Hm, ich dachte mit dem Nachtreten wäre es wie mit der Schwangerschaft. schwanger oder nicht schwanger, halb-schwanger gibt's nicht. Ebenso beim Nachtreten, wo schon der Versuch zu ahnden ist. (bzw. Tritt oder Schlag, der auf Gegner, nicht auf Ball gerichtet ist)Jetzt bin ich verwirrt.
Das ist eben die Auslegungsfrage. Der Wortlaut ist wie folgt:
ZitatTätlichkeit
Eine Tätlichkeit liegt vor, wenn ein Spieler ohne Kampf um den Ball übermäßige Härte oder Brutalität gegen einen Gegner, Mitspieler, Teamoffiziellen, Spieloffiziellen, Zuschauer oder eine sonstige Person einsetzt oder einzusetzen versucht. Dies gilt unabhängig davon, ob ein Kontakt erfolgt ist.
Ein Spieler, der ohne Kampf um den Ball einem Gegner oder einer anderen Person absichtlich mit der Hand oder dem Arm an den Kopf oder ins Gesicht schlägt, begeht eine Tätlichkeit, es sei denn, die eingesetzte Kraft war vernachlässigbar.
Der zweite Absatz ist die Verschärfung bezüglich Schlägen ins Gesicht. Für uns kommt also - Tritt gegen den Körper - nur der erste Absatz in Betracht.
Ohne Kampf um den Ball - klar erfüllt.
übermäßige Härte oder Brutalität - die sehe ich halt nicht recht. Indizien hierfür wären Stollen voraus, gestrecktes Bein, empfindliche Stelle (Knie, Wade, Ferse, Magengrube), Ausholbewegung oder eben ein heftiger Treffer. Ich sehe nichts dergleichen. Die Reaktion beider Spieler sagt alles: beide stehen auf und geigen sich kurz die Meinung - die Szene war eigentlich geklärt. Sieht so ein Opfer einer Tätlichkeit aus?
Noch etwas: eine Entscheidung gliedert sich immer auf in "Spielstrafe" und "persönliche Strafe", in diesem Fall "Strafstoß" und "rot". Das ist die härteste Spielstrafe gepaart mit der härtesten persönlichen Strafe, auch salopp als Dreifachbestrafung (zzgl. Sperre) bezeichnet. Dafür muss ich mir (1) 100%ig sicher sein, (2) abwägen, ob es in keinem Fall eine Alternative gibt da ich (3) mit dieser Entscheidung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den Spielausgang maßgeblich beeinflusse.
Ich hätte als Schiri "auf Verdacht" beiden gelb gegeben und Freistoß für den FC. Damit habe ich die obigen Punkte 1-3 abgedeckt: Spiel nicht entschieden, vertretbare Alternative für die Bestrafung gefunden und sichergestellt, dass die verzerrte Wahrnehmung (nur Córdoba tritt) nicht zu einer schwerwiegenden Fehlentscheidung führt.