen. Besser wäre es gewesen, Sie hätten es nicht getan. Besser für Sie, besser für Bayern München
und allemale besser für den Deutschen Fussball. Es tut mir weh, wie Sie sich entwickelt haben. Ihre persönliche Tragik liegt darin, daß Sie vergessen haben wann man zurück treten muss.
Und Sie, KH Rummenigge - Sie sind das was Sie immer waren: Ein Egoist und kalter Technokrat. Jemand, den emotional nie jemand vermissen wird.
Bayern München ist nicht der Feind. Das Bayern München des Uli Hoeness und des KH Rummenigge ist der Feind.