Der Politik-Thread

  • Es besteht ein deutliches Ungleichgewicht in diesem Land zwischen Beamten und "Normalos"....Solidargemeinschaft?! Nicht bei den Beamten.

    Ich bin Beamter - Ich wäre sowohl bei der Rente als auch bei der Krankenversicherung dafür, dass man die Spielregeln ändert. Bei der KV kann es ja auch nicht sein, dass mir als Beamter 50% der privaten KV bezahlt werden, ich aber nichts davon habe, in die gesetzliche Versicherung zu gehen. Das ist auch eine versteckte Subvention für private Krankenkassen auf Kosten des restlichen Systems. Es bräuchte dann aber natürlich gewisse Übergangsregelungen, die auch nicht unbedingt billiger werden - Man kann die Rentenregel nicht bei einem 62 jährigen Beamten von heute auf morgen ändern. Umso wichtiger wäre es gewesen, das Thema schon vor 20 Jahren anzugehen.


    Den Parteien an der Macht kann man da aber höchstens vorwerfen, dass sie ihr Programm nicht umsetzen (weil die FDP dort blockiert) - Grüne und SPD sind ja für eine Bürgerversicherung. CDU und FDP sind dagegen, mit ihnen wird sich in dieser Hinsicht nichts ändern.

  • Das Thema hätte man schon vor 40 Jahren angehen müssen, da war schon klar, dass wir in ein demographisches Ungleichgewicht laufen und damals hätte man das noch gut anders aufsetzen können. Leider war ab 1982 ein Polit-Clown namens Blüm für diesen Bereich zuständig, der genau nichts gemacht hat, ganz im Gegenteil, er hat auch noch die Pflege auf Umlage finanziert.

    lass doch die Morgensonne endlich untergehn...

  • ... Die Durchschnittsrente beträgt 1.550 EURO nach 45 Versicherungsjahren. Ein durchschnittlicher Pensionär liegt bei 3.227 EURO per Monat. Der blanke Vergleich macht einen schon schaudern ...

    Vorweg ich bin kein Beamter, habe auch keine Beamte in der näheren Verwandschaft. Und genau einen Freund der Beamter ist.

    Aber als Controller und Kalkulator weiß ich das die blanke Zahl einen nicht erschaudern lassen muss und isoliert ohne Zusatzinfo keine wirkliche Aussagekraft hat.

    Einer der Gründe für den Unterschied: Es gibt keine Beamte mehr bei Post, Bahn und im niedrig bezahlten öffentlichen Sektor. An all diesen Orten wurde der Beamtenstatus abgeschafft und neue Stellen wurden ausschließlich mit Angestellten besetzt. Ansonsten wäre ein Lokführerstreik ein laues Lüftchen im Wind.

    Ich bin Jahrgang 1971 und ob bei Post, Bahn oder der Telekom. Das sind die letzten Jahrgänge wo man dort mit der Lupe noch ein paar vereinzelte Beamte trifft. Alles was danach kommt zahlt in alle Sozialsysteme ein.


    Man hat schon vor langer Zeit Beamte nur noch für hoheitliche Aufgaben und im Lehramt eingestellt. Wobei es auch angestellte Lehrer gibt. In Sachsen und Sachsen-Anhalt z.B. ist der größte Teil der Lehrer angestellt. Diese hoheitlichen Aufgaben und Stellen werden gerade im Justiz- Finanzwesen etc. zum Großteil mit Hochschulabsolventen besetzt.


    In der Durchschnittsrente finden soll also auch all die Tätigkeiten wieder, die man mit Mindestlohn oder knapp darüber vergütet. Mancher würde sagen abspeist.

    Des weiteren finden sich in der Rente einige Leute wieder, die nur wenige Jahre eingezahlt haben. Die Beamten dürften in der Regel so lange arbeiten bis die höchste Pensionsstufe erreicht ist, so lange es denn die Gesundheit zulässt. Also in der Regel bis 60. Denn lässt es die Gesundheit nicht zu, müssen sie Abschläge hin nehmen.

    Das eine Durchschnittspension meilenweit über der Durchschnittsrente liegt sollte einen also nicht verwundern oder erschaudern lassen, sondern erst mal zu einer weiteren Analyse Anlass bieten.

    "I cant afford an actual signature"

  • Ich hätte mir zur Demo in Kölle gestern übrigens Grüße oder Teilnahme vom FC gewünscht. Auch ein Aufruf unserer Ultras wäre schön gewesen (kann aber sein, dass ich den verpasst habe) gegen diesen Gegner heißt es zusammenstehen mit allen verfügbaren Kräften.

    La Kölsche Vita Magica.

  • @Blauer Bock...Zunächst einmal bleibt fix, daß der Staat bereits heute 80 Milliarden Pensionen zahlen muss. Und es werden nach den neuesten Berechnungen im Jahr 2030 90,7 Millionen sein. Die Anzahl der Beamten ist seit dem Jahr 2000 im übrigen mitnichten gesunken. Seinerzeit hatten wir ca. 1,684 Millionen Beamte und Beamtinnen und heute sind es 1.748 Millionen. Den von dir skizzierten Rückgang kann ich da beim besten Willen nicht erkennen. Ja, natürlich wird die Durchschnittsrente beeinflusst von Tätigkeiten, die schlecht vergütet sind. Die machen es niedriger, ganz klar. Ich habe gerade eben - weil mich das aus gegebenem Anlass eben interessiert hat - mit einem Angestellten in unserem Unternehmen gesprochen(geht nächstes Jahr in die Rente). Hat dann 46 Jahre gearbeitet, also volles Rohr eingezahlt. Hat in seinem Leben nach eigener Aussage passabel verdient. Seine Erwartung liegt bei 2.550 Rente. OK - ich finde, daß das relativ weit weg ist von einer durchschnittlichen Beamtenpension(ca. 3.250). Und bitte, wir sprechen hier nur von der durchschnittlichen Pension.


    Wenn es so weiter geht, dann muss der Staat einen immer höheren Anteil seiner Einnahmen aufwenden, um die Altersversorgung seiner Beamten zu gewährleisten. Geld, was an anderer Stelle natürlich fehlt. Eine vernünftige Lastenverteilung - auch innerhalb von Generationen - kann ich nicht mehr erkennen. Was ich aber erkennen kann, ist die kategorische Ausblendung dieses Problemes durch den Deutschen Beamtenbund.

    Lettore silenzioso

  • @Blauer Bock...Zunächst einmal bleibt fix, daß der Staat bereits heute 80 Milliarden Pensionen zahlen muss. Und es werden nach den neuesten Berechnungen im Jahr 2030 90,7 Millionen sein. Die Anzahl der Beamten ist seit dem Jahr 2000 im übrigen mitnichten gesunken. Seinerzeit hatten wir ca. 1,684 Millionen Beamte und Beamtinnen und heute sind es 1.748 Millionen. Den von dir skizzierten Rückgang kann ich da beim besten Willen nicht erkennen. Ja, natürlich wird die Durchschnittsrente beeinflusst von Tätigkeiten, die schlecht vergütet sind. Die machen es niedriger, ganz klar. Ich habe gerade eben - weil mich das aus gegebenem Anlass eben interessiert hat - mit einem Angestellten in unserem Unternehmen gesprochen(geht nächstes Jahr in die Rente). Hat dann 46 Jahre gearbeitet, also volles Rohr eingezahlt. Hat in seinem Leben nach eigener Aussage passabel verdient. Seine Erwartung liegt bei 2.550 Rente. OK - ich finde, daß das relativ weit weg ist von einer durchschnittlichen Beamtenpension(ca. 3.250). Und bitte, wir sprechen hier nur von der durchschnittlichen Pension.


    Wenn es so weiter geht, dann muss der Staat einen immer höheren Anteil seiner Einnahmen aufwenden, um die Altersversorgung seiner Beamten zu gewährleisten. Geld, was an anderer Stelle natürlich fehlt. Eine vernünftige Lastenverteilung - auch innerhalb von Generationen - kann ich nicht mehr erkennen. Was ich aber erkennen kann, ist die kategorische Ausblendung dieses Problemes durch den Deutschen Beamtenbund.

    Eine letzte Anmerkung von mir. Ich habe keinen Rückgang der versorgungsberechtigten Beamten in Summe aufgezeigt. Steht da mit keinem Wort.

    Ich habe aufgezeigt, dass die niedrige bezahlten Tätigkeiten mittlerweile komplett aus der Verbeamtung heraus genommen wurden. Und dies natürlich auch die Durchschnittspension steigen lässt. Ganz im Gegenteil zur Durchschnittsrente wo auch immer mehr Niedriglohnjobs geschaffen wurden.

    Du gehst überhaupt nicht auf meinen Einwand der schlechten Vergleichbarkeit Deiner Zahlen ein. Du gehst noch weiter und skizzierst etwas, was ich nie geschrieben habe, um darauf aufbauend ein Zahlenwerk runter zu rattern, was deine Argumentationskette unterstützen soll. Bezug nehmen auf einen Diskussion die ich nie geführt habe. Ich habe nie über die Belastung und Entwicklung des Staates durch Pensionen gesprochen.


    Das ist keine Diskussion, das ist ein unentwegtes Hochhalten von geflochtenen Argumentationsketten mit einem Ziel: Recht behalten, die vorgefertigte Sichtweise durchsetzen. Zahlen dienen nur dazu das ganze fundiert aussehen zu lassen. Da ist nichts von Abwägen von Nachdenken über die Argumente des anderen, da geht es nur um Abschmettern.


    Das zieht sich hier durch den Politik-Thread wie ein roter Faden. Und dafür ist mir meine Zeit zu Schade und von meiner Seite aus alles gesagt.

    "I cant afford an actual signature"

  • Blauer Bock - im Gegensatz zu dem was mir hier unterstellst: es geht mir nicht darum, Recht zu behalten und eine vorgefertigte Sichtweise durch setzen. Aber die Zahlen habe ich nicht gemacht. Die sind jedem zugänglich. Und was ich sehr gerne beim Fussball immer sage: die Tabelle, die lügt nicht. Jedenfalls nicht nach der Saison. Und alle diese Zahlen sind "nach der Saison".


    Was mich umtreibt ist keineswegs "Recht zu behalten". Ich habe die "Tabelle" genommen und mich treiben zwei Dinge um (A) Ich sehe hier eine ganz klare Gerechtigkeitslücke. Wie kann es sein, daß ein - nach eigenem Empfinden - passabel verdienender Angestellter mit 2.550 EIRO Rente nach Hause geschickt wird und die durchschnittliche Pension bei 3.250 EURO liegt?! Sprechen wir hier von Termini wie "gerecht" und "angemessen" ?! und (B) Wenn es so ist - und es ist wohl so nach fundierten Hochrechnungen - das die Belastung des Staates durch die Pensionen steigen wird, wie soll das denn bitte weiter gehen?! Die Gerechtigkeitslücke kann dann - Stand heute - doch nur weiter klaffen. Die Ampelregierung hat sich übrigens im Koalitionsvertrag verpflichtet, die Alterssicherung zu modernisieren. Von den Beamtenpensionen ist indes nicht die Rede. Und im übrigen ist die These, daß Beamte schlechter verdienen würden als normale Angestellte, längst widerlegt. Staatsdiener erwerben nach bereits fünf Jahren Tätigkeit eine Mindestpension von 1.860 EURO. Mindestens, bitte.


    Also, es geht nicht um das Recht behalten. Es geht mal darum, eine Gerechtigkeitsdiskussion in dieser Frage zu führen. Um Fairness. Und das bestehende System ist nicht fair. Und gerecht schon gar nicht.

    Lettore silenzioso

  • Zum Zahlenwerk: https://www.ruhr24.de/service/…rutto-hoehe-92526452.html


    Es gibt da ein paar Faktoren, weshalb man nicht einfach die beiden Zahlen gegeneinanderstellen sollte.

    Gut. Relativierende Faktoren, völlig richtig. Können wir überzeugt davon sein, daß das reicht um eine Gerechtigkeitsdiskussion erst gar nicht führen zu müssen(weil sie obsolet ist)?! ....Können wir davon ausgehen, daß das bestehende Alimentierungssystem die Kassen des Staates nicht über Gebühr belastet?!

    Lettore silenzioso

  • Gut. Relativierende Faktoren, völlig richtig. Können wir überzeugt davon sein, daß das reicht um eine Gerechtigkeitsdiskussion erst gar nicht führen zu müssen(weil sie obsolet ist)?! ....Können wir davon ausgehen, daß das bestehende Alimentierungssystem die Kassen des Staates nicht über Gebühr belastet?!

    Ich habe ja schon meinen Kommentar dazu geschrieben - Ich glaube nicht dass wir generell so weit auseinanderliegen.


    Aber trotzdem halte ich es für schwierig, wenn man zwei Zahlen als Diskussionsgrundlage nimmt, die man so nicht direkt miteinander vergleichen kann.

  • Ich habe ja schon meinen Kommentar dazu geschrieben - Ich glaube nicht dass wir generell so weit auseinanderliegen.


    Aber trotzdem halte ich es für schwierig, wenn man zwei Zahlen als Diskussionsgrundlage nimmt, die man so nicht direkt miteinander vergleichen kann.

    Mal an Dich als Beamten eine Frage. Wir als Angestellte haben im Krankheitsfall 6 Wochen Lohnfortzahlung. Wie lange darf der Beamte krank sein bevor es Krankengeld gibt? Oder gibt es das überhaupt?

  • Mal an Dich als Beamten eine Frage. Wir als Angestellte haben im Krankheitsfall 6 Wochen Lohnfortzahlung. Wie lange darf der Beamte krank sein bevor es Krankengeld gibt? Oder gibt es das überhaupt?

    Ein Beamter erhält im Krankheitsfall seine vollen Bezüge theoretisch unbegrenzt. Allerdings obliegt es natürlich seinem Dienstherren diesen zum Amtsarzt zu schicken und seinen Zustand überprüfen zu lassen.

  • Mal an Dich als Beamten eine Frage. Wir als Angestellte haben im Krankheitsfall 6 Wochen Lohnfortzahlung. Wie lange darf der Beamte krank sein bevor es Krankengeld gibt? Oder gibt es das überhaupt?

    Ein ehemaliger Kollege (mittlerweile frühpensioniert) war 22/23 fast anderthalb Jahre im Krankenschein... bei vollem Gehalt !

  • Zum Anderen gibt es den Ansatz kinderlosen Mitbürgern einen höheren Rentensatz zuzumuten, quasi als zu den Erziehungskosten der Bürger mit Kindern.

    Ausgeschlossen wären die Bürger, die keine Kinder bekommen können. (Mehr bekomme ich von diesem Ansatz nicht mehr zusammen. Habe das vor Ewigkeiten im Studium mal gehört)

    Werden Kinderlose dann auch bei den Steuern entlastet? Bei denen spart man Kita, Kindergeld, Elterngeld, Schulausbildung, Bafög etc......

    Ein Leben ohne :FC: ist möglich, aber sinnlos!!

  • Werden Kinderlose dann auch bei den Steuern entlastet? Bei denen spart man Kita, Kindergeld, Elterngeld, Schulausbildung, Bafög etc......

    Mir ist keine "Strafsteuer" bekannt, wenn man keine Kinder hat - inwiefern sollte es da eine Entlastung geben?

    Alles das, was du aufzählst, dient der Entlastung der Eltern bei den Kosten für die Kinder ... die du natürlich ohne Kinder nicht bekommst. Du musst ja auch keine Kita bezahlen, Klamotten und Essen kaufen, eine größere Wohnung (oder Haus) haben usw. Dafür arbeiten diese Kinder später dann auch, u.a. damit die Personen ohne Kinder es gut haben ...

  • @MattEagle....Beamte sind Menschen. So wie andere Menschen eben auch. Es hat sich in den letzten 30 Jahren zunehmend ein finanzieller Dissens zwischen den Renten und den Pensionen entwickelt. Die Durchschnittsrente beträgt 1.550 EURO nach 45 Versicherungsjahren. Ein durchschnittlicher Pensionär liegt bei 3.227 EURO per Monat. Der blanke Vergleich macht einen schon schaudern. Beamte geniessen - ungeachtet der Pensionsfrage - erhebliche Vorteile. Der Job ist sicher, das Gehalt ist gut und - ja - Vater Staat zahlt sogar für Beamtenkinder mehr. Nicht zu vergessen der Anspruch auf Beihilfe durch den Dienstherrn bei der Krankenversicherung und damit ist die Private Krankenversicherung deutlich attraktiver für Beamte.


    Es besteht ein deutliches Ungleichgewicht in diesem Land zwischen Beamten und "Normalos"....Solidargemeinschaft?! Nicht bei den Beamten.

    Listlos da ich selbst Beamter bin, bin ich evtl etwas befangen, aber ich versuche trotzdem eine andere Sichtweise ins Spiel zu bringen.


    Das Beamtenverhältnis hat sicherlich auch Vorteile wir der sichere Arbeitsplatz und die höhere Pension im Ruhestand.


    Da ich jahrelang fürs Personal zuständig gewesen bin, habe ich einige Vorstellungsgespräche hinter mir. Das waren Stellen als Angestellte und Stellen als Beamter.


    Mit dem Gehalt konnte man bei den Angestellten nie punkten. Hier wurde man fast ausgelacht, wenn man den Verdienst genannt hat. Da waren große Unterschiede zur freien Wirtschaft. Bei den Angestellten konnte man noch (etwas) Punkten mit 13 Monatsgehalt und Leistungszulage. lAs Beamter bekommst du kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Weiter bist du in Ba Wü bei 41 h die Woche. Je nach Branche in der freien Wirtschaft hast du 35 bis 37 h.


    Wenn man bestimmte Branchen in der Vergangenheit nimmt, hast du Sonderzahlungen in Höhe von mehreren 1000 Euros gehabt. Ebenso oft ein wesentlich höheres Einstiegsgehalt.


    Im Bereich der Verwaltung hast du im gehobenen Dienst nach dem Studium in A9 angefangen zu meiner Zeit waren das ca. 2.700 Euro Brutto. (Wenn ich mich recht erinnere lagen Bekannte, welche eine kaufmännische Ausbildung hatten, mit allen zusätzlichen Zahlungen genauso hoch wie ich). Aktuell steigt man mit ca. 3.200 Euro ein. Da sind die Einstiegsgehälter in der freien Wirtschaft nach einem Studium sicherlich höher.


    Das die Pension höher ist, als die Rente, steht außer Frage. Aber ich finde man muss in diesen Berechnungen auch Berücksichtigen wie viel Geld vorher geflossen ist.


    Die Abschlüsse im öffentlichen Dienst über die Erhöhungen der Löhne werden meist versetzt an die Beamten weitergegeben. je nach Besoldungsgruppe dauert dies sehr lange. In der freien Wirtschaft wird da sicher öfters verhandelt und angepasst.


    Sicherer Arbeitsplatz den hast du als Beamter. Aber je länger das Arbeitsverhältnis beim Arbeitgeber besteht, desto schwieriger oder teurer ist eine Kündigung. Bei meinen Erfahrungen bei den Vorstellungsgesprächen hat dieses Argument nicht mehr viel gezogen. Wenn du heute gut qualifiziert und etwas flexibel bist, kannst du dir den Arbeitgeber auswählen.


    Wenn die Beamten so viele Vorteile haben, stellt sich doch die Frage, warum wechseln so viele in die freie Wirtschaft?

  • totti1604 - Danke für Deine Erläuterungen(ich komme Morgen oder Freitag länger darauf zurück). Bei einer Sache musste ich gerade lachen. "Wenn die Beamten so viele Vorteile haben, stellt sich doch die Frage, warum wechseln so viele in die freie Wirtschaft?!"


    Wir haben letztes Quartal einen Niederlassungsleiter "verloren". 35 Jahre, hatte bis zu seiner Kündigung eine ganz gute Figur gemacht. Bei Niederlassungsleitern, die bei uns ein gute Figur machen, sind die weiteren Perspektiven ganz ok. Will heissen: die können schon noch Karriere machen. So ein Niederlassungsleiter verdient bei uns bei seiner Ausbildung(Betriebswirt) und seinem Alter so um die 72.000 EURO. Plus Auto und ein paar andere Annehmlichkeiten.


    Ich habe ihn dann mal gefragt, wohin er geht. Verwaltung, öffentlicher Dienst. Also, für Erdnüsse ist der nicht gewechselt. Will heissen, es geht offensichtlich auch anders herum.

    Lettore silenzioso

  • Listlos danke für dein kurzes Feedback.


    Bin gespannt auf deine längere Antwort.


    Ich musste auch lachen, dass du gleich ein Gegenbeispiel hast. Gibt es sicherlich in beide Richtungen.

    Wie viele Stunden pro Woche arbeitet ein Niederlassungsleiter bei euch?


    Da wir hier bei uns in der Region viele Weltmarktführer haben, ist es bei mir evtl nochmals anders.

  • Mit dem Gehalt konnte man bei den Angestellten nie punkten. Hier wurde man fast ausgelacht, wenn man den Verdienst genannt hat. Da waren große Unterschiede zur freien Wirtschaft. Bei den Angestellten konnte man noch (etwas) Punkten mit 13 Monatsgehalt und Leistungszulage. lAs Beamter bekommst du kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Weiter bist du in Ba Wü bei 41 h die Woche. Je nach Branche in der freien Wirtschaft hast du 35 bis 37 h.

    Das hängt sicher auch von der konkreten Situation ab: Der Lehrer für Deutsch und Geschichte hat genau eine Möglichkeit mit seiner Ausbildung Geld zu verdienen und da gibt es keinen besseren Weg als Beamter zu werden.


    Ich bin im Bereich Informatik und da verdient man in der freien Wirtschaft mit Sicherheit deutlich besser, das doppelte von dem was man beim Staat als Lehrer oder in der Verwaltung verdienen kann, ist locker möglich, oft sogar noch mehr - Es ist geradezu grotesk, wie schlecht Informatiker vom Staat bezahlt werden - Kein Wunder, dass die guten Leute woanders hingehen - Das ich mich für den Beamtenweg entschieden habe ist in meinem Fall zwar gut bezahlt, aber trotzdem auch ein stückweit Idealismus, wenn ich die Alternative betrachte.


    Wenn wir nur über die Höhe der Bezüge und auch der Pension von Beamten reden, dann muss man hier also sehr differenzieren.


    Tatsächlich sieht man die Vorteile vom Beamtentum ja derzeit auch regelmäßig: Dadurch, dass Beamte kein Streikrecht haben, läuft der Laden dort immer zuverlässig. Bei der Bahn wäre das wünschenswert. Man stelle sich den Aufschrei vor, wenn die Lehrer, Polizisten, Richter. hier anfangen würden zu streiken - im Ausland mussten da z.B. schon Schuljahre wiederholt werden. Und ohne Beamtentum hätten wir heute vermutlich noch einen viel größeren Lehrermangel, als wir ihn sowieso schon haben, der Staat und die Allgemeinheit hat auch etwas von dem Beamtenverhältnis und für den Staat ist das auf dem Arbeitsmarkt ein wichtiges Argument um personalpolitisch auch steuern zu können. Ein Lehrerverband hat letztens vor dem EuGh geklagt um das Streikreicht für Beamte zu erklagen und ist gescheitert und ich finde das ist auch gut so.


    Was aber ein Problem ist, ist das wohlhabende Berufsgruppen -das sind ja nicht nur Beamte- aus dem staatlichen KV/Pflege-Versicherungswesen herausgehen und das dies bei Beamten sogar noch subventioniert wird. Hier müsste man meiner Meinung nach anders steuern.