Hier konnte 4 Jahre lang in Ruhe gearbeitet werden, weil keiner abgehoben ist und beispielsweise lieber nach China oder einem neuen Stadion guckte. Der FC hatte bis zum Sommer eben moralisch viele überholt. Deswegen ist das Echo jetzt so hart, weil es eben ein kompletter Rückschritt ist. Moralisch, aber auch im vorausschauenden Handeln der dafür zuständigen Personen.
Das ganze Hickhack ist aber doch erst entstanden aus Gründen, für die der Vorstand nichts kann. Nicht der Vorstand hat über mehrere Transferperioden Mist eingekauft und bestehende Lücken im Kader offen gelassen; nicht der Vorstand hat die beleidigte Leberwurst gegeben und die Brocken hingeworfen, sondern Herr Schmadtke, der damit erst recht für Chaos mittels Machtvakuum gesorgt und den Rest des Clubs in die totale Verunsicherung getrieben hat; nicht der Vorstand hat sich öffentlich hinter den Trainer gestellt und hinterrücks seine Entlassung vorangetrieben, das war, wie's ausschaut, ebenfalls Schmadtke; und nicht der Vorstand hat jemand anderem im Club die Pistole auf die Brust gedrückt und eine Entscheidung in der Trainerfrage gefordert, das war Stöger.
Für all das haben sich die moralischen Kommentatoren aus dem deutschen Blätterwald zumeist nicht interessiert, selbst der Tabellenstand und der absurde Abstand zum Rest der Liga scheinen die nicht zu tangieren. Sie schwafeln teilweise was vom "Freiburger Modell", übersehen dabei aber drei Dinge: Freiburg stand zu keinem Zeitpunkt seiner Erstligazugehörigkeit als Konkurrent von Tasmania Berlin in Negativrekorden zur Verfügung; auch im Breisgau war das Festhalten am Trainer hoch umstritten; und last but not least backt man in Freiburg aufgrund der schlechteren Kassenlage und der deutlich geringeren Fanbasis kleinere Brötchen, was die Erwartungen an die Erstligazugehörigkeit anbelangt. Hier in Kölle hingegen ist der Spruch "Mit XY in die Zweite Liga" so gut wie niemandem zu verkaufen, schon gar nicht nach der Erfolgsgeschichte und Konsolidierung der letzten Jahre.
Ebenso wird ignoriert, dass der FC mit der Trennung von Stöger mit Sicherheit nicht in die Top Ten der widerlichsten Trainerentlassungen gehört. Stöger hat die Entscheidung selber forciert, und als es so weit war, hat man sich angeblich über zweieinhalb Stunden zusammengesetzt, wo anderswo Trainer von ihrer Entlassung aus der Presse erfuhren.
Wer all das als empörter Journalist ignoriert, um sich moralisch die Kante zu geben, wirkt auf mich bestenfalls schlecht informiert, im schlimmsten Fall scheinheilig.