Wahlergebnisse in Deutschland. Jeweils die Ergebnisse der AfD bei den letzten abgehaltenen Landtagswahlen in alphabetischer Reihenfolge, geordnet nach Ost und West:
Berlin 14,2 %
Brandenburg 23,5 %
Mecklenburg - Vorpommern 20,8 %
Sachsen 27,5 %
Sachsen - Anhalt 24,3 %
Thüringen 23,4 %
Bayern 10,2 %
Rheinland - Pfalz 9,8 %
NRW 7,4 %
Die AfD ist in Ostdeutschland in der Mitte der Gesellschaft angekommen(bitte nicht jetzt das Mitte der Gesellschaft bewusst falsch verstehen) - das ist ein Fakt. In Sachsen gibt es bereits seit Mitte der neunziger Jahre eine
Entwicklung des rechtsgerichteten Phänomens mit der Entwicklung von rechtsgerichteten Hochburgen - da hat noch kein Mensch von der AfD etwas gewusst. Das Niveau für Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland liegt eindeutig
höher als in den Westländern. Bürger aus der ehemaligen DDR hatten kaum Möglichkeiten mit Menschen aus anderen Ländern in Kontakt zu kommen und diese mangelnde Sozialisation ermöglich das Aufkommen und das Vertiefen
von Fremdenfeindlichkeit. Es ist eben so, daß das sich verfestigt, wenn das Andere(das Gefürchtete, das Verfemte) fehlt. In Ostdeutschland sind die Resentiments gegenüber Migranten so hoch wie nirgendwo sonst.
Die neuen Länder - 1990 ohne Demokratieerfahrung, ohne diesbezügliche Sozialisation ins "kalte Wasser" befördert(weil es gar keine Alternative gab) - hatten keinerlei Bindung mehr. Die allmächtige SED verschwand, andere
Parteienbindungen konnten nur langsam aufgebaut werden und wurden schnell auch wieder fallen gelassen(zugunsten der AfD). Gewohnt, daß der Staat in der DDR alles regelte, erfolgte bei Problemen immer wieder schnell der
Ruf nach dem Staat. Und wenn die Hilfe dann ausblieb, waren die Reflexe vorhersehbar. Abkehr vom Staat, Abkehr von den ihn tragenden Parteien, Hin zu der Altpartei(SED/PDS/Linke) und zu der Neupartei, die zumindest
verhiess, daß man den Altparteien die Harke zeigen werde.
Dazu gibt es keine tiefere gesellschaftliche Verankerung in anderen gesellschaftlichen Zirkeln und Vereinen. Die Kirchen spielten in der DDR Systemgemäss eine völlig untergeordnete Rolle und tun sich schwer aufzuholen.
Der ostdeutsche Bürger ist latent unzufrieden mit allem - mit dem Ost/Westgefälle, mit der Entwicklung der Löhne/Renten, mit dem Staat.
Dazu gibt es die fatale Neigung - in allen Parteien und das haben die während der DDR Zeit gelernt - den Parteienwettbewerb(intern und extern) als dauernden Klassenkampf zu begreifen und zu führen.
Mit dem Argument einer anderen wirtschaftlichen Entwicklung kam mit diesem ostdeutschen Phänomen nicht wirklich beikommen. Die Arbeitslosigkeit in Thüringen liegt bei 5,7 %, die in Sachsen bei 5,6 % und die im Lande
NRW bei 6,8 %.
Ich werde nicht eine Stimme AfD in Westdeutschland gut reden(jede Stimme ist eine Stimme zu viel). Aber dieses Land hat - im obigen Sinne - ganz eindeutig ein ostdeutsches Problem.